Jugendarbeit Wädenswil JAW

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 2016 von Ingrid Eva Liedtke

Wir alle waren einmal jung. Können Sie sich noch erinnern, wie es war – damals? Es gab sie auch damals, die Eltern, die uns nicht verstanden, die Lehrer, die zu streng waren und manchmal auch die Alten, Nachbarn, Grosseltern, denen wir zu laut, zu frech und zu schmuddelig waren. Unsere Musik war für manche Ohren eine Beleidigung und unsere Ansichten brachten die Ideale unserer Erwachsenen ins Wanken. Früher war alles schöner, disziplinierter, unschuldiger – einfach besser. So meinten sie. Wirklich?
Doch eigentlich waren wir nicht schlechter oder besser als die Jugend unserer Eltern oder Grosseltern.
Wir wollten die Welt entdecken und sie uns erobern. Wir wollten sie zu unserem Ort machen und vieles verändern. Manche waren laut aufmüpfig, kämpferisch und rebellisch, andere haben sich geduckt, sich angepasst. Die einen haben für ihre Ideale gekämpft, sind auf die Strasse gegangen und haben demonstriert. Andere haben lieber konsumiert: Musik, Drogen, Mode, und die immer freier werdende Sexualität und einige haben tatsächlich auch auf die grosse Liebe gehofft und auf so alte Werte wie Partnerschaft, Treue, Verlobung, Hochzeit und Familiengründung gesetzt.
Immer will sich die Jugend neu orientieren und immer muss sie mit dem kämpfen, was wir ihr hinterlassen, sowohl dem Schaden, wie den Errungenschaften.
Doch nie sollten wir vergessen: Die Jugend ist unsere Zukunft, die Zukunft der Welt. Darum braucht sie unsere Unterstützung, nicht unsere Ablehnung, manchmal vielleicht unseren Widerstand, um daran zu wachsen. Alte Muster und Zöpfe sind nur hinderlich. Ihre Ideen und Projekte sind schon im Kleinen die Wurzel für spätere, grössere Aufgaben und brauchen in jedem Fall unsere Ermutigung und Wertschätzung.
Wir sollten junge Menschen in ihrem Engagement fördern, weil sie unsere Ideen weitertragen können, sie hinterfragen und weiterentwickeln und dem Alten Neues entgegensetzen werden.
Nur so können sie die schwierige Aufgabe erfüllen, diese Welt zu erhalten und sie irgendwann zu einem besseren Ort zu machen.

Jugendarbeit Wädenswil mit 30-jähriger Tradition

Die Jugendarbeit nimmt dabei eine sehr wichtige Rolle wahr, die des Vermittlers, Unterstützers, auch des offenen Ohrs.
In Wädenswil hat die Jugendarbeit, JAW, eine 30-jährige Tradition. Karen Hug, stellvertretende Leiterin, hat mir darüber und über das Leitbild und die Arbeitsweise der Jugendarbeit Wädenswil viel Interessantes zu erzählen gewusst, Dinge, wovon ich in meiner Jugend nur träumen konnte.
Die Jugend hat bei den Älteren ja oft einen schlechten Ruf. Machen die Jungen wirklich so viel Lärm, wie immer behauptet wird? Das frage ich mich und Karen Hug.
«In Tat und Wahrheit sind es sehr oft gar nicht die Jungen, die z.B. nachts herumlärmen, sondern genauso oft Erwachsene, die irgendwo vor einer Bar stehen, rauchen und lauthals diskutieren. Leider haben aber die Jugendlichen oft keine starke Lobby.»
Nicht so in Wädenswil! Hier werden Jugendliche auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden unterstützt und gefördert. Hier haben sie die Möglichkeit, ja das Recht, ihre Anliegen und Bedürfnisse öffentlich zur Sprache zu bringen. Hier können sie auch Hilfe bekommen, wenn sie nicht mehr weiter wissen.

Ferienpassaktion zum Thema Sprayen.

«Hier dürfen sie einfach sein – so, wie sie sind!»

