UNSERE WÄLDER, OBST- UND ZIERBÄUME

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 1988 von Fritz Schwarzenbach

WÄDENSWIL IST ARM AN WÄLDERN

Von Rüschlikon bis Horgen ist der Rücken des Zimmerbergs bewaldet; ebenso sind es, mit wenigen Unterbrüchen, die Steilhänge zur Sihl hinunter. Die Moränenlandschaft von Hirzel–Schönenberg–Hütten und der Wädenswiler Berg mit den von Ost nach West ziehenden Tälchen und Moränenrücken wurden schon früh besiedelt. Man rodete den Wald und schuf Wies- und Ackerland. Noch zieht sich ein geschlossener Waldstreifen vom Enderholz über Schumel und Rinderholz bis zur Schlieregg, ein anderer vom Fuchsenbüel über das Grossholz zum Winterberg. Gulmenwald und Rötibodenholz, − sie begleiten Bäche −, Gerenholz, Tann längs der Einsiedlerstrasse, Widenhölzli, Langholz und einzelne Waldstücke längs des Aabachs − das sind unsere Wälder.
Hauptbaum ist die Rottanne, doch finden wir überall auch Laubbäume dazwischen: Buchen, Ahorne, Ulmen, am Südrand des Langholzes eine Reihe Eichen, vereinzelte auch in den übrigen Wäldern. Einst war die Au von einem Eichenwald bedeckt. 1835 erwarb ein Horgner den Auwald und löste aus den Eichenstämmen wohl weit mehr als die Kaufsumme.
Im Jahrbuch 1984 erschien eine eingehende, äusserst wertvolle Schilderung der Wädenswiler Wälder. Prof. Albert Hauser stellt darin nicht nur die natürlichen Grundlagen dar, sondern gibt ein Bild der Waldentwicklung seit der Eiszeit. Von grossem Interesse sind seine Ausführungen über die wechselnden Besitzverhältnisse sowie über die Übernutzung der Wälder, vor allem durch den Brennholzbedarf, der zu weitgehendem Waldfrevel führte, war doch Holz neben etwas Torf der Wichtigste Brennstoff. Obwohl sich Hausers Arbeit vor allem auf unsere Gemeinde bezieht, so gelten die Feststellungen sicher auch weitgehend für die anderen Seegemeinden und weitere Gebiete des Kantons.
Soweit der Wald durch Waldstrassen oder Fusswege erschlossen ist, wie im Gerenholz, im Gulmenwald, im Schumel und Rinderweidholz, bietet er wertvolle Gelegenheiten zu Waldspaziergängen oder Wanderungen.
 

BACHGEHÖLZE

Das Landschaftsbild bestimmen vor allem die Baum- und Gebüschstreifen längs der Bäche. Vorherrschend sind die Erlen, doch gehören Haselnusssträucher, Weiden − eingestreut auch Ahorn, Eiche, Rottanne, Hagenbuche, Birke − zum Bestand. Ausgeprägt ist dieser Streifen vor allem längs des Aabachs und des Waggitalbachs. Gegen den See hin finden wir eine ganze Reihe, wie den Reidbach − besonders in seinem oberen Lauf −, den Töbelibach mit seinen hohen Buchen, den Untermosenbach nach seinem Austritt aus dem Tobel, den Tiefenbach mit den Weihern, den Zapfbach, das Bächlein beim Scheller und schliesslich den Meilibach. Interessant ist auch, wie sich am Zufluss zu den Eichmüli-Weihern, vom Beichlenbach her, ein solches Bachgehölz bildete, obschon ursprünglich sicher nur einzelne Bäume gepflanzt wurden. Obwohl längs dieser Bachläufe immer wieder ältere Bäume geschlagen werden, erneuert sich das Gehölz durch Stockausschläge und Gebüsche. Von der Schlieregg oder vom Furthof gesehen, gliedern und beleben sie die Wiesenlandschaft zusammen mit den grösseren oder kleineren Wäldern.


Gehölz am Bächlein zu den Eichmüli-Weihern.
Bachgehölz am Wildbach.

