Die Buchdruckerei von Johann Rudolf Fretz (1840–1844)

Quelle: «Gedruckt in Wädenswil - Eine Metamophose», 2017 von Peter Ziegler

An die Stelle des liberalen Johann Caspar Steiger trat in Wädenswil alsbald ein anderer Drucker: Johann Rudolf Fretz-Gysin von Basel. In seiner kleinen Druckerei, die er im Februar 1840 eröffnete, gab er – wie schon in Basel – das «Evangelische Magazin» heraus, eine Wochenschrift zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. Als Erster am Zürichsee machte Fretz den praktischen Versuch, ein Anzeigenblatt ohne politische Absichten zu schaffen, um die lästige Sitte des sonntäglichen Kirchenrufs – der Verkündung weltlicher Angelegenheiten nach dem Gottesdienst von der Kanzel herab – aufzuheben.
Reformierte Kirche Wädenswil. Zeichnung von Johann Jakob Hofmann, 1771. Die Kanzel diente auch für den Kirchenruf.

Mit der Probe eines Wädenswiler Wochenblattes, die Rudolf Fretz dem Wädenswiler Gemeinderat Anfang Februar 1840 unterbreitete, wusste dieser nicht viel anzufangen. Enttäuscht, weil er auf diese Einnahmen angewiesen gewesen wäre, verliess der vor dem Konkurs stehende Buchdrucker Wädenswil noch 1840 fluchtartig. Weder seine Frau noch seine Gläubiger konnten ausfindig machen, wohin er gezogen war. Was Fretz in Wädenswil zurückgelassen hatte, «eine hölzerne Buchdruckerpresse samt Zubehör, zirka 150 Pfund Typen, drei Kisten, verschiedene Kleider, etwas Bücher und Spielwaren, ein neues Seidenwindrad, ein Tisch und anderes mehr wurde reichlich spät, am 26. Juli 1844 in Wädenswil vergantet.
Die kleine Druckerei-Einrichtung wurde von Franz Joseph Müller aus Luzern ersteigert, von einem Buchdrucker, der am 19. Mai 1845 vom Gemeinderat Wädenswil die Niederlassungsbewilligung für vier Jahre bekam. Er hielt es aber nicht so lange aus. Schon im Februar 1847 gab er das Geschäft auf und zog fort. An seine Stelle trat alsbald Rudolf Walder von Hombrechtikon, der sich hier aber auch keine dauernde Existenz aufbauen konnte.




Peter Ziegler