VON FLUR-, HAUS- UND STRASSENNAMEN IN WÄDENSWIL

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 2006 von Peter Ziegler

VORBEMERKUNG

Welches sind Wädenswils älteste Flurnamen? Weshalb und nach was für Gesichtspunkten benannte man einzelne Häuser im alten Dorf? Was verraten Strassennamen? Was für Regeln sind bei der Schreibweise zu berücksichtigen? Solchen Fragen gelten die nachfolgenden Betrachtungen. Sie stützen sich zum Teil auf die unveröffentlichte Lizentiatsarbeit «Eine alte Namenlandschaft – am Beispiel der Pfarrei Wädenswil», die Daniel Hess 1992 an der Philosophischen Fakultät I der Universität Zürich eingereicht hat.
 

QUELLEN FÜR DIE NAMENFORSCHUNG

Für die Erforschung der Flur-, Hof- und Hausnamen von Wädenswil steht ein reiches Quellenmaterial zur Verfügung. Älteste Angaben verdankt man den bis ins 13. Jahrhundert zurückreichenden Urkunden über Handänderungen von Gütern.1 Dazu treten ab dem 14. Jahrhundert in zunehmender Zahl Gültbriefe, das heisst schriftliche Vereinbarungen betreffend Hypotheken (Gülten), deren Verzinsung und Rückzahlung.2 Über die Rechte und Pflichten der Lehenhöfe der Johanniterkomturei Wädenswil und deren Rechtsnachfolgerin, der zürcherischen Landvogtei Wädenswil, wurde in Urbaren Rechenschaft abgelegt.3 Aufzeichnungen über in vorreformatorischer Zeit veranlasste Jahrzeitstiftungen – erhalten in einer Abschrift von 1555 – sowie das Zinsurbar der Kirche Wädenswil geben weitere Aufschlüsse über frühe Namen von Höfen und Fluren.4 Reiches Namenmaterial ist den mit 1654 einsetzenden Grundprotokollen der Landschreiberei und späteren Notariatskanzlei Wädenswil zu entnehmen.5 Landkarten wie jene von Hans Conrad Gyger aus dem Jahre 1667, die um 1830 entstandenen Zehntenloskaufspläne des einheimischen Geometers Rudolf Diezinger, die Wildkarte aus der Mitte des 19. Jahrhunderts und die vom Verkehrsverein Wädenswil herausgegebenen Gemeindekarten von 1900, 1903 und 1925 erleichtern die Lokalisierung verschiedener Flurnamen. Geländebegehungen, die Aussprache der Namen durch ältere Gewährsleute sowie wissenschaftliche Werke, wie etwa das Schweizerische Idiotikon, ermöglichen die Deutung des vielschichtigen Namenmaterials.

ÄLTESTE ERWÄHNUNG VON HOF- UND FLURNAMEN

Wadinswilere (Wädenswil) und Naglinchoven (Naglikon), beide in einer mit 1130 datierten, aber vermutlich erst später ausgestellten und rückdatierten Urkunde genannt, zählen zum ältesten Namenbestand. Im 13. Jahrhundert folgen 1256 Ophangesowa (Opfisau/Mittelort), 1266 Lutringen (Eichmühle), 1268 Gebelzholz (Gebisholz ob dem Gwad), 1270 Mugeren, Gisenrüti und Hergesperch (Herrlisberg), 1281 Unter Eichen (Zollingerhäuser). Im 14. Jahrhundert erscheinen neu Massholtern (1310), Schründlen (1310), Owe/Au (1316), Burgstal/Burstel (1318), Meilibach (1331), Brunen Gut/Brunnenhof (1342), Langrüti (1342), Meierhof (1344), Hof auf Lein/Leihof (1357).
Im 15. Jahrhundert werden neue Namen zahlreicher. Es tauchen unter anderem auf: Aahalden (1407), Giessen (1408), Stocken (1408), Reidholz (1409), Lugenbüel/Luggenbüel (1424), Letten (1436), Im Benkli/Beichlen (1448), Geren (1448), Himelrich/Himmeri (1448), Furthof (1450), Chotten (1450), Ödischwänd (1450), Widem/Widen (1450), Fur/Fuhr (1457), Grundhof (1458), Schlieregg (1459), Grindel/Neutal (1464), Büelen (1481), Feld (1481), Rütiboden/Rötiboden (1481/1495), Chalchtaren (1483), Waggental/Waggital (1483), Schoren (1484), Gulman/Gulmen (1491), Holzmannsrüti/Holzmoosrüti (1491) sowie Sewer/Seferen (1495).

