Pfammatter & Rieger *

PFAMMATTER, FERDINAND (1916-2003)

* 3. November 1916 in Brig, † 16. Mai 2003 in Berlingen
Pfammatter war gebürtiger Walliser, wuchs aber in der katholischen Diaspora Zürichs auf. Er studierte von 1937 bis 1942 an der ETH Zürich Architektur und diplomierte bei Hans Hoffmann. Von 1942 bis 1945 war er Assistent bei William Dunkel. Danach verfasste er seine Dissertation über Betonkirchen, die 1948 beim Benziger-Verlag als Buch erschien.

RIEGER, WALTER (1915-1990)

* 1915, † 1990, Architekt. Er prägte mit seinen Kirchbauten die moderne katholische Kirchenarchitektur mit.
Walter Rieger absolvierte bei Anton Higi eine Lehre als Bauzeichner und arbeitete anschliessend in dessen Architekturbüro weiter. Als Anton Higi 1938 zum Zürcher Stadtrat gewählt wurde, übernahm Walter Rieger die Bauführung der sich im Bau befindlichen Kirche St. Martin Zürich-Fluntern. In dieser Zeit nahm Rieger auch das Architekturstudium an der Technischen Hochschule Stuttgart auf, das er dann beim Beginn des Zweiten Weltkriegs abbrechen musste.

Die Architekten Pfammatter & Rieger standen in der Tradition der französischen Betonarchitektur. Über ihre Bauten heisst es: «Im Werk werden Erinnerungen wach an die französischen Brüder Auguste und Gustave Perret, die in den Zwanzigerjahren als Pioniere der Betonarchitektur galten.»

Die Liturgiebewegung der Katholischen Kirche erhob in den 1930er Jahren die Forderung nach einer räumlichen Zusammenführung von Priester und Gläubigen. Diese Forderung hatte Einfluss auf die Entwicklung der Kirchengebäude der Architekten Pfammatter & Rieger. So zeigen die ersten beiden Kirchenbauten der Architekten, Dreikönigen Zürich-Enge und Maria Frieden Dübendorf, noch eine klare Gestaltung als traditionelle mehrschiffige Longitudinalbauten. Bei der Kirche Dreikönigen ist der Einfluss von Denis Honeggers Kapelle der Universität Misericorde in Fribourg noch klar zu erkennen. Bei der Kirche Maria Frieden rücken Pfammatter & Rieger jedoch bereits von der dreischiffigen Halle ab, indem sie den Raum mit parabelförmigen Betonbindern überspannen. Auch St. Konrad Zürich-Albisrieden stellt vom Grundriss her schon fast einen Zentralbau dar, der mit seinen Quertonnen der Seitenschiffe auf das Vorbild von Notre-Dame du Raincy verweist. Die Kirchen St. Gallus Zürich-Schwamendingen und St. Marien Herrliberg gehen noch weiter in Richtung Einheitsraum mit gewölbter oder zeltförmiger Schale. Das letzte gemeinsame Werk von Pfammatter und Rieger schliesslich, die Kirche Sainte Famille Zürich-Hottingen, vollzieht den Wechsel zum Querbau. Damit setzt diese Kirche die Forderung der Liturgiekonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils konsequent um, indem der Querbau eine halbkreisförmige Bestuhlung möglich macht, sodass die Gläubigen sich nahe um den Altar versammeln können.

Werkkatalog (Auswahl)

1938–39 Kirche St. Martin Zürich-Fluntern, Zürich-Fluntern (Bauführung)
1948–49 Schulhaus Sumatrafür Knaben des Katholischen Schulvereins Zürich
1949–50 Kirche St. Judas Thaddäus, Eglisau
1949–51 Kirche Dreikönigen, Zürich-Enge
1950–52 Kirche Maria Frieden, Dübendorf
1953–55 Kirche  Konrad, Zürich-Albisrieden
1955 Kirche  Martin, Visp VS
1955–56 Kapelle  St.-Anna, Wädenswil
1956 Kirche  Stefan, Fulenbach SO
1956 Kirche  Marien, Herrliberg
1956–57 Kirche  Gallus, Zürich-Schwamendingen
1959 Kirche Christkönig, Turgi AG
1959 Kirche Sacré-Coeur, Sitten VS
1966 Kirche Sainte Familleder Mission catholique de la langue française, Zürich-Hottingen
1979–81 Restaurierung der Kirche  Peter und Paul, Zürich-Aussersihl mit Neubau der St. Anna-Kapelle