Handwerk und Gewerbe in Flur-, Strassen- und Hausnamen

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 1976 von Peter Ziegler

Eine Reihe von Flurbezeichnungen sowie verschiedene Namen von Strassen, Plätzen oder Gebäuden weisen in Wädenswil auf altes Gewerbe und zum Teil längst ausgestorbene Berufe hin. Manche dieser Benennungen kommen schon in den Kirchen-, Jahrzeit- und Frühmessurbarien von 1555 vor, welche ausgezeichnete Quellen für die Orts- und Flurnamenforschung darstellen. Dennoch lässt sich nicht in jedem Falle klären, wann ein Name entstanden ist, denn einige Bezeichnungen reichen auch in Wädenswil vor die Mitte des 16. Jahrhunderts zurück. So etwa die

Sennweid

Ihr Name erinnert an den Senntenbetrieb der Burg Wädenswil. Der Senn und sein Handbube finden schon 1524 urkundliche Erwähnung. Durch den Verkauf der Johanniterherrschaft Wädenswil an Zürich kam die Sennweid im Jahre 1549 ebenfalls in städtischen Besitz und wurde Teil der neu gebildeten Landvogtei Wädenswil. Eine Beschreibung des Landvogteischlosses Wädenswil aus den 1670er Jahren erwähnt unter den Schlossgütern auch die Sennweid mit zugehöriger Scheune. Die alten Rechtsverhältnisse erloschen erst um 1800, das heisst mit der Aufhebung der Landvogtei Wädenswil. Der Name

Kalchtaren,

seit 1483 nachweisbar, erinnert daran, dass man im Spätmittelalter in dieser Gegend Kalk getrocknet, eventuell in Kalköfen gebrannt hat. Der gleiche Name ist auch in der Gemeinde Schönenberg überliefert. Die Deutung einer dritten Flurbezeichnung, der 1555 erwähnten «Kalchoffenweid» beim Burstel, ist umstritten. Neben der Erklärung «Kalkofen, Kalkbrennerei» käme auch die Deutung «Kelhofweid» in Frage. Ebenfalls im Jahre 1555 liest man nämlich auch von der «Weid genannt der Kellofenn». Und da der heutige Flurname Burstel noch 1318 «ze Burgstal» hiess, wäre ein weiterer Hinweis auf grundherrliche Beamte den im Kelnhof hausenden Keller –in jener Gegend ebenfalls denkbar wie eine Ableitung von Kalkofen. Auch der Flurname

Küfer

im Wädenswiler Berg reicht ins 15. Jahrhundert zurück. Da in der Bergwacht schon 1461 ein Hans Küfer wohnte, ist es wahrscheinlich, dass der Flurname – wie der Familienname – von einem Besitzer abgeleitet ist, welcher das Küferhandwerk betrieb. 1646 gehörte das Heimwesen einem Hans Höhn, «Küfers Sohn». Ähnlich wie beim Küfer liegen die Verhältnisse beim Flurnamen

Spengler

südwestlich des heutigen Glärnischschulhauses. Auch hier dürfte die Beschäftigung eines Besitzers − spätestens 1646 − auf die Liegenschaft und ihre nächste Umgebung übertragen worden sein. Der Flurname

Stampf

westlich des Glärnischschulhauses erinnert an eine ehemalige Rindenstampfe, welche vom Wasser des Krähbachs getrieben wurde. Schon 1662 ist ein solches Werk bezeugt, Eigentum des Gerbers Hans Schnyder. 1841 besass Gerber Hauser die «Lohmühle mit Stampf und Hammer» am Krähbach. Mit der Stilllegung des Gerbebetriebes um 1870 dürfte auch die Stampfe eingegangen sein. Sägerei, Mühle, Schmiede und Gerbe waren Betriebe, die für das Bauerndorf Wädenswil grosse Bedeutung hatten. Es erstaunt daher nicht, dass die Quellen über diese Namen reichglicher fliessen. Der Flurname

