Historische Gesellschaft Wädenswil

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 2017 von Mariska Beirne

Bereits 2014 hatte die Historische Gesellschaft Wädenswil (HGW) formal das Patronat für das Wädenswiler Jahrbuch übernommen, die Redaktion blieb aber vorerst weiterhin bei Peter Ziegler. Zwei Jahre später, und nach 41 Ausgaben, war für ihn dann der Zeitpunkt gekommen, diese Aufgabe abzugeben, was er im November an der gut besuchten Jahrbuch-Vernissage 2016 verkündete. Sein Nachfolger ist das HGW-Vorstandsmitglied Adrian Scherrer, selbst seit Jahrzehnten Jahrbuch-Autor. Im Namen de HGW hat er Anfang 2017 die redaktionelle Betreuung der Publikation übernommen – wie bis anhin in enger Zusammenarbeit mit Stutz Medien. Auch Peter Ziegler wird dem Jahrbuch glücklicherweise als Verfasser spannender Artikel erhalten bleiben.

Vorbereitungen zur Ausstellung 2017

Anlässlich des 250-Jahr-Jubiläums des reformierten Kirchengebäudes entschied sich die HGW-Vorstand, die Ausstellung 2017 dem Thema der Gemeinnützigkeit in Wädenswil zu widmen, weil auch die Kirche aus privaten Spendengeldern finanziert worden war. Das Kuratoren-Team Christian Winkler und Mariska Beirne stellten die Frage, welche anderen Institutionen Wädenswils durch private Initiative entstanden sind, wofür und auf welche Weise Geld gesammelt wurde, wer die Ideen umgesetzt hat und was die Motivation hinter den jeweiligen Projekten war. Während in der ersten Jahreshälfte Recherchearbeiten und Fundraising im Vordergrund standen, ging es ab Ende Sommer darum, die Fülle des Materials zu reduzieren sich Gedanken über Schriftstücke, Bilder und Objekte und die damit zusammenhängende Szenografie zu machen. Dies geschah im engen Austausch mit dem Vorstand. Im Herbst wurde getextet und die Zusammenarbeit mit dem Grafiker Ueli Schuwey intensivierte sich. Ab Dezember liefen die Vorbereitungen auf Hochtouren – erste Objekte kamen an und insbesondere Rolf Munz war damit beschäftigt, Lösungen für die vielen technischen Herausforderungen zu finden, während Bea Strickler Vorbereitungen für Bistro und Shop traf.

«Macht Geben glücklich?» in der Kulturgarage

Nach zwei sehr intensiven ersten Januarwochen, in denen gesägt, gestrichen, gebohrt, aufgehängt, platziert und drapiert wurde, fand am 14. Januar 2017 die Vernissage für geladene Gäste statt, einen Tag später war die Ausstellung für alle geöffnet. Gegliedert in acht Räume, bildeten der erste und der letzte Raum eine Art Klammer um das Thema: Der erste Raum erzählte den historischen Kontext des Gebens. Auch die Motivation des Spendens kam hier bereits zur Sprache, verbunden mit der Frage: «Macht Geben glücklich?» Der letzte Raum lieferte auf diese Frage Antworten aus verschiedenen wissenschaftlichen Studien, die zum Schluss kommen: Ja, Geben macht glücklich! Die sechs Räume dazwischen zeigten Wädenswiler Projekte, Ideen und Solidaritätsaktionen auf, gegliedert in die folgenden Themen:
- Der Bau der reformierten Kirche
- Frauen aus gutem Hause kümmern sich
- Für Kinder und Behinderte
- Die Notschlafstelle «Schärme»
- Freizeit und Freiraum
- Männer investieren in die Zukunft
Das 250-Jahr-Jubiläum des reformierten Kirchengebäudes gab Anstoss für die Ausstellung «Macht Geben glücklich?»
Die Themen waren mit Texten, Fotografie und Archivalien illustriert. Dazu waren 45 Objekte oder Objektgruppen ausgestellt wovon 13 aus dem städtischen historischen Fundus stammten, 12 von der «Dokumentationsstelle Oberer Zürichsee» (ebenfalls städtisch) und weitere 20 private Leihgaben waren.
Insgesamt besuchten 994 Personen die Ausstellung, davon 147 Jugendliche und Kinder, von denen die meisten zu den sieben Schulklassen gehörten, welche an einem Workshop in der Ausstellung teilnahmen. Von den 847 erwachsenen Besuchern nahmen viele an einer der elf Führungen für Privatgruppen oder zehn öffentlichen Führungen teil, drei davon draussen – «Den Spendern auf der Spur» – auf einem Spaziergang von der reformierten Kirche zur Kulturgarage. In Zusammenarbeit mit der reformierten Kirche führte Anna-Maria Schori an zwei Sonntagen durch die reformierte Kirche, im Fokus die Besonderheit des Jubiläums-Bauwerks von Hans Ulrich Grubenmann. Im März fand ein Podiumsgespräch zum Thema Spenden statt. Vertreterinnen der Stiftung Bühl, der Glückkette und der Stiftung für Effektiven Altruismus diskutierten über die aktuelle Probleme und Motivationen der Spender.
Gemeinnützigkeit und private Initiative stehen hinter vielen Wädenswiler Institutionen.