OBSTBÄUME

Charakteristisch für das Landschaftsbild sind auch die Obstbaumhochstämme, vor allem die hohen Birnbäume. Im Frühjahr sind die weissblühenden Birnbäume und rötlichen Apfelblüten ein prächtiger Schmuck der Wiesen. In den Jahren 1953 bis 1973 führte die Eidgenössische Alkoholverwaltung Fällaktionen von Mostbirnbäumen durch. Da sie verpflichtet ist, Überschüsse der Mostobstproduktion zu übernehmen, ergaben sich in guten Jahren grosse Verluste, denn das aus den Überschüssen hergestellte Obstsaftkonzentrat konnte nur zu einem kleinen Teil in der Schweiz abgesetzt werden; der grössere Teil wurde zu Verlustpreisen exportiert.
In unserer Gegend brachte die Fällaktion nach meinen Beobachtungen keine grössere Verminderung des Bestandes; die meisten Besitzer liessen nur wenige Stämme fällen, die ausreichten, den Brennstoffbedarf für zwei bis drei Jahre zu decken. Da die Obst- und Weinbaugenossenschaft Wädenswil auf einheimisches Mostobst angewiesen ist, werden da und dort neue Hochstämme gepflanzt, als Vorsorge für den Abgang älterer Bäume.

ZIERBÄUME UND STRÄUCHER

Wädenswil ist reich an Zierbäumen und Sträuchern, dank der Eidgenössischen Forschungsanstalt und grösseren öffentlichen und privaten Parkanlagen. Im Rosenmattpark, im Neuhofgarten, im Grünenberg, in den Seeanlagen in der Rietliau, in den Parkanlagen in der Oberen Au und beim Schloss Au finden sich herrliche Bestände einheimischer und fremdländischer Bäume, die noch im letzten oder im Anfang des jetzigen Jahrhunderts gepflanzt wurden. Die grösste Mannigfaltigkeit besteht in dem anfangs dieses Jahrhunderts angelegten Grünenbergpark; Professor Carl Schröter von der ETH in Zürich war damals massgebender Berater.
1922/23 veröffentlichte Albert Schnyder, alt Bahnhofinspektor in Buchs, − ein ausgezeichneter Pflanzenkenner, der seinen Ruhestand in Wädenswil verbrachte − im «Allgemeinen Anzeiger vom Zürichsee» eine Zusammenstellung, welche die Reichhaltigkeit und Mannigfaltigkeit der Bäume und Sträucher unserer Gemeinde zeigte. Freilich ist ein Teil davon heute verschwunden, aus Altersgründen oder wegen Bauvorhaben.

GESCHÜTZTE BÄUME UND BAUMGRUPPEN

Auf Antrag der Natur- und Heimatschutzkommission Wädenswil wurde vom Stadtrat 1978 und 1985 eine Anzahl besonders schöner und interessanter Bäume und Baumgruppen unter Schutz gestellt. Sie dürfen nur mit behördlicher Bewilligung gefällt werden.
Da aber das Lebensalter der Bäume wie das aller Lebewesen begrenzt ist, dürfen sie gefällt werden, wenn sie wegen Krankheit oder Alter bei starken Stürmen gefährdet sind. Bei Neubauten oder Umbauten ergeben sich gelegentlich Schwierigkeiten mit geschützten Bäumen. Bei Neubauten lässt sich manchmal durch eine Verschiebung des Gebäudes auf dem Bauplan ohne Beeinträchtigung anderer Gesichtspunkte ein Baum retten, doch ist dies nicht immer ohne Entschädigungsforderungen möglich. Im Allgemeinen finden die Begutachter bei Bauherren, Architekten und Baumeistern grosses Verständnis für die Erhaltung wertvoller Bäume.

