Pfarrer Paul Philipp Bruch-Blumer (1767–1818)

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 2016 von Peter Ziegler

Im Jahre 2014 erhielt die Dokumentationsstelle Oberer Zürichsee ein aquarelliertes Porträt des Wädenswiler Pfarrers Paul Philipp Bruch zum Geschenk. Dies ist Anlass, dem Herkommen und Wirken von Pfarrer Bruch und dessen Verwandten, den Familien Blumer, Hotz und Pestalozzi, nachzugehen.

Die Familie Blumer

Johann Heinrich Blumer kam am 23. Juni 1753 in Glarus zu Welt. Er war der dritte Sohn des Ratsherrn und Landesstatthalters Othmar Blumer (9.9.1715–2.3.1762) von Glarus und der Anna Katharina Zweifel (1.6.1722–30.8.1772) von Bilten.1 Am 25. Juni 1778 verheiratete sich Johann Heinrich Blumer mit Anna Maria Streiff (18.9.1762–8.11.1799) von Glarus.2 Sie war die Tochter des Begründers der Glarner Stoffdruckerei, des Landmajors Johann Heinrich Streiff (1.1.1709–28.10.1780), und der Marguerite Convert (10.5.1733–5.2.1804) von La Sagne NE.3 Das Ehepaar wohnte im Haus in der «Wiese» Glarus, das der bekannte Brückenbauer und Kirchenbaumeister Johann Ulrich Grubenmann aus Teufen für Streiff erstellt hatte. Nach dem Tod des Schwiegervaters bezog Johann Heinrich Blumer 1780 das Haus «Wiese», das wohl schönste Glarner Herrschaftshaus des Rokoko. Die Textilbetriebe in Mollis (gegründet 1760) und Glarus gingen im gleichen Jahr an Streiffs Schwiegersöhne über: an Johannes Tschudi (1746–1793) und Johann Heinrich Blumer. Die dort hergestellten blau- und rotgemusterten Baumwollstoffe (Indienne) erfreuten sich dank hoher Qualität eines grossen Absatzes.

Das Ehepaar wohnte im Haus in der «Wiese» Glarus, das der bekannte Brückenbauer und Kirchenbaumeister Johann Ulrich Grubenmann aus Teufen für Streiff erstellt hatte.4 Nach dem Tod des Schwiegervaters bezog Johann Heinrich Blumer 1780 das Haus «Wiese», das wohl schönste Glarner Herrschaftshaus des Rokoko. Die Textilbetriebe in Mollis (gegründet 1760) und Glarus gingen im gleichen Jahr an Streiffs Schwiegersöhne über: an Johannes Tschudi (1746–1793) und Johann Heinrich Blumer.5 Die dort hergestellten blau- und rotgemusterten Baumwollstoffe (Indienne) erfreuten sich dank hoher Qualität eines grossen Absatzes.
Der Ehe von Johann Heinrich und Anna Maria Blumer-Streiff entsprossen sechs Kinder:6

     1. 
Margaretha (2.12.1778–3.6.1811)
  2.
Johann Heinrich (1.12.1779–29.8.1829)
  3.
Anna Katharina (16.2.1782–18.5.1823)
  4.
Anna Maria (19.1.1785–10.4.1856)
  5.
Susanna (29.10.1786–8.4.1820)
  6.
Othmar (27.1.1788–2.4.1865)

 

Der «Franzosenfreund» auf der Flucht

Johann Heinrich Blumer galt ab 1798 als Anhänger der neuen Staats- und Gesellschaftsordnung der Helvetik. Mit dem ersten Regierungsstatthalter des Kantons Linth, Johann Jakob Heussi von Bilten, war er eng befreundet. Nach dem Einrücken der Franzosen ins Glarnerland im September 1798 wählten immer wieder hohe Offiziere der Besatzungsarmee die «Wiese» als Quartier. Die Glarner Bevölkerung ertrug die Besetzung nur mit Widerwillen und Blumer wurde wegen seiner politischen Ansichten heftig angefeindet.7

Kampf zwischen Russen und Franzosen im Muotatal, September 1799.