Jugendliche sollen integriert werden in die Gesellschaft und als vollwertige Mitglieder anerkannt sein, um so ihren Platz zu finden und auch den Mut sich allenfalls zu engagieren, für die eigene Sache, für ein Projekt, für die Gemeinschaft. Das heisst, sie lernen sich in der Gesellschaft zu orientieren und Verantwortung zu übernehmen für sich und andere. Jugendliche brauchen manchmal Begleitung, gerade solche, die aus schwierigen Verhältnissen kommen. Gerade sie brauchen Erfolgserlebnisse, dass man mit ihnen an ihren Ressourcen arbeitet und so ihr Selbstbewusstsein fördert und stärkt. Je mehr ein junger Mensch das Gefühl bekommt, „das kann ich“, desto eigenwirksamer wird er.
Die Jugendarbeit bietet verschiedene Hilfeleistungen. Sie fördert die Beziehungen und bietet Hand, wenn Jugendliche in der Freizeit Neues schaffen wollen.
Um solche Bedürfnisse überhaupt zu erfahren suchen die Jugendarbeiter das Gespräch und besuchen die jungen Leute an ihren Treffpunkten, auf der Strasse oder zum Beispiel auf dem Pausenplatz.
Damit die Jungen ihren Platz in der Gesellschaft finden können, braucht es nicht nur Akzeptanz und Autonomie, es braucht auch eine gute Organisation, das hat sich schon in der Vergangenheit in der Führung verschiedener Jugendhäuser gezeigt (AJZ Zürich, Jugendhaus Wetzikon). Darum werden die Jugendlichen in Wädenswil in ihren Vorhaben/Projekten gefördert und eng begleitet, bis sie sozusagen flügge werden. «Das oberste Ziel», sagt Karen Hug, «ist, dass wir überflüssig werden.»
Gute Beispiele für solche begleiteten Projekte sind die Skatinghalle im Güterschuppen, das Beachvolleyballfeld auf der Kuttiwiese, wie auch der Club Industrie, der von Jugendlichen mit Unterstützung der Jugendarbeit Wädenswil aufgebaut wurde und jetzt unabhängig geführt wird. Wer eine Party organisieren will, bekommt Unterstützung und Räumlichkeiten zum Mieten, wer Musik machen will, hat die Möglichkeit, mit seiner Band einen Übungsraum zu mieten und wer seinen Sound aufnehmen möchte, kann das im Sound-Studio. Sprayer bekommen Infos, wo und wie sie eine Bewilligung bekommen, um legal zu sprayen. Für Sackgeldjobs gibt es die Jobbörse. Dies nur einige der vielen Angebote.
Wie entstehen die Projekte? Wie läuft es normalerweise ab?
Karen Hug: «Das ist ganz verschieden und kommt natürlich darauf an. Im Falle des Güterschuppens lief das so: Die Jugendarbeiter trafen jugendliche Skater auf einem Platz und haben das Gespräch gesucht. Diese fanden, sie möchten eigentlich niemanden stören und wünschten sich aber einen Platz zum Skaten. Nachbarn beklagten sich.
Als Erstes wurde eine Bedürfnisabklärung gemacht für eine Indooranlage. Es wurden Unterschriften gesammelt und damit ging man zum Stadtrat.
Jugendhaus Sust.

Lounge in der Sust.

Güterschuppen: Graffity an der Rückwand.

Dies alles haben die Jugendlichen selbst gemacht – die Anregungen, Tipps und Tricks kamen von der Jugendarbeit.
Ein anderes Projekt, das Beachvolleyballfeld, lief über das Schülerparlament, das auch von der Jugendarbeit unterstützt wurde.»

Die Jugendarbeit hat 3 Wirkungsziele:

1. Integration
2. Selbständigkeit
3. Prävention/Gesundheitsförderung
Diese Ziele hat man bei jeder Aktion im Blickwinkel. Ein Beispiel dafür:
Die Organisatoren einer Party wollten keine «Ausländer» einlassen. Da die JAW sich für einen reflektierten Umgang mit kultureller Identifikation einsetzt, hat man mit den jungen Organisatoren das Gespräch gesucht und nachgefragt wie sie zu einer solchen Haltung kommen. Sie äusserten Angst vor Gewalt und unerlaubten Substanzen. Daraufhin hat man mit ihnen Regeln erarbeitet, die für jeden Teilnehmer der Party galten. So wurden schlussendlich alle Jugendlichen zur Party zugelassen und integriert und die Regeln haben zu einem reibungslosen Ablauf beigetragen. Sie wurden von den Organisatoren selbständig aufgestellt, wie auch die Party und das Drumherum.
So hat man schlussendlich auch etwas zur Gewaltprävention und Gesundheitsförderung getan.