WIE MAN SICH IM DORF ORIENTIERTE

Die Häuser wurden im alten Wädenswil noch nicht mit Assekuranznummern oder mit Strassennamen und Hausnummern bezeichnet. Die ersten Assekuranznummern fanden 1812 Eingang in die Lagerbücher und Grundprotokolle; 1894 wurden sie durch die heutigen Nummern ersetzt. Gleichzeitig führte man im Dorfrayon die Hausnummern ein.
Für die genaue Lokalisierung einer Liegenschaft innerhalb des Dorfes ging man vorher von Fixpunkten aus, die einem weiten Bevölkerungskreis vertraut waren. Man erwähnte beispielsweise öffentliche Bauten und fügte bei, in welcher Richtung man zum weniger bekannten Haus gelangte. Man präzisierte aber noch nicht mit den Himmelsrichtungen Nord, Süd, West, Ost, sondern mit vorn und hinten, oben und unten. Wie allgemein am Zürichsee bedeutete auch in Wädenswil «vorn», was näher gegen Osten lag, «hinten», was eher westwärts war. «Unten» bezeichnete die Richtung gegen den See, «oben» jene gegen den Berg. In Gültbriefen und ab Mitte des 17. Jahrhunderts vor allem in den Grundprotokollen trifft man unter anderem folgende Ortsangaben: hinterhalb dem Engel, oberhalb der Krone, unterhalb dem Gemeindehaus, vorhalb der Säge, ob der Kirche, beim Hirschen...
Neben öffentlichen Bauten – Kirche, Schulhaus, Gesellenhaus, Schützenhaus – und den Wirtschaften Krone, Engel, Hirschen dienten auch die Standorte wichtiger Betriebe als Anhaltspunkte für die Lokalisierung anderer Häuser: Farb, Säge, Schmiede, Badstube, Zehntentrotte oder die Kanzlei des Landschreibers. Vereinzelt wurde auch nach Plätzen und Gassen gruppiert: am Luftplatz, bei der Stapfeten (Trubengass), am Platz (Gemeindeplatz beim heutigen Haus Sonne), an der Türgass, bei der Grundgass. Von vielen Häusern heisst es einfach, sie lägen an der Strasse, womit die Landstrasse Zürich – Chur gemeint war, oder «im Dorf am See». Bei solchen Angaben, die auf viele Stellen innerhalb des Dorfes passen, ist es heute schwierig, die Lage genau zu bestimmen. Die Nennung von anstossenden Grundstücken macht aber die Lokalisierung dennoch in vielen Fällen möglich.

HINWEISE AUF DIE AUSDEHNUNG DES DORFES

Die Ortsbenennungen, die in den ältesten Grundprotokollen aufgezeichnet sind, geben Aufschluss über die frühere Ausdehnung des Dorfes. 1671 ist die Rede von einer Liegenschaft «by der Sagen usserthalb dem Dorff».6 Das Gebiet des Sagenrains wurde also damals noch nicht zum Dorf gerechnet. «Ussert dem Dorff» lag 1655 auch die Aueren bei der heutigen Oberdorfstrasse,7 ferner das Rothaus. Die Seferen befand sich 1651 «hinder dem Dorff»;8 Rutenen, Leimhalden (Leihof) und Bühl (bei der heutigen Schützenmattstrasse) bezeichnete man als «ob dem Dorff».9
Die im Jahre 1900 zwischen Rotweg und Zugerstrasse fertiggestellte Oberdorfstrasse erinnert an die damalige Lage ob dem Dorf. Neudorf benannte man um die gleiche Zeit den von den Fabrikbauten und Arbeiterhäusern der Seidenweberei Gessner geprägten neuen Dorfteil.

PRÄZISIERUNG VON HOFNAMEN

Bei der Teilung oder Neugründung von Höfen im Wädenswiler Berg hielt man sich an das traditionelle Schema vorn, hinten, oben, unten. So entstanden etwa die Namen Vordere, Mittlere, Hintere Rüti oder Obere, Mittlere und Untere Chalchtaren. Analog dazu führte man im Verlaufe des 18. Jahrhunderts die Bezeichnungen Oberort, Mittelort und Unterort ein. Die Gegend der Langrüti wird als Vorderberg bezeichnet, jene von Stocken als Hinterberg. Als Ausnahmefall ist Gisenrüti zu betrachten: Die Obere Gisenrüti liegt nicht bergseits der Unteren Gisenrüti, sondern – auf die erhöhte Ortslage bezogen – seewärts.
Neugründungen auf dem Land von Althöfen wurden bisweilen auch mit der Bezeichnung Neu- versehen. Belege dafür sind etwa das Neugut auf ehemaligem Ausgelände der Eichmühle, der Neuhof gegenüber dem Furthof oder die Villa Neuhof gegenüber dem älteren Freihof an der Florhofstrasse.
In der korrekten Seemundart wird die Richtung stets durch eine weitere Angabe präzisiert. Von der Fuhr aus geht man also «is Nöidorf hindere, in Giessen use, an See abe, in Berg ue, uf Stäfe dure, uf Züri abe, uf Eisidlen ie». Und jemand wohnt nicht in Männedorf, sondern «z Mänidorf äne».

STRASSEN, GASSEN, WEGE

Noch um 1800 gab es im Dorf nur wenige Strassen. Der wichtigste Verkehrsweg war die Landstrasse Zürich – Chur, Vorläuferin der heutigen Seestrasse. In der Au heisst sie noch heute Alte Landstrasse. Den Engpass bei der Seferen meidend, stieg sie vom Tiefenhof steil den Galgenrain hinauf und fiel als Galgengass (Bürglistrasse) ebenso jäh wieder gegen den Sagenrain ab. Zwischen der Säge und dem Sägeweiher überquerte sie den Krähbach, erreichte den Hirschenplatz und schlängelte sich an der Alten Farb (Café Homberger) und dem Dorfschulhaus (Rosenhof) vorbei durch die Eidmatt zum Plätzli. Als Luftgass führte sie dann durchs Luftquartier zum Meierhof, Boller und Reidholz.
Neben den Strassen – durch den Wädenswiler Berg zog sich die Pilgerstrasse Zürich – Einsiedeln – gab es auf Gemeindegebiet vor allem Gassen und Wege. Gassen führten meist zwischen Häuserreihen oder Geländeerhebungen durch, Wege über offenes Land. Bereits 1544 ist von der Schnabelgass die Rede, die vom Sagenrain zum See führte.10 Im Kirchenurbar von 1555 sind bezeugt: die Martisgass bei der Zehntentrotte, die alt Gass (Gegend der Eintrachtstrasse), die Leingass (Leigass) und die Türgass. Im Gebiet des Krähbaches gab es eine Grundgass, eine Schmiedgass, die Escherengass und die Stapfeten (heute Trubengass). Aus späterer Zeit sind noch bekannt: die Schmidgass beim Giessen und das Kirchgässli, das sich vom See her zur Kirche hinaufzog (heute Gessnerweg). Die jetzige Bürglistrasse hiess bis zum Bau des Bürglis von August Gessner in den 1860er Jahren Galgengass, und in der Gegend von Rötiboden befand sich die Fleckgass.
Zahlreich waren die Kirchwege, die von den Höfen im Berg zur Kirche und ins Dorf hinunterführten. Grundhofweg, Töbeliweg, Rotweg und Fuhrweg sind solch alte Wegführungen. Der Alpenweg ist neueren Datums.

