Die Kehrichtbeseitigung

Quelle: Wädenswil Zweiter Band von Peter Ziegler

Von der Güselfuhr zum modernen Kehrichtauto

Vor hundert Jahren gab es in Wädenswil noch keine offizielle Kehrichtbeseitigung. Jede Familie musste selbst für die Kehrichtabfuhr besorgt sein. Wenn man den Abraum nicht hinter dem Hause kompostierte, warf man ihn in einen der noch offenen zum See fliessenden Dorfbäche, oder man brachte ihn selbst auf den Gemeindekehrichtplatz an der Stelle des heutigen Seeplatzes. Nur eines war verboten: die Schuttablagerung in den Dorfstrassen. Und doch kam auch dies immer wieder vor. Noch im Oktober 1869 musste der Gemeinderat durch das Amtliche Publikationsorgan verbieten, Abraum oder Kehricht auf die Strassen im Dorf zu werfen.1
Durch den Bahnbau wurde die Gemeinde vom Seeufer abgeschnitten. Viele Bewohner konnten daher ihre Abfuhr nur auf grossen Umwegen zur Deponie am Seeplatz bringen. Aus diesem Grunde ordnete der Gemeinderat im Jahre 1876 an, dass jeden Samstag ein bis zwei von Pferden gezogene Kehrichtwagen das Dorf passieren und den Hauskehricht einsammeln sollten.2 Die gemeindeeigene Kehrichtabfuhr wurde im Jahre 1894 auf Antrag der Gesundheitskommission weiter ausgebaut: Während der Monate Juli bis September fuhr der Kehrichtwagen zweimal wöchentlich durch das Dorf.3
Im Jahre 1927 wurde die Kehrichtabfuhr modernisiert. Die neue Kehrichtabfuhrverordnung der Gemeinde schrieb den Kehrichtkübel vor. An die Stelle des Pferdegespannes trat gleichzeitig das Kehricht-Automobil. Der Zweitseitenkipper kostete 36 000 Franken. Das Fahrzeug wurde im Oktober 1927 in Dienst genommen; als Garage diente ein provisorischer Einstellraum im Apparatehaus des ehemaligen Gaswerkes, der dann im Jahre 1930 zu einer eigentlichen Autogarage für die Gemeindewerke umgebaut wurde.4 Im Jahre 1946 erwarb die Gemeinde für den Transport des Kehrichtgutes einen Saurer-Lastwagen.5 Als zusätzliches Fahrzeug nahm man 1961 einen FBW mit Patent Ochsner in Betrieb.6

Lastwagen der Gemeindewerke, angeschafft 1927, mit Kehrichtkipper für System Ochsner.

Schon 1964 zeigte es sich, dass das anfallende Kehrichtgut mit dem Ochsnerwagen und dem reparaturanfälligen Saurerwagen von 1946 nicht mehr zu bewältigen war. Die stete Bevölkerungszunahme, die Bedienung neu entstandener Quartiere und die anhaltende Konjunktur in Industrie und Gewerbe liessen den Anfall von Kehricht, Industrieabfällen und Sperrgut in fünf Jahren um rund 70 Prozent ansteigen. Im Jahre 1965 waren insgesamt 21 000 Kubikmeter Abfälle wegzuführen.7 Hätte man diese Menge mit der Bahn verfrachten wollen, wären etwa 420 Eisenbahnwagen voll geworden.
Neben der Beseitigung der Küchen- und Haushaltsabfälle bereitete die Abfuhr sperriger Güter, wie Matratzen, Fässer, Möbelstücke, Verpackungsmaterialien, ein besonderes Problem. Diese Materialien konnten mit dem Wagen herkömmlicher Bauart nur schwer oder überhaupt nicht mitgenommen werden und landeten daher leider öfter statt auf der Kehrichtdeponie in irgendeinem Tobel. Diesem Übel musste abgeholfen werden. Nachdem Versuchsfahrten mit dem Kehrichtfahrzeug Colectomatic, einem amerikanischen Fabrikat, positiv ausgefallen waren, nahm der Gemeinderat im Oktober 1965 ein solches Fahrzeug mietweise in Betrieb. Im Frühling 1966 bewilligten die Stimmberechtigten einen Bruttokredit von 137 700 Franken für die Anschaffung dieses neuartigen Kehrichtwagens.8 Der Colctomatic ist auf einem Mercedes-Chassis montiert und weist ein Fassungsvermögen von 15 Kubikmetern gepresstem Kehricht auf. Er verfügt über eine hydraulische Presse, welche Sperrgüter mit einem Druck von 180 atü in einer Wanne zusammengepresst und umfangmässig so stark reduziert, dass im dahinterliegenden Laderaum eine mehrfache Menge an Kehricht und Sperrgut Platz findet. Mittels einer hydraulischen Zusatzvorrichtung können auch Container, wie sie in der Industrie, in Schulen, Spitälern, Hotels und Hochhäusern Verwendung finden, mühelos gehoben und in die Abfüllwanne entleert werden. Für das Entleeren wird das Hebetor hydraulisch ausgeschwenkt, die Presswand nach hinten ausgefahren. Der ganze Wagen ist so innert weniger Sekunden geleert.9
Im Jahre 1968 wurde auch der 1961 angeschaffte Kehrichtwagen FBW mit einem Kastenaufbau der Marke Colectomatic versehen. Die anhaltende Bautätigkeit, das Bevölkerungswachstum, namentlich aber die erhöhte Produktion und der vermehrte Konsum von Wegwerfpackungen liessen die Abfallmengen in Wädenswil weiterhin stark anwachsen. Im Jahre 1968 wurden aus dem Gemeindegebiet 3387 Tonnen Kehricht abgeführt; 1969 waren es bereits 3665 Tonnen. Um auch einem noch höheren Kehrichtanfall gewachsen zu sein, bestellte die Gemeinde im Sommer 1970 ein drittes leistungsfähiges Kehrichtfahrzeug. Die Wagenkombination Colectomatic/FBW soll Ende 1971 in Betrieb genommen werden. Da Vorausberechnungen erwarten lassen, dass Wädenswil ums Jahr 1976 die doppelte Abfuhrmenge von 1970 bewältigen muss, wird man schon auf Ende 1973 oder Anfang 1974 ein viertes Kehrichtfahrzeug in Dienst nehmen müssen.10
Lastwagen der Gemeindewerke, 1927, mit Aufsatz für Sperrgutabfuhr, auf dem Schwanenplatz.