Der Club Industrie im Jugendhaus Sust. Der Club ist unabhängig von und freundschaftlich verbunden mit der JAW.

Jugend braucht Raum

Die Jugendarbeit Wädenswil verwaltet verschiedene Räume in ganz Wädenswil und in der Au, welche gemietet werden können.
Bandräume: Geniale Übungsräume für Wädenswiler Bands.
Cliquenräume: Selbstverwaltete Räume.
Glärnisch-Träff: Ein Caféspielkistenbetrieb offen für alle und vieles.
JugendKulturHaus Sust: Das Jugendhaus mit allem Drum und Dran.
JugendKulturHaus Adlerburg: Das Jugendhaus mitten in Wädenswil.
JugendKulturRäume G4: Die Kulturräume Untermosen Wädenswil.
JugendRäume Au: Die JugendRäume für Jugendliche aus der Au.
JAW auf Social Media. Die Jugendarbeit ist auch auf facebook zu finden und berät Jugendliche im Umgang mit Social Media.

Quartiermobil

Eine weitere tolle Aktion ist das Quartiermobil, das in wechselnden Quartieren der Stadt Station macht. Jung und Alt treffe sich da und sehen sich mit ihren verschiedenen Bedürfnissen konfrontiert. Mit der Unterstützung der JAW wurden dies gesammelt und dem Stadtpräsidenten Philipp Kutter übergeben.
Karen Hug ist voll des Lobes für die Stadt Wädenswil und die gute Zusammenarbeit. «Wir sind sehr gut vernetzt mit alle wichtigen Fachstellen und Gremien. Nur so ist es möglich, dass die Anliegen der Jugendlichen auch wirklich ernst genommen werden. Die Jugend wird als wichtiger Bevölkerungsteil bei allen Entscheidungen berücksichtigt. Das ist eine Grundhaltung des übergeordneten Leitbildes und daran halten sich nicht nur wir von der Jugendarbeit.» Wädenswil ist eine lebendige Stadt und es ist zu wünschen, dass das Zusammenleben von verschiedenen Bevölkerungsgruppen gut möglich ist und mehrheitlich funktioniert. Vielleicht kann Wädenswil darin ja sogar eine gewisse Vorbildfunktion übernehmen. Das ist zu wünschen. Sicher ist, dass ein Gemeinwesen, woran sich alle gleichberechtigt beteiligen dürfen, besser funktioniert, weil das Interesse jedes Einzelnen, sich einzubringen wächst, mit dem Gehör, dem Respekt und der Unterstützung, die er oder sie bekommt.

Die Angebote der Jugendarbeit Wädenswil finden Sie auf: www.jugendarbeit-waedenswil.ch




Quartiermobil.

Stimmen der Jugend:

Silja, 15
Jugendarbeit Wädenswil, was sagt Dir das?
Das ist eine Organisation, die Jugendlichen hilft bei sozialen Problemen und bei der Organisation von Partys usw.
 
Bist Du informiert über ihre Arbeit und ihr Angebot für Jugendliche?
Ja, dank einem Informationsnachmittag in der 1. Sek.
 
Die Jugendarbeit Wädenswil unterstützt Dich, wenn Du etwas auf die Beine stellen willst, z.B eine Party und sie ist auch Anlaufstelle, wenn Du Probleme hast und nicht weiter weisst? Wie findest Du das?
Ich habe ihre Hilfe noch nie gebraucht, aber ich weiss von Leuten, die ihnen sehr dankbar sind.
 
Hast Du das Angebot schon genutzt? (Jugendhaus, Veranstaltungen besucht oder selber organisiert, Skating-Halle etc.?) Warum? Warum nicht?
Nein, denn ich habe noch keine Hilfe von Ihnen gebraucht.
 
Hättest Du Wünsche oder Anregungen an die Jugendarbeit?
Nein.
 
Rui,16
Jugendarbeit Wädenswil, Was sagt Dir das?
Sust.
 
Bist Du informiert über ihre Arbeit und ihr Angebot für Jugendliche?
Ja, ich kenne einige Angebote.
 
Die Jugendarbeit Wädenswil unterstützt Dich, wenn Du etwas auf die Beine stellen willst, z.B eine Party und sie ist auch Anlaufstelle, wenn Du Probleme hast und nicht weiter weisst? Wie findest Du das?
Ich finde es gut. So haben Jugendliche immer eine Ansprechperson.
 