FLURNAMEN – SPIEGEL DER LANDSCHAFT

Viele Flurnamen geben Hinweise auf Geländeformen und Bodenbeschaffenheit. Der Untergrund führte zu den Bezeichnungen Felsen, Steinacher, Sandhof, Leihof und Lätten (= Lehm) sowie Mugeren (= magerer, wenig ertragreicher Boden). Buck, Büel, Büelen, Luggenbüel, Neubüel, Boller (vgl. Bollenstein) und Gulmen (vgl. Kulm) benennen Erhebungen im Gelände. Der Übergang vom flachen Gebiet zum Hang wird mit Egg benannt, zum Beispiel als Schönegg oder Schlieregg. Rain und Halden charakterisieren die Abhänge: Sagenrain, Böcklerrain, Aahalden, Halden. In der Flurbezeichnung Beichlen steckt das Wort Bank im Sinne von Geländeabsatz; Büelenebnet bezeichnet die Ebene.
Auf Wasser, Sumpf und Riedlandschaft weisen Namen wie Mosli, Musli, Untermosen, Au, Rietliau, Aueren und Gwad (von waten) hin. Die Bodenbedeckung führte zu den Namen Birri, Brüsch (= Heidekraut), Buechhof, Eichhof und Eichweid. Belege für Waldrodung seit dem Hochmittelalter sind Langrüti, Gisenrüti, Holzmoosrüti (Holzmannsrüti), Rötiboden (Rütiboden), ferner Ödischwänd und Stocken. Selten sind auf Gemeindegebiet Tiernamen als Flurbezeichnungen. Als einziger Beleg hat Fuchsenbüel zu gelten.

FLURNAMEN ALS HINWEISE AUF DIE KULTURLANDSCHAFT

Flurnamen künden auch vom Eingriff des Menschen in die Naturlandschaft und damit vom Wandel zur Kulturlandschaft. Namen wie Holzmannsrüti, Heregisberg, Zollingerhäuser, Hessen und Äppli weisen auf Familien hin, die sich hier ansiedelten. Dass der Ackerbau früher verbreiteter war als heute, belegen Namen wie Brunnacher, Gerberacher, Hofacher, Langacher, Steinacher, Fuhr (von Furche) und Feld. Die Weidewirtschaft hinterliess ihre Spuren in den Namen Feldweid, Kleinweid, Sennweid und Weidstrasse. Wiese und Matte sind synonyme Begriffe. Beide waren und sind in Wädenswil vertreten. Matte in Eidmatt, Kilchmatte, Pfarrmattli, Neumatt, Schönmatt, mit Frohmattstrasse, Mattenweg, Schützenmatt- und Sonnmattstrasse. Der Begriff Wiese findet sich in den Namen Dächenwisweg, Rietwisstrasse, Wiesenbachstrasse und Wiesenstrasse. An ehemaligen Rebbau erinnern das Haus Reblaube (Seestrasse 121), die Rebberg- und die Weingartenstrasse.

HAUSNAMEN

Zu den Namen von Wirtshäusern und Neubauten mit öffentlichem Charakter (Apotheke, Bahnhof, Schmiede, Sust) traten seit dem späten 18. und frühen 19. Jahrhundert vermehrt Hausnamen. Sie lassen sich in verschiedene Gruppen zusammenfassen. Beliebt war die Endung auf -hof: Blumenhof, Farbhof, Florhof, Freihof, Glärnischhof, Grüene Hof, Jakobshof, Mattenhof, Neuhof, Seehof, Seidenhof, Sonnenhof. Ebenso die Endung auf -burg: Adlerburg, Bernburg, Engelburg, Falkenbürgli, Felsenburg, Hamburg, Weinburg.
Nach Gestirnen wurden Sonnenhof, Sonnenblick, Morgenstern und Abendstern benannt, nach der Lage Freieck, Fuhreck, Fuhrhalde, Säntisblick, Scharfeck, Scheidweg, Talegg, Talgarten, Wasserfels oder Strasshus bezeichnet.
Auch Pflanzen und Tiere dienten der Namengebung von Häusern: Ceder, Edelweiss, Flora, Holderbaum, Palme, Rosenberg, Rosengarten, Rosenmatt, Seerose, Silvana, Soldanella, Traube, Wellingtonia, Weinrebe, Wiesental; Meise, Möwe, Schwanau, Schwanen, Walfisch.
Hinweise auf früheres Gewerbe geben Hausnamen wie Eisenhalle, Eisenhammer, Farbhof, Gerbe, Gwerbhus, Sagenrain oder Ziit. An Personen erinnern Gottfriedhus, Jakobshof, Julius-Hauser-Haus und das Haus «Lutschi-Putschi» (nach der Ärztin Gisela Lucci-Purtscher, 1871–1959) am Alpenweg.
Auch Tugenden und Idylle kommen in den Wädenswiler Hausnamen zum Zug: Eintracht, Fortuna, Friedberg, Friedeck, Frieden, Friedheim, Frohsinn, Harmonie, Hoffnung, Trautheim, Treu. Ausländische Einflüsse prägten Hausnamen wie Astoria, Beau Séjour, Du Lac, Venezia oder Vulkan.

