150 Jahre Blattmann Metallwarenfabrik AG

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 1989 von Peter Ziegler

Von der Spenglerwerkstatt zum Fabrikbetrieb

1838 eröffnete Gottfried Blattmann an der Zugerstrasse 13 – beim «Ochsen» - in Wädenswil einen auf die Bauspenglerei ausgerichteten Handwerksbetrieb. Im Winter, wenn die Arbeit auf den Bauplätzen ruhte, stellte Blattmann Gebrauchsgegenstände für den Haushalt her: Öllichter, Laternen, Giesskannen, Wasserkessel … Diese wurden im Spezereiladen seiner Frau zum Verkauf angeboten. 1858 übernahm Gottfrieds Sohn, Ernst Blattmann den väterlichen Betrieb. Werkstätte und Laden konnten erweitert werden; über 250 eigene und zugekaufte Artikel fanden Absatz in rasch wachsendem Kundenkreis.
1900 trat Paul Blattmann, Ernst Blattmanns ältester Sohn, in die Fussstapfen des Vaters und vollzog den wichtigen Schritt vom Handwerker zum Fabrikanten. 1908 kaufte er die Metallwarenfabrik von Alfred Diener am Floraweg und bereicherte das Fabrikationsprogramm um den Heisswasserkessel «Caldor». Seit 1911 verwendete Blattmann für die Herstellung seiner Haushaltsartikel den neuen Werkstoff Aluminium.
Ernst Blattmann (1839-1905).
Laden an der Lindenstrasse 2, 1842-1911.
 
1908 kaufte Paul Blattmann den Fabrikbetrieb am Floraweg.

Vielseitige Produkte aus der Firma P. & W. Blattmann, Metall- und Aluminiumwarenfabrik Wädenswil.

1923 trat der Sohn Paul als Praktiker, 1929 dessen Bruder Willi als Kaufmann in den Familienbetrieb ein. Stahlmöbel, Feuerlöscher und Blechemballagen bildeten bald neue Schwerpunkte im Fabrikationsprogramm. 1934 liessen die Brüder Blattmann vom fortschrittlichen Architekten Hans Fischli (1909-1989) an der Zugerstrasse 64 im Musli einen modernen Neubau erstellen. Der alte Betrieb im Quartier Reblaubenweg – am Standort des heutigen «Coop» - wurde aufgegeben, die Firma in P. & W. Blattmann, Metall- und Aluminiumwarenfabrik Wädenswil» umbenannt.
 

Der Landi-Stuhl

Der ausgezeichnete Ruf der MEWA-Haushaltartikel, der Qualitätsarbeit in der Blechverarbeitung, verbreitete sich rasch. Schlagartig bekannt wurde das Wädenswiler Unternehmen in der ganzen Schweiz durch den Landi-Stuhl, einen 1939 für die Landesausstellung in Zürich fabrizierten Leichtmetallstuhl.
Etwas typisch Schweizerisches stellte sich Hans Fischli vor, der Architekt, der für die Landi 1939 verantwortlich war. Bequem sollte das neue Rastmöbel sein, wetterfest, leicht im Gewicht, stapelbar und fortschrittlich in Form und Material. Der Vorschlag des Designers Hans Coray wurde all diesen Ansprüchen gerecht. Nach seiner Idee verfertigte die Metallwarenfabrik Blattmann aus einer in Europa noch unbekannten Aluminiumlegierung, die nach dem Vorformen gehärtet und in einem Spezialverfahren gealtert wurde, den in der Form körpergerechten, nicht rostenden, pflegeleichten Landi-Stuhl. 1500 Stück galt es in letzter Minute herzustellen, mit 91 einzeln von Hand ausgestanzten Löchern in jedem Sitzmöbel: mit sechs mal sieben Löchern auf der Sitzfläche und sieben mal sieben Löchern in der Lehne. Ob die Löcher optisch begründet waren oder das Gewicht verringern mussten, ist heute nicht mehr so genau auszumachen. Sicher trug der Nebeneffekt, dass das Regenwasser leicht abfloss, auch zur Beliebtheit des Landi-Stuhls bei. Noch heute stellt die Firma Blattmann den Landi-Stuhl her. Er gilt als unverwüstlich. Allerdings hat er nun – im Unterschied zur ersten Serie von 1939 – nur noch 72 Löcher, dafür ist er stabiler.

Ein leistungsfähiger, moderner Betrieb

Nach dem Besuch der Ingenieurschule Winterthur und einem vierjährigen Weiterbildungsaufenthalt in den USA trat Ernst Paul Blattmann, der älteste Sohn von Paul Blattmann, 1954 ins Familienunternehmen ein und übernahm dort bald die Betriebsleitung. Als der Vater 1966 in den Ruhestand trat, kaufte er ihm dessen Anteil an der Firma ab und war nunmehr Partner seines Onkels Willi Blattmann.
Seit 1978 wird die Metallwarenfabrik Blattmann, die rund 70 Mitarbeiter beschäftigt, als Aktiengesellschaft geführt. Technischer Direktor ist Ernst Blattmann, kaufmännischer Direktor Walter Wegmann.

Die weitgehend auf den Schweizer Markt beschränkte Geschäftstätigkeit lässt sich heute grob in drei Sektoren unterteilen. Rund 50 % der Aktivitäten gelten der Blechbearbeitung und der Herstellung von Halbfabrikaten für die Industrie (z.B. Ampelgehäuse). Der zweite Geschäftszweig umfasst Haus- und Küchenartikel (z.B. Schuhputzkästen oder Pfannendeckel), Artikel für Bäckereien, Konditoreien (z.B. Backformen und Backbleche) und für die Milchwirtschaft (z.B. Melkeimer), ferner die Produktion von Karten-, Zeitungs- und Bücherständern sowie des legendären Landi-Stuhls. Stahlmöbel für Büros, besonders Arbeitsplatzeinrichtungen für die graphische Branche, machen den dritten Fabrikationszweig des traditionsreichen Wädenswiler Industrieunternehmen aus, das 1988 auf 150jährige erfolgreiche Tätigkeit zurückblicken konnte.

1934 liessen die Brüder Paul und Willy Blattmann durch den Architekten Hans Fischli an der Zugerstrasse 64 einen modernen Fabrikbau erstellen.




Peter Ziegler