Sagenrain

weist auf die am Unterlauf des Krähbachs gelegene Dorfsäge hin. Ihre Geschichte ist seit dem Jahre 1671 klar fassbar. Damals verkaufte Heinrich Schnyder «bey der Sagen usserthalb dem Dorff Wedenschwyl» dem Giessenmüller Hans Eschmann folgenden Besitz: ein Haus mit Hofstatt, Garten, Reblauben, Weide und Matte, ferner ein Saghaus mit Wassersäge, Reibe und Zubehör und den ob der Sägerei gelegenen Weiher, der das Wasser des Krähbachs speicherte. Der Verkäufer sicherte sich noch für zwei Jahre das unentgeltliche Wohnrecht in der Säge, ausserdem räumte er sich das Recht ein, die noch ungefähr hundert Baumstämme, welche teils bei der Sägerei, teils in Rapperswil lagen, zersägen zu dürfen. Ums Jahr 1765 gehörte die Sägerei am Krähbach dem Jakob Gattiker. Die Liegenschaft «bey der Sagen» bestand damals aus einem Haus mit einem Stall und dem Schopf daran, aus einem Haus mit der Schiffhütte darunter (heutiges Haus Seestrasse 150) sowie aus der Sägerei mit Zubehör. 1768 wurden die Grenzen des Sägereiheimwesens enger gezogen. Die Brüder Rudolf, Johannes, Jakob und Heinrich Gattiker verkauften damals dem Chirurgen Hans Conrad Hauser das Haus mit Stall und Schopf und dem Garten. Um späteren Meinungsverschiedenheiten vorzubeugen, liess man eine Reihe von Servituten zu Protokoll geben. So musste Chirurg Hauser den Sägereibesitzern gestatten, an seinem Hause vorbei Trämel vom See zur Säge und von der Säge zum See zu führen, wie sie dies von altersher gewohnt waren. Und der Sodbrunnen vor dem verkauften Haus, so wurde weiter vereinbart, sollte den Familien Gattiker und Hauser gemeinsam gehören. Seit den 1780er oder 1790er Jahren erscheint auch die Behausung mit der Schiffhütte als selbständige Liegenschaft. Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts heisst sie «Schiffhütte», nachher «Zum Seegarten». Als Heinrich Pfister 1898 die Säge am Unterlauf des Krähbachs übernahm, bestand das ehemals weitläufige Heimwesen nur noch aus einem Sägereigebäude mit Wohnungen und vier Anbauten und aus dem Sägeweiher mit den ihn umgebenden Mattenstücken und dem Sägeplatz. Im Zusammenhang mit der Korrektion des Krähbachs wurde die alte Dorfsäge (Standort: beim heutigen Westtrakt der «RW-Reinigung Wädenswil» zwischen Hoffnungsweg und Seestrasse) im Jahre 1905 abgebrochen.
Zum Dorfgebiet von Wädenswil wurden zwei Mühlen gerechnet: die Eichmühle und die Giessenmühle. Beide Betriebe sind längst stillgelegt, doch stehen die Mühlegebäude noch und erinnern mit ihren Namen an vergangene Zeiten.
Es ist sicher, dass das Gebiet der heutigen

Eichmühle

Früher Lutringen geheissen hat. 1568 ist nämlich die alte und die neue Bezeichnung gleichzeitig überliefert, indem von Hans Diezinger, dem Müller zu Lutringen unter den Eichen, die Rede ist. Der gegenüber der Burg Wädenswil gelegene Hof Lutringen war ursprünglich Eigengut der Freiherren von Wädenswil und wird als solches 1270 erstmals bezeugt. Wann auf Lutringen eine Mühle eingerichtet worden ist, entzieht sich unserer Kenntnis. Ein Jakob Müller unter den Eichen wird 1551 bezeugt. 1568 erhielt Hans Diezinger die Mühle, die in späterer Zeit ausschliesslich «Mühle unter den Eichen» oder Eichmühle genannt wurde, vom Haus Wädenswil zu Lehen. Zur Liegenschaft gehörten damals ausser Haus und Hofstatt drei Mahlwerke samt Relle, Bläue, Stampfe und Säge, ferner ein weites Ausgelände mit Äckern, Wiesen und Weiden. 1665 zog Jakob Blattmann auf die Eichmühle. Sein Sohn Hans Kaspar ersteigerte 1745 auch die Giessenmühle. Leutnant und Landrichter Hans Jakob Blattmann kaufte 1777 zur Eichmühle die Spreurmühle in Hirzel. Nun befanden sich drei Mühlen der Herrschaft Wädenswil in der Hand der Familie Blattmann aus der Eichmühle. Der Vater Hans Jakob starb 1796 und hinterliess fünf Söhne und vier Töchter. Die Brüder auf der Eichmühle – Kaspar, Johannes und Heinrich – werden 1811 noch genannt. 1880 erwarb ein Kaspar Albert Blattmann die Liegenschaft. Er scheint aber den Mühle-Betrieb bald aufgegeben zu haben. Vermutlich richtete er die Wirtschaft ein. Von späteren Besitzern des Hauses, die dem Wirteberuf oblagen, seien die Vinazer, Bosshard und Brändli genannt.
Schon im ausgehenden Mittelalter hatte das Wasser des Giessbachs die Räderwerke der