Dem «Spenden» entsprechend verzichtete die HGW für die Ausstellung auf festgelegte Eintrittspreise, sondern bot ein Zettelsystem an, bei dem die Besucher selber entscheiden konnten, was ihnen das Gesehene Wert war. Am beliebtesten war der 10-Franken-Eintritt, gefolgt vom 20-Franken-Eintritt.

Ferienpass: «Waschen wie früher»

Nach zwei Jahren Pause bot die HGW wieder ein Ferienpass-Angebot an: «Waschen wie früher» mit Waschbrett und Gelte. 28 Kinder zwischen fünf und elf Jahren hatten sich für den Anlass angemeldet, der bei schönstem Wetter am Sonnenbrunnen unterhalb der Kirche stattfand. Begeistert schrubbten die Kinder auf den Waschbrettern mit Seife und viel Wasser die mitgebrachten schmutzigen Küchentücher, um sie anschliessend in den Gelten mit den Stampfern zu bearbeiten und eifrig zu spülen. Eine Stunde später flatterten die Wäschestücke über den Platz an den aufgespannten Wäscheseilen und trockneten an der warmen Sommersonne, während die Kinder sich an die Herstellung von farbigen Seifenkugeln machten. Vielleicht war nicht ganz jeder Fleck aus der Wäsche verschwunden, aber die Augen der 28 Kinder leuchteten, als sie nach diesem Wasserplausch der besonderen Art von ihren Eltern abgeholt wurden.



Waschbrett und Gelte: Waschen wie früher.
28 Kinder trafen sich zum Ferienpass-Angebot der Historischen Gesellschaft.

Töfflibuebe und Störenfriede

Bereits im Winter, während die Ausstellung «Macht Geben glücklich?» Besucher in die Kulturgarage lockte, begannen die Arbeiten an der Ausstellung 2018 – «Töfflibuebe und Störenfriede». Die störende, aufmüpfige Jugend wird im Fokus der Ausstellung sein und, anders als bei früheren Ausstellungen, geht es um eine Zeit, die noch nicht so lange vorbei ist: Deshalb unterscheidet sich dieses Jahr auch die Arbeitsweise der Kuratoren – wieder sind es Christian Winkler und Mariska Beirne – von früheren Jahren, denn die wichtigsten Quellen sind unzählige Interviews, geführt mit Störenfrieden der 1970er- bis 1990er-Jahre. Die HGW arbeitet damit ein lautes, störendes Stück Wädenswiler Geschichte auf.



Mariska Beirne
Präsidentin Historische Gesellschaft Wädenswil