Als Wädenswil noch ein Industriedorf war (1)

Quelle: Gwerbziitig Wädi Dienstag, 16. November 2021 von Peter Ziegler

Heute bezeichnet sich Wädenswil als Bildungsstadt. Anders war dieser vor hundert und mehr Jahren. Rauchende Hochkamine zeigten an, dass das im Jahre 1920 rund 9300 Einwohner zählende Dorf Wädenswil über eine bedeutende Industrie verfügte, deren Schwerpunkt auf der Textil- und –Kleiderproduktion lag. Blicken wir zurück!

Tuchfabrik Wädenswil

Die 1818 gegründete Wolltuchfabrik Hauser & Fleckenstein am Reidbach, später Fleckenstein-Schulthess, ging 1899 an Jakob Treichler-Gredig über, welcher im folgenden Jahr die Aktiengesellschaft Tuchfabrik Wädenswil AG gründete. Er dehnte die «obere» Tuchfabrik weiter aus, baute Shedhallen (1906), 1917 ein Bürogebäude und brachte die Firma zu einem Textilunternehmen von gesamtschweizerischer Bedeutung. 1978 wurde die Stoffproduktion eingestellt. 1981 erfolgte die Gründung und Umbenennung der Tuchfabrik Wädenswil AG in TUWAG Immobilien AG. Die Gebäude werden heute weitgehend von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften belegt.

Tuchfabrik Pfenninger

Die «untere» Tuchfabrik, die Pfenninger & Cie. AG auf dem Giessenhorn, entwickelte sich aus der 1826 gegründeten Handweberei von Ludwig Rensch zum bedeutenden Unternehmen, das ab 1887 über fünf Generationen von der Familie Pfenninger geleitet wurde. 1906 konnte für die Weberei und Appretur der viergeschossige Satteldachbau seeseits der Bahnlinie bezogen werden, einer der ersten armierten Betonbauten in der Schweiz: das Werk des Architekten Robert Maillart (1872–1940). Der kleiner werdende Weltmarkt und zunehmende Importe aus dem europäischen Markt verschlechterten die Ertragslage der Pfenninger & Cie. AG in den 1960er Jahren. 1972 stellte die Tuchfabrik im Giessen ihre Produktion ein. Mit der Umwandlung zur Immobilienfirma entstand ab 1973 das «Industrie- und Gewerbezentrum Giessen».
Tuchfabrik Wädenswil AG.

Seidenweberei Gessner

1841 trat August Gessner als Teilhaber in die 1833 gegründete Seidenfirma Theiler & Steiner ein und führte ab 1849 den Betrieb im Rosenhof mit Heimarbeitern auf eigene Rechnung. Sein Sohn Emil liess 1881 im Neuwiesenquartier einen Fabrikbau erstellen und ging zur mechanische Seidenstoffweberei über. 1898 und 1905 kamen weitere Industriebauten dazu. 1929 beschäftigte die Firma in Wädenswil rund 860 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. 1978 war der Webereineubau bezugsbereit. Dann wirkte sich die Konkurrenz aus Asien immer bedrohender aus. 2016 wurde der Produktionsbetrieb eingestellt. Seither bewirtschaftet die Gessner Holding AG die eigenen Wohn- und Gewerbeliegenschaften.
Seidenweberei Gessner.

Mützenfabrik Fürst

1884 machte sich Jacques Fisch-Brupbacher, vorher Reisender und Buchhalter für die Hutfabrik Felber, selbständig und begann im Nebengebäude des Hauses «Holderbaum» an der Eintrachtstrasse mit der fabrikmässigen Herstellung von Mützen. 1890 trat Eduard Fürst in die Mützenfabrik Fisch & Co. ein und übernahm das Geschäft im Jahre 1908. 1911 wurde der erste Fabriktrakt von 1898 um einen Anbau auf der Südostseite erweitert. 1923 liess Fürst die «Büsi»-Mützen patentieren. Später spezialisierte man sich zusätzlich auf die Fabrikation von Uniformmützen. 1959 begann die Herstellung von Sportartikeln; 1986 entwickelte die Fürst AG den weltweit ersten Gleitschirmrucksack und produzierte anschliessend Gleitschirme. 2002 wurden die Gebäude verkauft und 2007 zugunsten von Wohnraum abgebrochen.

