Gottfriedhaus

Quelle: Kleine Schriften zur Zürcher Denkmalpflege, Heft 2 von Peter Ziegler

Oben links: Südwestansicht mit gemauerter Trauffassade zur Leigass. Oben rechts: Nordfassade mit Hauseingang.

Lage

Das Gottfriedhaus steht auf der Ostseite der steil gegen Süden ansteigenden Leigass.
Situationsplan. Massstab 1 : 2 500
1 Vers.-Nr. 236 Wohnhaus, erbaut 1726.
2 Vers.-Nr. 237 Trotthaus.
3 Vers.-Nr. 238 Waschhaus und Metzg, erbaut 1726.

Schutzziel

Als 1970 die Gefahr des Abbruchs bestand, veröffentlichte Professor Dr. Albert Hauser einen Aufruf zur Rettung des Gottfriedhauses. In der Folge glückte die Erhaltung; 1973 bis 1976 wurde am Gebäude eine von der kantonalen Denkmalpflege begleitete Aussenrestaurierung vorgenommen.

Geschichte

Das Gottfriedhaus an der Leigass trägt seinen Namen nach einem früheren Besitzer: 1886 wurde der Weinbauer Gottfried Hauser (1852–1924) Eigentümer der Liegenschaft. Wie die Jahreszahlen im Nordwestgiebel und am benachbarten ehemaligen Waschhaus belegen, wurde das Haus 1726 gebaut und gehörte damals Caspar Blattmann-Schärer (1670–1734). Schon Blattmanns Vorfahren hatten an der oberen Leigass gewohnt. Das alte, bereits 1685 nachweisbare Haus musste wohl für den Neubau von 1726 weichen. Von Caspar Blattmann ging die bäuerliche Liegenschaft auf den Sohn Hans Caspar (1704–1781) über. Ein anderer Sohn, Hans Jakob, wohnte auf dem «Platz» beim Gesellenhaus, in jener Liegenschaft also, die 1867 dem Sekundarschulhaus beim Haus «Zur Sonne» weichen musste. 1777 regelte der altersschwache Hans Caspar Blattmann an der Leigass seine Hinterlassenschaft. Haus und Hof samt dem Kirchenstuhl in der reformierten Kirche gingen jetzt schon an den Sohn Hans Jakob Blattmann-Amsler über, der sich seinerseits verpflichtete, für den alten Vater zu sorgen und ihm mit «kindlichem Respect» zu begegnen. Zur Liegenschaft gehörten damals ausser dem Wohnhaus, dem Waschhaus und der Trotte zwei Gärten und zwei Jucharten Rebland und Matten. Dazu kam eine 14 Jucharten grosse Weide ob dem Mülibach. Die Witwe Blattmann-Amsler veräusserte das Heimwesen dem Landschreiber Johann Jakob Huber (1752–1835) von Wädenswil, und dieser wiederum verkaufte es 1817 dem Heinrich Schäppi von Oberrieden. Von seinen Erben ging das Haus auf Mai 1858 an Gustav Hauser «Zur Bernburg» über. Im Kauf waren inbegriffen: das Trottwerk, vier Weinstanden, zwei Brenngeschirre aus Kupfer, ein Fass mit Eisenreifen und sieben Fässer mit Holzreifen, verschiedenes Werkzeug, die Ofenbank, die Wanduhr, der Küchenkasten und die Weiberkirchenörter Nr. 162 und 163 in der Wädenswiler Kirche. Gustav Hausers Sohn, Gottfried Hauser, übernahm das väterliche Heimwesen 1886. Nun wurde das Gebäude zum «Gottfriedhaus». Obwohl die Liegenschaft seither mehrmals den Besitzer wechselte – 1924 kam sie durch Kauf an Jakob Höhn im Sandhof und 1929 an Rudolf Brupbacher –, trägt das Haus diesen Namen bis zum heutigen Tag. Die Restaurierung der 1970er Jahre brachte das Riegelwerk, die bemalten Dachuntersichten und die ornamentierten Brettläden wieder zu voller Wirkung. Erfreulicherweise wurden nachträglich auch die Fenster wieder mit der alten Sprossenteilung versehen.

Kunstgeschichtliche Würdigung

Das Gottfriedhaus wurde laut Jahreszahl im Nordwestgiebel 1726 erbaut. Das zweigeschossige Gebäude auf leicht ansteigendem Terrain ist über einem Steinsockel in rot gestrichenem Fachwerk errichtet und mit einem leicht konkav geknickten Satteldach bedeckt. Dieses zeigt Aufschieblinge, Flugsparrendreiecke, Windbretter und bemalte Dachuntersichten. Die westliche, der Leigass zugewendete Traufseite ist in massivem Mauerwerk hochgeführt und nur mit wenigen kleinen Fenstern durchbrochen. Die breit ausladende, gegen den alten Dorfkern gerichtete nördliche Giebelfront ist die Haupt- und Eingangsseite. Der Eingang mit Steingewände und Holztüre mit Sparrenmuster wird von einem mit Biberschwanzziegeln gedeckten kleinen Walmdach mit bemalter Untersicht beschirmt. Über der östlichen, seeseitigen Traufseite durchbricht eine leicht vorkragende Lukarne das Dachgesims. Die südliche, bergseitige Giebelfassade trägt den Hausspruch «Dies Haus, erbaut auf gutem Grund, erhalt es Gott zu jeder Stund». Im Untergeschoss zieht sich in der ganzen Breite ein mit Zierleisten gerahmter Fensterwagen hin. Die holzgerahmten, gekuppelten Fenster mit Sprossenteilung haben einen profilierten Brustriegel und bemalte Ballenläden, mit Ausnahme der Nordseite, die mit beweglichen Jalousieläden ausgestattet ist. In der Stube in der Nordwestecke des ersten Obergeschosses steht ein mit JR signierter und mit 1781 datierter Kachelofen des Wädenswiler Ofenmalers Jean Reiner Diezinger (1700–1781). Seine Eck- und Frieskacheln tragen vedutenhafte Ansichten von Regensberg, Knonau, Kappel, Kyburg und der Wädenswiler Kirche. Eine Wappenkachel ist mit «Hans Blattmann 1781» beschriftet. Auf der gegenüberliegenden Gassenseite stehen ein strassenseitig verbrettertes Ökonomiegebäude Vers.-Nr. 237, die ehemalige Trotte, und das einstige Wasch- und Metzgereigebäude Vers.-Nr. 238 mit den Allianzwappen von Caspar Blattmann und Barbara Schärer und der Jahreszahl 1726 am Türsturz.
Kachel mit Darstellung der 1764/67 erbauten Kirche Wädenswil am Stubenofen von 1781.



Türsturz von 1726 mit Allianzwappen Blattmann / Schärer am Nebengebäude Vers.-Nr. 238.



Schutz

Seit 1976 ist das Gottfriedhaus als Schutzobjekt von regionaler Bedeutung eingestuft.

Literatur

Allgemeiner Anzeiger vom Zürichsee, 22. August 1970. – Zürcher Denkmalpflege, 8. Bericht 1975/76, Zürich 1980, S. 196. – Peter Ziegler, Das Gottfriedhaus an der Leigass. Jahrbuch der Stadt Wädenswil 1977, Wädenswil 1977, S. 9–11. – Bestandesaufnahme der kantonalen Denkmalpflege, 1982




Peter Ziegler