IV Werkkatalog

Verfasser: Andreas Hauser
Datum: 21.06.2022

Vorbemerkungen

1971 eröffnete Christian Hurter (geb. 1933) in seinem Wohnort Wädenswil ein eigenes Architekturbüro; von 1975 an führte er es – wie schon von Beginn an geplant – mit Arthur Thoma (1935–2012) unter dem Namen «Hurter+Thoma Architekten», wobei er für die Planung, Thoma für die Bauleitung zuständig war.
Der nachfolgende Katalog enthält nur eine Auswahl der Projekte und Bauten des Büros Hurter respektive Hurter + Thoma. Sind Katalognummern in eckige Klammern gesetzt, heisst das, dass Christian Hurter selbst sie als weniger wichtig erachtet und deshalb nicht zu seinen wichtigeren Werken zählt. Wenn der Verfasser der vorliegenden Monografie, Andreas Hauser, sie dennoch aufgenommen hat, dann weil sie im Rahmen der Bau- und Kulturgeschichte Wädenswils von Interesse sind.
Die Architekten von Projekten und Bauten sind nur dann aufgeführt, wenn Christian Hurter allein zuständig war oder wenn das Büro Hurter+Thoma mit anderen Baufachleuten zusammenarbeitete.
Der Katalog basiert auf einer Werkliste, die Hurter selber erstellt hat. Diese ist chronologisch nach den Jahren des Erstkontakts mit der Auftraggeberschaft oder der Inangriffnahme einer Aufgabe geordnet, die Ausführungsdaten fehlen. Wo es möglich war, wurden sie nachgetragen, denn sie sind für einen Katalog ebenso wichtig wie der Beginn der Projektierung, der oft weit hinter dem Baustart zurückliegt.
Die aktuellen Farbaufnahmen stammen in der Regel von Andreas Hauser, ältere Aufnahmen – wo nicht besonders vermerkt – aus einer Dokumentation, die der Verfasser aus Unterlagen Hurters zusammengestellt hat (DOK Hurter).
 
Abkürzungen:
 
DOK Hurter = Dokumentation Architekt Christian Hurter, Privatbesitz Familie Hurter.
JSW = Jahrbuch der Stadt Wädenswil.
StadtAW = Stadtarchiv Wädenswil.
 
Dank:
 
An Christian Hurter für Unterstützung, Auskünfte, kritische Lektüre, an Hurter+Thomas ehemaligen Mitarbeiter Andreas Felber für Informationen, an Christoph Lehmann für die Übertragung ins Digitalformat der Website.

Katalog

 
1 ___________________________________________________
Umbau und Erweiterung Einfamilienhaus in Gams SG
 
Ort: Gams SG.
Zeit: 1969 (Vollendung im Herbst, vgl. Datum auf Fotografien).
Objekt/Aufgabe: Umbau/Erweiterung eines Einfamilienhauses aus den 1940er oder 50er Jahren.
Architekt: Christian Hurter, damals noch Angestellter im Architekturbüro Stücheli Huggenberger Stücheli.
Auftraggeber: Dr. Paul Haab-Hurter (1926–2020), Tierarzt.
2 ___________________________________________________
Studie Ausbau Primarschulanlage Ort/Au
 
Ort: Au (Gemeinde Wädenswil), Alte Landstrasse (zwischen Nr. 86 und Brunnenstrasse).
Zeit: 1971.
Objekt: Projekt «Einmaleins» für Erweiterung des Primarschulkomplexes Mittelort (Studienauftrag).
Auftraggeberin: Baukommission der Gemeinde Wädenswil.
Kommentar: Die Schulanlage Ort bestand 1970 aus folgenden Bauten: einem zentralen Heimatstilgebäude Alte Landstrasse Nr. 84, erb. 1908–1909 von Bischoff & Weideli , einem Trakt West Nr. 86, erbaut 1958–1959 von Heinrich Kübler und erweitert 1966–1967 sowie einer Turnhalle Nr. 84b, erbaut 1969, wohl ebenfalls von Kübler (östlich vom Hauptbau). Hurter + Thoma schlugen einen Klassentrakt im Brunnenhof und einen Komplex mit Kindergärten und Hort an der Austrasse vor. Der zweite wurde realisiert, der erste vorerst nicht. Vgl. auch Nrn. 3 und 9.
Dokumente: Fotografien des Modells und Bericht zum Projekt vom 26.2.1971 (DOK Hurter).


Vogelschau auf Modell von Nordwest. Fotografie Erwin Küenzi, Zürich.
3 ___________________________________________________
Kindergarten- und Hortgebäude Ort/Au
 
Ort: Au (Gemeinde Wädenswil), Alte Landstrasse 78.
Zeit: 1971 (Planung); 1971-1972 (Ausführung).
Auftraggeberin: Gemeinde Wädenswil, Schulpflege.
Kommentar: vgl. Nr. 2.
Oben: Grundriss Gesamtanlage; Mitte: Aussenansichten von der Alten Landstrasse (links) und von der Ecke Au-/Alte Landstrasse (rechts; Foto Hans Langendorf); Unten: Innenansichten kurz nach Einweihung (Foto Erwin Küenzi, Zürich).


4 ___________________________________________________
Wettbewerbsprojekt Kinderspielplatz bei Landgasthof Au
 
Ort: Au (Gemeinde Wädenswil), Austrasse 59.
Zeit: 1972.
Objekt: Wettbewerbsprojekt «Lusbueb» für einen Kinderspielplatz neben dem Landgasthof Halbinsel Au (nördlich vom sogenannten Landisaal). 2. Rang/1. Preis (vgl. unten, Kommentar). Nicht ausgeführt.
Architekten: Gartenarchitekt BSG Heiri Grünenfelder (1938–2002), Niderurnen und Architekt Christian Hurter, Wädenswil.
Auftraggeberin: Genossenschaft Au-Konsortium.
Kommentar: Der im Mai 1971 eröffnete schweizerische Wettbewerb war mit 48 Eingaben ein Erfolg. Im Preisgericht sassen ein Psychologe, zwei Gartenspezialisten, drei Architekten und ein Vertreter des Aukonsortiums. Ränge: 1) Walter Frischknecht (1927–2012), Garten- und Landschaftsarchitekt BSG, Zürich; 2) Heiri Grünenfelder, Gartenarchitekt BSG, Niederurnen und Christian Hurter, Architekt, Wädenswil; 3) Peter Angst, Architekt. Ing. Grad., Wil ZH; 4) Gerold Fischer, Beratender Garten- und Landschaftsarchitekt BSG, Wädenswil; 5) Architekten Cavadini, Haldemann, Osterwalder, Zürich. Weil Frischknecht mit seinem Projekt «Hotzenplotz» gegen das Programm verstiess, vergab die Jury den 1. Preis an Grünenfelder und Hurter. Zur Ausführung empfahl sie aber Frischknechts Projekt. Der Kinderspielplatz wurde 1973 realisiert, auf weit schlichtere Weise als von Grünenfelder und Hurter vorgeschlagen.
Literatur: 1) Willy Canziani (Psychologe, Mitglied Preisgericht): Entwicklungshilfe für Kinder, in: Züri Leu, 16.11.1972, S. 27; 2) anthos 1/1973, S. 33–38 (mit Abbildungen der Projekte Frischknecht, Grünenfelder/Hurter und Fischer).
Dokumente: Fotos der Pläne, Schriften zum Wettbewerb und Zeitungsausschnitte (DOK Hurter).

 

5 ___________________________________________________
Wettbewerbsprojekt Sport- und Erholungsanlage Kloten
 
Ort: Kloten, Gwerfi.
Zeit: 1973.
Objekt: Projekt Ideen-Wettbewerb für Sport- und Erholungsanlage Gwerfi. 7ter Rang.
Architekten: Gartenarchitekt Heiri Grünenfelder (1938-2002), Niederurnen, und Architekt Christian Hurter, Wädenswil.
Auftraggeberin: Stadt Kloten.
Dokumente: Fotos von Modell und Plänen (DOK Hurter).