Rosshaarspinnerei Schnyder

1826 eröffnete Johann Jakob Schnyder im Erdgeschoss des Hauses «Zum Morgenstern» eine Rosshaarspinnerei. 1868 entstand an der Einsiedlerstrasse 6 ein Fabrikgebäude, das 1929 auf vier Stockwerke erweitert wurde. Der ursprünglichen Fabrikation von gesponnenen Haaren folgte ab den 1950er Jahren die Herstellung Matratzen, Liegemöbeln und Polstermaterialen für Autositze. Nach der Stilllegung des Betriebs bewilligte der Gemeinderat im Jahre 2000 den Gestaltungplan zur Umnutzung des Areals. 2001 entstanden in der ehemaligen «Rosshaari» zwölf grosszügige Lofts und in den unteren zwei Etagen Ateliers und Büroräume.

Hutfabrik Hochstrasser

1848 eröffneten Heinrich und Jean Hochstrasser im Haus Schönenbergstrasse 6 nahe der reformierten Kirche eine Hutmacherei, welche später durch Fabrikbauten vergrössert wurde. Hier fabrizierte und exportierte man als Spezialität Hamburger und Bremer Zimmermannshüte. Die Firma bestand bis 1965. 1967 wurden die Gebäude zwischen Türgass und Blumenstrasse abgebrochen.

Hutfabrik Felber

Karl Felber, einst Reisender bei Hochstrasser, machte sich 1870 selbständig und gründete die Hutfabrik Felber. Er fabrizierte anfänglich in einer Wohnung im Haus «Zur Reblaube» und bezog 1889, als die Räume zu knapp wurden, das dritte Stockwerk des Hauses Gerbe. 1911 war das dreigeschossige neue Fabrikgebäude an der Oberdorfstrasse 16 bezugsbereit. Hier stellte die Felber & Co. AG vor allem Haar- und Wollfilzhüte für Herren, Stoffhüte für den Strand sowie Uniformmützen und historische Kopfbedeckungen her. 1954 wurde der Betrieb stillgelegt.

Hutfabrik Felber.

Pferdehaarspinnerei Schnyder.
Hutfabrik Hochstrasser.

Tuchfabrik Wädenswil AG.
Mützenfabrik Fürst.




Peter Ziegler


Als Wädenswil noch ein Industriedorf war (2)

Quelle: Gwerbziitig Wädi Dienstag, 08. Februar 2022 von Peter Ziegler

Nach den Textilfabriken werden nachstehend vier weitere Unternehmen erwähnt,welche das Fabrikdorf Wädenswil vor rund 100 Jahren prägten.

Stärkefabrik Blattmann

1856 kaufte Heinrich Blattmann die Gebäude zum «Grünenberg» an der Seferen, in denen seit etwa 1830 Phosphorzündhölzer und Wichse hergestellt wurden, und konzentrierte sich auf die Fabrikation von Weizen- und Reisstärke. Heinrich Blattmann-Ziegler, der Sohn des Gründers, verlegte 1898 die Mais- und Hafermühle nach Samstagern und 1906 nahm er die Fabrikation von Dextrin und Pflanzenleimen auf. Zur Zeit des Ersten Weltkrieges kam die Produktion von Trockenkleister hinzu, bekannt als Fischkleister. Unter der Leitung von Carl Robert Ziegler und der Söhne von Heinrich Blattmann – Rico und Alfred – wurden die Schwierigkeiten des Zweiten Weltkrieges überwunden. Die gute Entwicklung der Firma spiegelt sich in der Geschichte der Fabrikbauten: 1893 entstanden Kesselhaus und Hochkamin, 1908 bezog man den Büroneubau, 1915/16 wurde die Fabrik aufgestockt und verlängert. 1928 konnte ein neues Kesselhaus und 1931 in der Au ein Lagerhaus gebaut werden. In den 1950er Jahren entstand ein Neubau für die ab 1934 laufende Noredux-Fabrikation. 1996 startete die Firma mit Bioprodukten, schloss 1998 ein Joint Venture mit Cerestar und heisst seit 2007 Blattmann Schweiz AG. Sie produziert organische Nahrungsmittelzutaten: Dinkel und Weizen Proteine, Süssstoffe, Stärke und Derivate.
Stärkefabrik Blattmann um 1920.

