Beizentour durch Wädenswil

Quelle: Gewerbezeitung Wädenswil, Mittwoch, 30. Januar 2013 von Peter Ziegler, Fotos (heute): Mirjam Fretz

Bei einer Umfrage einer früheren HGV-Ausgabe, haben wir herausgehört, dass sich viele Wädenswilerinnen und Wädenswiler wünschten, das Stadtzentrum wäre lebendiger mit gemütlichen Cafés, die zum Verweilen einladen.
Mohammad Reza Pahlavi, der Schah von Persien besucht die Eichmühle.

Eder‘s Eichmühle, Januar 2013.
Wenn man diese Bilder sieht, könnte man annehmen, dass das Bedürfnis nach Cafés und Restaurants in Wädenswil abgenommen hat. Einige Beizen wurden umgebaut und durch andere Läden ersetzt. Von den abgebildeten Restaurants ist nur noch Eder‘s Eichmühle in Betrieb!
Wirtschaft zum Ochsen, Kreuzung Lindenstrasse / Zugerstrasse.

Buchparadies, Kreuzung Lindenstrasse / Zugerstrasse, Januar 2013.

Was ist heute anders?

Die gesellschaftliche Veränderung ist sicher der gewichtigste Grund. Alles ist schnelllebiger. Wir haben heute keine Zeit oder wir nehmen uns keine Zeit. Ernährung ist zur Nebensachen geworden. Viele Gastronomen kämpfen ums Überleben, andere feiern mit neuen Foodkonzepten riesige Erfolge. In den guten 60ern kannte man «Fastfood» noch nicht. Heute gibt es bereits Gegenbewegungen mit «Slowfood». Biologische Produkte können sich nicht alle leisten. Gesundheit kostet heute richtig viel Geld.
Früher waren die Restaurants vermehrt gesellschaftliche Treffpunkte, heute hat das Smartphone Vorrang. Oft sitzt Mann oder Frau alleine an einem Tisch und führt einen Dialog mit dem Handy.
Werden wir in 20 Jahren die Sprache verlieren und mittels Eyeviewscanner kommunizieren? Ach wie schön waren die alten Zeiten, wo man am Stammtisch noch mit gutem Gefühl ein Wädenswiler Bier trinken konnte, wo sich im Aschenbecher die Zigaretten-Kippen häuften.
Gasthof Hirschen, Hirschenplatz, 1938.

UBS-Gebäude, Januar 2013.
Die Mode macht es uns vor. Alles kommt mal wieder in Mode. Vielleicht passiert das auch bei den guten alten Beizen. In Wädenswil hat es bereits wieder zwei Raucherbars. Ob sie mit diesem Konzept erfolgreich wirtschaften ist zweifelhaft, oder sind sie die grossen Vordenker?
Die Gastronomie ist etwas vom spannendsten und schönsten. Sie beinhaltet viel soziale und wirtschaftliche Komponenten. Wädenswil braucht weitere gute Ausgehmöglichkeiten. Es muss nicht unbedingt ein Leuchtturm sein! Aktuellstes Bespiel ist sicher das legendäre Café Homberger, welches Jahrzehnte zum Wädenswiler Dorfleben gehörte. Im Sommer konnte man im wunderbaren Gärtli im Schatten verweilen und eine Erfrischung geniessen. Man traf sich nach dem Einkauf zu Kaffee und Kuchen. Das gehört nun der Vergangenheit an. Leider!

Cafe Homberger, Februar 1956.

Pierre Coiffeur, Mc Optik, Claro Weltladen, Januar 2013.




Peter Ziegler