Hast Du das Angebot schon genutzt? (Jugendhaus, Veranstaltungen besucht oder selber organisiert, Skating-Halle etc.?) Warum? Warum nicht?
Ja, ich habe schon eine Party besucht und auch eine Party organisiert.
 
Hättest Du Wünsche oder Anregungen an die Jugendarbeit?
Alles ok!
 
Finley, 14 und Francesca, 12
Geschwister aus Schönenberg
Jugendarbeit Wädenswil. Was sagt Dir das?
Finley: Das sind die, die in der Sust arbeiten. Manchmal kommen sie in die Schule, geben Flyer ab und informieren uns über ihre Arbeit.
Francesca. Ich kenne den Standort der Sust: Ein Mitarbeiter kommt nach Schönenberg ins Chillout. Er ist mega nett.
 
Bist Du informiert über ihre Arbeit und ihr Angebot für Jugendliche?
Finley: Ja.
Francesca: Nein, nicht dass ich wüsste.

Die Jugendarbeit Wädenswil unterstützt Dich, wenn Du etwas auf die Beine stellen willst, z.B. eine Party, aber sie ist auch Anlaufstelle, wenn Du Probleme hast und nicht weiter weisst. Wie findest Du das?
Finley: Ich finde das gut, so kann man auch mal eine Party organisieren oder sich aussprechen.
Francesca: Ich finde das gut.
 
Hast Du das Angebot schon genutzt? (Jugendhaus, Veranstaltungen besucht oder selber organisiert mit Hilfe der Jugendarbeiter, Skating-Halle etc.?) Warum? Warum nicht?
Finley: Ich war schon in der Sust mit einem Freund. Einmal war ich zu einer Party in der Sust eingeladen, die eine Kollegin organisiert hatte.
Francesca: Ich gehe ins ChilIout und war schon an einer Party in der Sust.
 
Hättest Du Wünsche an die Jugendarbeit oder allenfalls Anregungen?
Finley: Nein, im Moment fällt mir nichts ein.
Francesca. In der Primarschule Schönenberg haben wir zu wenig Informationen dazu erhalten, und es wäre gut, wenn uns vielleicht jemand in der Schule besuchen würde.
 
Ravi,16
Jugendarbeit Wädenswil, Was sagt Dir das?
Unterstützung von Jugendlichen.
 
Bist Du informiert über ihre Arbeit und ihr Angebot für Jugendliche?
Ja, ich arbeite seit 2,5 Jahren für sie.
 
Die Jugendarbeit Wädenswil unterstützt Dich, wenn Du etwas auf die Beine stellen willst, z. B eine Party und sie ist auch Anlaufstelle, wenn Du Probleme hast und nicht weiter weisst? Wie findest Du das?
Das finde ich super. Viele Erwachsene nehmen Teenager nicht ernst genug.
 
Hast Du das Angebot schon genutzt? (Jugendhaus, Veranstaltungen besucht oder selber organisiert, Skating-Halle etc.?) Warum? Warum nicht?
Die 7.-Sek.-Party wurde dort veranstaltet und gefeiert.
 
Hättest Du Wünsche oder Anregungen an die Jugendarbeit?
Nein.
 
Michi,15
Jugendarbeit Wädenswil, Was sagt Dir das?
Chillout und Sozialarbeit.
 
Bist Du informiert über ihre Arbeit und ihr Angebot für Jugendliche?
Mehr oder weniger, aber eher weniger.
 
Die Jugendarbeit Wädenswil unterstützt Dich, wenn Du etwas auf die Beine stellen willst, z.B eine Party und sie ist auch Anlaufstelle, wenn Du Probleme hast und nicht weiter weisst? Wie findest Du das?
Im Internet gibt es bestimmt eine Telefonnummer.
 
Hast Du das Angebot schon genutzt? (Jugendhaus, Veranstaltungen besucht oder selber organisiert, Skating-Halle etc.?) Warum? Warum nicht?
Einmal haben wir eine Klassenparty veranstaltet und ich war auch schon im Chillout.
 
Hättest Du Wünsche oder Anregungen an die Jugendarbeit?
Sie sollen das Chillout nicht schliessen. Das wäre schade!




Ingrid Eva Liedtke