Schon 1964 zeigte es sich, dass das anfallende Kehrichtgut mit dem Ochsnerwagen und dem reparaturanfälligen Saurerwagen von 1946 nicht mehr zu bewältigen war. Die stete Bevölkerungszunahme, die Bedienung neu entstandener Quartiere und die anhaltende Konjunktur in Industrie und Gewerbe liessen den Anfall von Kehricht, Industrieabfällen und Sperrgut in fünf Jahren um rund 70 Prozent ansteigen. Im Jahre 1965 waren insgesamt 21 000 Kubikmeter Abfälle wegzuführen.7 Hätte man diese Menge mit der Bahn verfrachten wollen, wären etwa 420 Eisenbahnwagen voll geworden.
Neben der Beseitigung der Küchen- und Haushaltsabfälle bereitete die Abfuhr sperriger Güter, wie Matratzen, Fässer, Möbelstücke, Verpackungsmaterialien, ein besonderes Problem. Diese Materialien konnten mit dem Wagen herkömmlicher Bauart nur schwer oder überhaupt nicht mitgenommen werden und landeten daher leider öfter statt auf der Kehrichtdeponie in irgendeinem Tobel. Diesem Übel musste abgeholfen werden. Nachdem Versuchsfahrten mit dem Kehrichtfahrzeug Colectomatic, einem amerikanischen Fabrikat, positiv ausgefallen waren, nahm der Gemeinderat im Oktober 1965 ein solches Fahrzeug mietweise in Betrieb. Im Frühling 1966 bewilligten die Stimmberechtigten einen Bruttokredit von 137 700 Franken für die Anschaffung dieses neuartigen Kehrichtwagens.8 Der Colctomatic ist auf einem Mercedes-Chassis montiert und weist ein Fassungsvermögen von 15 Kubikmetern gepresstem Kehricht auf. Er verfügt über eine hydraulische Presse, welche Sperrgüter mit einem Druck von 180 atü in einer Wanne zusammengepresst und umfangmässig so stark reduziert, dass im dahinterliegenden Laderaum eine mehrfache Menge an Kehricht und Sperrgut Platz findet. Mittels einer hydraulischen Zusatzvorrichtung können auch Container, wie sie in der Industrie, in Schulen, Spitälern, Hotels und Hochhäusern Verwendung finden, mühelos gehoben und in die Abfüllwanne entleert werden. Für das Entleeren wird das Hebetor hydraulisch ausgeschwenkt, die Presswand nach hinten ausgefahren. Der ganze Wagen ist so innert weniger Sekunden geleert.9
Im Jahre 1968 wurde auch der 1961 angeschaffte Kehrichtwagen FBW mit einem Kastenaufbau der Marke Colectomatic versehen. Die anhaltende Bautätigkeit, das Bevölkerungswachstum, namentlich aber die erhöhte Produktion und der vermehrte Konsum von Wegwerfpackungen liessen die Abfallmengen in Wädenswil weiterhin stark anwachsen. Im Jahre 1968 wurden aus dem Gemeindegebiet 3387 Tonnen Kehricht abgeführt; 1969 waren es bereits 3665 Tonnen. Um auch einem noch höheren Kehrichtanfall gewachsen zu sein, bestellte die Gemeinde im Sommer 1970 ein drittes leistungsfähiges Kehrichtfahrzeug. Die Wagenkombination Colectomatic/FBW soll Ende 1971 in Betrieb genommen werden. Da Vorausberechnungen erwarten lassen, dass Wädenswil ums Jahr 1976 die doppelte Abfuhrmenge von 1970 bewältigen muss, wird man schon auf Ende 1973 oder Anfang 1974 ein viertes Kehrichtfahrzeug in Dienst nehmen müssen.10

