Die «MS WÄDENSWIL» – Unser Schiff

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 1993 von Paul Huggel

Ohne grosse Feierlichkeiten hat das Motorschiff «Wädenswil» am 29. Mai 1993 zuverlässig seine Längsfahrten ausgeführt. Es hätte aber wahrlich einen guten Grund zum Feiern gegeben: 25 Jahre zuvor, also am 29. Mai 1968, fand die festliche Jungfernfahrt statt, nachdem Stapellauf und Taufe am 20. April erfolgt waren.
Gross war damals die Freude hier in Wädenswil, dass das neue Schiff den Namen unserer Gemeinde erhielt. Die «MS Wädenswil» war zugleich die letzte grössere Einheit aus dem Erneuerungsprogramm nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Freude war deshalb gross, weil der Verwaltungsrat der Zürichsee-Schiffahrts-Gesellschaft (ZSG) beschlossen hatte, die neuen Motorschiffe des erwähnten Erneuerungsprogramms nicht mehr nach Uferstationen zu benennen. Allein zu Ehren, unseres Mitbürgers und ebenfalls Schiffsbesitzers (Flotte der damaligen Brauerei Wädenswil) Paul Weber, noch heute Präsident des Verwaltungsrates der ZSG, wurde beim letzten Neubau eine Ausnahme gemacht. «Stadt Wädenswil» konnte das Schiff nicht heissen, weil die neue Gemeindeordnung mit dem Wechsel zu Stadtrat und Gemeinderat (Parlament) erst 1974 in Kraft trat.
Stapellauf der «MS Wädenswil» in der ZSG-Werft in Wollishofen, 20. April 1968.
 
Gemäss oben erwähntem Beschluss erhielten 1952 das einzige Dreideckschiff und 1958 das sehr elegante Zweideckschiff die Namen «MS Linth» und «MS Limmat».
Die zwei vom Zürichsee aus markantesten Berge standen Pate 1955 für die etwas kleinere «MS Glärnisch» und 1957 für die «MS Säntis». Gebirgsnamen waren bei der ZSG allerdings schon lange Tradition. Noch heute verkehrt die «MS Etzel» (1934) und «MS Speer» (1938). 1962 erhielt noch die «MS Bachtel» – das Hochzeitschiff – einen Bergnamen.
Dass 1964 der grösste Schiffsneubau (Tragfähigkeit 1500 Personen) den Namen «Helvetia» erhielt, war fast erwartet worden. Dieses Motorschiff ist damit würdige Nachfolgerin des den älteren «Zürichseebuebe und –meitli» noch bestens in Erinnerung gebliebenen Dampfers «Helvetia» mit Baujahr 1875.
Auch die «MS Wädenswil» hatte bereits ein Vorgängerschiff: einen 1895 in Dienst genommenen grossen Schraubendampfer, der 1932 mit einem Dieselmotor umgerüstet wurde.
Mit einer Tragfähigkeit von 700 Personen ist die «MS Wädenswil» zwar die kleinste Einheit der vier grossen Motorschiffe der ZSG-Flotte. Dennoch sind ihre Masse (Länge 48 Meter, Breite 9,6 Meter) beachtlich. Das Schiff wirkt elegant und ist wegen dem unter dem Steuerhaus angebrachten Wappen von weit her sicher zu erkennen.
Dank ihrem niedrigen Leist kann die «MS Wädenswil» sowohl die niedrigen Querfahrtenstege als auch die höheren Stege für Längsfahrten anlaufen. Sie ist damit für kleinere Rundfahrten wie für die grossen Längsfahrten beliebig einsetzbar und deshalb der Allrounder in der Flotte. Wen wundert es also, dass die «MS Wädenswil» seit Jahren – wie den Jahresberichten der ZSG zu entnehmen ist – immer die grössten Fahrleistungen der sechs Grosseinheiten erbringt? Rund 25 000 Kilometer pro Jahr sind es jeweils. Die beiden stolzen Dampfer erreichen im Vergleich etwa 5000 bis 7000 Kilometer.
«MS Wädenswil» ist also ein Schiff, das in der Flotte der ZSG nicht wegzudenken ist. Es darf mit drei Mann Besatzung gefahren werden. Mit 3, 7 Liter Diesel ist auch der 500 PS starke Dieselmotor recht sparsam – ein gutes Schiff also – mit gutem Namen!
«Noch zwei weitere Schiffe wie die Wädi» würde er sich wünschen, hat vor einiger Zeit der Direktor der ZSG um Unterzeichnenden gesagt. Wir dürfen als «Wättischwiiler» also ein bisschen Stolz sein auf «unser» Schiff. Und die Wädenswiler benützen die „weisse Flotte auch häufig. Nicht umsonst weist Wädenswil – nach Zürich und Rapperswil selbstverständlich – die drittgrösste Frequenz aller Uferstationen auf.




Paul Huggel