Alte Wädenswiler Familien und ihre Namen

Quelle: Gewerbezeitung Dienstag, 10. September 2019 von Peter Ziegler

In mehreren Folgen sollen einige alteingesessene Familien von Wädenswil, Schönenberg und Hütten gewürdigt werden. Es interessieren vor allem die erste Erwähnung, die Verbreitung und die Stellung der Familie in der Gesellschaft sowie die Deutung des Namens und, falls vorhanden, die Beschreibung des Wappens.
 
Namengebung im Mittelalter
Noch im Spätmittelalter kannte man in der Herrschaft Wädenswil nur wenige Familiennamen. Man bezeichnete damals viele Geschlechter lediglich mit dem Vor- und Hofnamen. So 1335 Heinrich am Leime (Leihof), 1378 Rudi von Opfisau (Brunnenhof), 1382 Hermann am Egg, 1400 Heini von Gebisholz (Gwad), 1404 Wernli ab Laubegg, 1408 Conrad ab dem Meierhof, Walter ab Stollen, Johans in der Au, 1450 Heini von Mugren, 1568 Steffen von Eych.

Aeppli
Ein Vertreter der aus Maur ZH stammenden Familie Aeppli liess sich am Ende des 16. Jahrhunderts im Wädenswiler Berg nieder. 1597 wurde hier Jakob Aeppli mit Agnes Welti getraut. 1611 lebten die Aeppli auf dem Hof Kotten. 1634 wirtschaftete Hans Aeppli-Biber im Kotten und Heinrich Aeppli-Ry_ » im Strasshaus. Im Ausgelände des Kotten-Hofes legte die Familie – wohl nach einer Güterteilung – einen zweiten Hof an und benannte ihn «Aeppli» nach dem Familiennamen. Dieser ist abgeleitet «Epp», der Verkleinerungsform des Vornamens Eberhard. Ein Wappen findet sich nicht auf Kirchenstühlen in der reformierten Kirche Wädenswil. In Maur wurde das Familienwappen zum Gemeindewappen von Fällanden und zeigt in Gold einen steigenden, roten Löwen mit grünem Pfauenschwanz.
 
Bachmann
Ein Mann, der am Bach lebt, ein Bachmann, lässt sich erstmals 1413 mit Heini Bachmann auf dem Meierhof Wädenswil nachweisen. 1510 wohnte dort Hans und 1568 Jakob Bachmann. Schon 1477 besass die Familie den Hof Unter Laubegg (Hütten), um 1520 das Gut Haslaub (Schönenberg), 1523 den Bauernhof Knoeubis (Chneus/ Hütten). Um 1530 hatte ein Hans Bachmann den Hof zu Opfisau gepachtet und Joss Bachmann wohnte 1537 im Unterort. Schmied Rudolf Bachmann, ein Täufer, zog 1613 vom Richterswiler Berg nach Spitzen. Das Bevölkerungsverzeichnis von 1634 nennt die Familie Bachmann-Günthard im Rötiboden, die den Hof 1647 an die Familie Hauser verkaufte. Ein Bauernhaus der Familie Bachmann zu Untermosen stammt aus dem 17. Jahrhundert.

Baumann
Das mittelhochdeutsche Wort «buman» bezeichnet den Pächter eines kirchlichen oder weltlichen Gutes, bisweilen auch einen Weinbauern. Die Familie dürfte von Hirzel zugezogen sein; 1400 wird in Wädenswil ein Heini Bumann als Zeuge erwähnt. 1427 erhielt Ueli Buman von den Johannitern das Haslergut an der Breite (Gegend Meierhof) zu Lehen. Hans Buman bewirtschaftete 1555 den Hof Hangenmoos und Wilhelm Baumann jenen auf Laubegg. 1621 amtete Jos Baumann-Gattiker als Sigrist. 1646 lebten in Wädenswil acht Familien Baumann, so auf der Fuhr, in der Seferen, im Spengler, in der Aueren und im Ort. Die Brüder Heinrich, Caspar und Jacob Baumann besassen 1688 den Bauernhof Musli. Im 17. Jahrhundert arbeiteten viele Männer nicht nur als Landwirte, sondern auch als Schiffsleute, Pilgerführer und Fischer. Ein Hans Baumann wird 1685 als alt Schulmeister bezeichnet. Schulmeister Ulrich Baumann in der Gisenrüti vermählte sich im September 1739 mit Katharina Treichler. Aus späterer Zeit ist besonders Hans Heinrich Baumann (1785–1871) bekannt, der «Baneeter-Buume». In Schönenberg sind Familien Baumann im Gisihegi (1767), bei der Tanne (1798) und an der Egg (1800) nachgewiesen. Das Familienwappen wird wie folgt beschrieben: Gespalten von Silber mit goldenem, schwarzem Halbadler und Silber mit blauem Krieger auf grünem Hügel.
Baumann.