Seifenfabrik Sträuli AG

1825 gründete Johann Jakob Sträuli im Haus zum Sonnenberg in der Seferen eine Kerzengiesserei und Seifensiederei. Weil das Bahngleis 1875 die am Seeufer gelegene Seifen- und Kerzenfabrik vom Hinterland abgeschnitten hatte, kauften Carl und Jakob Sträuli, Enkel des Gründers, 1886 ein Grundstück an der neu angelegten Einsiedlerstrasse und errichteten hier eine Fabrik. Produziert wurden zur Hauptsache Seifen für Haushalt und technische Zwecke sowie Talg- und Stearinkerzen. Ab 1918 stellte die Firma auch Seifen- und Waschpulver her und ab 1928 in Lizenz das schwedische Osmos-Schaumbad «Peng». 1926 wurde die Fabrik um einen zweistöckigen Flachdachbau mit Dampfkesselanlage erweitert. Grosse Bestellungen seit dem Einzug vollautomatischer Waschmaschinen im Haushalt bedingten 1946 einen weiteren Ausbau der Fabrikanlagen, eines modernen vierstöckigen Betonbaus mit Flachdach. 1950 wurde die Seifenfabrik Sträuli in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. In den 1990er Jahren ging die Produktion von Stückseifen mehr und mehr zurück. Dies führte zur schrittweisen Stilllegung des Betriebs. Im Oktober 2011 begann der Abbruch der Fabrikbauten. An ihrer Stelle liess die Sträuli AG einen fünfgeschossigen Neubau erstellen, in dem nebst vier Attikawohnungen der Campus Rothus der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) eingemietet ist. Das Gebäude wurde 2013 bezogen.
Seifenfabrik Sträuli. Links die Bauten von 1886, rechts der Fabrikbau von 1946.

Ernst Hürlimann AG

1878 gründete Heinrich Hürlimann-Müller in Lachen eine Fabrik zur Herstellung von Streichhölzern. 1894 zog er an die Seestrasse in Wädenswil um und spezialisierte sich auf die Produktion von Schuhfett, Bodenwichse und Waschpulver. Ernst Hürlimann-Hasler, der Sohn des Gründers, begann 1905 mit der Herstellung von Speiseölen und liess 1907 an der Oberdorfstrasse ein Fabrikgebäude erstellen, dem 1911 ein Magazingebäude mit drei je 100 000 Liter fassenden Zisternen folgte. Nach dem Ersten Weltkrieg stellte die Firma Rollsynol-Öl her und vertrieb Maschinenöle und Benzin. In den 1920er Jahren brachte die Firma Ernst Hürlimann Kochfett und das Speiseöl «Ambrosia» auf den Markt. 1927 zählte sie zu den Mitgründern der AVIA Vereinigung Schweiz. 1969 gründeten die Brüder Ernst Hürlimann-Streuli und Hugo Hürlimann-Brugger eine Aktiengesellschaft und konzentrierten sich auf den Markt mit Energie- und Schmierstoffen sowie den Betrieb eines Tankstellennetzes. Heute wird die Firma in der fünften Generation geführt. Das Magazingebäude an der Oberdorfstrasse wurde 1970 für den Bau der Migros abgebrochen, das Bürogebäude 2021. An seiner Stelle entsteht ein Neubau, der nebst dem Firmenstandort zehn Mietwohnungen enthalten wird.

Von links: Fasslager, Magazin, Bürogebäude der Ernst Hürlimann AG.

Metallwarenfabrik Blattmann

1838 eröffnete Gottfried Blattmann an der Zugerstrasse 13 eine Bauspenglerei und stellte Laternen, Giesskannen, Wasserkessel her, die seine Frau im Laden verkaufte. 1858 übernahm Sohn Ernst den Betrieb. Dessen Sohn Paul kaufte 1908 die Metallwarenfabrik von Alfred Diener am Floraweg und bereicherte das Fabrikationsprogramm um den Heisswasserkessel «Caldor». 1923 und 1929 traten die die Söhne Paul und Willi in den Familienbetrieb ein. Stahlmöbel, Feuerlöscher und Blechemballagen bildeten bald neue Schwerpunkte im Fabrikationsprogramm. 1934 liessen die Brüder Blattmann vom Architekten Hans Fischli an der Zugerstrasse 64 im Musli einen modernen Neubau erstellen, den man später in verschiedenen Etappen erweiterte. Schweizweit bekannt wurde die in P. & W. Blattmann, Metall- und Aluminiumwarenfabrik umbenannte Firma durch den Landi-Stuhl, einen 1939 für die Landesausstellung in Zürich fabrizierten Leichtmetallstuhl. 1954 trat mit Ernst Blattmann die fünfte Generation ins Unternehmen ein. Ab 1978 wurde die Metallwarenfabrik Blattmann als Aktiengesellschaft geführt. 1998 übergab Ernst Blattmann den Betrieb an die Mewa-Metalight AG, welche die Räume und Maschinen mietete. 2001 ging diese Firma in Konkurs und die Produktion wurde eingestellt. Nach dem Abbruch eines Grossteiles der Gebäude sollen auf dem Areal 150 moderne Mietwohnungen entstehen.
1934 liessen die Brüder Paul und Willi Blattmann durch den Architekten Hans Fischli an der Zugerstrasse 64 einen modernen Fabrikbau erstellen.