Vom gemeindeeigenen Deponieplatz zur zentralen Kehrichtverwertungsanlage

Kurz nach 1900 wurde die Kehrichtdeponie auf dem Seeplatz eingestellt. Man tat dies jedoch nicht in erster Linie aus hygienischen Gründen, sondern weil der Platz für einmal genügend gross aufgefüllt war und im Zusammenhang mit dem zunehmenden Schiffverkehr zur öffentlichen Anlage umgestaltet wurde. Im Jahre 1907 schloss die Gemeinde mit G. Scheller am Mittelort einen Vertrag ab, wonach der Dorfkehricht auf sein Grundstück am See geführt werden konnte. Im Jahre 1913 war die Gemeinde wieder auf der Suche nach einem Ablageplatz.11 Der Gemeinderat schlug vor, den Unterlauf des Untermosenbaches zu kanalisieren und dann das Tobel mit Kehricht aufzufüllen. Die Gemeindeversammlung verwarf aber den Kredit für den Landkauf zur Schaffung eines Kehrichtablagerungsplatzes bei der hinteren Fuhr.
Während vieler Jahre wurde der Kehricht der Gemeinde Wädenswil an einer Halde am Südostrand des Winterbergholzes abgelagert. Mit der Ausdehnung des Siedlungsgebietes in der Au wurde der Güselhaufen immer lästiger. Immer häufiger beklagten sich die Anwohner über Rauch- und Geruchsbelästigung. Selbst am rechten Seeufer nahm man den Schandfleck wahr. Noch im August 1962 schrieb die «Zürichsee-Zeitung»: «Über das Wochenende war von vielen Orten am rechten Seeufer aus ob Wädenswil ein immer wieder aufloderndes Feuer zu sehen. Es handelte sich bei dieser qualmenden Lohe einmal mehr um einen Brand auf der Schuttablagerungsstelle der Gemeinde Wädenswil im Winterbergholz ob der Halbinsel Au».12
Wegen Überfüllung, aber auch auf Grund kantonaler Auflagen, musste die Kehrichtdeponie im Winterbergholz im Sommer 1962 aufgegeben werden. Die Absicht, im Langacher eine Ersatzdeponie zu schaffen, stiess auf den Widerstand der Anwohner in der Au und musste fallengelassen werden.
Die Kehrichttransporte ins Zugerland und die mit hoher Entschädigung verbundenen Ablagerungen in der Kiesgrube von Menzingen, welche noch im Spätsommer 1962 einsetzten, bedeuteten nur noch eine Übergangslösung. Schon 1958 hatten sich die Gemeinden des Bezirks Horgen, mit Ausnahme von Adliswil, zusammenschlossen und gemeinsam das Ingenieurbüro M. Bärlocher in Zürich beauftragt, ihnen ein Gutachten über die Müll- und Klärschlammbeseitigung am linken Zürichseeufer zu erstatten. Dieses Gutachten lag im September 1959 vor. Als mögliche Standorte für Müllbeseitigungsanlagen wurden erwähnt: Fröschensee/Thalwil, Böni/Thalwil, Bergli/Oberrieden, Grüental/Wädenswil, Neuhof/Wädenswil und Kniebrechetobel/Horgen.
Das Kniebrechetobel in Horgen, in welchem sich seit vielen Jahren der gemeinsame Ablagerungsplatz der Gemeinde Oberrieden und Horgen befand, erwies sich in der Folge als günstigstes Gelände. Im Jahre 1963 vereinigten sich die politischen Gemeinden des Bezirks Horgen zu einem Zweckverband für den Bau und Betrieb einer zentralen Anlage für die Beseitigung und die Verwertung von Müll, Klärschlamm, Abfallöl und Industrieabfällen. Die Gemeindeversammlung vom 8. Dezember 1963 genehmigte den Beitritt Wädenswil zu diesem Zweckverband und bewilligte gleichzeitig den auf Grund der Einwohnerzahl errechneten Baukostenanteil von 1 255 645 Franken (=21 1/3 Prozent). In den folgenden Jahren wurde das Gemeinschaftswerk im geplanten Sinn verwirklicht und mit Jahresanfang 1968 in Betrieb genommen.13




Peter Ziegler



Anhang

1 Anzeiger, Oktober 1869.
2 GAW, IV B 69.3, Chronik LGW 1876.
3 Archiv LGW, Chronik 1894.
4 Weisung für GV vom 15. Dezember 1929.
5 GAW, II B 12.7, Autoregiebetrieb. – Weisung für GV vom 4. September 1960.
6 Weisung für UA vom 4. September 1960.
7 Weisung für GV vom 28. April 1966.
8 Weisung für GV vom 28. April 1966.
9 Weisung für GV vom 28. April 1966.
10 Weisung für GV vom 25. August 1970. – Anzeiger 1970, Nr. 180.
11 Archiv LGW, Chroniken 1907 und 1913.
12 Anzeiger, 7. August 1962. – Zürichsee-Zeitung, 6. August 1962.
13 Weisung für UA vom 8. Dezember 1963 und GV vom 14. Januar 1964.