6 ___________________________________________________
Renovierung und Umbau Hof Rötiboden
 
Ort: Wädenswil, Rötibodenholzstrasse 8.
Zeit: 1973 (Projekt); 1974–1975 (Baueingabepläne); 1974–1975 (Ausführung).
Projektleitung: Werner Rüesch, damals Angestellter im Büro Hurter + Thoma. Rüesch war im Haus aufgewachsen; seine im Haus wohnenden Eltern hatten den Auftrag vermittelt.
Auftraggeber: Hans Weber, Immobilien- und Rechtsbureau, Zürich und Feldbach.
Kommentar: Der Rötiboden-Hof besteht aus einem 1679 erbauten, um 1750 umgestalteten Haupthaus und einem Nebengebäude, das 1793 als Trottgebäude erbaut und 1877 zu einem Wohnhaus umgebaut worden war. 1973 wollte der Immobilienhändler Hans Weber die Liegenschaft, die im Rahmen des provisorischen Raumplanungsgesetzes in die Schutzliste aufgenommen worden war, restaurieren. Mit Brief vom 27. Juni 1973 ersuchte er die Wädenswiler Baukommission, um einer raschen Durchführung willen den Kanton nicht einzubeziehen. Die Gemeinde ging nicht darauf ein; die Kantonale Denkmalpflege begleitete den Umbau. Bauliche Massnahmen: Renovierung des Äusseren (Freilegung des Riegels im Giebelbereich, Entfernung von Zutaten wie Garage-Annex) und Sanierung des Inneren im Hinblick auf eine Überführung in Stockwerkeigentum (Modernisierung der bestehenden Wohnungen, Einbau feuersichere Treppe, Einbau von je einer Dachwohnung im Nebengebäude und in der 2. Dachebene des Haupthauses).
Literatur: 1) Zürcher Denkmalpflege, 8. Bericht 1975–1976, Zürich 1980, S. 199. 2) Peter Ziegler: Kleine Schriften zur Zürcher Denkmalpflege, Heft 2, S. 45–50.
Quellen: 1) StadtAW 919/1973 (Baueingabepläne und Schriftwechsel).
Oben: Seeseitige Fassade vor und nach dem Umbau. Foto links aus Quelle 1, Foto rechts aus Lit. 1). Mitte und unten: Schnitt durch Haupt- und Nebenhaus; Grundriss des zweiten Obergeschosses. Beide Pläne vom März 1975 (Quelle 1).


7 ___________________________________________________
Einfamilienhaus in Schönenberg ZH
 
Ort: Schönenberg ZH, Palmisackerstrasse 16.
Zeit: 1974 (Projekt), 1975–76 (Ausführung).
Auftraggeber: Herbert Süess (Inhaber der Drogerie Süess in Wädenswil) und seine Frau Brigitt Süess-Tüscher.
Kommentar: Gemäss Auskunft von Christian Hurter waren die Baubehörden mit den im Palmisackergebiet erstellten Einfamilienhäusern unzufrieden, weil sie ein unharmonisches Landschafts- und Dorfbild abgegeben hätten. Um zu retten, was noch zu retten war, habe man das Grundstück Süess mit einer «streng einzuhaltenden, maximalen Gebäudehöhe» belegt, was wiederum zu einer Flachdachlösung geführt habe. Mittels eines «gestalteten Dachvorsprung» sei es gelungen, den Eindruck einer «Kiste» zu vermeiden (Mail von CH an AH vom 14.3.2021). Gemäss Auskunft von Herbert Süess hätten die Behörden in der Folge das Flachdach für die ganze Umgebung vorgeschrieben. Im Haus Süess, findet Hurter, sei ihm ein «erfreulicher Wohnraum» gelungen.

Oben: Grundriss des Erdgeschosses; Mitte und unten: diverse Aussenansichten. Alle Bilddokumente von Herbert und Brigitt Süess-Tüscher.


8 ___________________________________________________
Einfamilienhaus im Unteren Baumgarten
 
Ort: Wädenswil, Im unteren Baumgarten 32.
Zeit: 1976.
Objekt: Einfamilienhaus.
Verantwortlicher Sachbearbeiter: Ruedi Hatt (damals Angestellter im Büro Hurter+Thoma).
Auftraggeber: Anton Flury, Inhaber der Delta-Garage.
Baueingabepläne Hurter + Thoma, eingegeben 19.9.1977, bewilligt 25.10.1977. Oben links und rechts: Grundriss Untergeschoss und «West-Fassade», unten Grundriss Wohngeschoss (obere Ebene). Standort: StadtAW, Baueingabepläne, 1213/77.

Aussenaufnahmen um 1980. Privatbesitz Frau Flury, Unterer Baumgarten 32.


9 ___________________________________________________
Erweiterung Schulhaus Ort/Au
 
Ort: Au (Gemeinde Wädenswil), Alte Landstrasse 86.
Zeit: 1977 (Auftrag); 1979 (Baueingabe); 1979–1980 (Bau).
Objekt: Erweiterung des Schulhauses Ort West.
Auftraggeberin: Gemeinde Wädenswil.
Kommentar: Das Schulhaus Ort West war 1958–1959 von Heinrich Kübler erbaut und 1966–1967 erweitert worden. Der Anbau von Hurter+Thoma befindet sich auf der zürichseitigen Rückseite des 50er-Jahre-Baus, dem er sich einfügt. 2017–2918 wurde das Küblersche Schulhaus erneut erweitert und dabei auch formal modernisiert. Vgl. auch Nr. 2.
Quellen: 1) StadtAW 153/79 (Baueingabepläne).
10 ___________________________________________________
Einkaufszentrum «Di alt Fabrik»
 
Ort: Wädenswil, Florhofstrasse 13.
Zeit: 1976 (Auftrag); 1978-1979 (Bau).
Objekt/Aufgabe: Umbau eines 1898-1899 erbauten, später erweiterten Fabrikgebäudes der Seidenweberei Gessner: Einkaufszentrum «di alt Fabrik», Restaurant, Garten-Center, Tiefgarage.
Auftraggeberin: Gessner AG Wädenswil.
Kommentar: Gelungene Umnutzung eines Industriebaus zu Einkaufszentrum. Nach Aussage von Christian Hurter verlangte die Bauherrschaft eine möglichst preisgünstige Lösung, «eine Art Citroen 2CV»; deshalb verwendeten die Architekten für die eingezogenen Wände Sichtbackstein, genauer: den gelblichen, aus porösem Lehm-Gemisch gebrannten Isolierstein, der mit 12 cm Höhe doppelt so hoch wie der aus kompaktem Lehm gebrannte rot-braune «Normal»-Backstein ist. Mit ihren organisch-geschwungenen Formen kontrastierten diese – bei späteren Umbauten entfernten – Mauern zwar mit der alten, sichtbar gelassenen Eisenskelett-Rasterstruktur, fügten sich aber mit der sichtbar gelassenen Backstein-Fugen-Struktur in die Athmosphäre der industriellen Nutzarchitektur ein.
Spätere Veränderungen: 1991–1992 bauten Hurter+Thoma noch eine Schaubrauerei (Wädi-Bräu) ein. Die Innengestaltung der Alten Fabrik wurde im Zusammenhang mit Mieterwechseln massiv verändert, beim Restaurant – seit 1992 Wädi-Brau-Huus – wurde 2002 ein grosser Wintergarten vorgebaut.
Literatur: 1) Christian Hurter, Arthur Thoma: «Di alt Fabrik», in: JSW 1979, S. 83-86.
Aussenansichen der alten Fabrik von der Ecke Steg-Kreuzstrasse (oben), von der Kreuzstrasse (unten links) und von der Florhofstrasse (unten rechts) aus, 2021.

Grundriss des Obergeschosses, mit Einkaufsstrasse in organischen Formen. Links Steg-, unten Kreuz-, rechts Florhofstrasse (DOK Hurter).

Oben und Mitte: Hauptreppe vom EG ins OG, von unten respektive von oben aufgenommen, je Zustand nach dem Bau (um 1980) und Februar 2021. Unten: Eine Oberlichthalle und das Restaurant, um 1980.