Mitte Mai 1799 drangen die Österreicher siegreich ins Glarnerland ein. Die Altgesinnten benützten die Gelegenheit, die frühere Verfassung wieder einzuführen. Ende August 1799 eroberten die Franzosen das Glarnerland zurück. Ihr Befehlshaber, General Molitor, stieg bei Johann Heinrich Blumer in der «Wiese» ab.8
Als er vom Anmarsch der russischen Armee des Generals Suworoff Kenntnis erhielt, welcher mit Unterstützung der Österreicher die Franzosen aus der Schweiz vertreiben sollte, übertrug Blumer die Verwaltung seines Besitzes «Wiese» Paulus Wichser von Schwanden und flüchtete am 25. September 1799 mit seiner ganzen Familie – der Frau, den Kindern Margaretha, Johann Heinrich, Anna Maria, Susanna und Othmar – sowie dem Verlobten seiner Tochter Margaretha, dem ebenfalls von der Helvetik begeisterten Netstaler Pfarrer Paul Philipp Bruch, über den Pragelpass nach Schwyz und weiter über Luzern nach Zürich.9 Mit dabei war vermutlich auch die Schwiegermutter Marguerite Streiff-Convert. Im September 1800 verkaufte Johann Heinrich Blumer dann sein Haus «Wiese» dem Bruder Johann Jakob Blumer-Schiesser (6.11.1756–28.11.1825).10

Aufenthalt in Zürich

Warum begab sich die aus dem Glarnerland fliehende Familie Blumer ausgerechnet nach Zürich? Ein Brief, den Verwalter Paulus Wichser am 20. Oktober 1799 an die «Bürger Blumer & Bruch» adressiert hat, führt auf die Spur. Adressat eines Berichts über die neusten Ereignisse und Verhältnisse im Glarnerland zuhanden von Blumer und seines künftigen Schwiegersohns Bruch war nämlich Bürger Johann Heinrich Locher in Zürich.11
Wer aber ist Johann Heinrich Locher? Er ist ein Schwiegersohn von Johann Heinrich und Anna Maria Blumer-Streiff: der Gatte von Anna Katharina Blumer. Johann Heinrich Locher (15.4.1775–27.5.1827) hatte sich am 19. Mai 1799 mit Blumers zweitältester Tochter verheiratet, und das junge Ehepaar wohnte in Zürich.12 Es gewährte den Flüchtlingen einstweilen Obdach. Während des Zürcher Aufenthalts starb am 8. November 1799 Johann Heinrich Blumers Gattin, Anna Maria Blumer-Streiff, welcher die Flucht arg zugesetzt haben soll, im 38. Lebensjahr.13
Im Januar 1800 verlegte dann der verwitwete Johann Heinrich Blumer seinen Wohnsitz vorübergehend nach Wädenswil. Neuer Gastgeber war ein anderer Schwiegersohn: Pfarrer Paul Philipp Bruch (1767–1818).

Umzug nach Wädenswil

Paul Philipp Bruch, geboren 1767, stammte aus Bergzabern im ehemaligen Herzogtum Zweibrücken. Nach dem Besuch der lateinischen Trivialschule des Oberamts Bergzabern und des Gymnasiums in Zweibrücken studierte er in Marburg Philosophie und Theologie.14 Ab 1791 betätigte er sich als Hauslehrer in der Schweiz, unter anderem in der Unternehmerfamilie Johann Heinrich Blumer-Streiff in Glarus.15 Dort machte er die Bekanntschaft mit Margaretha, der ältesten Tochter. 1797 wurde Paul Philipp Bruch Pfarrer in Netstal. Seine weiterhin gepflegten Kontakte mit der Familie Blumer brachten ihn wie diese in Schwierigkeiten bei der Bevölkerung und nötigten ihn im September 1799 ebenfalls zur Flucht.16 Die oben erwähnte Briefadresse beweist, dass sich Paul Philipp Bruch am 20. Oktober 1799 zusammen mit dem Ehepaar Blumer und Margaretha in Zürich aufhielt. Von dort aus suchte er sich eine neue Stelle.
In Wädenswil wirkte seit 1793 Pfarrer David Holzhalb (1746–1828). Als Anhänger des städtischen Regiments hatte er ab 1798 in der neuzeitlich gesinnten Gemeinde Wädenswil viel zu leiden und gab darum 1799 seine Stelle auf.17 Zum Nachfolger wählte die Gemeinde am 15. Dezember 1799 Paul Philipp Bruch.18 Am 19. Januar 1800 setzte Unterstatthalter Johann Jakob Aschmann von Thalwil den neuen Wädenswiler Pfarrer ins Amt ein.19

