BESCHEIDENHEIT UND HEIMATLIEBE

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 2009 von Gody Pfister

Als alteingesessener Wättischwiler und Bewohner vom Berg ist es neben der Ehre auch eine grosse Freude, als «höchster Wädenswiler» ein Jahr lang die Stadt Wädenswil als meine Heimat zu präsidieren und repräsentieren. Heimat ist für mich der Ort, wo man in Frieden, Freiheit und Sicherheit leben kann. Mit diesem Ort muss man sich identifizieren können und ihn auch kennen. So habe ich viele Einladungen gerne angenommen. An diesen Veranstaltungen aus Politik, Bildung, Sport und Kultur durfte ich alte Bekanntschaften vertiefen und viele neue Leute kennen lernen. Es ist unglaublich, wie viel gerade im Kleinen für unsere Heimat getan wird. All diesen Leuten möchte ich für ihr Engagement und ihren Mut danken. Für den Mut, Neues zu wagen und Entscheidungen zu treffen. Für den Mut, für ihre Entscheidungen die Konsequenzen zu tragen, realistisch zu bleiben und sich für ihr Stück Heimat einzusetzen.
An dieser Stelle möchte ich all jenen meinen Dank aussprechen, die mich in diesem arbeitsintensiven Amt unterstützt haben:
den Gemeinde- und Stadträten für ihren Einsatz und den Mitgliedern in der Verwaltung für ihre Unterstützung und Beratung bei der politischen Arbeit, wurden doch an neun Gemeinderatssitzungen 56 Geschäfte behandelt und überwiesen.
Noch vor 150 Jahren wurden wir Schweizer als unzivilisiertes Hirtenvolk beschrieben, das wegen des niedrigen Bildungsstandes und des Mangels an Rohstoffen immer eines der ärmsten Völker Europas bleiben werde. Heute gehört nun dieses Hirtenvolk zu den reichsten Ländern der Welt, auch dank der Heimatliebe seiner Bürgerinnen und Bürger mit ihren besonderen Eigenschaften wie Mut, Zuverlässigkeit und Bescheidenheit. Doch die Bescheidenheit ist vielen abhanden gekommen. Als Bauer weiss ich selbstredend, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Das ist auch den nicht naturverbundenen Managern wieder bewusst geworden. Leider muss das Volk nun diese Erkenntnis finanzieren.
Dabei kann man doch gut bescheidener leben und trotzdem zufrieden sein. Wie auch der Aufschwung beginnt die Zufriedenheit im Kopf. Wenn man hier am Zürichsee wohnt und bei prächtigem Wetter vor der Arbeit einen Sonnenaufgang ansehen oder nach Feierabend von einem Hügel die Aussicht auf Berge und See geniessen kann, ist das für mich Lebensqualität und ein Stück Heimat. Diese Heimatliebe bedeutet nicht, dass wir gegenüber Fehlern und Schwächen der Heimat blind sind und bedeutet auch nicht, dass man andere Interessen oder Ethnien geringschätzt.
So wünsche ich mir für die Bürger und Bewohner von Wädenswil die emotionale Verbundenheit mit der Heimat, damit sich alle für deren Erhalt einsetzen. Dass auch Sie im Kleinen das Grosse entdecken und geniessen können, wünsche ich Ihnen.



Gody Pfister, Gemeinderatspräsident 2008/09


Wädenswil: Aquarell von Karin Pfister, 2005.