DAS GEWERBE IN WÄDENSWIL

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 1990 von Werner Füchslin

Handwerk und Gewerbe haben in Wädenswil seit jeher eine grosse Bedeutung. Bereits im Jahre 1855 wurde der Handwerker- und Gewerbeverein Wädenswil gegründet, dem heute 183 Mitglieder angehören. Industrie und Gewerbe ergänzen sich ausgezeichnet und bieten vielen Bürgern einen gesicherten Arbeitsplatz am Wohnort. Die Auswahl an Arbeitsplätzen ist gross und wird immer grösser. Wo früher einmal bedeutende Industrien zu Hause waren, denken wir nur an unsere Tuchfabriken, entstanden gutgehende Gewerbe- oder Handelsbetriebe. Gerade auch diesem Umstand ist es zu verdanken, dass in den letzten Jahren die Steuereinnahmen in unserer Stadt besser ausfielen als in vergangenen Zeiten. Die Situation des Gewerbes ist zurzeit gut, dies gilt fast ohne Ausnahme. Wie immer hat auch diese Medaille eine Kehrseite, und dies heisst, genügend qualifiziertes Personal zu finden. Ob sich die Schwierigkeiten der Personalrekrutierung mit der sich am Horizont abzeichnenden Konjunkturberuhigung bessern werden, werden wir sehen.
Gewerbezentrum Reidbach. Blick vom Hochkamin auf die Shedbauten der 1978 aufgelösten Tuchfabrik Wädenswil AG. Im Hintergrund der moderne Gewerbebau.

Überhaupt stellt sich die Frage, wie sich die hohen Hypothekarzinsen auf unsere Wirtschaft auswirken werden. Auch wegen den enorm hohen Bodenpreisen wird das Bauen nur noch für wenige möglich sein. Davon ist nicht nur die Bauwirtschaft betroffen, auch sehr viele andere haben die Folgen zu spüren. Wie all diese Gegebenheiten das Gewerbe in Wädenswil beeinflussen, wird die Zukunft zeigen.
Bleiben wir bei der Gegenwart, und betrachten wir die Rahmenbedingungen für das Gewerbe in unserer Gemeinde, so darf man sagen, dass diese akzeptabel sind. Die Submissionsverordnung kann als gut bezeichnet werden, auch wenn sie sicher immer wieder zu Diskussionen Anlass geben wird. Sie schafft etwa gleich lange Ellen zwischen auswärtigen und ortsansässigen Bewerbern und schützt die auftragsvergebende Behörde vor einer gewisser Willkür. Man darf sagen, dass ein gesunder Gewerbestand ein wichtiges Element darstellt; darum kann die Situation des Gewerbes den Behörden und der Bevölkerung nicht gleichgültig sein. Die Frage, in welcher Form und auf welche Weise die öffentliche Hand etwas für das Gewerbe tun kann, ist daher nicht abwegig. Betriebe die durch Überbauungen eingeengt wurden, die keine normale Entwicklungsmöglichkeit mehr haben und gezwungen sind sich nach einem neuen Standort umzusehen, sollten von den Behörden unterstützt werden. Es hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass sich durch entsprechende Zonenplanung und auf private Initiative hin Industrie- und Gewerbezentren − zum Beispiel Giessen, Einsiedlerstrasse, Hintere Rüti oder Moosacher / Appital − verwirklichen liessen. Vor allem im Gebiet Moosacher / Appital wurde es einigen Handwerkern dank der «Pro Wädenswil» möglich gemacht, sich eine eigene Werkstatt zu bauen.
Grosszügige Neubauten in der Industrie- und Gewerbezone Moosacher/Appital.

Unsere Stadt muss aber auch auswärtigen Betrieben, die gerne nach Wädenswil kommen möchten, geeigneten Platz anbieten können. Es wird ja auch im Zusammenhang mit dem Umweltschutz, welchem im Gewerbe grosse Bedeutung beigemessen wird, immer wichtiger, möglichst viele Arbeitsplätze am Wohnort zu haben.
Wie vielfältig das Wädenswiler Gewerbe ist, hat sich anlässlich der Gewerbeausstellung von 1987 gezeigt. Die Hoffnungen sind gross, dass in nicht allzu langer Zeit wieder eine solche Ausstellung stattfinden kann.




Werner Füchslin