Die wahre Geschichte der Guggenmusik Wadin Schränzer Wättischwil

Quelle: Walter «Cheesy» Tessarolo, Mai 2019

Die letzte Probe von Walter «Cheesy» Tessarolo als Wadin Schränzer fand in der Woche nach dem 6. Januar 2004 statt. An dieser Probe verabschiedete er Sich von seinen jahrelangen Guggen-Gspänli mit einer emotionalen Ode an «seine» Guggenmusik. Die Wädenswiler Fasnacht 2004 sollte seine ultimative letzte Fasnacht als Gugger und Wadin Schränzer sein.
 
Ode an die Wadin Schränzer zum 30jährigen Jubiläum
 
Won ich diä Musig’gründet han / da han ich nur eis Ziil
ich han wellè Musig machè / a dè Fasnacht z’Wädischwil
 
A dè erschtè Proob hèd’s grässlich töönt / das dörf ich hüt glaub sèègè
und will ich mir anders g’wöönt g’si bin / han ich müèssè G’höörschütz trèègè
 
Won ich diè Musi g’gründet han / da hènd è paari g’lached
aber irgndwènn hènd’s konstatiert / dass mir gueti Musig mached
 
Uf eimal hèd’s dènn doch na wellè / mir hènd einè chönè landè
bim „Nabucco“ sind ganzi Sèèl / uf dè Tischè obè g’standè
 
Won ich diè Musi g’gründet han / het ich’s mir nie la treumè
dass emal paar tuusig Lüüt / wègè öis tüend d’Strassè seumè
 
Ob Fribourg oder Florida / ob Viareggio oder Nizza
mir reised um die ganzi Wèlt / und ernääred öis vo Pizza
 
Won ich diä Musi g’gründet han / chammer z’Wädischwil vernää
dass öis nach spötischtens zèè Jaar / sicher nümm’ wird gää
 
und hüt, nach ganz g’nau drissig Jaar / sind iir na top-presänt
Wadin Schränzer Wädischwil / das hèd glaub ich nie ès Ènd
 
Uf die jungè Wadin Schränzer / da bin ich mächtig stolz
ich wirdè eifach s’G’füül nüd loos / iir sind us gliichem Holz
 
Jedes Jaar ès nöis Kostüüm / mit Motto und mit Grind
so wie mir ebè vor öi au / umè g’loffè sind
 
öies Röpertoir isch hüt modern / mer muess ja dè Tränd mithaltè
und trotzdäm hènd iir’s nüt vergèssè / diè schöönä Stuck, die altè
 
Im Namä vo dè altè Wadin’s / gratulier’ ich öi vo Härzè
zu öiem stolzè Jubeltag / entzünd ich imaginèri Chärzè
 
mir alli hoffed hüt ganz fescht / ich weiss, iir hènd das Ziil
irgendwènn sind iir die eltischt / Guuggèmusig z’Wädischwil
 
Als Gründer vo dè Wadin Schränzer / da hett ich na en Wunsch
ich wott kè Schnaps und au kè Bier / am wenigschtè èn Punsch
 
Ich wünschè mir / dass ihr na lang / è Supermusig sind
und jedes Jahr ès nöis Süschee / natürlich mit’me Grind
 
spiled na mèng’s Jahr eso / supergeili Musig
und tüend wiiterhin im Car chli blööd / und schnurred wiiter gruusig
 
ès Bonmot gib ich eui na uf dè Wèg / dènked immer dra
wèr sini eige G’schicht vergisst / dä wird kei Zuekunft ha
 
bliibed wiiter d’Wadin Schränzer / mit dèm b’sundere Esprit
dass ich wiiterhin voll Stolz chan sègè: ich bin au bi dänè g’sii
 