11 ___________________________________________________
Bauleitung Wohnanlage Dolderpark Zürich
 
Ort: Zürich-Hottingen, Kurhausstrasse 78–92.
Zeit: 1978–1980.
Objekt: Vier Bauten mit Eigentumswohnungen im Dolderpark.
Architekt: Marcel Thoenen (geb. 1935), Zumikon.
Bauleitung: Hurter+Thoma, Wädenswil.
Auftraggeberin: Erbengemeinschaft Prof. G. Schinz; Kontakt: Dr. Jean-Pierre Blancpain, NZZ-Redaktor.
Kommentar: Die Bebauung erhielt 1981 die Auszeichnung für gute Bauten und wurde 2013 in die Liste schützenswerter Bauten der Stadt Zürich aufgenommen.
Literatur: 1) Schweizer Ingenieur und Architekt, Bd. 99 (1981), S. 394–397, hier S. 395. 2) Bauten, Gärten und Anlagen. Inventarergänzung 1960–1980, Zürich 2013.
Ansichten aus Lit. 1 und 2.


12 ___________________________________________________
Erweiterung Bürstenfabrik Erzinger
 
Ort: Wädenswil, Buckstrasse 31.
Zeit: 1978 (Projekt); 1979 (Bau).
Objekt: Neuer Werktrakt, in Erweiterung eines 1911 erbauten Fabrik- und Wohngebäudes.
Kommentar: Der von Hurter+Thoma 1979 durchgeführte Bau ist Teil einer mehrphasigen Erweiterung. 1969 wurde bergseitig vom Altbau ein 2-geschossiger, unterkellerter Werkstattflügel angebaut (Trakt A), der mit den Häuser Buckstrasse 31 und 33 einen U-förmigen Komplex bildete. Der Hof zwischen den beiden Altbauten wurde neu für die Spedition verwendet (vgl. Abbildung unten). 1979 wurde der Trakt A rückwärts (Richtung Richterswil) um einen weiteren EG-Trakt mit UG erweitert (Trakt B) (Hurter+Thoma). 1990 wurden die Trakte A und B um zwei Obergeschosse erhöht (Lit. 1).
Literatur: 1) Walter Erzinger-Frehner: 150 Jahre Bürstenfabrik Erzinger AG, in: JSW 1996, S. 15–51, hier S. 22 (Altbau), S. 34–35 (Erweiterungsbauten).
Links oben das 1911 erstellte Wohn- und Farbrikgebäude der Firma Erzinger von der Wiesenstrasse aus; rechts oben Blick um die Ecke auf den Erweiterungsbau (UG und EG 1979 von Hurter+Thoma; OG 1990/91); Links unten Blick von der Etzelstrasse Richtung Wiesenstrasse auf den Erweiterungsbau von 1979 (UG/EG) und 1990/91 (OG); rechts unten Blick von der Buckstrasse auf den Erweiterungsbau (UG/EG 1963, OG 1990/91); links der Altbautrakt mit Büros und Wohnungen.


13 ___________________________________________________
Wettbewerbsprojekt Bootshafen
 
Ort: Bootshafen Wädenswil, beim Seeplatz.
Zeit: 1980.
Aufgabe: Ideenwettbewerb für Neugestaltung.
Auftraggeberin: Stadt Wädenswil.
Kommentar: Den 1. Preis errang Martin Halter (geb. 1943). Das Projekt wurde nicht ausgeführt.
Dokumentation: Pläne Hurter+Thoma (DOK Hurter).


14 ___________________________________________________
Umbau Scheune zu Dreifamilienhaus (Eigenheim Architekt)
 
Ort: Wädenswil, Fuhrstrasse 7.
Zeit: 1975 (Erste Idee); 1983-1984 (Bau).
Aufgabe: Umbau der Scheune des Bauernhauses Zur langen Stege zu Eigenheim mit zwei Einliegerwohnungen (Fuhrstrasse 7, Wädenswil).
Auftraggeber: Christian Hurter, Wädenswil.
Historisches: Der Beginn der Fuhrstrasse ist von einer bäuerlichen Baugruppe geprägt: dem Riegelhaus Zur langen Stege (Fuhrstrasse 2), einer Trotte (Nr. 1) und einem Waschhäuschen. Das Haupthaus wurde im frühen 18. Jahrhundert erbaut, wie die Jahrzahl-Inschriften 1724/1728 belegen; Bauherr war ein Heinrich Steffen. Das Waschhaus stand damals bereits. Die Trotte (Nr. 1) wurde 1816 neu erstellt. Westlich der Baugruppe stand eine Scheune (Nr. 7), die 1782 erstmals in den Grundprotokollen erwähnt wird; damals gehörte sie hälftig den zwei Besitzern der Langen Stege. Nach einer Reihe von Erbgängen gelangte die Lange Stege und ihre Nebenbauten 1947 an die Erben Vetterli.
Geschichte Scheunenumbau: 1975 bot die Vertreterin der Erbengemeinschaft Vetterli, die in der Langen Stege wohnhafte Elisabeth Textor-Vetterli (1916–1998), Architekt Hurter die Scheune Nr. 7 zum Kauf an, damit er sie zu einem Wohnhaus umbauen könne. Verschiedene Umstände (u.a. eine Baueinsprache) verzögerten das Bauvorhaben. Am 12. März 1983 konnte der Handwechsel vollzogen werden; im Abschluss baute Hurter die Scheune um und aus. Etwa zur gleichen Zeit wurde auch das Trottgebäude Nr. 1 zu einem Wohnhaus umgebaut; Architekt war Kurt Handschin.
Kommentar: Gelungene Umnutzung einer Scheune zu Wohnhaus. Interessantes Beispiel für die Gattung Architektenhaus.
Dokumentation: 3-Familienhaus in Wädenswil, ohne Datum (DOK Hurter).
Links oben: Weinbauernhaus Zur langen Stege mit seinem Waschhaus, aus: Heimatschutz 32 (1937), S. 5; rechts oben: Scheune Fuhrstrasse 7 vor dem Umbau von 1983–1984; unten links und rechts: die Scheune nach dem Umbau zu Wohnhaus, Aufnahmen 2017.
 
Grundrisse Eingangs-, Mittel- und Dachgeschoss. Erkennbar die drei unterschiedlich grossen, auf verschiedenen Ebenen angeordneten Wohnungen: 1) Atelierwohnung, ein Duplex auf der Seeseite des Baues (hellbraun), 2) Bergwohnung (grün), mit Wohnräumen im Mittelgeschoss (Wohnraum, Wohnküche, zwei Zimmer), 3) Dachwohnung = Eigentümerwohnung (rosa), auf Dach- und Estrichebene.

Oben links Tenn = Erschliessung; oben rechts Wohnraum der «Atelierwohnung», im Eingangsgeschoss, mit Wendeltreppe zum Mittelgeschoss; mitte links: Wohnraum der «Bergwohnung», im Mittelgeschoss; mitte rechts: Diele in der «Dachwohnung», unten links und rechts «Dachwohnung», Wohnbereich und Eckbereich Diele-Essraum, mit Ausgang zu Balkon.

15 ___________________________________________________
Bauleitung Verwaltungsgebäude Flums SG
 
Ort: Flums, Industriestrasse 8
Zeit: 1981 (Auftrag); 1983–1984 (Bau).
Objekt: Verwaltungsgebäude Flumroc AG.
Architekten: Stücheli Huggenberger Stücheli, dann (nach Tod Werner Stüchelis 1983) Stücheli Architekten.
Bauleitung: Hurter+Thoma.
Auftraggeberin: Flumroc AG.
Veränderungen: Aussenhaut-Optik im Rahmen von Dämmungsmassnahmen 2013 verändert.
Zustand 2013, vor Umbau (Dämmung, Modernisierung). Dank für Foto an Geschäftsführer Damian Gort.
 
 
16 __________________________________________________
Sägen- und Messerfabrik Hausmann
 
Ort: Au Wädenswil, Rietliaustrasse 2.
Zeit: 1980 (Projektierung); 1984–1985 (Bau; Bezug im August).
Objekt: Fabrikbau im Bautenkomplex der Sägen- und Messerfabrik Hausmann.
Auftraggeber: Hausmann & Co AG, vertreten durch Karl Hausmann (geb. 1939).
Kommentar: Gemäss Auskunft von Karl Hausmann zog man ab 1973 einen Neubau in Betracht. Dafür war ein Teil des (zu verlegenden) Oberortwegs nötig. Der Kaufvertrag kam aber erst zustande, als Hausmann der Aufhebung des Bahnübergangs und dem Bau einer Passarelle zustimmte. Für den Bau der Fabrik musste ein altes Haus abgebrochen werden; es wurde im Rahmen einer Feuerwehrübung niedergebrannt.
Literatur: Peter Ziegler: 75 Jahre Hausmann und Co, in: JSW 1979, S. 76–78 (nur Betriebsgeschichte).