Pfarrer Paul Philipp Bruch (1767-1818)

Bruch hielt seine Antrittspredigt über 2. Korinther 5, Verse 19 und 20. In Wädenswil stand dem neu Gewählten ein geräumiges Pfarrhaus neben der Kirche zur Verfügung. Nun konnte er ans Heiraten denken und dann den Schwiegervater Blumer bei sich aufnehmen. Die Heirat von Paul Philipp Bruch und Margaretha Blumer fand am 11. Februar 1800 in der Kirche Wädenswil statt.20 Die Trauung vollzog Pfarrer Johannes Koller (1744–1817) aus Meilen.21

Die Familie Bruch-Blumer in Wädenswil

Zwischen 1801 und 1809 gebar Margaretha Bruch-Blumer vier Kinder:

1. Am 3. Februar 1801 kam Johann Heinrich Bruch zur Welt und wurde am 8. Februar 1801 in der Kirche Wädenswil getauft. Als Taufzeugen nennt das Taufregister Johann Heinrich Blumer, Vater, von Glarus und Katharina Locher, geborene Blumer von Zürich.22 Johann Heinrich Blumer ist der im Pfarrhaus Wädenswil lebende Schwiegervater Bruchs und Katharina Locher-Blumer Bruchs Schwägerin und frühere Gastgeberin nach der Flucht der Familie Blumer und von Pfarrer Bruch nach Zürich. Dr. Johann Heinrich Bruch löste nach dem Züriputsch von 1839 Ignaz Thomas Scherr als Direktor des Seminars Küsnacht ab.23 Als solcher amtete er von 1840 bis 1846. Nach dem erzwungenen Rücktritt liess er sich in Zürich nieder und gründete dort ein Privatinstitut für Mädchen. Er starb am 27. April 1855.24

Reformierte Kirche und Pfarrpfrund Wädenswil. Plan von Geometer Rudolf Diezinger, 1820.

2. Am 7. Oktober 1802 erblickte Maria Juliana Bruch das Licht der Welt. Als ihre Taufzeugen werden erwähnt: Leutnant Johann Heinrich Blumer von Glarus und Rosina Blumer, geborene Schiesser.25 Johann Heinrich Blumer (1.12.1779–29.8.1829) war ein Bruder von Margaretha Bruch-Blumer und Rosina Blumer-Schiesser (1762–1849) die Schwägerin von Johann Heinrich Blumer (1753–1844). Sie hatte sich am 28. Januar 1780 mit dem Ratsherrn und Chorrichter Johann Jakob Blumer (6.11.1756–28.11.1825) verehelicht, dem jüngeren Bruder von Johann Heinrich Blumer.26

3. Am 15. Mai 1806 wurde Charlotte Albertine Bruch geboren und am 18. Mai 1806 getauft. Als ihre Taufzeugen stellten sich Johann Heinrich Hotz, Arzt in Wädenswil, und Susanna Fornaro-Blumer in Rapperswil zur Verfügung.27 Johann Heinrich Hotz (9.3.1779–14.6.1866), Margaretha Bruchs Schwager, hatte am 20. Februar 1804 ihre Schwester Anna Maria Blumer geheiratet.28 Dr. med. Johann Heinrich Hotz, zuerst Arzt in Wädenswil und später in Richterswil, war ein Neffe des berühmten Richterswiler Arztes Dr. med. Johannes Hotze (27.6.1734–4.7.1801)29 und des österreichischen Feldmarschall-Leutnants Freiherr Johann Konrad von Hotze (20.4.1739–25.9.1799).30 Susanna Fornaro (29.10.1786–8.4.1820), Margarethas jüngste Schwester, hatte sich am 7. August 1804 mit dem Kaufmann Alexander Anton Fornaro (23.12.1773–2.9.1851) von Rapperswil vermählt.31

Grabtafel am Pfarrhaus bei der reformierten Kirche.