Peter Ziegler


Als Wädenswil noch ein Industriedorf war (3)

Quelle: Gwerbziitig Wädi Dienstag, 15. März 2022 von Peter Ziegler

Hausmann & Co. AG

1904 gründete August Hausmann-Blank in der Rietliau die Sägen- und Messerfabrik Hausmann & Co. und stellte Stroh-, Häcksel und Rübenmesser für die Landwirtschaft her. Bei wenig Konkurrenz war der Absatz günstig. 1906 konnte die einstige Wagenschmiede um einen Anbau erweitert werden und 1908 folgte ein Neubau mit Platz für einen zweiten Härteofen, zwei neue Schleifsteine, eine automatische Kreissägenstanze, Hobel- und Bohrmaschinen. In den elektrisch beleuchteten Betriebsräumen beschäftigte die Firma nun elf Mitarbeiter und Angestellte. Nach dem frühen Tod des Vaters 1921 übernahmen die Söhne Karl und August die Geschäftsleitung. Nach Einbrüchen belebte sich der Geschäftsgang Ende der 1920er Jahre wieder und es konnte ein weiterer Fabrikbau erstellt werden. Ab 1948 stieg die Nachfrage nach Messern und Sägen aus der Firma Hausmann. Laufend musste der Maschinenpark angepasst werden. 1950 wurde die Härterei modernisiert; 1961 folgten Umstellungen in der Schleiferei, Schärferei und Zahnerei. Mit Karl Hausmann-Annen trat 1961 die dritte Generation in die Firma ein.
Während der Hochkonjunktur in den frühen 1980er Jahren besuchten drei Mitarbeiter die Kundschaft. 1985 entstand an der Rietliaustrasse ein neuer Fabrikbau, ausgerüstet mit modernsten Maschinen. Fabriziert wurden vor allem Eishobelmesser und die Firma wurde mit dem Schleifen von Eisbahnen betraut, z.B. in Rapperswil, Wetzikon, Winterthur, Kloten, Dolder und im Hallenstadion. Da die Söhne Jürg und Stefan Hausmann die Firma nicht übernehmen wollten, wurde die Messer-Abteilung per 1. Januar 2000 an die Schäppi AG in Horgen verkauft, die Sägen-Abteilung an die Walter AG in Dotzingen BE. Der grösste Teil des Neubaus wurde vermietet. Seit 1. April 2021 ist hier die Metallwerkstatt der Stiftung Bühl untergebracht.

Sägen- und Messerfabrik Hausmann, 1908.