NAMEN: HINWEISE AUF FRÜHERE ZUSTÄNDE

Aus manchen Flur- und Strassennamen lassen sich verschwundene Zustände rekonstruieren: Die Alte Landstrasse markiert den Verlauf der einstigen Landstrasse. Der Rotweg, eigentlich Rodweg, führte ehemals ins Rodungsgebiet von Rüti- oder Rötiboden. Die Stegstrasse trägt ihren Namen vom Steg über den jetzt eingedeckten Krähbach. Die Bürglistrasse führte am 1966 abgebrochenen Bürgli vorbei. Die Schützenmattstrasse liegt im Gebiet des 1894 abgebrochenen einstigen Scheibenstandes des Schützenhauses am Rotweg. Über den Schützensteig in der Au erreichte man ehedem den Schiessstand Steinacher. Der Sagenrain erinnert an die 1905 abgebrochene Säge, die Waisenhausstrasse ans 1848 eröffnete und 1967 in Jugendheim umbenannte Waisenhaus, der Gasiplatz ans Wädenswiler Gaswerk, das 1874 in Betrieb genommen und 1926 abgebrochen wurde.

NEUE STRASSENNAMEN

Für die Benennung von Strassen können verschiedene Kriterien angewendet werden. Strassen bezeichnen die Richtung oder die Lage im Dorf: Die Zugerstrasse führt nach Zug, die Schönenbergstrasse (in Schönenberg Wädenswilerstrasse genannt) nach Schönenberg; die Weststrasse liegt im Westteil des Dorfes. Nach dem Ziel benannt sind Bahnweg, Hafenstrasse, Kirchweg und Poststrasse.
Auch ein an der Strasse gelegenes markantes Haus konnte für die Namengebung richtungsweisend sein. Belege dafür sind Blumen-, Bürgerheim- und Engelstrasse, Floraweg, Florhof-, Friedberg-, Friedheim-, Gambrinus- und Gerbestrasse, Hoffnungsweg, Lindenstrasse, Palmenweg, Schlossgass, Trubengass und Waisenhausstrasse.
Namen von Höfen sind ebenfalls auf Strassen- und Wegbezeichnungen übergegangen: Bollerweg, Brunnenhofstrasse, Chüeferstrasse, Eichhofweg, Fuhrweg, Grundhofweg, Gwadweg, Neuguetstrasse, Ödischwändweg, Rötibodenstrasse, Rütiweg, Steinacherstrasse, Stoffelstrasse, Tiefenhofstrasse, Waggitalstrasse.
Bodenbedeckung, Bodenbeschaffenheit, Flur- und Bachnamen dienten gleichfalls für die Namengebung von Strassen: Apfelmatte, Buechenrain, Buechhofweg, Birriweg, Gartenstrasse, Riedhofstrasse, Sunftweg, Tannstrasse, Wiesenbachstrasse, Am Zopfbach.
Historische Namen wählte man mit Burg-, Freiherren- und Johanniterstrasse im neuen Siedlungsgebiet Eichweid. Eher spärlich sind Strassen mit Personnamen vertreten: Äppli-Weg, General-Werdmüller-Strasse, Gessnerweg, Hessenweg, Hottingerweg, Johannes-Hirt-Strasse, Julius-Hauser-Weg, Karl-Stamm-Weg, Moserstrasse, Müller-Thurgau-Strasse, Robert-Walser-Strasse, Steffanweg, Toblerweg, Walderweg, Walther-Hauser-Strasse.
Beliebt, aber etwas fantasielos, waren in jüngerer Zeit – wie in andern Gemeinden der Region auch – Bergnamen als Strassenbezeichnungen: Alvierstrasse, Aubrigstrasse, Bachtelstrasse, Drusbergstrasse, Etzelstrasse, Fluebrigstrasse, Forstbergstrasse, Glärnischstrasse, Pfannenstilstrasse, Rautistrasse, Säntisstrasse, Speerstrasse. Dies besonders dann, wenn der namengebende Berg von der Strasse aus nicht – oder nicht mehr – sichtbar ist.

UNSINN IM SPRACHGEBRAUCH

In Unkenntnis der historischen Gegebenheiten kommen heute Neuschöpfungen von Namen in Mode, die unklar, ja falsch sind. Als Beispiel sei die Wendung «Er wohnt in Au» angeführt. Au ist kein Ortsname wie Wädenswil oder Richterswil, sondern ein alter Flurname. Er muss daher mit einer Präposition genannt werden. Richtig heisst es folglich: «Er wohnt in der Au» oder «Sie wohnt auf der Au», wenn der Auhügel gemeint ist. Die Bewohner der Au nannten sich ursprünglich «Örtler». Wendungen wie «Auemer, Auer, Auner» oder «Äuler» sind abzulehnen. Man spricht besser von den Bewohnerinnen und Bewohnern der Au. Sie wohnen in der Au, allenfalls in 8804 Au, aber nicht in Au.
Eine zweite Modeerscheinung, die es zu bekämpfen gilt, ist die Wendung «die Altstadt von Wädenswil». Wädenswil heisst zwar seit 1974 offiziell Stadt. Von einer Altstadt darf man indessen nur bei historischen, mittelalterlichen Städten sprechen. Wädenswil hat keine Altstadt, sondern einen Kern, ein Zentrum, bestenfalls einen alten Dorfkern. Darum geht es auch nicht an, die Türgass als eine der schönsten Altstadtgassen zu bezeichnen. Dass man aus der 1937 unter diesem Namen gebauten und eingeweihten Abdankungshalle plötzlich eine Friedhofkapelle macht, gehört ins gleiche Kapitel.

