Quartiervereine stellen sich vor

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 1992 von Walter Stocker

Quartierverein Süd-Ost

Die Gründung des Quartiervereins Südost im Jahre 1983 fällte in eine Phase der planerischen Neuausrichtung der Stadt Wädenswil.
Mit dem Entscheid über die Ausbaugrösse der Seestrasse konnte das Quartier entlang der Seestrasse eine Welle der Erneuerung erfahren. Der Bau einer einfahrtsarmen, vierspurigen Seestrasse hätte viele schöne historische, aber zum Teil bereits zerfallene Bauten aus dem Dorfbild verschwinden lassen. Hauseigentümer, die ihr geliebtes Eigenheim in Gedanken bereits einem planerisch überdimensionierten und nicht zeitgemässen Werk geopfert hatten, konnten aufatmen, und längst fällige Erneuerungen wurden geplant.
Das ganze Quartier wurde wie durch ein Frühlingserwachen bewegt. Häuser, seit 20 Jahren Eigentum des Kantons, verlottert, nicht mehr unterhalten und des Strassenbaus wegen für den Abbruch bestimmt, gingen wieder in private Hände über, wurden restauriert, renoviert, umgebaut und verschönert. Aus dem düsteren «Gambrinus», kaum mehr besucht, wurde das allen bekannte «Gampiross», mit der gemütlichen Gartenwirtschaft unter riesigen Platanen.
In der Phase der Neuausrichtung fiel bei einigen seit Generationen im Quartier beheimateten Wädenswilern die Idee zur Gründung eines Quartiervereins auf guten Nährboden. Mit der Gründung eines Vereins war, dass der Walfischpark der Öffentlichkeit erhalten bleibt und auch zugänglich ist. Durch grosszügige Mithilfe der Gemeinde wurde das vom Kanton für teures Geld und für den Strassenbau bestimmte Areal zu einem Kinderspielplatz und Erholungsgebiet für die nahen Bewohner eingerichtet.
In diesem Park findet auch alljährlich, Ende Sommer, das «Walfischparkfest» statt. Dank dem unserem Quartierverein offensichtlich wohlgesinnten Wettergott hat es an diesem Fest in den vergangenen neun Jahren noch nie geregnet.
Der Quartierverein nimmt aber nicht nur Interessen wahr, sondern fördert auch ganz einfach das Zusammengehörigkeitsgefühl. Es werden gemeinsame Ausflüge organisiert, oder man trifft sich bei einem organisierten Kegelabend. Diese soziale Funktion ist in der heutigen schnellebigen und eher kontaktarmen Zeit von grosser Bedeutung. Nicht nur das Vorbringen der Übergeordneten Anliegen der Bewohner gehört zur Aufgabe des Quartiervereins, sondern auch das Anhören der alltäglichen, zum Teil sogar persönlichen Probleme von Mitgliedern. Gegen die Errichtung von Spielsalons an der Seestrasse hat sich der Quartierverein erfolglos gewehrt. Bei der Errichtung des Jugendzentrums konnten dank Gesprächen zwischen den zum Teil sehr viel älteren Quartierbewohnern und den Jugendlichen die befürchteten Störungen und negativen Auswirkungen ausgeräumt werden, so dass letzten Endes auch die eingefleischten Gegner dem Konzept nicht mehr feindlich gegenüberstanden. In der kurzen Zeit von nur neun Jahren hat sich das Bild des in seinen engen Grenzen von der Eintrachtstrasse bis zur Forschungsanstalt und bis an die Etzelstrasse reichende Gebiet schon stark verändert. Neben den vier neugebauten, farbenprächtigen Rundbauten (im Volksmund «Gaskessel» genannt), wurden mindestens zehn Altbauten restauriert.
In den Wohnquartieren sind wieder vermehrt junge Familien mit Kindern eingezogen und haben sich mit der früheren, mehrheitlich älteren Einwohnerschaft vermischt. Diese jüngeren oder ganz junge Generation ist es, welche den Quartierverein beim alljährlichen Skirennen oder beim «Wer kennt Wädenswil?-Wettbewerb» in Schwung hält.
In diesem Sinne soll unser Quartier vor übermässigen Immissionen, planerischem Unsinn und einer langsamen Entvölkerung bewahrt bleiben. Durch die Erhaltung der Übersichtlichkeit trotz Integration in eine immer mehr städtische Sozialstruktur wollen wir die wiedererreichte Wohnqualität beibehalten.
 
Wettbewerb «Wer kennt Wädenswil?» Picknick auf der Burgruine Alt-Wädenswil.
 
In diesem Sinne soll unser Quartier vor übermässigen Immissionen, planerischem Unsinn und einer langsamen Entvölkerung bewahrt bleiben. Durch die Erhaltung der Übersichtlichkeit trotz Integration in eine immer mehr städtische Sozialstruktur wollen wir die wiedererreichte Wohnqualität beibehalten.
 
Blick ins Einzugsgebiet des Quartiervereins Süd-Ost, um 1960.





Walter Stocker