Das Ehepaar Johann Heinrich und Anna Maria Hotz-Blumer hatte ebenfalls Kinder. Der am 20. Juli 1805 geborenen Tochter Maria Juliana – sie trug den gleichen Namen wie Bruchs zweite Tochter – stand auch Johann Heinrich Blumer, Vater, Pate32, der sich immer noch im Pfarrhaus Wädenswil aufhielt. Als Patin hatte sich Katharina Hotz-Hotz (1773–1824) zur Verfügung gestellt, die Gattin des Seidenfärbers Hans Conrad Hotz (1776–1851), wohnhaft in der Seidenfarb unterhalb des Wädenswiler Pfarrhauses (heute Haus Schönenbergstrasse 3).33 Hans Conrad Hotz war ein Sohn des Chirurgen Johannes Hotz-Hüni (1740–1803).34 Dem Ehepaar Hans Conrad und Katharina Hotz-Hotz in der Seidenfarb wurde am 20. Juli 1805 die Tochter Juliana Emilie geboren. Als deren Taufzeugen lassen sich der Arzt Hans Heinrich Hotz und Anna Hotz nachweisen.35 Das Kind starb am 18. Juni 1806.

4. Am 15. Juni 1809 kam Cecilie Pauline Bruch zur Welt und wurde am 18. Juni 1809 in der Kirche Wädenswil getauft. Als Taufzeugen amteten Johann Heinrich von Balthasar Streiff und Susanna Barbara Blumer geborene Heer, beide von Glarus.36

Tod von Margaretha Streiff-Convert

Marguerite oder Margaretha Streiff-Convert, geboren am 10. Mai 1733, die Schwiegermutter von Johann Heinrich Blumer, flüchtete ebenfalls nach Wädenswil und verbrachte ihren Lebensabend als Witwe im dortigen Pfarrhaus bei Margaretha Bruch-Blumer, ihrer Enkelin. Am 28. Januar 1804 starb sie im Alter von 70 Jahren und 10 Monaten an einem «Schlagfluss» und wurde am 2. Februar 1804 in Wädenswil begraben.37 Die Abdankung hielt Pfarrer Paul Philipp Bruch. Er notierte ins Totenbuch, dass «Margaretha Convert, Hr. Landvogt und Land Major Johann Heinrich Streiff sel. Witwe von Glarus» 100 Pfund ins Armengut vergabt habe.38

Tod von Margaretha Bruch-Blumer

Margaretha Bruch-Blumer, die Frau des Wädenswiler Pfarrers, starb am Pfingstmontag, den 3. Juni 1811 an «Brustentzündung», im Alter von 32 Jahren, sechs Monaten und einem Tag.39 Das Todesdatum, das Walter Blumer in seiner Publikation «Stammtafeln und Bilder zur Geschichte der Blumer» mit 27. April 1855 angibt, ist damit zu berichtigen.40 Ebenfalls richtig zu stellen ist die Angabe, Johann Heinrich Blumer habe seinen Lebensabend bei seiner Tochter und Pfarrer Bruch in Wädenswil verbracht.41
Das Totenregister Wädenswil enthält unterm 3. Juni 1811 folgenden Eintrag von der Hand Pfarrer Bruchs: Am 7. Juni 1811 wurde bestattet «Margaretha Blumer, meine innigst geliebte Gattin, die mit mir und den lieben Meinigen meine ganze liebe Gemeinde, als treue Gattin, zärtliche Mutter, edle Menschenfreundin und liebenswürdigstes Beispiel jeder christlichen Tugend beweinte und zu deren Andenken die E. Vorsteher u. teilnehmende Freunde meiner lb. Gemeinde das neben der Pfarrertreppe sich befindende Denkmal errichten liessen.»42
Dieses Denkmal in Form einer an der Wand des Pfarrhauses aufgestellten Grabplatte ist noch heute links des Treppenaufgangs zum Pfarrhaus bei der reformierten Kirche sichtbar. Die Tafel trägt keine Inschrift, im Gegensatz zur analogen Grabtafel rechts der Treppe, die an Johann Jakob Hauser (1776–1841) in der Gerbe und dessen Ehefrau Elisabetha Stäffen (9.4.1776–18.3.1815) erinnert.43