Nach 20 Jahren Mitgliedschaft in der legendären Märy Mäckers Guggè Bänd und der daraus entstandenen Sakkophonie 1958 Wädenswil gründete er nach der Fasnacht 1981 im Alleingang eine neue Guggenmusik, eben die Wadin Schränzer Guggenmusik Wättischwil.  Die Tatsache, dass in diesen Jahren mit der Sakkophonie 1958, der Trubadix und der Stadtgrübler bereits drei Guggen bestanden und mit der Galüpso Stiilbänd und den Tambouren zwei weitere Musikformationen an der Fasnacht auftraten, gestaltete sich die Suche nach geeigneten Interessenten recht schwierig. Cheesy hatte sich aber in den Kopf gesetzt, seine Guggenmusik ohne Abwerbungen bei den bestehenden Formationen Wirklichkeit werden zu lassen. Wen erstaunt es, dass es Cheesy innert kurzer Zeit gelang, 22 potentielle Neu-Fasnächtler für seine Idee zu begeistern. Die Erwähnten wurden per Brief am 27. April 1981 - dieses Datum gilt heute als Gründungsdatum - zur Info-Versammlung in das Sääli im Restaurant Schmiedstube eingeladen. Keiner der Anwesenden konnte von sich behaupten, ein Fasnächtler zu sein, aber alle waren von Cheesy’s Idee mit der neuen Guggenmusik begeistert und zwanzig Personen wollten unbedingt Mitglied der Wadin Schränzer werden. So weit so gut!
Ein kleines Problem bestand lediglich darin, dass, mit Cheesy und seiner Frau Christine, die neue Guggenmusik zwar stolze 22 Gugger zählte, von denen aber, ausser dem Tambour Cheesy, niemand wirklich ein Instrument gelernt hatte. Zum Glück gab es aber mehrere der neuen Wadin’s, die über ein gutes Musikgehör oder Rhythmusgefühl verfügten. Mögliche Wünsche für den Bläsersatz oder die Schlagwerk-Gruppe wurden, soweit möglich, erfüllt. Es mussten aber auch Wünsche abgelehnt werden, oder den entsprechenden Personen wurden willkürlich fehlende Instrumente zugeteilt. So geschah es, dass die Wadin Schränzer über die wohl zierlichste, aber nicht minder schlagkräftigste Paukistin weit und breit verfügten. Ein weiterer glücklicher Umstand war, dass über den Vater einer Guggerin, der zwar schon etwas ältere Röbi Bächler zu den Wadin Schränzer stiess. Röbi, ein gelernter Militärtrompeter, war es dann auch, der dem Bläsersatz an der ersten Probe im Mai 1981 nicht nur die Blastechnik, sondern auch die rudimentärsten Grundkenntnisse an Trompeten, Posaunen und Horn beibrachte. Ein weiteres Mal war das Glück den Wadin Schränzern hold. Rolf Burri, ein wahrer Künstler und Düftler vor dem Herrn, gab sich nicht mit halben Sachen ab. Er wollte seine Trompete beherrschen und ihr nicht einfach irgendwelche Töne entlocken. Kurzentschlossen meldete er sich bei einem Zürcher Jazztrompeter, um Musikstunden zu nehmen. Dieser Entschluss erwies sich in den folgenden 23 Jahren als segensreich für die Wadin Schränzer. Zum einen konnte man sich bald an schwerere Melodien als den «Schneewalzer» oder «La Paloma» wagen. Zum anderen zeichnete Rolf Burri über all die Jahre als Verantwortlicher bei der Herstellung des Grinden-Prototyps verantwortlich.
Cheesy hatte an der Versammlung vom 27. April 1981 zwei wichtige Voraussetzungen für die Wadin Schränzer verkündet. 1. Sollten die Wadin Schränzer jedes Jahr mit einem neuen Motto-Kostüm mit grossen Grinden erscheinen und 2. Sollten die neuen Kostüme dem Wädenswiler Publikum jeweils an der Premiere des Schnitzelbankfestes vorgestellt werden. Als Wädenswiler Guggenmusik hätten die Wädenswiler ein Anrecht auf die Erstbesichtigung des neuen Mottos, meinte Cheesy.