BESONDERE LAUBBÄUME

Nun möchte ich, beginnend mit den Laubbäumen, auf einige besondere Bäume eingehen. Jedem Besucher fällt im Rosenmattpark der mächtige Rosskastanienbaum auf, im Juni von oben bis unten voll heller Blütenstände. Die Rosskastanie stammt aus den Gebirgen des Balkangebiets, rot oder gelb blühende Arten kommen aus Nordamerika. Häufig, zum Beispiel in der Weinrebenanlage und am Seeplatz, werden die Bäume durch Schnitt niedrig, oft flachkronig gehalten. Das Exemplar im Rosenmattpark zeigt, welch beherrschende Form der Baum bei freiem Wuchs und zusagenden Bodenverhältnissen erreichen kann.
Ebenso eindrucksvoll ist im Hof der Forschungsanstalt der Tulpenbaum mit den gelborangefarbigen, tulpenähnlichen Blüten. Heimatort ist das östliche Nordamerika. Ein weiterer steht im Grünenberg. Ebenfalls in der Forschungsanstalt, beim Eingang zur Aussichtsterrasse, fällt im Mai ein Baum mit grossen Blättern und Blütenstand mit hellvioletten Blüten auf: die aus China stammende Kaiser-Paulownia. Wir finden sie auch im Schlossgut Au. Ein Trompetenbaum, ebenfalls mit violettweissen Blüten, ist nach der Blütezeit leicht erkennbar an den hängenden, langen, schmalen Früchten. Er wird daher oft auch «Brissagobaum» genannt. Ein jüngerer steht im Winkel zwischen Bürgli- und Florhofstrasse, ein anderer im Grünenberg. Die Heimat ist Nordamerika.
Ein eigentümlicher Baum ist der Ginkgobaum, gleichsam ein lebendes Fossil, ist er doch die einzige noch lebende Art einer Familie, die erdgeschichtlich in der Jurazeit, das heisst vor etwa 150 Millionen Jahren, wie Versteinerungen zeigen, in vielen Formen verbreitet war. Erhalten hat sich der Baum in Friedhöfen und Gärten in China und Japan. Die Blätter sind fächerförmig, meist in der Mitte etwas eingebuchtet. Er ist im Pflanzenreich eine Übergangsform zwischen den Farnen und den Nadelbäumen. Der Baum gedeiht bei uns gut, wie kräftige Exemplare zeigen: östlich des Stadthauses an der Florhofstrasse, im benachbarten Neuhofpark, im Schloss westlich vom Eingang zur Aussichtsterrasse und in einzelnen Gärten.
Rosskastanienbaum im Rosenmattpark.
Blüte des Tulpenbaums.
Tulpenbaum im Schlosshof.

BESONDERE NADELBÄUME

Vom See aus betrachtet, fallen die hohen Mammutbäume durch ihre Grösse auf. Im Jahrbuch 1983 sind sie näher beschrieben. Die Libanonzeder, kenntlich an ihrem etwas überhängenden Wipfel, ziert an der Florhofstrasse den Neuhofgarten. Die im Altlasgebirge heimische atlantische Zeder mit geradem Wipfel prägt das Bild des Rosenmattparks und der Grünenberganlage. Im Grünenberg steht auch die dritte Art, die Himalajazeder. In einigen Gärten fallen Zedern durch ihre schöne Form auf. Stark verbreitet sind in den Gärten und Anlagen Nadelbäume aus der Zypressenfamilie, vor allem die aus Kalifornien stammende Scheinzypresse (Chamaecyparis), die in mannigfachen Formen als Hecke oder Hochstamm vorkommt. Eigenartig sind am Gessnerweg alte, stark verzweigte Stämme neben schönen, hohen Formen. Thuja-Arten werden vorwiegend als Hecken gezogen, doch da und dort auch als Baum. Die meistverbreitete Art wurde schon im 16. Jahrhundert aus dem Osten von Kanada und den USA eingeführt.
Nadelbäume im Grünenberg-Park.


Neben der Waldföhre mit zwei Nadeln im Büschel steht da und dort eine amerikanische Weymouthsföhre, die wie die Arve unserer Alpen fünf Nadeln im Büschel zählt. Ein solcher Baum steht an der Florhofstrasse im Garten der «Flora». Zwei besonders schöne Schwarzföhren sind am Bahnweg (Haus Kägi) und beim Eingang zum Friedhof zu sehen. Die Lärche, die im Winter ihre Nadeln verliert, erfreut im Herbst den Blick durch ihre leuchtende Gelbfärbung. Da und dort, meist zwischen anderen Nadelbäumen, erscheint eine Eibe mit ihren für den Menschen und die Tiere giftigen Nadeln und den roten Beeren.
Grosse Rottannen, einzeln oder in Gruppen, beleben da und dort das Ortsbild, seltener die Weisstannen. In den Parkanlagen finden wir Formen mit dichten, kurznadeligen Zweigen. Verwandt mit ihr ist auch die Schlangenfichte, im Balkan zu Hause, die durch ihre an den Stamm angepressten Zweige sehr schön aussieht.
Schwarzföhre am Bahnweg.
Das auf der Fuhr stehende Exemplar ist weithin sichtbar und auffallend. Die Hemlocktanne, verwandt mit der Weisstanne, steht da und dort in einem Park, ist aber weniger auffallend. Die Anlagen im Neuhof, Grünenberg und in der Forschungsanstalt enthalten noch manche wenig bekannte oder auch seltene Arten, die nur den Kenner interessieren.




Dr. Fritz Schwarzenbach