Wirken von Pfarrer Bruch

Pfarrer Paul Philipp Bruch, der Gastgeber seines Schwiegervaters Johann Heinrich Blumer, war in Wädenswil ein angesehener Mann. In der gemeinnützigen Donnerstag-Gesellschaft machte er im Gründungsjahr 1808 den Vorschlag, Seidenraupen zu züchten. Die Idee stiess auf Zustimmung, und die Gesellschaft kaufte hierfür aus einem Konkurs ein Heimwesen auf Niedersaum im Wädenswiler Berg. Eine daraufhin gegründete Aktiengesellschaft züchtete hier Seidenraupen bis 1820. Dann gab sie die Zucht, wohl aus klimatischen Gründen, wieder auf.441815 regte Pfarrer Bruch an der 25-Jahr-Feier der Lesegesellschaft Wädenswil an, eine Kirchenorgel anzuschaffen, und eröffnete eine Subskription für freiwillige Beiträge zu einem Orgelfonds. Die Orgel wurde 1826 eingeweiht.45
Im Winter 1815/16 sprach man in der von Paul Philipp Bruch präsidierten Donnerstags-Gesellschaft über die Armut und die finanziellen Verhältnisse der Arbeiter und Bauern. Im Februar 1816 reifte der Plan, eine «Ersparungs-Cassa» zu gründen. Am 26. April 1816 hielt Pfarrer Bruch eine «passende» Predigt und empfahl das neue Institut. Die «Sparcassa-Gesellschaft» wurde noch 1816 gegründet, mit Pfarrer Bruch als Präsident. Sie existiert heute als «Clientis Sparcassa 1816».46 Der sozial aufgeschlossene, initiative Pfarrer Bruch war in Wädenswil sehr geschätzt. 1812 schenkte ihm die Gemeinde daher das Bürgerrecht.47

Gutschein - Vorläufer des Kassenbüchleins - der "Ersparungs-Cassa Wädensweil", ausgestellt von Oberst Diezinger.

Tod von Pfarrer Bruch

Paul Philipp Bruch starb am 5. Dezember 1818 als Pfarrer von Wädenswil und wurde dort am 8. Dezember 1818 begraben. Im Wädenswiler Totenbuch findet sich unter dem Datum des 5. Dezembers 1818 folgender Eintrag:
«In den frühen Morgenstunden sandte der Herr seinen Engel, heimzuholen von der Mühe und den Beschwerden des Erdlebens den gutmütigen, treuen und geschickten Herrn Paul Philipp Bruch, von dem 15. Dezember 1799 an bis auf die Stunde seines sanften, seligen Hinüberschlummerns in jene bessere Welt Pfarrer an der grossen Gemeinde Wädenschweil. Den 8. Dezember wurde sein schöner Leichnam unter heissen Tränen seiner hinterlassenen vier Waisen und aller, welche seinen inneren Wert zu schätzen wussten, dem Schosse der mütterlichen Erde, zunächst an die stille Grabesstätte seiner früher schon vollendeten Gattin einverleibt. Er ruhe in Frieden. Und der Segen seiner Amtsführung, seiner christlichen Menschenfreundlichkeit und Güte walte ob seinen lieben, hoffnungsvollen Kindern!
Unter seiner 19 Jahre dauernden Amtsführung sind 2395 Neugeborene getauft, 995 Brautpaare teils verkündet, teils eingesegnet, 1382 Söhne und Töchter konfirmiert, 2424 Verstorbene jedes Alters beerdigt worden.»48

Johann Heinrich Blumer kehrt nach Glarus zurück

Mit dem Tod von Pfarrer Paul Philipp Bruch im Jahre 1818 verlor Johann Heinrich Blumer seinen Schwiegersohn und Gastgeber in Wädenswil. Er zog darum wieder nach Glarus, wo er bei seinen beiden Söhnen im Oberdorf Wohnsitz nahm.49 Hier stand mittlerweile die mechanische Baumwollspinnerei, die Johann Heinrich Blumer (1.12.1779–29.8.1829), verheiratet mit Anna Streiff (5.5.1790–10.10.1823), und Othmar Blumer (27.1.1788–2.4.1865), verheiratet mit Amalia Becker (5.12.1794–5.7.1857) von Ennenda, im Jahre 1813 gegründet hatten. Die beiden Brüder wohnten im väterlichen Doppelhaus, dem Untern Blumerhaus im Oberdorf, der ältere im oberen Teil, der jüngere im unteren.50 Der Industrielle und Fabrikant Johann Heinrich Blumer, Vater, starb im Oberdorf zu Glarus am 6. Mai 1844.51

