Keine Einseitigkeit! Was Sie dort für die Jugend leisteten, blieben Sie da den Alten nicht schuldig. Altersstube, Altersnachmittage, Andachten in den Alterssiedlungen, Gratulationen zum 80., 90. und x-ten Geburtstag, was noch? Natürlich, niemals zu vergessen die Altersreisen mit Bahn und Car, die Sie als nimmermüder Cicerone vorbereiteten und mit strahlender Heiterkeit selbst dann durchführten, wenn der Himmel voller Bindfäden hing und Nebelschwaden Berg und Tal verbargen.Seitdem es die Altersreisen gibt, besteht das Leben vieler älter gewordener Mitmenschen aus 364 gewöhnlichen Tagen und jenem 365sten, den Sie mit Humor und Spass, ausgeklügelter Organisation und guter Laune zum Tag der Alltage krönten. Unvergesslich!
Am wärmsten ums Herz wird mir persönlich, wenn ich an Ihre Arbeit als Leiter der Sonntagschule − so hiess sie damals noch − denke. In Stichworten: genaue Vorbereitung, ein Hinweis aus der Praxis, wie man dieses und jenes sich vorstellen müsse und es auch darstellen könne, ein Beispiel aus dem Erlebniskreis des Kindes, wie sich eine biblische Geschichte erhellen lasse und die Freiheit, die Sie den Laienlehrern zur Entfaltung persönlicher Initiative gaben. Eine schöne Zeit! Und dann Weihnachten! Der «Päcklimärt» auf der Pfarrhausdiele, das «Strüpfeln» der Kerzen, damit sie auch brennen, wenn Herr Bodmer die Funken in den Baum setzt. Die Feier selbst, das von den Kindern eingeübte «Programm», und dann Ihre «Geschichte» mit den mitgehenden jungen, mittelalterlichen und älteren Zuhörern. Die einen mit Ah und Oh und Zwischenrufen, die andern leise schmunzelnd und sich in die Vergangenheit zurücktastend. Als begabter Erzähler und Darsteller schlugen Sie alle in Bann, und immer servierten Sie irgendwann eine Cremeschnitte, einen Mohrenkopf oder ein Meringue − nur geistige natürlich, wegen der Bänke! −, aber das Wasser lief doch jedem im Munde zusammen bei soviel geschwungenem Nidel, Zuckerguss und ... und ... Glückliche Erinnerung!
Gemeindepfarrer waren Sie, haben wir eingangs festgehalten, das immer zuerst und vor allem! Um es zu bleiben, haben Sie ehrenvolle Ämter ausgeschlagen, einige wenige haben Sie angenommen. Was Sie als «praktizierender Pfarrern erfuhren und dachten, sollte auch leuchten im kleineren Vaterland der Zürcher Kirche. Synodale waren Sie, Präsident des Synodalvereins, Abgeordneter der Synode in den Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund − wieviel beinhaltet diese nüchterne Aufzählung! − und wieder zurück zum Bezirk, hier Dekan während zwanzig Jahren. Pfarreinsätze und − abschiede, Sitzungen der Bezirkskirchenpflege, Seelsorge an Amtsbrüdern, kurz ein Bündel voller Aufgaben, innerem Mitgehen und Begleiten!
Vier Jahrzehnte − was schliessen sie alles ein? Freude und Schmerz, Sorge und Ärger, wieviel noch? Selbst wenn vieles nicht am Schnürchen lief, Sie beschäftigte und belastete oder gar «über die Leber kroch» − trotz allem, Ihr Wesen blieb heiter und fröhlich, nach aussen wenigstens. Immer wieder brach der Satz des Liedes «Die Sonne, die mir lachet, ist mein Herr Jesus Christ, das was mich singen machet, ist was im Himmel ist» in Ihnen durch.