Oben links: Fabrikbau von 1984/85, Teil eines «gewachsenen» Werk- und Wohnkomplexes, von der Strandbad-Passarelle aus aufgenommen. Obenrechts: Inneres der Werkhalle. Unten links: Büro des Firmenchefs, an der seeseitigen Ecke des Gebäudes. Unten rechts: Karl Hausmann mit der Bauabrechnung von Hurter+Thoma (Das Budget wurde leicht unterschritten). Aufnahmen Andreas Hauser, Februar 2021.

17 ___________________________________________________
Umbau Bauernhaus bei Landgasthof Au
 
Ort: Au (Gemeinde Wädenswil), Austrasse 58.
Zeit: 1986.
Aufgabe/Objekt: Renovierung und Ausbau des Bauernhauses beim Landgasthof Au, mit Ausbau der Wohnung (für den Pächter).
Auftraggeber: Au-Konsortium.
Literatur: 1) Peter Ziegler: 75 Jahre Au-Konsortium 1911–1986, in: JSW 1986, S. 37–48.
Links Aufriss seeseitige Fassade von Christian Hurter, 1986 (aus Lit. 1). Rechts: Ansicht der Seite zum Landgasthof hin, mit dem 1976 nach einem Konzept des Historikers Albert Hauser angelegten Bauerngarten.


18 __________________________________________________
Innenrenovation Sport- und Kulturhalle Glärnisch
 
Ort: Wädenswil, Glärnischstrasse 5
Zeit: 1985 (Auftrag); 1987–1988 (Ausführung).
Aufgabe: Innenrestaurierung Turn- und Konzerthalle des Glärnischschulhauses und Neueinrichtung als Sport- und Kulturhalle.
Auftraggeberin: Stadt Wädenswil.
Geschichte: 1907–1909 bauten die Architekten Robert Bischoff und Hermann Weideli für die Gemeinde Wädenswil das Primarschulhaus Glärnisch. Zum massigen Reformstilbau gehörte auch eine Turn- und Konzerthalle mit offenem Dachstuhl. 1987–1988 wurde sie von Hurter+Thoma restauriert; auf Initiative und unter Betreuung von Peter Ziegler (Präsident der lokalen Natur- und Heimatschutzkommission) wurde die originale Farbfassung rekonstruiert (vgl. Lit 1; dort auch Veränderungen der Originalsubstanz). Den Zwischentrakt zwischen Schulhaus und Halle bauten die Architekten zu einem Foyer mit moderner Infrastruktur um.
Spätere Veränderungen: Nachdem 2004–2005 unter dem Pausenplatz eine moderne Dreifachturnhalle erbaut worden war, wurde die Glärnischhalle 1908 zu einer Kulturhalle umgebaut. Die Modernisierungen betrafen mehrheitlich den Zwischentrakt, die ehemalige Turnhalle wurde nur minim verändert.
Literatur: 1) Peter Ziegler: Zur Restaurierung der Glärnischhalle, in: JSW 1988, S. 63–66.
Oben links: Alte Postkarte mit dem Glärnischschulhaus; auf der Rückseite Pausenplatz und Turn- und Konzerthalle. Restliche Bilder: Die Glärnischhalle nach der Restaurierung von 1987/88. Oben rechts Blick zu Empore (Schulhaus-Seite), unten rechts Blick zu Bühne. Unten links: Foyer.


19 __________________________________________________
Wettbewerbsprojekt Schulhaus
 
Ort: Hirzel, Herrenrainli.
Zeit: 1987.
Auftraggeberin: Schulpflege Hirzel.
Aufgabe/Objekt: Projektstudie/Wettbewerbsprojekt Schulhaus. Ausgeschieden.
20 __________________________________________________
Wettbewerbsprojekt Gemeindesaal Wädenswil
 
Ort: Wädenswil, anstelle des abzubrechenden Hauses Rosenhof (Eidmattstrasse 25) unterhalb der reformierten Kirche.
Zeit: 1988.
Aufgabe: Wettbewerbsprojekt für einen Gemeindesaal mit grossem Saal, Foyer, Bühne, Restaurant, Bibliothek usf.
Auftraggeberin: Stadt Wädenswil.
Geschichte: 1986 hatte der Gemeinderat eine Beitragsleistung an den Umbau des Hotels Engels abgelehnt und den Stadtrat mit dem Studium eines Gemeindesaal-Neubaus beauftragt. 1987 bewilligte der Gemeinderat einen Kredit für einen Wettbewerb; 1988 wurde dieser durchgeführt. Das Preisgericht gab dem Projekt von Roland Frei und Lisa Ehrensberger (Zürich) den ersten Preis und empfahl es zur Weiterbearbeitung. 1990 lehnten die Stimmberechtigten den Projektierugskredit ab, worauf der Kanton den Rosenhof 1991 unter Schutz stellte.
Literatur: 1) JSW 1989, S. 115; 2) Peter Ziegler: Aus der Geschichte des «Rosenhof», in: JSW 2001, S. 40–53, hier S.46–48.
21 __________________________________________________
Projekt Wohnüberbauung Zürich (Nicht ausgeführt)
 
Ort: Zürich-Seebach, anstelle der heutigen Überbauung Eichrainstrasse 6–14 (hinter Häusern Glatttalstrasse 94/100).
Zeit: 1984 (Beginn Planung); 1.7.1988 (Datum auf Plänen); 1990 (Baubewilligung und detaillierter Kostenvoranschlag).
Aufgabe: Projektierung Wohnüberbauung Eichhof: zwei Komplexe mit insgesamt 45 Wohnungen, mit Garten- und Kinderspielplatz im grossen Hofareal.
Auftraggeber: Klara (Klärli) Frei-Blaser (1932–2015) und Kaspar Blaser. Auskunftspersonen: Klara und Ernst Frei-Blaser.
Ausführungsverzicht: Im Baueingabejahr 1990 verzichtete die Bauherrschaft wegen hohem Leerwohnungsbestand und hohen Hypothekarzinsen auf die Ausführung.
Dokumentation: Modellfotos, Plankopien 1.7.1988, Informationsblatt 6.2.1991 (Ordner Hurter AOZ).
22 __________________________________________________
Versammlungsgebäude Pfingstgemeinde («Auerehuus»)
 
Ort: Wädenswil, Auerenstrasse 10.
Zeit: 1986 (Auftrag); 1986–1990 (Bau); 10. Juni 1990 (erster Gottesdienst).
Aufgabe/Objekt: Umbau eines 1910 erbauten Fabrikgebäudes zu Versammlungshaus «Auerehuus».
Architekten: Hurter+Thoma in Zusammenarbeit mit Architekt Richard Lehmann.
Auftraggeberin: Pfingstgemeinde Wädenswil.
Ausstattung: Vierzehn farbige Glasfenster von Marc King (Mitglied Pfingstgemeinde).
Geschichte: Ab 1910 veranstalteten Ida Brändli-Hausammann (1863–1939) und ihr Ehemann Heinrich Brändli im Oberen Lehmhof Andachten – der Beginn der Pfingstgemeinde Wädenswil. 1915 wurde in einem Nebengebäude ein Saal eingerichtet, 1920–1921 ein Oekonomiegebäude zu einem Kultraum umgebaut (Lit. 1, S. 53). Wohl in den 1970er Jahren setzten Bemühungen für ein neues, grösseres Gemeinde- und Kulthaus ein; mehrere Jahre wurde über den Kauf der Waisenhausscheune verhandelt; schliesslich konnte 1986 ein 1910 erbautes Fabrikgebäude an der Auerenstrasse erworben werden, in dem ursprünglich Weberei-Utensilien, dann Schallplatten und später Spannelemente fabriziert worden waren (Lit. 1, S. 54–55). Dieses wurde 1986–1990 zum Versammlungshaus um- und ausgebaut.
Beschreibung: Im UG Gemeinschaftssaal mit Küche, im EG Büro-, Sizungs- und Gruppenräume, im OG 350-Personen-Saal mit offenem Dach und Empore (auf der Seite gegen die Oberdorfstrasse als Auskragung erkennbar).
Literatur: Christian Winkler: Religiöse Gemeinschaften in Wädenswil, in: JSW 2014, 52–64, hier S. 52–56 (Die Pfingstgemeinde SPM).
Oben links: Alte Postkarte, um 1910/20, mit der 1910 erbauten Fabrik Baumann für Weberei-Utensilien. Oben rechts: ein Glasfenster von Marc King (Website Pfingstgemeinde). Unten links: Ansicht des Auerehuuses von der Rückseite (Oberdorfstrasse) her (Website Pfingstgemeinde Wädenswil). Unten rechts: Aufnahme des Saals nach der Vollendung (DOK Hurter).