ZUR SCHREIBWEISE VON FLUR- UND STRASSENNAMEN

Am 30. Dezember 1970 publizierte der Bundesrat einen Beschluss über die Schreibweise von Orts-, Gemeinde- und Stationsnamen. Ihm folgte am 1. April 1977 durch das Eidgenössische Justiz- und Polizeidepartement eine Weisung für die Erhebung und Schreibweise der Lokalnamen bei Grundbuchvermessungen in der deutschsprachigen Schweiz. Diese hält unter anderem fest:
Es sind in der Schriftsprache zu schreiben

a) die Bezeichnungen öffentlicher und privater Bauwerke und Betriebe, insbesondere wenn sie noch ihrem ursprünglichen Zweck dienen, wie: Schulhaus, Kirche, Spital, Friedhof, Schiessplatz ...
b) die Sachbezeichnungen: Wohnhaus, Ökonomiegebäude, Garten, Wiese, Acker, Reben, Weide, Wald.

Allgemein vertraute Namenwörter, die in gleicher Form auch schweizerdeutsch sind, sind in der schriftsprachlichen Form zu belassen, zum Beispiel Berg, Feld, Weg (nicht Bärg, Fäld, Wäg).
Für Strasse wird immer -strasse, nie -strass geschrieben.
Die Länge eines Vokals wird im Allgemeinen nur dort bezeichnet, wo es für die irrtumsfreie Verständigung erwünscht ist: Moos, Mosli. Statt der Umlaute Ae, Oe, Ue sind die einfachen Zeichen Ä, Ö und Ü zu verwenden. Die Konsonanten p,t / b,d werden nach der Sprechform wiedergegeben: Ried, Rietliau. Für Präpositionen ist je nach der Wortverbindung die schriftsprachliche oder die mundartliche Form zu wählen: «Bei den Linden», nicht «Bi den Linden». Die hier nur mit einigen Beispielen zitierte Weisung ist unter anderem Grundlage für die Beschriftung der von der Eidgenössischen Landestopographie herausgegebenen Landkarten.
Für die Schreibweise der Strassennamen ist der Duden massgebend. Er bestimmt in Regel 122: «Das erste Wort eines Strassennamens wird gross geschrieben, ebenso alle zum Namen gehörenden Adjektive und Zahlwörter.» Richtig muss es also heissen: Im Unteren Baumgarten, Obere Weidstrasse. Und gemäss Regel 123 setzt man den Bindestrich, wenn die Bestimmung zum Grundwort aus mehreren Wörtern besteht: Walther-Hauser-Strasse.

DEUTUNG VON WÄDENSWILER FLURNAMEN

Nicht alle Flurnamen lassen sich sprachgeschichtlich oder historisch eindeutig klären. Aus dem umfangreichen Material seien abschliessend rund hundert Namen angeführt:

 