Blattmann
Die aus dem Raum Menzingen zugezogene Familie Blattmann – benannt nach «Blatt», einer Felsplatte – lässt sich seit 1384 in Wädenswil nachweisen und bewohnte im 15. Jahrhundert die Bauernhöfe Widen (1450), Luggenbüel (1489) und Untermosen (1505). 1498 dürfte durch Teilung des Hofes Widen durch Hans Blattmanns Söhne der Hof Oedischwänd entstanden sein. 1546 lebte die Familie auch an der Türgass und 1555 im Leihof, auf dem Bühl, auf der Hinteren Fuhr und in der Aueren. Heinrich Blattmann-Isler war 1717 Bauherr des Fachwerkhauses «Auf Bühl» am Rotweg. Caspar Blattmann-Schärer (1670–1734) liess 1726 an der Leigass, wo mit dem 1626 geborenen Schuhmacher Andreas Blattmann-Strickler Vorfahren wohnten, das nach dem späteren Besitzer Gottfried Hauser benannte Gottfriedhuus errichten. Heinrich Blattmann (1722–1827) baute in den Jahren 1816/17 für seine Familie das Herrschaftliche Wohnhaus Neuguet und Giessenmüller Caspar Blattmann 1827 das Haus zur Palme. Im 17. und 18. Jahrhundert zählte die Familie Blattmann zur Oberschicht der Landvogtei Wädenswil. Sie stellte Grossbauern, besass ab 1729 die Mühle im Giessen, ab 1677 zudem die Eichmüli und bekleidete die angesehenen Ämter Untervogt, Säckelmeister, Richter, Geschworener, Schützenmeister, Kirchenpfleger sowie im Militär die Chargen, Hauptmann, Wachtmeister, Feldschreiber, Trüllmeister Dazu kamen verschiedene Berufe wie Förster, Gerber, Käsehändler, Schuhmacher und Textilverleger. Hans Heinrich (1756–1827) war von 1798 an Teilhaber der Baumwollspinnerei Blattmann, Diezinger & Co. Die Gebrüder Kaspar (1767–1839) und Heinrich (1772–1827) eröffneten 1812 die Spinnerei im Reidholz. Aus der 1833 von Jakob (1797–1840) mitgegründeten Seidenstoffweberei Blattmann, Kunz & Co. entstand 1849 die Firma Gessner. Heinrich Blattmann (1824–1893) gründete 1856 die Stärkefabrik Blattmann, der Spengler Gottfried (1816–1858) die spätere Metallwarenfabrik Blattmann. Das Familienwappen zeigt in Blau ein liegendes, halbes, goldenes Mühlrad mit stehendem goldenem Hauszeichen und drei goldenen Sternen.
Blattmann.