Verwandtschaft zur Arztfamilie Hotz/Hotze

Dr. med. Heinrich Hotz (9.3.1779–14.6.1866) verheiratete sich am 20. Februar 1804 mit Anna Maria Blumer (19.1.1785–10.4.1856) von Glarus, einer Tochter von Johann Heinrich Blumer-Streiff (1753–1844).52 Die Eltern von Heinrich Hotz waren Chirurg Johannes Hotz (11.10.1740–29.11.1803) und Anna Hüni (*22.8.1745) von Horgen.53 Als Eltern von Chirurg Johannes Hotz lassen sich Chirurg Hans Heinrich Hotz (*5.6.1701) und Anna Blattmann nachweisen.54 Ein Bruder des obigen Hans Heinrich Hotz, Hans Jakob Hotz (7.9.1708–1775), war seit 11.März 1732 in erster Ehe verheiratet mit einer Martha Blumer von Glarus. Die kinderlose Ehe wurde geschieden.55 Ein weiterer Bruder war Johannes Hotz (17.5.1705–19.4.1776), der Vater von Dr. med. Johannes Hotze (27.6.1734–4.7.1801) in Richterswil sowie des Generals Johann Konrad Hotze (20.4.1739–25.9.1799). Die jüngste Schwester von Hans Heinrich Hotz, Susanna Hotz (10.11.1720–26.3.1796), wurde die Mutter von Heinrich Pestalozzi.56

Dr. med. Johannes Hotze (1734–1801)

Verwandtschaft zu Heinrich Pestalozzi

Über die Wädenswiler Chirurgen- und Ärztefamilie Hotz läuft die Verwandtschaft zu Heinrich Pestalozzi: Hans Jakob Hotz (21.8.1653–21.11.1732), Arzt in Wädenswil, verheiratete sich am 21. Februar 1713 in dritter Ehe mit Barbara Haab (16.2.1679–23.11.1751) von Wädenswil.57 Susanna Hotz (10.11.1720–26.3.1796), das zwölfte und jüngste Kind aus dieser Ehe, verehelichte sich am 11. Dezember 1742 in Höngg mit dem Wundarzt Johann Baptist Pestalozzi (1718–1751), dem Sohn des Höngger Pfarrers Andreas Pestalozzi-Ott (1692–1769).58 Susanna Pestalozzi-Hotz wurde Mutter des am 12. Januar 1746 geborenen späteren Pädagogen Heinrich Pestalozzi.59
Ein Bruder von Susanna Hotz, Johannes Hotz (17.5.1705–19.4.1776), praktizierte sicher seit 1739 als Arzt in Richterswil. Seit 28. Oktober 1732 war er in erster Ehe verheiratet mit Judith Gessner (5.12.1704–24.3.1758) aus Zürich. Im Unterschied zu seinem berühmten Sohn nannte er sich «der alte Doktor Hotz».60 Aus dieser Ehe stammten unter anderem Johannes Hotz (27.6.1734–4.7.1801), der spätere Doktor Johannes Hotze in Richterswil, der sich am 15. Juni 1760 mit Elisabetha Pfenninger (7.10.1742–29.9.1804) von Stäfa vermählt hatte,61 sowie Johann Konrad Hotz (20.4.1739–25.9.1799), der spätere österreichische General Hotze.

Heinrich Pestalozzi mit Enkel Gottlieb. Ölgemälde von Georg Friedrich Adolph Schöner (1774–1841)