Ehrsam AG

1781 gründete Heinrich Rebmann eine Schlauchweberei am Krähbach, welche Haushaltungen und Feuerwehr mit ihren Produkten versorgte. 1864 liess der neue Eigentümer Georg Benninger im «Weisshut» an der Zugerstrasse ein neues Wohn- und Fabrikgebäude bauen. 1873 wurde Johann Ehrsam-Hafner (1817–1887) Besitzer der Schlauchweberei. Auf sechs Webstühlen und einer handgetriebenen Zwirn- und einer Spulmaschine konnten täglich dreissig Meter Schlauch produziert werden. Bald nach der Geschäftsübernahme baute Johann Ehrsam seinen Betrieb aus, u.a. 1876 mit einem Hochkamin. 1885 erweiterte man das Wohnhaus um einen Fabrikationsanbau. 1898 wurde Emil Ehrsam-Denzler Inhaber der Schlauchweberei. Unter seiner Leitung erfolgte die Mechanisierung: 1903 wurden in England neue Webstühle gekauft, welche die alten Handwebstühle ersetzten. 1912 wurde ein neues Webereigebäude erstellt, in dem bis zu zwölf Webstühle liefen, mit einer Tagesleistung von 25 Metern Schlauch pro Webstuhl. 1913 konnte ein Wagnereigebäude mit Schmiede für die Herstellung von Schiebeleitern und Hydrantenwagen eingeweiht werden, und 1914 baute die Firma Ehrsam erste fahrbare mechanische Leitern. Ins Jahr 1948 fiel die Konstruktion der ersten elektrohydraulischen Autodrehleiter mit einer Auszugslänge von 22 Metern. Ab 1952 führten die Söhne Emil und Rudolf Ehrsam die in eine Aktiengesellschaft umgewandelte Firma, bauten sie aus und brachten Neuerungen auf den Markt. 1978 gab die Ehrsam AG die Schlauchweberei auf und konzentrierte sich fortan auf die Konstruktion von Leitern und Feuerwehrfahrzeugen. 1984 wurde die Aktienmehrheit an die Rolba AG in Zürich verkauft. Ab 1988 gehörte die Ehrsam AG zur Heinz Egolf Holding AG in Wetzikon. Das Unternehmen zog 1991 nach Reichenburg und wurde 2005 liquidiert. Auf dem Areal in Wädenswil entstanden Wohnbauten.
Feuerwehrgerätefabrik Ehrsam an der Zugerstrasse.

Brauerei Wädenswil

1826 kaufte Heinrich Rusterholz das Haus Grünenhof und wandelte die dortige Schnapsbrennerei in eine Brauerei um. Nach mehreren Handwechseln wurden 1856 Gottlieb Naef und Braumeister Michael Weber (1827–1885) Eigentümer der Firma «Naef & Weber, Bierbrauer in Wädensweil». 1856 entstand beim Giessenfall der erste Felsenkeller, dem von 1864 bis 1884 weitere folgten. 1866 übernahm Michael Weber die Brauerei auf eigene Rechnung. 1875 liess er ein neues Sudhaus bauen, mit Anlage aus Chemnitz und Dampfmaschine der Gebrüder Sulzer in Winterthur. Nach dem Tod von Michael Weber, 1885, führten die Witwe Elisabeth Weber und Braumeister Georg Bichler den Betrieb weiter, bis 1889 die Söhne Fritz und Franz die Leitung der «Brauerei Wädensweil, Gebr. Weber» übernehmen konnten. 1892 wurde das Flaschenbier eingeführt, ab 1893 diente der Schleppdampfer Gambrinus der Spedition, ab 1895 lieferte das Elektrizitätswerk an der Sihl der Brauerei Strom für Kraft und Licht und 1896 konnte die von Architekt Karl Schweizer geplante Villa Weber an der Einsiedlerstrasse 9 eingeweiht werden. Ab 1924 führten die Erben von Franz Weber-Hauser (1867–1923) die Brauerei als Kollektivgesellschaft «Brauerei Wädenswil, Weber & Cie.» weiter. Als Vertreter der dritten Generation übernahm Dr. Walter Weber-Bürki die Geschäftsleitung, 1952 folgte mit dem Sohn Paul Weber die vierte Generation. 1964 stieg der Bierumsatz erstmals auf 200 000 Hektoliter. 1966 lief das Transportschiff Wadin vom Stapel. 1970 schloss sich die Brauerei Wädenswil mit vier anderen Brauereien zur «Sibra Holding AG Fribourg» zusammen, welche 1973 die Marke Cardinal lancierte. 1975 fuhr das letzte Bierfuhrwerk durch Wädenswil. Als die Brauerei 1976 das 150-Jahr-Jubiläum feierte, bestand sie aus folgenden Bauten und Einrichtungen: Kesselhaus, Maschinenhaus, Schrotmühle, Sudhaus, Kühlraum, Gärkeller, Filterkeller, Flaschenfüllerei, Stapelkeller und Felsenkeller. Der Verkauf der Sibra Holding an die Feldschlösschen-Gruppe im Jahre 1990 bedeutete das Ende der Bierproduktion in Wädenswil. 2003 wurden die meisten Brauereigebäude abgebrochen. An ihrer Stelle entstand zwischen Seestrasse und Einsiedlerstrasse die Wohnsiedlung «Lagomio».
Brauerei Weber um 1900.


Reklame Hausmann.
1926 lieferte die Firma Ehrsam der Feuerwehr Wädenswil einen Saurer mit angehängter Motorspritze.




Peter Ziegler