Der erste Auftritt der Wadin Schränzer wurde an der Fasnacht 1982 am Guggenmusiktreffen in Uznach Tatsache. Im Kostüm «Charivari», will heissen, dass Jede und jeder sich nach Gutdünken verkleiden durfte, getrauten sich die Wadin Schränzer unter so bekannte Guggen, wie die «Latärndlihöckler» oder die «Negro Rhygass». Natürlich waren auch die «Sakkophonie 1958» und die «Stadtgrübler» in Uznach anzutreffen und natürlich war nicht unbedingt eitle Freude über das Auftreten der Wadin Schränzer auszumachen. Ob dem grossen Anteil an weiblichen Wadin Schränzern, oder alten Sakkophonie-Kostümen mussten viel Sprüche wie, «Wiibermusig», «Kafi Grääm-Musig» oder «hènder kèi èigni Gwènder» über sich ergehen lassen. All diese Sprüche verstummten schlagartig, als sich 1982 an der Première des Schnitzelbankfest im Saal des Hotels Engel der Vorhang öffnete und die Wadin Schränzer mit dem Kostüm «Pink Panther» ihr erste Motto präsentierten. Der frenetische Applaus nach dem Auftritt war für die Wadin Schränzer Bestätigung, dass die Befolgung von Cheesy’s Credo der einzig richtige Weg zum Erfolg gewesen war. Es folgten viele prächtige Kostüme mit herrlichen Grinden.
Mit dem Beitritt von Cheesy’s Brüder Albert, ein blendender Klarinettist, und Werni Tessarolo, ein Tambour, zu den Wadin Schränzern, konnte ein weiterer Meilenstein gesetzt werden. Während Albi den Bläsersatz verstärkte, übernahm Werni die Spielleitung und reformierte das Repertoire mit den heute noch aktuellen Melodien «Aber Dich gibts nur einmal für mich» und weiteren Ohrwürmern zu denen man nicht nur mitsingen, sondern auch tanzen konnte. Die jährliche Erweiterung des Repertoires mit Schlagermelodien darf als Grundlage für den Erfolg der Wadin Schränzer bezeichnet werden.
Über viele Jahre wurde einem weiteren Auftrag von Cheesy ebenfalls nachgelebt. Aus Erfahrung war es ihm wichtig, dass es in jedem Jahr einem jungen, unverbrauchten Neu-Gugger ermöglicht sein sollte, in die Wadin Schränzer einzutreten. Es waren in der Folge, und um nur einige zu nennen, Personen wie, Sigi von Heyking, Chrigel Zürrer, Pitsch Wissmann, Karin von Heyking und Andreas Schüpbach, die über viele Jahre die Wadin Schränzer prägten und der Guggenmusik ihre eigenen Stempel aufdrückten. Es kann auch mit Fug und recht behauptet werden, dass Denis Moning und Eva Reuter als Spielleiterinnen der Wadin Schränzer einen überaus erfreulichen Einfluss auf den Fortbestand der Guggenmusik aufwiesen.
Dazu soll an dieser Stelle ein Erlebnis von Cheesy aus den Anfängen der Wadin Schränzer erzählt werden. Wie üblich, wollte Cheesy in einem Wädenswiler Restaurant einem Anwesenden ein Wadin Schränzer-Souvenir verkaufen. Wie üblich sollte das Souvenir zehn Franken kosten. Der Angesprochene, ein ehemaliges Mitglied einer anderen Wädenswiler Gugge lehnte das Angebot ab und erklärte Cheesy: «Wènn iir dènn emal s zèèjäärig Jubiläum hènd, chasch wiider cho und dènn chunsch dènn en Hunderter über». Es ist müssig zu bemerken, dass Cheesy den Genannten zehn Jahre später auf seine damalige Aussage machte, dieser sich aber nicht mehr daran erinnern konnte, oder besser gesagt, nicht mehr wollte!
Heute, und 37 Jahre später, sind die Wadin Schränzer an der Wädenswiler Fasnacht noch immer, und dies in bester Manier, präsent. Sie bestechen nach wie vor mit herrlichen Kostümen und einem Repertoire, dass der Zeit angepasst wurde, wobei aber auch immer an «alte» Zeiten erinnert wird. Keiner der Gründungs-Wadin Schränzer wird mehr in der Lage sein, die heute agierenden Wadin Schränzer zu kennen. Aber auch unbekannterweise verbinde sie eine nicht wegzudiskutierende Tatsache, nämlich die Mitgliedschaft bei der Guggenmusik Wadin Schränzer Wättischwil! Mögen ihr noch viele erfolgreiche Jahre an der schönsten Fasnacht in Wädenswil am Zürichsee beschieden sein.

1982: Mit dem Kostüm «Charivari» nach Uznach.

1982: erstes Motto «Pink Panther».

1983: Motto «Tuth ench Amun», Gewinner Umzug-Wanderpreis «Till Eulenspiegel».

1992: Motto «Phantom of the Opera».

2000: Motto «Sergant Pepper’s».

2001: Motto «Könige».

2007: Motto «Zauberer».

2012: Motto «Wellcome to Hell».  

2014: Motto «Schotten».

2019: Motto «EHC Wadin Schränzer».



Walter «Cheesy» Tessarolo
Gründer der Guggemusig Wadin Schränzer