Aabach  1459 Aa, althochdeutsch aha = fliessendes Wasser 
Aahalden 1407 an der Ohalten (StAZ, C II 9, Nr. 54), Halde beim Aabach
Aahalden  
Aeppli im Aeppli, benannt nach der 1611 aus Mauer eingewanderten Familie
Allenwinden 1634 zu allen Winden (StAZ, E II 700.116), allen Winden ausgesetztes Gebiet
Appital 1530 Appental (StAZ, C II 11, Nr. 1022), mittelhochdeutsch abe = nutzbares Land auf der Schattenseite eines Abhangs oder Tals
Au 1316 in der Ouwe (ZUB 7, Nr. 3399a), Land am Wasser
Aueren 1501 an grossowen (StAZ, G I 164a, Bl. 18), 1686 in der Ouweren (StAZ, B XI Wädenswil 3, S. 35b), sumpfiges, feuchtes Land
Ausee 1316 wijer (ZUB 2, Nr. 3399a), 1483 Seewadel (StAZ, C II 14, Nr. 97), 1690 Auseeli (StAZ, B XI Wädenswil 3, S. 283a), Weiher, Seelein bei der Halbinsel Au
Aueren 1501 an grossowen (StAZ, G I 164a, Bl. 18), 1686 in der Ouweren (StAZ, B XI Wädenswil 3, S. 35b), sumpfiges, feuchtes Land
Bachgaden Bachgaden (StAZ, E III 132.9, S. 282), Gaden am Bach. Neuer Hof auf dem Gelände des Althofs Burstel
Beichlen 1448 im Bennkli (StAZ, C II 14, Nr. 267) von mittelhochdeutsch banc: Bank, Geländeabsatz
Berg 1504 wädischwilerberg (StAZ, C II 15, Nr. 146). Berg im Gegensatz zum Dorf
Boller 1600 Bartli Boller auf dem oberen oder äusseren Meierhof. Der vom Familiennamen abgeleitete Hofname verdrängte den älteren Namen äusserer Meierhof.
Brüsch 1715 Preusch, 1729 Brüsch (StAZ, Plan B 403), Hinweis auf Heidekraut (Erika)
Brunnehof 1342 des Brunen guot (StAZ, C II 11, Nr. 332 und 344), abgeleitet vom Familiennamen Brun, aber ab Ende des 17. Jahrhunderts aus Unkenntnis mit Brunnen identifiziert
Buck 1637 Buck (StAZ, E II 700.116), Bodenerhebung, Buckel
Büül 1270 uff dem buele (Staatsarchiv Aargau Nr. 3115, S. 59/60), 1515 uf buol (StAZ, C V 3, 6d), 1568 uff Bül (StAZ, F IIa 428, S. 59), kleine Anhöhe, Hügel, Erhebung.
Bühl Name für das 1870 gegründete Kinderheim.
Büelen 1555 zu dem bullen (StAZ, F IIc 87, S. 5), siehe Büül
Burstel 1318: ze Burgstal, 1371 Burgstall (StAZ, C II 2, Nr. 202), Hinweis auf eine Burgstelle, deren Standort nicht bekannt ist
Chalchtaren
1483 Kalchtharen, 1555 Kalchtharen (StAZ, F IIc 86, S. 15), Kalkgewinnung, Vorrichtung zum Trocknen oder Brennen von Kalk
Chotten
1450 zum kotten (StAZ, C II 14, Nrn. 30 und 60), 1520 zu dem Koten (StAZ, C II 15, Nr. 125), vgl. engl. cot: kleine Hütte, Pferch, Bretterverschlag für Vieh
Chräbach
1542 Kräyen Bach (StAZ, H I 23, S. 89), Bach, an dem sich Krähen aufhalten
Chuefer
1768 im Küeffer, vom Küfer-Handwerk
Dächenwis
1555 tachenwyss (StAZ, F IIc 88, S. 13), von althochdeutsch dâha = Lehm, Wiese über lehmhaltigem Grund. Eine Deutung als Wiese des Dekans lässt sich nicht belegen.
Egg
1382 Herman ab Egg (StAZ, C II 18, Nrn. 499 und 502), horizontal auffällig verlaufender Geländeabsatz in einem Höhenzug oder Abhang
Erni
1555 Erni Rusterholtzen Gut (StAZ, F IIc 86, S. 25), vom Vornamen Arnold (Erni) abgeleitet
Feld
1481 feld (StAZ, C II 14, Nrn. 61 und 62), zum Ackerbau bestimmtes Land; auch Weideland
Fuhr
1457 uff der fur (StAZ, C II 14, Nr. 75), Furche im Ackerboden, lang sich hinziehender, nicht allzu hoher Hang
Furthof
1450 Furthof (StAZ, C II 14, Nrn. 61 u. 62). Wassergraben in Feld oder Wiese; Durchgang, Passage zwischen zwei Grundstücken
Galgenhölzli
1568 Galgenhölzli (StAZ, C II 15, Nr. 36), Waldstück in der Nähe des Galgens, auf dem späteren Bürglihügel ob der Seferen
Galgenhofstatt
1543 Galgenhofstatt (StAZ, C V 1, Nr. 18), Platz auf dem der Galgen steht, siehe Galgenhölzli
Gebisholz
1268 Gebisholz (ZUB 3, Nr. 1390), Waldung in der Gegend von Oberort und Rietliau, abgeleitet vom althochdeutschen Namen Gebi in der Bedeutung Gabe, Geschenk
Gerberacher
1661 Gerbers Acher (StAZ, B XI Wädenswil 1, S. 81b), Acker des Gerbers
Geren
1448 Geren (StAZ, C II 15, Nr. 145), ausgespitztes Landstück, keilförmiges Grundstück (Ger = Speer)
Giessen
1408 Giesse (StAZ, C I 2821), Wasserfall, Bachstrudel, sich ergiessende Wassermasse
Giessenmüli
1468 Heiny Müller underm Giessen (Zürcher Steuerbücher)11, 1555 Müly under dem Giessen (StAZ, F IIc 88, S. 9), Mühle am Giessen, am Wasserfall
Gisenrüti
1270 Gisinrüti (Staatsarchiv Aargau, Nr. 3115, S. 59/60), 1513 Gisenrüty (StAZ, F IIc 39a, S. 4), althochdeutscher Personenname Giso + Rodungsname
Gisibach