Peter Ziegler


Anmerkungen

StAZH = Staatsarchiv Zürich
1 J. P. Zwicky. Sammlung schweizerischer Ahnentafeln, Bd. 1, Heft 2, Zürich 1938, S. 37. – Walter Blumer. Geschichte der Blumer, Bern 1960, S. 94.
2 Walter Blumer. Stammtafeln und Bilder zur Geschichte der Blumer, Bern 1940, S. 41.
3 J. P. Zwicky. Ahnentafeln, S. 37.
4 Walter Blumer. Geschichte der Blumer, S. 95.
5 Walter Blumer. Geschichte der Blumer, S. 96.
6 Walter Blumer. Stammtafeln, S. 41.
7 Walter Blumer. Geschichte der Blumer, S. 95/96.
8 Walter Blumer. Geschichte der Blumer, S. 95.
9 Frieda Gallati. Glarus im Herbst 1799. In: Jahrbuch des Historischen Vereins des Kantons Glarus, Heft 58, Glarus 1958, S. 48. – Johann Heinrich Kägi. Geschichte der Herrschaft und Gemeinde Wädensweil, Wädensweil 1867, S. 230.
10 Walter Blumer. Stammtafeln, S. 41. – Walter Blumer. Geschichte der Blumer, S. 96.
11 Frieda Gallati. Glarus im Herbst 1799, S. 59/60 (Abdruck des Briefs im Wortlaut).
12 Walter Blumer. Stammtafeln, S. 41.
13 Walter Blumer. Stammtafeln, S. 41.
14 Emanuel Dejung/Willy Wuhrmann. Zürcher Pfarrerbuch, Zürich 1953, S. 220.
15 Albert Hauser. Sparkasse Wädenswil-Richterswil-Knonaueramt 1816–1991, Wädenswil 1991, S. 12.
16 Johann Heinrich Kägi. Wädensweil, S. 230.
17 Emanuel Dejung/Willy Wuhrmann. Zürcher Pfarrerbuch, S. 350.
18 StAZH, E III 132.4, S. 185.
19 StAZH, E III 132.4, S. 185.
20 StAZH, E III 132.4, S. 495.
21 Emanuel Dejung/Willy Wuhrmann. Zürcher Pfarrerbuch, S. 393.
22 StAZH, E III 132.4, S. 191.
23 Christian Schmid. Das Seminar Küsnacht. Seine Geschichte von 1832–1982, Küsnacht 1982, S. 11 ff. – Fritz Hofer/Sonja Hägeli. Zürcher Personen-Lexikon, Zürich 1986, S. 40.
24 StAZH, E III 132.4, S. 191.
25 StAZH, E III 132.4, S. 201.
26 Walter Blumer. Stammtafeln, S. 41.
27 StAZH, E III 132.4, S. 222.
28 StAZH, E III 132.9, S. 343.
29 Erica Sarauw. Die Familie Hotz von Richterswil. Jahrbuch vom Zürichsee 1964–1966, Stäfa 1966, S. 242–252. – Hans Stettbacher. Dr. Johannes Hotze. In: Zürcher Taschenbuch 1943, Zürich 1942, S. 112–195.
30 Pius Landolt. Der unbekannte General Friedrich von Hotze. Schriftenreihe Bank Vontobel, Zürich 1999.
31 Walter Blumer. Stammtafeln, S. 41.
32 StAZH, E III 132.4, S. 216.
33 StAZH, E III 132.4, S. 216. – Peter Ziegler. Das Gewerbehaus (Schönenbergstrasse 3, Wädenswil) in neuem Glanz. «Zürichsee-Zeitung», 30. Dezember 1997 (Ausgabe für das linke Ufer).
34 StAZH, E III 132.9, S. 343.
35 StAZH, E III 132.4, S. 216.
36 StAZH, E III 132.4, S. 239.
37 StAZH, E III 132.4, S. 654.
38 StAZH, E III 132.4, S. 654.
39 StAZH, E III 132.4, S. 680.
40 Walter Blumer. Stammtafeln, S. 41. – Walter Blumer. Geschichte der Blumer, S. 96.
41 Walter Blumer. Geschichte der Blumer, S. 96.
42 StAZH, E III 132.4, S. 680.
43 Peter Ziegler. Rundgang I durch Wädenswil, Wädenswil 1989, S. 25.
44 Albert Hauser. Sparkasse Wädenswil, S. 12.
45 Friedrich Jakob. Der Orgelbau im Kanton Zürich, Bd. 1, Bern 1971, S. 178–180.
46 Albert Hauser. Sparkasse Wädenswil, S. 20–24.
47 Johann Heinrich Kägi. Wädensweil, S. 230.
48 StAZH, E III 132.4, S. 710.
49 J. P. Zwicky. Ahnentafeln Bd. 1, Heft 2, S. 37 (Stammtafel Othmar Blumer).
50 Walter Blumer. Geschichte der Blumer, S. 96.
51 Walter Blumer. Stammtafeln, S. 41.
52 StAZH, E III 132.9, S. 343.
53 StAZH, E III 132.9, S. 343.
54 StAZH, E III 132.9, S. 343.
55 StAZH, E III 132.9, S. 344.
56 Hans Stettbacher. Zürcher Taschenbuch 1943, Stammtafel, S. 191.
57 StAZH E III 132.9, S. 343.
58 Peter Stadler. Pestalozzi, Zürich 1988, S. 27–29.
59 Hans Stettbacher. Zürcher Taschenbuch 1943, S. 191.
60 Hans Stettbacher. Zürcher Taschenbuch 1943, S. 115.
61 Hans Stettbacher. Zürcher Taschenbuch 1943, S. 137.