 
23 __________________________________________________
Umbau/Erweiterung Kleinvilla Nagelfluh, Halbinsel Au
 
Ort: Au Wädenswil, Austrasse 50.
Zeit: 1987 (Auftrag); 1990–1991 (Bau; Frühling 1991 bezugsbereit).
Aufgabe/Objekt: Umbau und Erweiterung Kleinvilla Nagelfluh zu drei Wohneinheiten.
Auftraggeberschaft: Erbengemeinschaft Araceli Meyer-Boller, Brigitte Lauffer-Meyer, Ulrich Meyer-Schoellkopf und Regine Heitz-Meyer.
Geschichte: Die von Hurter+Thoma umgebaute Kleinvilla ist ein architektonisch und kulturgeschichtlich interessanter Bau. Sie wurde 1910 von Architekt Adolf Bräm (1873-1944) für Dr. Gustav Bär-Pfaff (1865–1925) gebaut, einen frühen Röntgenspezialisten. Der Arzt schenkte das – als Sommerhaus gedachte und konzipierte – Haus seiner Frau Julie geborene Pfaff (gest. 1948). Das Haus wurde auch von der Tochter Julia und ihrem Ehemann Dr. Hans Boller-Bär (Zahnarzt) genutzt. 1928 liess die Familie vom befreundeten Architekten Charles Hoch (1889–1941) die Laube auf der Ostseite in eine geschlossene Veranda umbauen (Abb. unten). Nachdem die Eheleute Boller-Bär zu Beginn der 1980er Jahre kurz nacheinander gestorben waren, erbte Dr. Bollers Schwester, Betty Araceli Meyer-Boller (28.10.1904–2000), das Haus. Sie hatte 1928 Ulrich Meyer (1903–1987) geheiratet, der das Sanitärgeschäft der Schwiegereltern in Zürich führte und als Politiker aktiv war. Als dieser 1987 starb, beschlossen die drei Kinder – Brigitte Lauffer-Meyer (geb. 1931), der Dirigent und Intendant Ulrich Meyer-Schoellkopf (geb. 1935) und Regine Heitz-Meyer (1942–1991) – einen Um- und Ausbau des Hauses: Die Älteste sollte das EG, Ulrich das OG des Hauses und Regine einen Anbau auf der Nordseite bekommen. Dieser Anbau wurde erlaubt, weil die Bauherrschaft ein Garagen- und Gärtnerwohnungsbau, das 1934 von Charles Hoch an der Strasse erbaut worden war, abbrach.
Quelle: Mündliche Auskünfte Brigitte Lauffer-Meyer an Andreas Hauser, Februar 2021.
Dokumentation: Kommunales Inventar der schützenswerten Bauten, Inventar-Nr. 04, 2001 (einsehbar im Stadtplan Wädenswil online, auf «Inventar» und auf Liegenschaft klicken).
Oben links: Baueingabeplan 1909 von Adolf Bräm (Stadtarchiv). – Oben rechts: Der Altbau von Osten, mit dem 1928 anstelle einer Laube von Architekt Charles Hoch erstellten Anbau. Zustand nach dem Hausumbau von 1990/91. – Unten links:  Luftaufnahme des Anwesens, mit dem 1990–1991 nordwärts an den Altbau gefügten Wohntrakt. – Unten rechts: Nahaufnahme des neuen Wohntrakts auf der Nordseite. (Fotos: DOK Hurter).


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Einfamilienhaus Rietliau
 
Ort: Au (Wädenswil), Seeweg 88.
Zeit: 1989 (Auftrag und Vorentscheids-Plan); 1990–1992 (Baueingabenpläne und Revisionen); 1992–1993 (Bau).
Objekt: Einfamilienhaus.
Auftraggeber: Dr. Peter Kamer.
Erweiterung: 1998 Anbau Gartenraum, als Essraum.
Kommentar: Bauherrschaft und Architekten verlangten 1989 einen Vorentscheid mit einem Projekt, in dem ein schlichter, leicht asymmetrischer Walmdachbau vorgesehen war. Das Baueingabeprojekt von Ende 1991 wies einen neuklassisch-symmetrischen Grundriss und eine komplexere Dachlandschaft auf. Das definitive Projekt 1992 blieb im Wesentlichen auf dieser Linie, obwohl die Natur- und Heimatschutzkommission ein ruhigeres Dach im Sinn des Vorprojekts verlangt hatte. Dass nun Wohn- und Essraum – anders als im Vorprojekt – zusammengefasst waren, entsprach einem Wunsch des Bauherrn; später wollte dieser dann doch einen in sich abgeschlossenen Essbereich; diesen realisierten Hurter+Thoma 1998 in Form eines pavillonartigen Annexes.
Quellen: 1) StadtAW 1719/90 (Baueingabepläne); 2887/98 (Baueingabepläne Gartenraum).
Oben: Projekt vom 27.10.1989 für ein Einfamilienhaus Seeweg 88 im Landgut Weber, südlich des 1934 erbauten Landhauses Seeweg 90. Mitte links: Situationsplan des Projektes vom Oktober 1989 (grau das Landhaus Nr. 90, rot der geplante Neubau Nr.88). Mitte rechts und unten: Das zur Bewilligung eingereichte Projekt vom 5.10.1990. Situationsplan, Nordseite (Richtung Landhaus), Modell (Ostfassade mit nicht realisiertem Gartenpavillon). Pläne: Quelle 1; Modellfoto: DOK Hurter).

«Baueingabe revidiert», Pläne vom 10.6.1992, bewilligt am 27.11.1992. Oben: Grundriss Erdgeschoss und Umgebung; Mitte: Nordfassade; Unten: Ostfassade. Archiv: Quelle 1.

Projekt vom 23.7.1998 für einen verglasten Anbau an der SO-Ecke, bewilligt am 18.8.1998. Archiv: Quelle 1.


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Ausführungsplanung/Bauleitung Geschäftshaus Zürich
 
Ort: Zürich, Kreuzstrasse 54.
Zeit: 1989 (Auftrag).
Architekt: Projekt und Baueingabe: Martin Halter (geb. 1943); Ausführungsplanung und Bauleitung: Hurter+Thoma; Innenarchitektur: Andreas Ramseier.
Aufgabe/Objekt: Totalumbau eines 1896 für Strähler & Cie erbauten Fabrikgebäudes zu Geschäftshaus, in Zusammenarbeit mit Innenarchitekt Andreas Ramseier. Übernahme durch Hurter+Thoma nach Baubewilligungsverfahren.
Auftraggeberin: Spaltenstein Immobilien AG.
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Kleinbrauerei Wädi-Brau-Huus
 
Ort: Di alt Fabrik, Florhofstrasse 13 (bei Eingang Steg/Kreuzstrasse links).
Zeit: 1991 (Projekt); 1991–1992 (Ausführung).
Auftraggeberin: Gessner AG Wädenswil.
Kommentar: Die Schau-Kleinbrauerei ist Teil der Fabrikwirtschaft Wädi-Brau-Huus. Der Grossteil der Brauerei befindet sich im UG; ebenerdig eine kleine Abteilung, die dank grosser Schaufenster einsehbar ist.
Geschichte: 1990 wurde die traditionsreiche, eng mit dem Namen Weber verbundene Brauerei Wädenswil im Giessen geschlossen. Daraufhin gründeten Gary Wuschech-Kistler und Freunde die Wädi-Brau-Huus AG, um im Einkaufszentrum Di alt Fabrik (eingerichtet 1978–1979, siehe oben) das Fabrikrestaurant und eine Kleinbrauerei zu betreiben, in der das erste Bio-Bier der Schweiz produziert wurde. Am 29. Februar 2002 wurde das Gasthaus mit Brauerei eröffnet. (vgl. Website Wädi-Brau resp. Wädenswiler Biere).
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Fabriktrakt Nord Aromafabrik, Bürogebäude und Projekt Fabrikerweiterung
 