Brägenzer
Die ursprünglich aus Bregenz stammende Familie Brägenzer oder Bregenzer ist heute in Wädenswil nicht mehr vertreten. Hans Brägetzers Hof grenzte 1555 an den Hof zur Tanne. Im Bevölkerungsverzeichnis von 1634 ist die Familie von Hans Brägetzer-Bollier auf Herrlisberg erwähnt, wo noch 1731 der Schuhmacher Hans Bregenzer arbeitete und Nachkommen bis 1795 wohnten. Eine weitere Familie ist 1661 im Himmeri nachweisbar. Hans Brägenzer kaufte 1692 die Säge am Aabach. Kaspar Brägenzer-Pfister zog 1692 auf den Hofacher. Noch 1747 lebte dort eine Barbara Brägenzer. 1767 liess «Heinrich Pregitzer» einen Stuhl in der reformierten Kirche Wädenswil mit seinem Familienwappen kennzeichnen. Dieses zeigt in Blau ein goldenes Hauszeichen.
Pregitzer.

Brändli
1371 wurde der Bäcker Heinrich Brändli von Wädenswil ins Bürgerrecht der Stadt Zürich aufgenommen. In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts waren die Brändli im Ort, zu Gebisholz (Gwad) und in der Seferen ansässig. Andreas Brändli besass 1654 zwei Häuser im Oberort. Um 1750 waren dort bereits vier Höfe in Brändlischem Besitz. 1649 wird Leutnant Hans Jakob Brändli erwähnt, 1660 der Zimmermann Daniel Brändli auf Herrlisberg und 1663 Hans Jakob Brändli, der Wirt auf dem Wädenswiler Gesellenhaus. Hans Jakob Brändli hinter dem «Engel» erscheint 1682 in den Quellen als alt Hauptmann, Jakob Brändli im Oberort 1737 als Viehdoktor, Ulrich Brändli am Sagenrain 1826 als alt Sittenrichter. Hans Ulrich Brändli-Huber bezog 1771 sein neues Bauernwohnhaus im Weiler Meierhof. Tierarzt Heinrich Brändli-Brändli (1757–1844) liess 1819 im Ausgelände des alten Rötiboden-Hofes ein Wohnhaus erstellen, das 1860 an Jakob Höhn-Hägi verkauft wurde. Hans Heinrich Brändli bezog 1854 sein neues Bauernhaus Meienburg, Heinrich Brändli 1876 den Oberen Lehmhof. In Wädenswil bekannt war der dort wohnende Nationalrat Heinrich Brändli (1900–1981), Gemeindepräsident von 1946 bis 1958. Brändli, die Verkleinerungsform des Flurnamens Brand, weist darauf hin, dass die Familie ursprünglich ein durch Brand gerodetes Grundstück bewohnte. Das Familienwappen zeigt in Blau, an ein stehendes, schwarzes Ruder gelehnt, zwei abgewendete, goldene Halbmonde mit je einem goldenen, sechsstrahligen Stern.
Brändli.


Brupbacher
Im Jahre 1540 wurde in Wädenswil Rudolf Bruppacher geboren, der sich 1565 mit Anna Wyss verheiratete. Seine Familie stammte ursprünglich aus Erlenbach und nannte sich nach dem dortigen Brugbach, dem Bach mit der Brücke. Hans Bruppacher lebte 1555 auf dem Hof zum Äsch. Der Täufer Joss Brugpach von Wädenswil wurde 1589 in Horgen gefangen genommen. 1646 lebten in der Landvogtei Wädenswil neun Familien Bruppacher, drei im Dorf und sechs ausserhalb und im Berg, so im Büelen, im Krähbach, im Löchli, in der Seferen, auf der Widen und auf dem Hof Nussbäumen. Schiffsmann Diethelm Brupbacher baute1699 das Haus Zur Traube und 1701 das stattliche Haus zur Hoffnung an der Trubengass. Ausser in der Landwirtschaft waren manche Bruppacher als Schiffsleute oder Schlosser tätig; im 18. und 19. Jahrhundert als Graveure und Petschaftstecher auf dem Buck. Für seine Kupferstiche besonders bekannt war Heinrich Brupbacher (1758–1835). 1886 starb der im Eisenhandel tätige Oberst Carl Brupbacher-Hauser zum Holderbaum. Die ursprüngliche Schreibweise mit pp wich später jener mit pb. Das Familienwappen zeigt in Blau ein steigendes, silbernes Einhorn auf gewölbtem, grünem Boden.
Brupbacher.




Peter Ziegler