20 JAHRE MUSEUM ZUR HOHLEN EICH

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 1990 von Peter Friedli

EINE GEBURTSTAGSFEIER

Mit einem fröhlichen Kinderfest wurde Mitte Mai 1990 eine weitere Wechselausstellung im nun 20-jährigen Museum zur Hohlen Eich eröffnet. Behördenmitglieder, Initianten und Mitarbeiter aus der Gründerzeit sowie Eltern waren die Gäste bei der Vernissage. Höhepunkt waren die kleinen Ehrengäste vom Kinderhort Rosenhof; sie überraschten uns mit Zeichnungen und einem eigens gebackenen Gebildbrot, das Haus zur Hohlen Eich darstellend. Kirstens Erbeerbowle sowie Marliesens Kuchen bildeten einen durstlöschenden und sättigenden Rahmen um die fröhliche Schar.

Das Ortsmuseum ist Mitte Mai 1990 zwanzig Jahre alt geworden. Fröhliches Kinderfest im Museumskeller.

DAS KINDER-ZIMMER-MUSEUM

Unsere Idee war, das jugendlich gebliebene Museum für einmal den Schülern zur Verfügung zu stellen für die Präsentation ihrer Kindersammlungen. Es war denn auch erstaunlich, war alles als Sammelgut in den Kinderzimmern aufbewahrt wird und zur Ausstellung gelangen konnte: Didiers Privatmuseum, fein säuberlich katalogisiert, Nicolas Radiergummisammlung mit rund 450 Exemplaren verschiedenster Herkunft, Pascals Coci-Büchsen aus aller Welt, Andreas' Schoggi-Osterhasen (welche Überwindung für ein Kind), Philipps Sportsammlung, dann Münzen, Kaffeerahm-Deckeli, Zeitungsausschnitte über Flugzeugausbildung, Bergkristalle von Ferien bei den Grosseltern in den Bündner Bergen, ferner Kerzen, Schlüsselanhänger, Ferienerinnerungen (Souveniers) und die beliebten Abzieh-Klebebildehen. Eine Sammlung mit fast wissenschaftlich betriebener Feinheit und ein Prunkstück: die von Tobias selbstentdeckten Versteinerungen (Fossilien), wohlverstanden mit dazugehörender Literatur. Ja, Kinder, auf diese Art und Weise wird ein wichtiger Museumsgedanke wahrhaftig: Erkennen der Werte von Alltäglichem und Ausserordentlichem, gesammelt und beschriebenen für kommende Generationen. Einige Sammlungen waren schon vorher eigenhändig kommentiert und protokolliert.

Coca Cola Büchsen aus aller Welt als Sammlerobjekte.
Philipp mit den Schätzen seiner Sportsammlung.
Einzelne Bierflaschen dieser Sammlung gelten heute bereits als Raritäten.

SCHULSTUNDEN IN DER HOHLEN EICH

Vor allem das verflossene Langschuljahr hat viele Lehrer dazu bewogen, den Heimatkundeunterricht zu erweitern und im Wädenswiler Ortsmuseum zu illustrieren; eine Idee, weIche von den Kindergärten und der Primarschule von Anfang an recht häufig verwirklicht wurde. Eine Lektion wurde sogar auf sieben Stunden ausgedehnt: «En Wöschtag vo früener». Im Vorbereitungsheft der Lehrerin standen folgende Arbeitstitel: «Einheizen − Wasserbeschaffen (Dorfbrunnen) − Knaben: im Estrich gelagerte Kernseifen zu Spänen reiben, zwei Mädchen posten und rüsten für die mittägliche (Zürcher)-Kostsuppe (Bohnen und Gerste am Vorabend eingeweicht) − Einweichen der Wäsche − am Waschbrett rible − spülen − grosse Knaben Wäscheleinen rund um das Haus spannen − «Wo ist wohl der Chlämmerli-oder Chlüppli-Sack?» − Wösch uufhänke − dann, juhui − Suppe im tiefen Teller essen, hernach diesen umdrehen und auf der Rückseite ein Stück Rhabarber-Wähe geniessen − plaudern − singen (Di fliissige Wöschfraue) − nachher die Knaben einen kurzen «scharfen Jass» in der Stube klopfen − trockene Wäsche in die Zainen legen, am Schluss Museumsböden mit der restlichen Lauge feucht aufnehmen.»
Waschtag im Ortsmuseum.
Erfahrungen mit Wäscheleine und Chlüppli.

Zum Abschluss ein angenehmes Fussbad.

Ein Jass am alten Schiefertisch im Ortsmuseum bereitet besonderes Vergnügen.
 
Die Kinder erteilten sich die Lektionen wohl selber, und es wurde auch herzhaft gelacht; schade, einzig der echte Wasserdampf hat gefehlt! (Unterdessen besitzen wir einen echten kupfernen, brauchbaren Waschhafen.)
Oder: Eine Klassenarbeit einer Mädchengruppe der Oberstufe Steinacher mit dem Thema: «Die Frau und Mutter im täglichen Haushalt, gestern und heute.» Ich muss sagen, nach den Fragen und Begegnungen, den vorgelegten Manuskripten und der gekonnten Führung dieser Schülerinnen war mir einmal mehr klar, dass wir nichts unterlassen dürfen, unseren Kindern und Schülern ein stets offenes Haus im Sinne der Beziehung zwischen Zukunft, Gegenwart und Geschichte zu bieten. Den einstigen Tabus rund um den Gebärstuhl zum Beispiel sollten wir heute offen begegnen, aber auch in der Zukunft ein altes Gebetbuch in Würde und Andacht lesen dürfen.
In diesem Sinne hoffen wir auf den nächsten runden Geburtstag. Danken möchte ich noch meiner Frau und ihren Helferinnen, welche die Kinder in feinfühliger Art betreut und bewirtet haben.






Butterfass und Kaffeemühle − entschwundene Zeiten!

EIN POST SCPRIPTUM

Unser Museum ist in vielen Teilen wirklich sehenswert und wertvoll. Doch möchten wir nichts unterlassen, weiter zu sammeln, zu verfeinern und zu vertiefen. Verschiedene Projekte sind in Arbeit; auch wenn unsere Aufbewahrungsmöglichkeiten eher schwieriger werden: «Gheied nüüt furt!»




Peter Friedli