Ort: Wädenswil, Rütiwisstrasse 13.
Zeit: 1991 (Auftrag), 1994–1997 (Bau).
Objekt: Trakt Nord mit diversen technischen Anlagen (Biogas- u. Kläranlage, Dampfkessel, Alkoholrückgewinnung, Stromerzeugung usf.) und Lagerräumen.
Architekten: Hurter+Thoma. Projektleitung: Christoph Stäuble.
Auftraggeberin: Emil Flachsmann AG Aromen-Extrakte Wädenswil.
Geschichte: 1935 gründete Emil Flachsmann eine Fabrik für Aromen und Extrakte. Der mit einem Wohnhaus kombinierte Betrieb befand sich in Zürich-Wollishofen (ev. erst nach dem Zweiten Weltkrieg). In den 1970er Jahren wurde er teilweise nach Wädenswil ausgelagert; dafür wurde dort an der Rütiwiesstrasse 1976 ein Fabrikgebäude erstellt (Nr.1 in der unten abgebildete Modellansicht). 1989 wurde dieses Gebäude aufgestockt. 1994–1997 erstellten Hurter+Thoma den Trakt Nord (Nr. 3). Ein 1994–1995 erarbeitetes Vorprojekt für eine Erweiterung des Hauptbaus Richtung Westen (Nr. 4) wurde nicht weiter verfolgt. Dafür erstellte die Firma 1997 ein Bürogebäude; auf 1. Januar 1998 wurde der Geschäftssitz von Wollishofen hierher verlegt. Es handelte sich um einen Modulbau Erne, der nur als Provisorium bis zum Bau des Westtrakts gedacht war. 2003 wurde die Firma Flachsmann von der Frutarom übernommen; 2017 schloss der Konzern den Wädenswiler Betrieb. In der Folge wurden sämtliche Gebäude abgerissen.
Kommentar: Das Bürogebäude und der Trakt Nord figurieren in einem 2008 erstellten «Inventar möglicher Objekte […] für Auszeichnung guter Bauten» (Lit. 2); der zweite kam auch in die definitive Nominierungsliste (Lit. 3). Das Bürogebäude würdigte Hugo Wandeler darin als «einfachen, gut gestalteten Baukörper», der sich «unaufdringlich in die gegebene Situation enfüge», den Trakt Nord als «markantes Volumen, dessen Form und Gestaltung aus seiner speziellen Funktion und Lage entwickelt» sei (Lit. 2). Der von der Zugerstrasse aus gut sichtbare Trakt Nord war mit seiner bugförmigen Zuspitzung und mit seinen blaugrün bemalten Holzfassaden, die einen Massivbau umhüllten, ein Markenzeichen des Industrieareals Hinter Rüti und ein schönes Beispiel für Fabrikarchitektur in Holzoptik. Er enthielt eine Biogasanlage, ein Kesselhaus, Labors und eine Werkstatt.
Literatur: 1) Hurter+Thoma: Emil Flachsmann AG Aromen-Extrakte Wädenswil, Hauptgebäude West, Vorprojekt August 1995, S. 3. – 2) Hugo Wandeler: Stadt Wädenswil, Auszeichnung guter Bauten – Inventar möglicher Objekte, Objekte Nrn. 3.2 und 3.3, Entwurf April 2008 (Handbibliothek Planen + Bauen, Wädenswil). – 3) Wädenswil, «Gute Bauten» Ausgabe 2008, hg. von der Stadt Wädenswil, S. 12, Nr. 27, Privatdruck Stadt Wädenswil (Handbibliothek Planen + Bauen, Wädenswil). – 4) JSW 1998, S. 123 (Verlegung Geschäftssitz Flachsmann von Wollishofen nach Wädenswil).
Modell des Büros Hurter+Thoma, abgebildet in Lit. 1, S. 3. (1) Hauptgebäude der Aromenextrakt-Fabrik Emil Flachsmann AG, erbaut 1976, erweitert 1989. (2) Lagerhalle mit Tanklager, erb. 1994 von Hurter + Thoma. (3) Trakt «Nord», erb. 1994–1997 von Hurter+Thoma. (4) Hauptgebäude, Erweiterung West, Vorprojekt von Hurter+Thoma August 1994–1995, nicht realisiert.

Blätter aus Lit. 2. Links Objekt 3.3 (Trakt Nord), rechts Objekt 3.2 (provisorisches Bürogebäude).


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Primarschulhaus Eidmatt III
 
Ort: Wädenswil, Eidmattstrasse 19.
Zeit: 1993–1994 (Projekt); April 1994 – August 1995 (Bau); 28.10.1995 (Einweihung).
Objekt: Primarschulhaus mit Hort und Mehrzweckräumen.
Architekten: Hurter+Thoma. Projektleiter: Andreas Felber. Bauleitung: Thomas Reichelt.
Auftraggeberschaft: Stadt Wädenswil, Primarschule; zuständig: Spezial-Baukommision unter Leitung von Johannes Zollinger (Präsident Primarschulpflege und Stadtrat).
Ausstattung: Glasfenster von Marc King.
Geschichte: Das alte Dorfschulhaus von Wädenswil befand sich unterhalb der Kirche; 1819–1820 wurde es durch einen Steinbau ersetzt, aber schon bald wieder verkauft, weil 1834–1835 südlich unterhalb der Kirche ein neues, grösseres Schulhaus gebaut wurde. 1888-1890 kam das Schulhaus Eidmatt II dazu, 1951–1952 und 1962–1964 zwei Turnhallen und ein grosser Sportplatz (anstelle des Friedhofs). Damit hatte die Eidmatt den Charakter eines Schuldorfs oder Campus bekommen. Seit 1963 war der Komplex Richtung Gasiplatz durch einen Doppelpavillon abgeschlossen. Als die Schulpflege Ende 1980er Jahre die Innenrenovation des Glärnischschulhauses projektierte, setzte sie sich mit der schulischen Platznot im Dorfkern auseinander. Nachdem eine Erweiterung des Glärnischschulhauses ausgeschlossen worden war, konzentrierte man sich auf das zentral gelegene, gut erschlossene und weiträumige Eidmattareal. Zuerst wurden ein Neubau oder eine Erweiterung des Schulhauses Eidmatt II erwogen, dann aber ein Neubau ins Auge gefasst. Als Bauplatz wurde – in Absprache mit einem Stadtplaner – die Eidmattwiese zwischen dem Vorplatz von Eidmatt II und dem Gasiplatz bestimmt, wo bereits das Provisorium von 1963 stand. Im März 1993 konnte der Stadtrat den Bau des Schulhauses beantragen (Weisung Nr. 73, 25.3.1993), am 28. November des gleichen Jahres wurde der Baukredit von der Stimmbürgerschaft bewilligt. Der Auftrag ging direkt an Hurter+Thoma, die seit 1989 in die Planung involviert waren. Weil der Bund seinen Beitrag befristet hatte, musste das Vorhaben schnell realisiert werden. Im April 1994 begonnen, konnte der Bau bereits im August 1995 bezogen werden.
Beschreibung: A Gesamtkonzept: Der Bau mutet mit seiner Würfelform und dem markanten Pyramidendach palladianisch an. Die Mitte der leicht konkaven Front ist in drei Fensterbahnen aufgelöst, hinter der sich eine grosszügige Eingangshallen- und Teppenanlage befindet. Die genannten Fensterbahnen sind mit einem monumentalen Glasgemälde von Marc King geschmückt (Wasserwelle und vier Seinsweisen der irdischen Natur: Mineralien, Pflanzen, Tiere, Menschen).
B Materialien und Schmuck: Der Rohbau besteht aus Backstein, Holz und Betonelementen, die Haut aus weissem Putz, die Rahmen der Fenster und Türen aus hellblau eloxiertem Aluminium. Boden in der Eingangshalle aus Schiefer, restliche Böden aus Holz oder Linol. Holz-Beton-Verbunddecken; auf den Balken aufgemalte kleine Figuren. – C Nicht realisierte Solaranlagen: Der Dachvorsprung und die Fensterbedachungen waren für Photovoltaikanlagen konzipiert; auf Anregung von Hurter+Thoma wurden diese aus der ersten KV-Vorlage herausgenommen, in der (sich nicht erfüllenden) Hoffnung auf spätere Nachrüstung. – D Nicht realisierte Aula: Nach der Vision der Architekten sollte das Gebäude auch Vereinen und anderen Interessenten zur Verfügung stehen, dafür war ein grosser Dachsaal mit Oberlicht (Glasspitze auf dem Pyramidendach) gedacht; am Abend sollte das erleuchtete Monumentalfenster zur allgemeinen Nutzung des Gebäudes einladen. Auch dieser Saal wurde aus Kostengründen zurückgestellt. 2000 scheint er dann doch noch eingerichtet worden zu sein (Baueingabeplan aus diesem Jahr). – Vorplatz und Spielanlage: zwei leicht abschüssige Vorplätze gehen, vermittelt durch Stufen, in einen bekiesten Spielplatz unter alten Kastanien über; auf diesem Findlinge zum Klettern, ein Brunnen mit Pumpschwegel und bachbettartigem Abfluss und Anderes: Anregungen zur Entfaltung der Sinne im Sinn des Pädagogen und Philosophen Hugo Kükelhaus.
Literatur: 1) Allgemeiner Anzeiger vom Zürichsee/Grenzpost, Sonderbeilage 26.10.1995 (im Hinblick auf die Einweihung vom 28.10.1995).
Quellen: 1) StadtAW 2248/1993 (Neubau Schulhaus); 3119/2000 (Ausbau Dach). – 2) DOK Hurter.
Oben, Mitte und unten links: Grundrisspläne Sockelgeschoss, Erdgeschoss und 1. Obergeschoss vom 22.12.1995, mit Planänderungen. Unten rechts: Plan für Ausbau Dachgeschoss vom 9.3.2000 (alle Pläne Quelle 1).