Giessenmühle

zu treiben. Diese Mühle war spätestens zu Beginn des 15. Jahrhunderts entstanden und gehörte laut Steuerrodel von 1468 dem «Heiny Müller underm Giessen». Um 1550 erscheint als Inhaber Ulrich Minner und 1555 Jakob Taler. Auf ihn folgte 1571 Ulrich Friedrich. Auch im 17. Jahrhundert sah die Giessenmühle immer wieder andere Meister. 1656 war sie Besitz des Eichlers Heinrich Gattiker. Als der Hof auf öffentlicher Gant an Christian Diezinger überging, umfasste er Wohnhaus mit Hofstatt, Garten und Hanfland, eine Scheune, die Mühle mit der Relle und zwei Mahlwerken, einer Haberdarre, einer Wergreibe und einer Schleife, ferner eine Wassersäge in gesondertem Bau. Im Christmonat gleichen Jahres veräusserte Dieziner seinen Besitz, der ihm offenbar nicht den gewünschten Erfolg eingebracht hatte, an Hans Eschmann, der die Mühle wieder zu einigem Ansehen brachte. Feldschreiber Heinrich Eschmann führte den väterlichen Betrieb weiter. 1706 kaufte er seine Brüder aus und war somit alleiniger Eigentümer Mühleheimwesens. Nach seinem Tod, 1742, verkaufte die Gattin die Giessenmühle dem Gegenschwäher Rudolf Pfister in der Stocken. Dieser übernahm den Betrieb mit allem Inventar. Dazu zählten etwa: ein Spiegel, ein Schiefertisch, Stühle, aufrechte Kasten fünf liegende Kasten (= Truhen), zwei Kupferhafen, Pfannen, Kerzenstöcke, zwei Betten, neun silberne Löffel, diverses Bettzeug, zwei Paar Pistolen, ein Karabiner, ein Vogelrohr und drei Paar Stiefel. Pfister konnte sich seines Besitzes nicht lange erfreuen. Schon 1745 kam die Mühle auf die Gant und ging an Leutnant Caspar Blattmann über, den Besitzer der Eichmühle. Blattmann nahm aber nicht in der Giessenmühle Wohnsitz, sondern überliess den Gewerb seinem ältesten Sohn, Caspar Blattmann (1716–1786). Dieser wurde später Untervogt und spielte namentlich beim Bau der neuen Wädenswiler Kirche in den Jahren 1764 bis 1767 eine führende Rolle. Ende Mai 1786, fünf Wochen nach dem Ableben ihres Vaters, kauften die beiden Söhne des Untervogtes ihre drei Schwestern aus und bewarben nun den elterlichen Betrieb gemeinsam. 1796 kam es dann zu einer friedlichen Teilung, und Hans Caspar Blattmann nahm die Mühle ganz in Besitz. Von dessen Sohn ging sie 1824 an Ulrich Hauser über, der 1832 seine Liegenschaft im Giessen einer Gesellschaft von 14 Teilhabern zum Kauf antrug. Im Jahre 1870 ging die Giessenmühle ein.
In den Hausnamen

Schmiedstube und Eisenhammer

an der Kreuzung Schönenbergstrasse/Oberdorfstrasse lebt die Erinnerung an die 1907 abgebrochene alte Dorfschmiede weiter. 1826 verkaufte Jakob Zollinger dem Schmied Rudolf Hofmann ein kleines Grundstück ob der Kirche (Platz ob der heutigen Stadtbibliothek). Hofmann baute hier ein Schmiedegebäude mit Kohlenschopf. Von 1842 bis 1855 gehörte die Wagen- und Hufschmiede dem Georg Schrot, von 1855 bis 1879 zuerst Jakob, dann Gottlieb Huber. Letzterer baute im Jahr 1865 neben der Schmiede das Haus «Zum Eisenhammer». Von Schmied Albert Bosshard gelangte die Werkstätte 1892 an Rudolf Kleiner. 1907 wurde sie anlässlich der Korrektion der Schönenbergstrasse und im Hinblick auf den Bau des Feuerwehrhauses (1909) abgebrochen.
Das 1976 renovierte Haus zur

