Bauernwohnhaus Luggenbüel

Quelle: Kleine Schriften zur Zürcher Denkmalpflege, Heft 2 von Peter Ziegler

Vers.-Nr. 1492
Gehöft Luggenbüel mit Wohnhaus von 1692 und Ökonomiebauten. Ansicht von Norden, 1999.
 

Lage

Der Hof Luggenbüel liegt auf der exponierten Krete eines Moränenausläufers im Wädenswilerberg, südlich der Ausfahrt Wädenswil der Autobahn A3 im Neubüel. Die halbkreisformig angeordneten Bauten folgen der Höhenlinie. Vorderstes Glied der Gebäudekette bildet das nach Süden ausgerichtete Wohnhaus. Trotthaus und Scheune sind nordseits angebaut.
Situationsplan. Massstab 1 : 2 500.
1 Vers.-Nr. alt 472 b Schopf mit Presse, bestehend 1813, abgebrochen 1851.
2 Vers.-Nr. alt 473 d Sennhütte, bestehend 1813, fällt weg 1832.
3 Vers.-Nr. 1490 Schopf, neu aufgenommen 1895, abgebrochen 1908.
4 Vers.-Nr. 1491 Scheune, bestehend 1813, Pferdestallanbau 1902.
5 Vers.-Nr. 1492 Doppelwohnhaus, erbaut 1694 (bis 1977 Nrn.1492 a/b).
6 Vers.-Nrn 1493 Keller- und Schweinestallanbau (an Nr.1492).
7 Vers.-Nr. 1494 Trott- und Waschhaus, bestehend 1813.
8 Vers.-Nr. 1495 Scheune, bestehend 1813, abgebrochen.
9 Vers.-Nr. 1496 Scheune, erbaut 1819 anstelle eines Vorgängerbaus, abgebrochen.

Ziel der Renovation

Im Zuge von Renovationen im Innern wurde 1976 auch das Äussere restauriert. Dabei legte man unter einer Eternitverschalung Teile einer Bohlenständerkonstruktion frei. Die Massivmauern wurden entfeuchtet und neu verputzt, die Holzteile imprägniert, der Dachstuhl saniert. Die westliche Giebelseite erhielt wieder Klebdächer. Türen, Fenster und Ballenladen konnten grossteils überholt werden.

Geschichte

Der Hof «am Lugenbüel», Lehengut der Johanniterkommende Wädenswil, war 1424 dem Welti Ross verliehen. Eine Urkunde von 1489 nennt Heini Blattmann als Lehenbauer und 1513 Bernhard Ryf. Als Grenzen des Hofes Luggenbüel werden im Jahre 1516 die Hofe Stocken und Schrundlen bezeichnet, Jos Pfisters Weide in der Rüti sowie Cuni Hofmanns Ödischwänd. 1611 wird der Hof umschrieben als «Hus und Hof, samt den Schuren und Houwgadmen». Es muss sich also vorwiegend um einen Viehzüchterhof gehandelt haben. 1688 wirtschaftete Hans Jakob Sauter auf Luggenbüel. Landvogt Johann Heinrich Escher zu Wädenswil verhandelte damals mit dem Bauern über den Auskauf der Holzgerechtigkeit des Erblehenhofes. Der Bauernhof Luggenbüel hatte gemäss Brief von 1420 das Recht, aus den obrigkeitlichen Waldungen Bau-, Brenn-, Zaun- und Schindelholz zu beziehen. Von dieser Verpflichtung löste sich die Landvogtei, indem sie Sauter drei Jucharten Holz zu Eigentum überliess, dazu 50 Stumpen Bauholz und 10 000 Ziegel.
Offensichtlich waren dies Massnahmen, die Sauter im Hinblick auf den Bau des Doppelwohnhauses im Jahre 1692 traf. Die ans Wohnhaus anschliessende Scheune durfte im 18. Jahrhundert gebaut worden sein. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts bestand der Hof aus dem Doppelwohnhaus, einem Trotthaus, einer Sennhütte (1864 abgetragen), drei Scheunen und einem Schopf. Der östliche Hausteil war im 19. Jahrhundert zeitweise zweigeteilt. Aus dieser Zeit stammt wohl auch der Dachaufbau.

Kunstgeschichtliche Würdigung

Das Wohnhaus Vers.-Nr. 1492 ist ein giebelbetontes, in Firstrichtung geteiltes Doppelhaus unter Sparrendach mit Aufschieblingen und Biberschwanzziegel-Eindeckung. Auf massiv gemauertem Kellergeschoss, das teilweise über das Bodenniveau reicht und drei gewölbte Keller enthalt, ruht in gemischter Konstruktion ein Bohlenständer- und Fachwerkbau. Die südliche Giebelfassade zeigt Verputz, Bohlen- und Fachwerkwandteile. Neben der Eingangstüre zum Sockelgeschoss ist ein Quaderstein mit der Inschrift «HI 16 S 94 S» in die Mauer eingelassen. Er verweist auf den Bauherrn Hans Jakob Sauter. Die ursprünglichen Stubenfenster des ersten Wohngeschosses waren wohl als Reihenfenster ausgebildet. Über den Fenstern des Obergeschosses und den unteren Fenstern des Giebelfeldes sind Klebdächer angebracht, die an das Ämtlerhaus erinnern. Das Giebelfeld zeigt Riegelwerk. Die Westwand ist als Windfang über die Flucht der Giebelfassade vorgezogen. Die Geländesituation bedingte auf der östlichen Traufseite ein ebenerdiges Wohngeschoss. Darüber hat sich im Obergeschoss die Bohlenwand mit ursprünglicher Fensterordnung erhalten. Die nördliche Giebelseite ist als zweigeschossige Fachwerkwand mit durchgehenden Ständern ausgestaltet. Einige Kopfhölzer sind angeblattet. Auf einem der Sandsteinstürze der jetzt erneuerten Kellereingange war die Jahreszahl 1692 eingehauen. Im Innern verläuft ein breiter Mittelgang parallel zum First. Beidseits sind je drei Raume angeordnet.
Die quer zum First unterteilte Doppeltrotte Vers.-Nrn. 1491 und 1493 steht quer zum Wohnhaus und ist durch einen Gang mit diesem verbunden. Das Sockelgeschoss ist massiv gemauert, darüber erhebt sich eine Holzkonstruktion mit Bretterverschalung. Beiden Traufseiten fügte man Anbauten unter geschlepptem Dach hinzu. Das Trottwerk wurde 1903 abgetragen.
Südliche Giebelfassade: Verputz, Bohlen und Fachwerkwandteile. Fachwerk mit Klebedächern im Giebelfeld.

Östliche Traufseite mit Bohlenwand im Obergeschoss.
Die Scheune Vers.-Nr. 1491, mit Firstrichtung Südost-Nordwest, stammt teilweise aus dem 18. Jahrhundert. 1861 wurde eine Einfahrt erstellt und 1902 zwischen Scheune und Trotthaus ein Anbau mit Pferdestall eingefügt.

Schutz

Seit der Restaurierung von 1976 besteht eine Personaldienstbarkeit zugunsten des Kantons Zürich.

Literatur

Peter Ziegler, Die Johanniterkomturei Wädenswil 1287 bis 1550, Wädenswil 1987, S. 63. – Zürcher Denkmalpflege, 8. Bericht 1975/76, Zürich 1980, S. 198/199.






Peter Ziegler