Im Steinacher beteten sie um die richtige Frau für Ernst, der inzwischen doch schon auf die Dreissig zuging. Doch eines Tages wurde ihm klar: Es ist keine von der Liste, die sie zusammengestellt hatten, sondern Elsbeth Schwarzenbach in Obermeilen. «Und dann schenkte Gott mir die Gewissheit: Deine zukünftige Frau wohnt ennet dem See in der Reblaube.»
Zunächst borgte er sich den Kahn vom Ausee der Familie von Schulthess, später erwarb er sich ein Boot mit Stehrudern, um seine Verehrte besuchen zu können.
Nach einer Zwinglibund-Veranstaltung fragte er Elsbeth, ob sie noch einige Schritte mit ihm gehen möchte. Oben bei der Hohenegg sassen sie auf einer Bank am Zwetschgenweglein. Ernst zeigte auf die andere Seeseite: «Deet äne, bi dene Liechtli bin ich diheime.» Elsbeth: «Ja.» Ernst: «Danke vil mal.» Zu ihrem Erstaunen legte Ernst ihr Ja als Zusage für ein gemeinsames Leben aus, so sicher war er, dass sie die für ihn Auserwählte war.
Doch eine Frage blieb noch offen: Würde der angesehene Rebbauer Hermann Schwarzenbach seine einzige Tochter einem armen, mittellosen und dazu noch frommen Bauern vom linken Seeufer überlassen?
Ernst Haab reiste an einem Wintertag durch Schneegestöber nach Meilen. Im Stübchen sass hinter dem Schreibtisch Vater Schwarzenbach. Auch seine Frau war anwesend – mit prüfendem Blick. Ernst wurde nicht gerade herzlich empfangen, hielt dann aber offiziell um die Hand von Elsbeth an. Vater Schwarzenbach hatte sich vorgängig schon auf der Gemeinde Wädenswil über die Familie Haab und Ernst im Besonderen erkundigt, ob er keine Schulden habe und regelmässig seine Steuern bezahle. Da er nichts Nachteiliges in Erfahrung bringen konnte, erlaubte er Ernst und Elsbeth, eine Beziehung aufzubauen.
Die Ziviltrauung fand am Dienstag, 26. Februar 1946 in Wädenswil statt, die eigentliche Hochzeit am Donnerstag, 28. Februar in der Kirche Meilen. Da sich Ernst keinesfalls von dem liberal gesinnten Pfarrer und Konfirmator seiner Braut, Pfarrer Kirchhofer, trauen lassen wollte, wurde Pfarrer Richard Schwarz aus Wädenswil nach Meilen gebeten. Sein Trauspruch für die beiden war: «Ich und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen.» (Josua 24, 15). Da die gestrenge Stiefmutter fand, die Fotografiererei sei nicht nötig, existieren nur ganz wenige, heimlich geknipste Bilder dieses festlichen Anlasses. Die Hochzeitsreise führte die beiden für eine Woche ins Tessin.