Fanny Hauser-Schwarzenbach (1894–1990) zum Gedenken

Quelle: «Allgemeiner Anzeiger vom Zürichsee», 12. Juni 1990 von Peter Ziegler

«Wänn d Liebi zur Sach häsch, so ggraatet der vill». Mit diesem Leitmotiv trat Fanny Hauser-Schwarzenbach am 30. April 1942 zuversichtlich ihr neues Amt als Präsidentin der Kinderkrippe Wädenswil an. Ihre eigenen Worte charakterisieren Haltung und Einstellung treffend. Soziales Engagement in der Gemeinde war ihr schon früh Anliegen und christliche Verpflichtung zugleich. In einem langen, reichen und erfüllten Leben hat sie ihr Motto zum Segen vieler wahrgemacht. Wahrgemacht bis in die letzten Monate ihres Lebens. Nach kurzer Krankheit ist Fanny Hauser-Schwarzenbach am 1. Juni 1990 im 97. Altersjahr gestorben. Der grosse, meist im Verborgenen geleistete Einsatz zugunsten sozialer Werke in der Gemeinde soll hier kurz gewürdigt werden, als Dank und Erinnerung zugleich.

Jugendjahre

Fanny Schwarzenbach wurde am 28. Januar 1894 in Wädenswil geboren. Zusammen mit der Schwester Anni erlebte sie ihre Kindheit und Jugendzeit im Elternhaus am Floraweg. Mit elf Jahren verlor sie den Vater, was die Jugendzeit überschattete.
Nach der Primar- und Sekundarschule Wädenswil und einjährigem Besuch der Töchterschule in Zürich weilte Fanny für ein Jahr in einem Pensionat in Lausanne. Dann folgte im Frühling 1914 ein Aufenthalt in Florenz. Das war, laut eigenen Worten, die schönste und fruchtbarste Zeit ihrer Jugend. Ein bereits geplanter England-Aufenthalt konnte nicht mehr angetreten werden: Der Erste Weltkrieg war ausgebrochen.
Das 1906 eingeweihte Haus der Kinderkrippe an der Etzelstrasse 6.

Gattin und Mutter

Mitten in der Kriegszeit, 1916, verheiratete sich Fanny Schwarzenbach mit dem Wädenswiler Ernst Hauser. Der Gatte teilte zu dieser Zeit das Los vieler Schweizer Männer: Er stand meist in Uniform an der Grenze. 1924 wurde der lang ersehnte Sohn Ernst geboren; er wurde später Arzt. Dessen beide Söhne, die Juristen Mare und Dieter Hauser, waren der Stolz der Grossmutter. Nach vierzigjähriger Ehe musste Fanny Hauser-Schwarzenbach 1956 für immer von ihrem Gatten Abschied nehmen.

Einsatz für Spital und Altersheim

Soziales Wirken war für Fanny Hauser schon früh innere Verpflichtung. 1921 trat sie in den Asylverein ein, welcher damals auch das Wädenswiler Krankenhaus führte, und übernahm sogleich das Quästorat. Ein Büro für diese Arbeit stand allerdings nicht zur Verfügung. Bis zur Eröffnung des neuen Spitals im November 1935 übte Fanny Hauser das anspruchsvolle und arbeitsintensive Amt der Quästorin aus. Dem Asylverein blieb sie weiterhin verbunden. Bis dort eine andere Lösung gefunden werden konnte, amtete sie auch da als Quästorin. Während vielen Jahren machte sie es sich zur Pflicht, alle Bewohner des Altersheims mindestens einmal jährlich zu besuchen. Noch am Osterdienstag dieses Jahres nahm Fanny Hauser-Schwarzenbach im Altersheim auf der Hinteren Fuhr an der Mitgliederversammlung des Asylvereins teil.
 

Präsidentin der Kinderkrippe

Nur kurz nachdem sie das Quästorat des Krankenasyls abgegeben hatte, wandte sich Fanny Hauser einer neuen Aufgabe zu: Am 1. Februar 1937 wurde sie in den Vorstand der Kinderkrippe Wädenswil gewählt, wo sie noch im selben Jahr das Amt der Aktuarin übernahm. 1941 erkrankte die Gründungspräsidentin Fanny Steinfels-Stäubli, welche den Krippenvorstand seit 1898 präsidiert hatte. Ihre Nachfolgerin wurde Fanny Hauser-Schwarzenbach. Mit ihrer ganzen Persönlichkeit setzte sich diese, besonders seit 1956 der Mann gestorben war, für «ihre» Kinderkrippe ein. Unzählige Eltern, Kinder und Angestellte durften von Frau Hausers selbstloser mütterlicher Fürsorge, ihrem weisen Rat profitieren. Dank und Anerkennung für die meist im Stillen geleistete Arbeit wurden bei ihrem Rücktritt 1974 mit der Ernennung zur Ehrenpräsidentin zum Ausdruck gebracht.
Auch nach dem Abschied aus dem Krippenvorstand blieb Fanny Hauser dieser sozialen Einrichtung eng verbunden. Sie freute sich, wenn ihr Kinder aus der Krippe zum Geburtstag ein Ständchen brachten, und sie folgte immer wieder gerne Einladungen zum Besuch des Hauses an der Etzelstrasse 6.
Ausflug der Kinderkrippe auf den Seeplatz, 1916.

Lebensabend

Noch vor wenigen Jahren beschäftigte sich Fanny Hauser mit Porzellanmalerei. Weit über ihren 96. Geburtstag hinaus war sie geistig rege und interessiert, unternahm sie Ausflüge mit Bahn und Schiff. Besonders dankbar war sie dabei ihrer Haushälterin Milly Stucki, die ihr während mehr als fünfzig Jahren die Treue gehalten hatte, ihr in beschwerlicheren Tagen noch das Ausgehen ermöglichte und sie auch liebevoll pflegte, nachdem sie am 22. April 1990 einen Schlaganfall erlitten hatte, von dem sie sich nicht mehr erholen sollte.
Am 1. Juni ist Fanny Hauser-Schwarzenbach in ihrer vertrauten Umgebung im Haus Farnbüel an der Buckstrasse gestorben. Wädenswil hat eine markante, sozial engagierte Frau verloren. Alle, die sie gekannt und wirken gesehen haben, werden sich ihrer in Dankbarkeit erinnern.
 




Peter Ziegler