100 Jahre Viehzuchtgenossenschaft Wädenswil

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 1989 von Peter Ziegler

Wandel in der Viehzucht

Begünstigt durch die klimatischen Verhältnisse hat die Viehzucht in Wädenswil seit alters eine grosse Rolle gespielt und sich bis heute behauptet. Die Tiere sind in dieser Zeitspanne grösser und schwerer geworden. Vor allem aber ist die Milchleistung der Kühe bedeutend gestiegen.
Dass das Rindvieh bis vor ungefähr 50 Jahren auch noch zum Ziehen gebraucht wurde, erweckt heute fast ein Lächeln. Seit der Nachkriegszeit wird mit Eifer versucht, die alte einheimische Braunviehrasse mit Einkreuzungen milchbetonter Linien aus dem Ausland weiter zu verbessern.
Trotz derartiger neuzeitlicher Bestrebungen besteht in Wädenswil ein harter Kern von Züchtern, die der angestammten Rasse die Treue halten und auch mit der Zucht von Original-Braunvieh viel Erfolg haben. Dass die Braunviehzüchter ihr Handwerk stets verstanden haben, beweisen zahlreiche Auszeichnungen für Zuchterfolge sowie das Ansehen, das die Genossenschaft in Fachkreisen geniesst.
Eine Jubiläumsschau auf Oedischwänd, durchgeführt am 30. September 1989 aus Anlass des hundertjährigen Bestehens der Viehzuchtgenossenschaft Wädenswil, legte davon eindrückliches Zeugnis ab.
Festlicher Anlass mit Tradition: Die Viehschau auf Oedischend am dritten Donnerstag im Oktober.

Ein Blick zurück

Im Jahre 1889 schlossen sich neun Wädenswiler Bauern zu einer Viehzuchtgenossenschaft zusammen:
Heinrich Blattmann, Neuguet, Präsident
Emil Rellstab, Leihof, Aktuar
Heinrich Höhn, Kleinweid, Quästor
Heinrich Höhn, Rötiboden
Jakob Höhn, Rötiboden
Jacques Brändli, Sagenrain
Rudolf Brändli, Brunnenhof
Jakob Haab, Burstel
Jean Hottinger, Furthof.
 
Mit dem Kauf des Zuchtstiers Hektor für den Betrag von 900 Franken nahm die neugegründete Genossenschaft am 2. März 1889 ihre Tätigkeit auf. Schon drei Jahre später erhielt sie Konkurrenz in der Viehzuchtgenossenschaft des Landwirtschaftlichen Vereins, die bald grösser war und 27 Mitglieder zählte. Die Zersplitterung wirkte sich nachteilig aus, wurde aber 1901 dank der Weitsicht einiger massgebender Leute dadurch behoben, dass sich die beiden Institutionen zur Viehzuchtgenossenschaft Wädenswil vereinigten.
Die am 28. August 1892 genehmigten Statuten hielten unter anderem fest, es dürfe nur reines Braunvieh nachgezüchtet werden, die Genossenschaft solle nur rassenreine, prämierte Zuchtstiere halten, und es seien nach sorgfältiger Auswahl ausschliesslich gutfärbige und edelgeformte weibliche Zuchttiere in den Viehbestand aufzunehmen. Die Abstammung des nachzuziehenden Jungviehs musste statutengemäss in einem Zuchtbuch vermerkt werden.
Die Genossenschafter wollten keine Gewinne erzielen. Staat und Gemeinde leisteten Beiträge an die Betriebskosten. Im Übrigen finanzierte sich die Genossenschaft durch die Gebühren für den Eintrag ins Zuchtbuch (ein Franken pro Tier) und durch die Sprunggelder, die 1895 beispielsweise zwei Franken für den ersten Sprung und einen Franken für jeden weiteren Sprung betrugen. Allfällige Defizite verteilte man auf die weiblichen Zuchttiere.
Bis nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich die Viehzuchtgenossenschaft Wädenswil stetig. Dann ging die Zahl der Heimwesen wegen reger Bautätigkeit in der Gemeinde zurück. Ende 1969 hatte die Genossenschaft noch 40 Bauern mit 612 Tieren gezählt; dann sanken die Bestände bis auf heute 26 Mitglieder mit 556 Tieren. Gesamtschweizerisch ging die Zahl der Rindviehhalter zwischen 1978 und 1988 um 20 Prozent zurück. Heute stehen − Mastvieh eingerechnet − rund 1,8 Millionen Stück Rindvieh (800‘000 Kühe) in den Ställen der 69‘300 Schweizer Bauern, von denen 62‘000 ihren Beruf hauptamtlich ausüben.
Adrian und Yvette Waldmeier mit Stier Rolf und Hawai.

Joos Hitz mit Sissi und Ellenor.

Jubiläumsfeier

An zwei Wochenenden feierten die Wädenswiler Braunviehzüchter das 100-Jahr-Jubiläum ihrer Genossenschaft. Am Samstag, 30. September, fand im Oedischwänd am Nachmittag eine Jubiläumsviehschau mit kommentierter Tiervorführung im Ring statt, und am Abend ging im Festzeit ein grosses Unterhaltungsprogramm über die Bühne. Am Sonntag versammelte man sich im FestzeIt zum ökumenischen Erntedankgottesdienst. Beim Fest vom Samstag, 7. Oktober, standen Tanz und allerlei Unterhaltung im Mittelpunkt.




Peter Ziegler