Farbfotografien 2000/2001 (Andreas Hauser): Gesamtansichten vom Schulplatz und von der Spielwiese aus sowie Details und Treppenhaus. Schwarzweissfotos: aus Quelle 2.

Die Architekten liessen die Schülerinnen und Schüler am Bauprozess teilhaben; eine Klasse durfte Maurerarbeiten ausführen (Foto aus Quelle 2).


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Renovierung und Umbau altes Gerbegebäude
 
Ort: Wädenswil, Gerbestrasse 6
Zeit: 1993 (Projekt); 1994 (Ausführung).
Aufgabe: Innenrenovation und Umnutzungen: Arztpraxen, Büros (u.a. Spitex Wädenswil), Wohnungen, Lifteinbau.
Auftraggeberschaft: Stutz & Co AG (Max und Vreni Möhr-Brupbacher).
Geschichte: Die Gerbe wurde 1813-1815 von Gerber Johannes Hauser-Steffan (1776-1841) als Gewerbe- und Wohnhaus erbaut. Um 1880 liquidierte Walter Hauser (1837-1902), seit 1856 Besitzer der Gerberei, den Betrieb schrittweise, nachdem er 1879 Stände- und 1881 Regierungsrat geworden war. Nachdem er 1888 Bundesrat geworden war, veräusserte er die Gerbe 1889 an Karl Felber, der darin eine Hutfabrik installierte. Karls Sohn Ernst verkaufte das Gebäude an Adolf Stutz-Spühler, der darin 1911 eine Buchdruckerei und eine Papeterie mit Buchhandlung einrichtete. 1976–1977 wurde das Äussere und teilweise das Innere des Baus mit Unterstützung des Bundes und des Kantons renoviert. 1994 wurde die Druckerei ins TUWAG-Areal umquartiert; in diesem Zusammenhang erfolgten die Innenrenovierung und -umbauten durch Hurter+Thoma. 2008 folgte eine weitere Aussenrenovation.
Quellen: StadtAW 2216/93 (Baueingabepläne).
Grundriss Erdgeschoss und seeseitige Dachwohnung. Baueingabepläne Hurter+Thoma, eingereicht am 3.12.1993, bewilligt am 22.3.1994 (Quelle 1).


Hauptfront der Gerbe und zwei Aufnahmen aus dem Treppenhaus.


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Umnutzungskonzept Industriekomplex Walzmühle (Frauenfeld) und zwei Loftbauten
 
Ort: Frauenfeld, Walzmühlestrasse 55 und 57.
Zeit: (a) Nutzungs- und Entwicklungskonzept: 1998; (b) Loftbauten I und II: 1999 (Projekt), 2000–2002 (Bau).
Aufgabe: Nutzungs- und Entwicklungskonzept gesamtes Industrieareal Walzmühle und Umbau von zwei Fabriktrakten der Aluminiumfabrik und eines Trafohauses zu Loft-Eigentumswohnungen und Ateliers.
Auftraggeberin: ALU Menziken Immobilien AG, Menziken.
Dokumente (DOK Hurter): 1) Walzmühle Frauenfeld, Umnutzungs- und Entwicklungskonzept, Planergeschmeinschaft Hurter+Thoma und Lerch Immobilien AG. 2) Dossier Walzmühle/Wohn- & Gewerbepark, mit Stempel Christian Hurter + Arthur Thoma, Partner A[ndreas] Felber; handschriftlich datiert auf 12.2.1999. 3) Präsentationsmappe Walzmühle/Wohnen-Arbeiten-Erleben; Hurter+Thoma und Lerch Immobilien AG (o.D.; ca. 1999). 4) Projektbericht Stand Ende März 2002 von fe (Andreas Felber) vom 22.04.2002.
Literatur: 1) Marianne Rutz: Die Walzmühle von Frauenfeld, ein Kapitel aus der Industrialisierung der Schweiz, Diss. Zürich, Zürich 1974; 2) Hanspeter Rebsamen: Frauenfeld, in: Inventar der neueren Schweizer Architektur 1850–1920 (INSA), Bd. 4 (1982), S. 150. Weitere Literatur: Fotokopien in DOK Hurter/ Walzmühle).
Mündliche Auskünfte: Dank an Andreas Felber (Februar 2021).

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Geschichte Umnutzung Walzmühle, mit Schwerpunkt auf Loftbauten I und II
 
Vorgeschichte
1832 baute der früher in Russland tätige Josef Anton Müller (1778-1833) am Murgkanal im Süden von Frauenfeld eine Walzmühle (Mahlen mit Stahlwalzen) (Vogelschau unten: «Walzmühlehaus» Nr. 1). Nach verschiedenen Zwischennutzungen erwarb 1916 Ferdinand Sigg (1877–1930) den schlossartigen Biedermeierkomplex und installierte hier 1917 seine Aluminumfabrik. 1922 liess er – wahrscheinlich von Brenner & Stutz – ein neues Hauptgebäude erstellen: den heutigen «Zentralbau» (Nr. 3). In der Folge wurde der Fabrikkomplex kontinuierlich ausgebaut. 1936 übernahm die Aluminienwarenfabrik Gontenschwil AG unter der Leitung von Heinrich Alfred Gautschi (1871-1955) die Fabrik. 1946 wurde die Gontenschwil AG in Aluminium AG Menziken umbenannt.
Überblicksabbildung 1958: Flugaufnahme von NO der Kochgerätefabrik Sigg, 1858. Legende: (1) «Walzmühlehaus» = Walzmühle-Komplex von 1832, später mehrmals umgebaut. (2) «Villa» = Fabrikantenhaus von 1840. (3) «Zentralbau» = Erster, repräsentativer Fabrikneubau Sigg, 1922. (4) Shedhallen, erb. 1925 für Sigg, 1941 teilweise ausgebaut. (5) Trapezförmiger Trakt, 1942 für Alufabrik Gontenschwil. (6) Fabriktrakt, 1946. (7) Fabriktrakt 1951. (8) Fabriktrakte um 1930/50; 1974 neu gebaut.