Gerbe und die Gerbestrasse

erinnern an das Gerberhandwerk, welches in Wädenswil seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ausgestorben ist. Die Familie Hauser besass anscheinend nicht die älteste Gerberei auf dem Platze, sicher aber in späteren Jahren das bedeutendste all dieser Unternehmen. Entwickelt hat es sich aus einem 1694 erstmals erwähnten Betrieb, der ob der «Krone», im heutigen Haus Talgarten, untergebracht war und von Hans Hauser geführt wurde. Er ist wohl der Erbauer des prächtigen Bürgerhauses mit den schmucken Voluten an den Dachuntersichten des Ostgiebels. Mächtigen Aufschwung und bedeutende Ausweitung erfuhr der Gerbereibetrieb unter Johannes Hauser (1776–1841), dem Grossvater von Bundesrat Walter Hauser, welcher als sehr geschäftstüchtig galt. Im Jahre 1811 erbaute er sich als neuen Sitz den klassizistischen «Friedberg», der 1976 ebenfalls stilgerecht restauriert worden ist. In zwei Etappen erweiterte Hauser auch seine Gerberei. Um 1803 fügte er dem Talgarten einen Nordtrakt an. Als auch dieser nicht mehr genügte, kaufte er die bergseits der Gerberei gelegene Matte am Kronenbach, riss die darin stehende Scheune ab und begann 1813 ein grosses Wohn- und Gerberei-Gebäude zu errichten, das mit seinen ruhigen Louis-XVI-Formen eine Zierde des Dorfes wurde. Das Haus, das heute noch den Namen Gerbe trägt, enthielt unten die Gerberei, in den oberen Geschossen zwei geräumige Wohnungen. In den Mattenstücken nordwestlich und seewärts des Neubaus lagen die ummauerten Loh- und Gerberplätze mit insgesamt 70 Gerbgruben. Eine Zeitlang wurden die Betriebe im Talgarten und in der neuen Gerbe parallel geführt. Dann trat Johannes Hauser das ältere Unternehmen an Martini 1834 seinem Sohn Robert ab. Robert Hauser hielt das Gerberhandwerk bis zu seinem frühen Tod im Jahre 1840 aufrecht. Dann ging der Betrieb ein. Nicht viel bessere Voraussetzungen treffen wir in der neuen Gerbe. Dieses Unternehmen kam nach dem Tode des Gründers, 1841, an die Söhne Karl und Arnold Hauser. Diese gerieten aber bald in finanzielle Schwierigkeiten und mussten grössere Grundstücke in der Nähe des Hirschenplatzes und ennet der neuen Sihlbruggstrasse (Zugerstrasse) veräussern. Als der Lederhändler Walter Hauser um 1856 die väterliche Gerberei übernahm, sah er sich vor eine veränderte Situation gestellt, brauchte doch die neue Schuhindustrie billigere und anders hergestellte Leder Anfänglich hatte Walter Hauser seinen Betrieb unverändert weitergeführt. Nach 1860 wandte er sich mehr und mehr der Politik zu. Während ihn seine politische Laufbahn im Lager der Demokraten von Amt zu Amt führte, fiel sein Geschäft einem Schrumpfungsprozess anheim und wurde schliesslich liquidiert.
Im Gerbereigebäude betrieb in der Folge Karl Felber eine Hutmacherei, die 1911 an die Oberdorfstrasse 16 verlegt wurde. Die Gerbe kam nun in den Besitz des Buchdruckers Adolf Stutz, der damals in den Gebäulichkeiten ob dem alten Engel drei Schnellpressen und eine Setzmaschine betätigte. Sein Sohn, Dr. Adolf Stutz (1895 bis 1967) baute den Betrieb in der Gerbe zu einer modern eingerichteten, leistungsfähigen Druckerei aus.
Zum Schluss sei noch auf eine Namengebung des 20. Jahrhunderts hingewiesen. Der zwischen Eintrachtstrasse und den Eidmattschulhäusern gelegene