1549 Gissibach (StAZ, C II 15, Nr. 100), einst Name für den heutigen Waggitalbach, dann Hofname, beeinflusst vom älteren Hofnamen Gisenrüti
Grindel
1464 grinndel, Weidumzäunung (vgl. Grendel). Früherer Name für das heutige Neutal im Vorderberg
Grossengaden
1698 by dem grossen Gaden (StAZ, B XI Wädenswil 4, S. 134a), grosses, der Ökonomie dienendes Nebengebäude
Gesellenplatz
1534 gsellenplatz (StAZ, G I 164, Bl. 674), Platz beim Gesellenhaus, heute Parkplatz beim Haus Sonne
Gulmen
1491 Holz in Gulman (StAZ, C II 14, Nr. 112), Hügelkuppe, Erhöhung (vgl. Kulm)
Gwad
1454/1484 Gwatt/Gewatt (StAZ, C II 14, Nr. 100), Sumpfgebiet, von im Wasser, Sumpf waten
Hänsital
1630 Entzistal (von Enzi = Lorenz?)
Halden
Abhang, geneigte Fläche (helde)
Hangenmoos
1270 von deme hangendem Mose (Staatsarchiv Aargau, Nr. 3115, S. 59/60), 1537 Hangen Moss (StAZ, W I 1, Nr. 1189), Moor an einem Abhang
Herrlisberg
1270 Hergesperch (Staatsarchiv Aargau Nr. 3115, S. 59/60), 1347 hergisperg (StAZ, C II 14, Nr. 22), vom Personennamen Hergin abgeleitet
Himmeri
1448 im Himelrich (StAZ, C II 15, Nr. 145), erhöht gelegenes oder besonders fruchtbares Grundstück
Holzmoosrüti
1491 Holtzmans Rüty (StAZ, C II 14, Nr. 112), 1655 Holzmasrüti, 1843 Holzmoosrüti, vom Personennamen Holzmann abgeleitet und später auf Moorlandschaft umgedeutet
Lätten, äusserer
1436 an letten (StAZ, C II 14, Nr. 55), Gegend zwischen Eintrachtstrasse und Schlossgass, Lett = tonartiger Mergel, Lehm
Lätten, hinterer
1555 letten (StAZ, F IIc 87, S. 23), lehmhaltiger Boden in den Gegend seeseits von Büelen
Langrüti
1342 auf der Langen Rüthi, längerer gerodeter Streifen
Langwis
1514 in der langen wiss (StAZ, C II 15, Nr. 145), Wiese mit länglicher Form an der heutigen Steinacherstrasse
Leigass
1555 die Leingassen (StAZ, F IIc 86, S. 11), Gasse über lehmhaltigen Boden
Leihof
1357 hoff uff Lein (StAZ, C II 5, Nr. 40), Hof auf lehmhaltigem Boden
Löchli
1634 im Löchli (StAZ, E II 700.116), in der Bodenvertiefung gelegen
Luft
1555 am Lufft (StAZ, F IIc 86, S. 10), dem Luftzug ausgesetzt
Luggenbüel
1424 am luggen Bül (StAZ, C II 15, Nr. 166), Erhebung mit lockerer, leicht zu bearbeitender Erde
Lutringen
1266 de Lutringun (ZUB 4, Nr. 1334), bis 1568 alte Bezeichnung für das Gebiet der Eichmüli, alamannischer Siedlungsname in der Bedeutung «bei den Leuten des Luter»
Luggenbüel
1424 am luggen Bül (StAZ, C II 15, Nr. 166), Erhebung mit lockerer, leicht zu bearbeitender Erde
Lutringen
1266 de Lutringun (ZUB 4, Nr. 1334), bis 1568 alte Bezeichnung für das Gebiet der Eichmüli, alamannischer Siedlungsname in der Bedeutung «bei den Leuten des Luter»
Mangeli
1830 Mangeli, magerer Boden
Meierhof
1344 Meyerhofstaat (StAZ, C II 14, Nr. 38). Hof des Meiers, des Verwalters der Güter der Johanniterkomturei
Meierhof, oberer        1413 uf dem obre meigerhof (StAZ, C II 15, Nr. 3), später Liegenschaft Boller
Meilibach
1331 Melbach (Einsiedler Urbar), 1366 Meilibach (StAZ, C I 2817)
Moos
feuchtes, sumpfiges Land
Mülibach
1555 am Mülibach (StAZ, F IIc 88, S. 6). Bach, der einmal eine Mühle unbestimmter Art antrieb. Später Name für einen Bauernhof, dann für das ganze Quartier
Mugeren
1450 Heini von Mugren (StAZ, C II 14, Nr. 30 und 60), magerer, eventuell steiniger Boden
Naglikon
1130 Werin de Naglinchoven (ZUB 1, Nr. 279), bei den Höfen der Sippe des Nagal, alamannischer Siedlungsname des 7./8. Jahrhunderts
Neuhusrain
1682 Nöuwhusrein (StAZ, C V 1, Nr. 46), neues Haus am Hang (Rain) ob Beichlen
Nidersaum
1604 Nidersaum (StAZ, B XI Wädenswil 51, S. 16), Hof unterhalb des Randes einer Geländeterrasse (Saum).
Ödischwänd
1450 Otteschwend (StAZ, C II 14, Nrn. 61 und 62), gerodetes Land eines Otto, oder gerodetes, nicht bebautes Waldstück (von mittelhochdeutsch oede = leer, verlassen)
Ort
1634 das Ort (StAZ, E II 700.116), 1654 im Orth (StAZ, B XI Wädenswil 1, S. 70a), Bezeichnung für die ganze Örtlichkeit zwischen Meilibach und Krähbach, seit 1711 auch Name der Schulsektion
Ottenhorn
1555 am Ottenfuren (StAZ, F IIc 87, S. 16), 1567/68 Ottenhorn (StAZ, C II 14, Nrn. 5 und 6), ursprünglicher Name für das Giessenhorn
Rain
Abhang
Reidbach
reid = krumm. Krummbach Eidmatt: = Reidmatt, Wiese in Krümmung der Strasse
Reidholz
1409 im reidholtz (StAZ, A 97.2), Wald in der Krümmung des Reidbachs