Umnutzungskonzept, Ausstellung Sensorium und Realisierung Loftbauten I und II
1981 wurde eine ALU Menziken Immobilien AG gegründet – ein Zeichen dafür, dass die Aluminiumfabrik Menziken mit den zahlreichen Zweigbetrieben überfordert war und an die Umnutzung von Industriearealen dachte. Auch der Frauenfelder Betrieb wurde zu einer Last. 1995/96 ging er an die ALU Menziken Immobilien AG, die sich daran machte, das Areal umzunutzen und zu veräussern. 1998 luden sie drei Büros zu Projektstudien ein, darunter Hurter+Thoma. Die Wädenswiler hatten schon vorher Kontakte mit der ALU Menziken-Gruppe, weil Thoma mit deren Finanzchef Christian Ryser verschwägert war. Hurter+Thoma überzeugten mit dem Projekt „wohnen-arbeiten-erleben“: Sie sahen eine Nutzungsmischung und ein Ausschöpfen des vorhandenen Potentials (ansässige Künstler und Kleinhandwerker) sowie eine Vorgehen in Phasen vor.
Ausschnitt aus dem Umnutzungs- und Entwicklungskonzept für die Walzmühle, das Hurter+Thoma mit der Lerch Immobilien AG entwickelte: «24. Juli 1998, 2. Überarbeitung».

Hurter+Thoma durften ihr Projekt verfeinern und erhielten 1999 den Auftrag, zwei Fabriktrakte (in unserer Numerierung: 6 und 7) und ein Trafohaus zu Lofts und Ateliers umzubauen. Ryser akzeptierte ausserdem Hurters Idee, das vergessene Areal mit einer Ausstellung „Die Welt der Sinne“ bekanntzumachen; 1999 bis 2003 war diese Ausstellung unter dem Titel „Sensorium“ in Betrieb (siehe nächsten Katalog-Eintrag). Für die geplanten Lofts und Ateliers arbeiteten Hurter+Thoma von Beginn weg mit Immobilien-Marketing-Spezialisten zusammen: der Spaltenstein AG, dann deren Tochter Lerch Immobilien AG, schliesslich mit der beide übergreifenden Firma Collier. Projektleiter von Seiten Hurter+Thoma war Andreas Felber. Im Sommer 2000 richteten Hurter+Thoma ihr Planungs- und Baubüro in der „Villa“ (Nr. 2) ein und starteten mit den Bauarbeiten. 2002 waren die Bauten vollendet. Der gesamte Grundausbau sowie der Nutzerausbau von 11 Lofts erfolgte unter der Ägide von Hurter+Thoma, dann übernahm das Architekturbüro atool (vertreten durch Andreas Felber) den Auftrag und stellte die verbliebenen 15 Lofts fertig.
Abbildungen der Loftbauten I und II (Walzmühlestrasse 55 und 57: Oben: Grundrisse, Schnitt und Vogelschau von Osten (Dokument 2). Unten: Zwei Seiten aus dem Projektbericht von Andreas Felber vom 22.04.2002 (Dokument 3): Loftbau II von West, Glashof und Musterloft.
Weitere Entwicklung des Walzmühleareals
2002–2004 realisierte das Büro atool einen weiteren Loft (genannt «Dolmetsch») in einem gegenüber dem Fabrikantenhaus gelegen Fabriktrakt und später baute es auch noch die Industriehalle Walzmühlestrasse 50 (unsere Numerierung: 8) um.
Im Fabrikantenhaus hatte sich inzwischen Luzius Wegmann mit seiner Modellbaufirma eingerichtet. Als die ALU Menziken AG infolge von 9/11 (2022) ihre amerikanische Klientel – Flugzeugbauer – verlor und sie das Walzmühlenareal billig veräussern musste, griffen Wegmann und Mitinvestoren – darunter die Frauenfelder Architekten Antoniol+Huber+Partner – zu. 2013 veräusserten sie den Komplex an die HIAG Schweiz AG (Zürich), die das von den Verkäufern revidierte Neunutzungs-Konzept durchführte. Ca. 2018–2019 bauten Antoniol+Huber+Partner (Frauenfeld) den Zentralbau (Nr. 3) zu Wohnflächen, Büros und Ateliers um und um 2020 war der Bau von acht Lofthäusern (Architekturbüro Krepenek AG) im Gang (Areal Nr. 5).
Überblicksabbildung 2000: Vogelschau der Walzmühle respektive Aluwarenfabrik Frauenfeld von Nordosten, 2000 (computerbearbeitet). Rechts die von Hurter+Thoma respektive atool 2000 bis 2002 realisierten Loft- und Atelierbauten mit dem Glashof als Verbindungs-Element und dem zum Loft umgebauten Trafohäuschen als weiterem Bestandteil.


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Ausstellung «Sensorium», Walzmühle Frauenfeld
 
Ort: Frauenfeld, Walzmühlestrasse 49.
Zeit: 1999–2003 (Ausstellungsdauer).
Objekt: Ausstellung «Sensorium – Erfahrungsfeld zur Entfaltung der Sinne».
Trägerschaft: Verein Sensorium.
Geschichte: In den 1960er und 1970er Jahren entwickelte der deutsche Tischler, Gestalter, Publizist, Pädagoge und Philosoph Hugo Kükelhaus (1900–1984) die 1939 konzipierten Kleinkinder-«Greiflinge» zu Phänoobjekten für alle Lebensalter weiter. Als «naturkundliches Spielwerk» präsentierte er sie 1967 an der Weltausstellung in Montréal, als «Erfahrungsfelder zur Entfaltung der Sinne» 1975 an der EXEMPLA in München. Er war auch an der Planung der Phänomena in Zürich beteiligt. Als es dann aber mit deren Initiator Georges Müller zu Meinungsverschiedenheiten kam, realisierte er 1984 mit Jolanda Rodio eine eigene Ausstellung in der Kulturmühle Lützelflüh. Ab 1993 wurde in dem 1904–1905 von Paul Schultze-Naumburg erbauten, neupalladinianischen Schloss Freudenberg in Wiesbaden eine permanente Ausstellung von Erfahrungsfeldern aufgebaut, und 1996 wurde in Essen unter dem Titel «Phänomania» eine weitere feste Erfahrungsfeld-Ausstellung eröffnet.
Wenig später, 1998, schlugen Hurter+Thoma in ihrem Umnutzungsprojekt für die Walzmühle (siehe vorangehende Nummer) vor, im Komplex eine Erfahrungswelt-Ausstellung einzurichten, die als Besuchermagnet dienen würde. Tatsächlich stellte dann die Bauherrschaft einer eigens gegründeten Trägerschaft den «Zentralbau», der ohnehin vier Jahre lang leergestanden hätte, zinslos zur Verfügung. «Das spartanisch schlichte Gebäude war ein Idealfall für die Unterbringung des Erfahrungsfeldes» (Mail CH an AH vom 3.3.2021). Das Detail-Konzept entwickelte der in Herrischried (Südschwarzwald) ansässige Holzbauspezialist und Berater Wolfram Graubner (geb. 1953), der mit Kükelhaus zusammen Erfahrungswelt-Spielstationen entwickelt hatte. 1999 konnte die Ausstellung unter dem Titel «Sensorium» eröffnet werden; sie wurde zu einem grossen Erfolg. Nach der Schliessung 2003 wurde sie 2004 im Rüttihubelbad (Walkringen BE) neu eröffnet, wo sie seither – ergänzt um temporäre Sonderausstellungen – betrieben wird. Im «Zentralbau» der Walzmühle selbst fand das «Sensorium» eine Fortsetzung in der 2004 bis 2011 betriebenen Ausstellung «Sinnwerk».
Oben: Grundrisse der drei Geschosse mit der Sensorium-Ausstellung, zu der auch eine Walzmühle-Beiz gehörte (aus einer vervielfältigten Dokumentation des Vereins Sensorium, Dezember 1999). – Mitte: „Kleiner Ausstellungskatalog“, Probeexemplar mit Korrekturen von Christian Hurter. Umschlag, Inhaltsverzeichnis und Illustration der Installation „Balancierscheiben“. – Unten: Strömungsscheibe, Duftbaum und Summstein.