Gasiplatz

erinnert daran, dass in Wädenswil zwischen 1874 und 1926 ein eigenes Gaswerk betrieben wurde, das im Endausbau folgende Gebäude umfasste: ein Verwaltungsgebäude, ein Ofenhaus mit Hochkamin, einen grossen und einen kleinen Gasometer sowie verschiedene Kohlenschuppen. Die private Gasbeleuchtungsgesellschaft Wädenswil konstituierte sich am 29. Juli 1873 unter dem Vorsitz des nachmaligen Bundesrates Walter Hauser. Am 13. September 1874 wurde das Gaswerk eröffnet. Im ersten Betriebsjahr zählte man 1076 Flammen, die 76 privaten Gaskonsumenten gehörten. Dazu kamen 72 mit Gas betriebene Strassenlampen.
Im Jahre 1901 legte der Verwaltungsrat der Gasbeleuchtungsgesellschaft dem Gemeinderat von Wädenswil eine Offerte vor für die Abtretung des Gaswerks an die Gemeinde. Die Forderungen und Bedingungen der Gesellschaft schienen aber den Behörden unannehmbar. Einige Jahre später wurde die Angelegenheit abermals diskutiert. Am 4. März 1907 stimmte die Generalversammlung dem Verkauf des Gaswerks an die Gemeinde Wädenswil zu. Vom 1. Januar 1908 an wurde dann das Gaswerk auf öffentliche Rechnung betrieben.
Gaswerk Wädenswil um 1900.
Die Vergrösserung des Werkes war unumgänglich. Wenige Tage nachdem die Gemeindeversammlung vom 29. März 1908 den Kredit für die Erstellung eines 1500 Kubikmeter fassenden neuen Gasbehälters bewilligt hatte, erwuchs dem Bau des Gasometers im Dorfzentrum Opposition. Die 337 Stimmberechtigten, welche den Bau des neuen Gasometers im unüberbauten Gebiet der Au forderten, drangen jedoch mit ihrer Motion nicht durch.
In den Jahren 1913 bis 1916 wurden die Öfen erneuert, und 1920 verwirklichte man eine Abwärmeverwertungsanlage. Grosse Investitionen wollte man aber nicht mehr wagen, denn bereits im Jahre 1917 hatten die Stimmbürger die Verlegung des Gaswerkes ausserhalb des Dorfkerns beschlossen und den Gemeinderat beauftragt, Land zu suchen und Kostenberechnungen für eine neue Anlage einzuholen.
1925 lagen zwei Projekte beim Gemeinderat. Das eine sah den Umbau der bestehenden Anlagen an der Eintrachtstrasse vor, das andere einen Neubau in der Rietliau, im Gebiet der heutigen Kläranlage. Plötzlich zeichnete sich eine dritte, beste Lösung ab: der Anschluss der Gemeinde Wädenswil an das Gaswerk der Stadt Zürich in Schlieren. Die Gemeindeversammlung vom 29. März 1925 sprach sich mit 565 gegen 193 Stimmen für die Fernversorgung aus und ermächtigte den Gemeinderat, mit der Stadt Zürich einen Gaslieferungsvertrag abzuschliessen. Gleichzeitig wurde die Gemeindebehörde beauftragt, ausserhalb des Dorfrayons einen Gasometer von 4000 Kubikmetern Inhalt zu erstellen und die Liquidation des Gaswerks an der Eintrachtstrasse in die Wege zu leiten.
Am 7. August 1926 wurde die stark strapazierte und bis aufs äusserste beanspruchte Ofenanlage des Gaswerks Wädenswil ausser Betrieb gesetzt. Der einzige Gemeindebetrieb, der ins Gemeindegut regelmässig und zum Teil ganz beträchtliche Überschüsse abgeliefert hatte, lag still. Gas aus der Druckleitung des Gaswerks Zürich strömte nun in den neuen Gasometer im Gwad und durch die neue Regleranlage ins Verteilnetz der Gemeinde. Im Dezember 1926 wurde die Gasfabrik an der Eintrachtstrasse abgebrochen. Zu Hunderten verfolgten die Zuschauer die Niederlegung des Hochkamins. Vom Abbruch verschont blieben einzig das im Jahre 1900 erstellte Verwaltungsgebäude sowie das Apparatehaus, das man 1930 in eine Garage umbaute.




Peter Ziegler