Rosenmatt
1513 Reydwise (StAZ, F IIa 291, S. 186), nach ihrer krummen Form in der Biegung der Landstrasse (heute Eidmattstrasse) benannte Wiese, identisch mit der jetzigen Rosenmatt (Name der 1898/99 erbauten Villla)
Rötiboden
1481 Röty boden (StAZ, C II 14, Nr. 96), 1495 inn Rütiboden (StAZ, C II 15, Nr. 49), Hinweis auf eisenhaltigen geröteten Boden, eventuell auf gerodeten Boden.
Rothus
1665 Rodthuss (StAZ, B XI Wädenswil 3, S. 49/50), Haus mit roten Fassaden
Rotweg
 = Rodweg, Weg ins Rodungsgebiet oder Weg über geröteten Boden
Rutenen
1555 Rutinen (StAZ, F IIc 88, S. 6 und 86), wohl vom Pflanzennamen Raute (Ruta)
Rüti 
1545 in der undern Rütte (StAZ, C II 15, Nr. 114), von Bäumen und Büschen gerodeter Boden, urbar gemachtes Land, Name für die heutige Vorder Rüti
Rüti, mittler
1555 von der mittleren rüty (StAZ, F IIc 87, S. 1), Rodungsname, Unterscheidung zu Vorder Rüti und Hinter Rüti
Sackholz
1549 sackholtz (StAZ, A 150.1), Wald beim Aabachweiher in einer Art Sackgasse, umschlossen von Aabach und Sengelenbach
Saum
Waldrand, Rand von Weidegebiet
Schlieregg
1506 in der schliereg (StAZ, W I 1, Nr. 902), Erhebung mit lehmhaltigem Boden
Schluchtal
1660 Schluchenthal, von Schlucht, Schlund, eng zum Passieren
Schoren
1402 Hans Schorrer in der Ouw, 1484 am Schoren (StAZ, C II 14, Nr. 100), Hof am See im Bereich des heutigen Oberort, Ufervorsprung, von mittelhochdeutsch schorren = hervorragen
Schründlen
1310 an scrundeln (StAZ, C II 14, Nr. 6), Hof zwischen Luggenbüel und Aabachweiher, für den Bau des Werkhofs A3 abgebrochen, zu Schrunse, Schlucht, Tobel des Sengelenbaches
Seferen
1495 Sewer (StAZ, C II 14, Nr. 116), 1655 Seefür (StAZ, F IIc 87, S. 4 und 37), Ort am See
Sennweid
1549 Sennweid (StAZ, A 150.2), Weide mit Sennhütte im Besitz der Johanniterkomturei und ab 1550 der Landvogtei Wädenswil
Spengler
1646 im Spengler, vom Beruf des Spenglers
Steg
1667 bim Stäg (Gygerkarte), Steg über den Krähbach
Steinacher
1402 am Steinaker (Zürcher Steuerbücher)12, Acker mit steinigem Untergrund
Stocken
1408 Stoken (StAZ, C I 2821), abgeholztes Waldgebiet mit zurückbleibenden Wurzelstöcken
Stoffel
1689 in dem Oberen Gwad oder Stoffel (StAZ, B XI Wädenswil 3, S. 218). Die Bezeichnung geht möglicherweise auf «Stoffel» Strickler-Trinkler im Hattenmaas zurück, den das Bevölkerungsverzeichnis von 1634 erwähnt
Sunft
1535 an Sumpf, 1555 an Sumpff (StAZ, F IIc 86, S. 25), 1849 Sunft, schwammiger, Boden am Südrand des Beichlensees
Töbeli
1555 uff dem Bachdobel (StAZ, F IIc 87, S. 88), namengebend für den Töbelibach
Tristal
1344 tristal (StAZ, C II 14, Nr. 29), Platz zur Errichtung von kegelförmigen Tristen (Haufen aus Streue oder Heu) nahe Beichlen.
Türgass
1545 Thürgasss (StAZ, W I 1, Nr. 702), gegen das Weideland mit Gatter, Zauntor abgeschlossene Gasse
Unter Eichen
1281 under dien eiken (ZUB 5, Nr. 1789), Hof Unter Eichen, im Kern identisch mit den späteren Zollingerhäusern
Untermosen
1515 undermossen (StAZ, C V 3, 6d), benennt die Lage unterhalb des Mooses
Waggital
1483, 1531 Waggental (StAZ, W I 1, Nr. 911) von mittelhochdeutsch wac = bewegtes Wasser (Woge) des nahen Waggital- oder Aabachs
Wändel
1743 im Wendel (StAZ, E III 132.3, S. 660), eher vom Verb wenden abgeleitet als vom Vornamen Wendelin
Weyenschür
1634 Weyenschür (StAZ, E II 700.116), Scheune, bei welcher der Mosweih, eine Falkenart, vorkommt
Widen
1450 die Widem (StAZ, C II 14, Nr. 62), Bauerngut, dessen Einkünfte der Kirche gewidmet sind
Winterberg
1537 Wintterberg (StAZ, W I 1, Nr. 1189), Gelände in schlecht besonnter Nordlage
Wishuet
1655 im Wysshuot (StAZ, B XI Wädenswil 1, S. 25a), eventuell von einem Familiennamen oder Übernamen abgeleitet, Deutung unsicher
Zopf
1710 im Zopf oder zu Gäbisholltz (StAZ, B XI Wädenswil 4, S. 456), Zipfel, langgestrecktes Grundstück




Peter Ziegler


ANMERKUNGEN

StAZ = Staatsarchiv Zürich
ZUB =Zürcher Urkundenbuch
 
1 StAZ, A 150.1.
2 StAZ, C II 14, C II 15.
3 StAZ, F IIa 428–432.
4 StAZ, F IIc 86–88.
5 StAZ, B XI Wädenswil 1 ff.
6 StAZ, B XI Wädenswil 2, S. 133a.
7 StAZ, B XI Wädenswil 1, S. 15a.
8 StAZ, B XI Wädenswil 1, S. 4a.
9 StAZ, B XI Wädenswil 1, S. 32c.
10 StAZ, C II 15, Nr. 28.
11 Die Zürcher Steuerbücher, Bd. 5, Zürich 1944, S. 331.
12 Die Zürcher Steuerbücher, Bd. 2, Zürich 1939, S. 106.