Hundert Jahre Telefon in Wädenswil

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 1983 von Emil Steiger
 
Bis zum Jahre 1852 war der Brief das schnellste Verkehrsmittel, um Nachrichten auszutauschen. Eine Mitteilung von Zürich nach St. Gallen benötigte einen Tag. Die Einführung des Telegrafen im Jahre 1852 brachte eine ungeahnte Beschleunigung der Meldungen, was für den Geschäftsverkehr und den Handel von grosser Bedeutung war. Ein Nachteil des Telegrafen war der Umstand, dass man nicht direkt mit dem Partner am andern Ende der Leitung verkehren konnte. 28 Jahre später war es so weit: Das direkte Gespräch über eine elektrische Leitung wurde Wirklichkeit. Das erste Telefonnetz, damals noch in der Rechtsform einer privaten Telefongesellschaft, wurde im Jahre 1880 in Zürich in Betrieb genommen.

Diese fünf Telefonapparate sollen zwischen Mitte 1983 und Mitte 1983 gestaffelt auf den Markt kommen.

Am 1. Mai 1883 wurde bereits ein Ortsnetz in Wädenswil eröffnet. Es war das neunte Ortsnetz der Schweiz und zählte elf Abonnenten. Die ersten Zentralen waren von Hand bedient. Die Abonnenten hatten keine Rufnummern, sondern wurden beim Namen verlangt. Wenn der Abonnent eine Verbindung wünschte, musste er bei seiner Station eine Kurbel drehen und ein Signal erzeugen, das die Telefonistin veranlasste, sein Begehren entgegenzunehmen und die gewünschte Verbindung herzustellen. Für den Betriebsstrom hatte jeder Abonnent eine Batterie in seiner Station eingebaut. Die Stationen waren schwerfällig konstruiert: mit Mikrofon an der Wand und Hörtrichter von erheblichem Gewicht. Die Telefonzentrale war nur zu gewissen Zeiten am Tag besetzt; Verbindungen konnten nicht rund um die Uhr vermittelt werden.
Schon zu Beginn war es der Wunsch der Wädenswiler Abonnenten, auch mit den Nachbargemeinden und mit Zürich verkehren zu können. Diesem Begehren wurde noch 1883 entsprochen. Leider war aber die induktive Beeinflussung auf den Leitungen so stark, dass Gespräche, welche gleichzeitig geführt wurden, mitgehört werden konnten. Das Problem des Überhörens auf den Fernleitungen konnte erst behoben werden, als man etwa 1892 daran ging, die bisher eindrähtigen Leitungen durch doppeldrähtige zu ersetzen.
Lokalbatterie-Sprechstation um 1890/1900.
1893 erhielten Wädenswil und Richterswil gemeinsam eine direkte Leitung nach Zürich, und 1895 stand jeder Gemeinde eine eigene direkte Verbindung zur Verfügung.
Die erste Telefonzentrale in Wädenswil befand sich mit dem Telegrafendienst im Postbüro. Bald wurde aber der Raum zu klein. 1893 wurde die Telefonzentrale in das Haus Hess an der Ecke Seestrasse/Zugerstrasse und drei Jahre später in das Gebäude der Volksbank verlegt. Dort blieb die Telefonzentrale bis zur Automatisierung im Jahre 1936.
Von den ersten Stelleninhabern der Telefonzentrale sind bekannt:
1892–1893 Johann Ulrich Müller
1893–1908 Albert Herdener
1908-nach 1920 Fräulein Bertha lsler.
Im ersten Telefonbuch, datiert vom Januar 1883, finden sich zehn Abonnenten aus Wädenswil:
 
Baumann-Strohecker, Hotel Du Lac
Hauser-Hauser A., zum Friedberg
Leihkasse
Pestalozzi J. H.
Rüegg zum Florhof
Schoch R. & G., Gasthof zum Engel
Theiler, Gebrüder
Weber M., Bierbrauer
Zinggeler & Söhne, zur Krone.
 
Der Zuwachs an Abonnenten war im Vergleich zu heutigen Verhältnissen eher bescheiden. Man zählte
1890 14 Hauptanschlüsse
1900 66 Hauptanschlüsse
1910 143 Hauptanschlüsse
1929 287 Hauptanschlüsse
1930 559 Hauptanschlüsse
Wädenswil hat die Ehre, dass es als erste Gemeinde der Schweiz schon 1903 für die Feuerwehr einen Telefonalarm eingerichtet hat. Mit dem 1. Januar 1923 ging das Telefonbüro Wädenswil zum Tag- und Nachtbetrieb über. Nun standen sechs Leitungen nach Zürich zur Verfügung.
Am 10. Juni 1936 wurde die handbediente Vermittlungseinrichtung in Wädenswil durch eine automatische Telefonzentrale mit tausend Anschlüssen ersetzt. Für die Lieferung und die Montage der neuen Anlage am Standort der bisherigen Handzentrale im Gebäude der Schweizerischen Volksbank an der Seestrasse war die Bell-Telephone Mfg. Co. in Antwerpen besorgt.
Die Automatisierung, die Zunahme der Bevölkerung und die vermehrte Industrialisierung brachten dem Telefon einen enormen Aufschwung. Man zählte in Wädenswil
1940  zirka 9 400 Einwohner
  765 Hauptanschlüsse
1950 10 155 Einwohner
  1 186 Hauptanschlüsse
1960 11 677 Einwohner
  2 178 Hauptanschlüsse
1970 15 639 Einwohner
  4 412 Hauptanschlüsse
1980 18 485 Einwohner
  7 758 Hauptanschlüsse
Die automatische Zentrale System Bell diente bis 1968 und wurde stufenweise auf 3200 Anschlüsse vergrössert. Weil ein weiterer Ausbau in den bestehenden Räumen nicht mehr möglich war, wurde an der Grünaustrasse in den Jahren 1965/66 ein neues, zweigeschossiges Zentralengebäude erstellt. Die in Wädenswil ansässige Firma Standard Telephon und Radio AG erhielt den Auftrag, eine nach dem modernen, leistungsfähigen Automatensystem Pentaconta konzipierte Telefonzentrale mit einem Erstausbau von 6000 Teilnehmeranschlüssen zu installieren. In der Nacht vom 4. auf den 5. April 1968 wurde die neue Anlage in Betrieb genommen. Das Gebäude erlaubt einen weitern Ausbau der Anlagen bis auf 10‘000 Anschlüsse. Dieser Endausbau ist bereits erreicht, so dass die PTT gezwungen sind, eine Erweiterung des Gebäudes anzustreben. Seit 1977 haben die Abonnenten von Wädenswil siebenstellige Rufnummern.



Emil Steiger,
Fernmeldekreisdirektion Rapperswil