Kunden
Bei den Kopien der Geschäftsbriefe, die mit Jean Langendorf oder J. Langendorf-Blattmann unterzeichnet sind, handelt es sich häufig um die Bestätigung von Bestellungen. Zu Langendorfs Kunden zählen die
Brauerei der Gebrüder Weber, die
Stärkefabrik Blattmann, der
Bürstenfabrikant Erzinger, die Chemische Fabrik von Eduard Brun, das Baugeschäft Gebrüder Ferrari, die Dorfschulpflege und die Gemeindegutsverwaltung Wädenswil, das Krankenasyl, das Altersasyl, das Kinderheim Bühl, die Kinderkrippe, die Bank Wädenswil, das Warenhaus Leonhard Ascher, aber auch der Geometer Winkler, der Fotograf Emil Listenow, Jakob Baumann zum Florhof, die Bäckereien Paul Burri sowie Ernst Staub, die Konditorei Fritz Brändli, um nur einige zu nennen.
Bezogen werden gemäss Liefervertrag Ruhrkoks und Ruhrbrechkoks, Gaskoks, Belgischer Anthrazit, Steinkohle, Belgische Halbfettkohle, Flämische Kohle, Eso-Stück-Kohle, Union-Briketts, dazu Tannenholz und Buchenholz. Die Schmiede Landis, R. Kleiner, der Wagner Rusterholz und Schlosser Treib beziehen von Jean Langendorf Schmiedekohle. Geliefert werden die Brennmaterialen in Eisenbahnwagen auf die Station Wädenswil. Von dort wird die Kohle, in Säcke verpackt, mit dem Fuhrwerk den Kunden zugeführt. Die Lieferungen sind beträchtlich: 12½ Tonnen an die Gebrüder Weber (1915), 70 Tonnen an die Dorfschulpflege (1916), 9544 Kilo Eso-Stück-Kohle an Jacob Hauser zur «Krone» (1918).
Lieferanten
Wer sind die Lieferanten von Holz und Kohlen? Auch darüber gibt das Kopialbuch einige Aufschlüsse. J. Langendorf steht in Geschäftsverkehr mit der Schweizerischen Brikett-Import-Gesellschaft in Zürich, der Kohleagentur E. Boehm in Zollikon ZH, mit dem Kohlenhändler Rudolf Schnorf in Zürich, der Kohlenunion Seldner & Cie. in Basel, der Kohlenzentrale AG Basel, mit der Hausbrandzentrale Zürich und mit dem Gaswerk Wädenswil. Tannen- und Buchenholz am Ster oder per Ring bezieht Kohlenhändler Langendorf von A. Bosshardt in Einsiedeln, A. Tschümperlin in Alptal, H. Schiess in Basel, von Johann Schwyter in Siebnen, Josef Rennhaus in Rorschach und von H. Spetzmann & Cie. in St. Gallen.
Allerhand Ärger
Während des Weltkrieges 1914 bis 1918 stockt die Einfuhr von Kohle bisweilen, und es bedarf zusätzlicher Anstrengungen. Dazu belasten steigende Kohlepreise den Geschäftsgang. Vorgesetzte Stellen verlangen zudem immer wieder Rapporte. Im September 1917 zum Beispiel meldet Jean Langendorf der «Zentralstelle für die Kohlenversorgung der Schweiz» in Basel gemäss Rundschreiben Nummer 99 die Adressen jener Kunden, die im Jahr fünf Tonnen und mehr Kohle – vor allem Koks – beziehen.
Ärger und Bestürzung gibt’s bei der Firma Langendorf im Sommer 1918. Mit Schreiben vom 15. Juli teilt die Kohlenzentrale AG in Basel mit, Jean Langendorf sei die Konzession für den Handel mit deutschen Kohlen entzogen worden. Der Grund: Er habe auf die Rundschreiben Nr. 199 vom 30. Mai und Nr. 182 vom 12. Juni nicht geantwortet.
Am 16. Juli wehrt sich Jean Langendorf in einem Brief an die Kohlenzentrale in Basel. Er habe die vielen Formulare ausgefüllt und zur richtigen Zeit abgeschickt. Nur das Formular Nr. 132 sei wegen Krankheit liegen geblieben.
Am 29. Juli 1918 ersucht Jean Langendorf das «Amt für Brennstoffversorgung des Kantons Zürich» um Hilfe: «Ich möchte nun Sie an leitender Stelle des Kantons Zürich höflich ersuchen, mir behilflich zu sein, meine früheren Rechte wieder zu erlangen. Ich glaube kein Verbrechen begangen zu haben und bitte nochmals um gütige Entschuldigung. Seit Jahren habe ich mein Geschäft nur für den Kohlen- und Holzhandel mit eigenem Fuhrwerk eingerichtet, grosse Lagerräume erstellt, was mit viel Kosten verbunden war. Einen anderen Erwerbszweig habe ich nicht und würde mir bei dem Entzuge der Konzession sehr grossen Schaden erwachsen.»
Im August 1918 wird die Konzession wieder erteilt. Damit hat die Firma Langendorf im letzten Kriegsjahr eine Sorge weniger.