Warum wir Aluminium sammeln

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 1978 von AKW-Gegner, Wädenswil

«Atomenergie kann immer nur der Zerstörung dienen.» Stets kommen mehr Leute zu dieser Überzeugung Albert Einsteins. Besonders deutlich kommt das in der ständig wachsenden nationalen Volksbewegung zum Ausdruck, welche sich entschlossen gegen die Atomtechnologie wendet.
Unlängst hat nun diese Bewegung auch in Wädenswil Fuss gefasst: In der Folge eines öffentlichen Filmabends wurden vor einem knappen Jahr die «Atomkraft-Gegner Wädenswil» gegründet.
Wir sind eine Gruppe von ungefähr 15 jungen Leuten aus der Gegend von Wädenswil. Ernsthafte Besorgnis um die Zukunft des Lebens – auch um das eigene und dasjenige unserer Kinder – veranlasst uns zu gemeinsamem Handeln. Zwei wesentliche Grundsätze unseres Vereins sind die Überparteilichkeit und die Gewaltlosigkeit. Unser Ziel besteht darin, die Wädenswiler Bevölkerung davon zu überzeugen, dass der Verzicht auf Atomkraftwerke unerlässlich und möglich ist. Dieses Ziel verpflichtet uns aber, nicht nur die Probleme der Atomtechnologie, sondern auch die grosse Zahl anderer gangbarer Wege aufzuzeigen. Einer dieser vielen anderen Wege ist ganz sicher das Energiesparen. Deshalb bestand unsere erste Tätigkeit darin, in Wädenswil eine Aluminiumsammelstelle einzurichten. Denn um Aluminium wieder zu verwerten, ist 95 % weniger Energie nötig, als um neues herzustellen.
Nach langen Vorbereitungsarbeiten und zwei Wochen intensivster Werbung wurde das Unternehmen am 18. März 1978 gestartet. Mit Leiterwagen und Holzkisten erschienen einige junge Umweltschützer am frühen Samstagmorgen vor der Migros. Prompt wurden denn auch bereits die erste Sammlung ein riesiger Erfolg und ein aufregendes Erlebnis.
Damals waren wir aber noch ziemlich notdürftig organisiert: Wir hatten weder geeignete Sammelbehälter noch ein Plakat, um auf den genauen Standort hinzuweisen. Jede Sammlung bedeutete eine grosse Aufregung. Doch mit der Zeit spielte sich eines nach dem anderen ein: der eine brachte vier grosse Tonnen, ein anderer bastelte einen Plakatständer, und wieder andere schrieben drei grosse Informationstafeln. Auch das Aufstellen und der Abtransport wurde uns langsam vertraut. Inzwischen ist das natürlich alles selbstverständlich geworden.
Sobald wir jedoch die eigenen Schwierigkeiten überwunden hatten, wurden uns von anderer Seite Probleme in den Weg gestellt: Verhältnismässig überraschend schickte man uns von der Migros weg. Im ganzen Dorf suchten wir einen neuen Ort. Endlich erhielten wir für den Platz vor der Drogerie Meyer eine Bewilligung. Aber bald ging der Wirbel von neuem los: Schon nach einer Woche verwies man uns auch von dieser Stelle. Hals über Kopf mussten wir uns bereits wieder nach einem anderen Platz umsehen. Schliesslich erlaubte uns die Stadt, unsere Sammeltonnen bei der Kreuzung Zugerstrasse/Schönenbergstrasse aufzustellen. Diesen Standort werden wir nun hoffentlich bis auf weiteres behalten können.
Eine weitere Neuerung machte die Aufregung immer grösser: Um noch Zeit und Kraft für andere Tätigkeiten zu haben, begannen wir, nur noch alle vierzehn Tage eine Sammlung durchzuführen und nicht mehr jeden Samstag, wie bis anhin.
Die zahlreichen Umstellungen müssen viele Leute verständlicherweise ziemlich verwirrt haben. Die Menge des gesammelten Aluminiums sank nämlich auf einmal um mehr als die Hälfte. Nun scheint die Verwirrung jedoch wieder behoben zu sein, denn die Behälter füllen sich seit kurzem wieder mehr als je zuvor. Das stattliche Gewicht von einer Tonne ist demnächst erreicht.
Hoffentlich wird in Wädenswil die Aluminiumsammelstelle bald zu einer Selbstverständlichkeit, so wie es die Papier- und Glassammlungen geworden sind. Alle, die das anfallende Alu reinigen und zu Sammelstelle bringen, helfen mit, unsere Energieverschwendung einzudämmen und unsere Welt vor der totalen Zerstörung zu bewahren!

Die Aluminiumsammelstelle bei der Kreuzung Zugerstrasse/Schönenbergstrasse.




AKW-Gegner, Wädenswil