100 Jahre Samariterverein Rotes Kreuz Wädenswil, 1889−1989

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 2014 von Peter Ziegler

1889
Auf Einladung der Lesegesellschaft Wädenswil hält Pfarrer Hirzel aus Zürich am 8. Dezember im Sekundarschulhaus einen öffentlichen Vortrag über die Genfer Konvention vom Roten Kreuz. Anschliessend versammeln sich viele Zuhörer im Restaurant «Frohsinn» und beschliessen dort, eine Rotkreuzsektion Wädenswil zu gründen. Eine Kommission unter dem Vorsitz von Pfarrer Jakob Pfister arbeitet Statuten aus und beginnt Mitglieder zu werben.
 
1890
Die erste Generalversammlung vom 16. März genehmigt die Statuten des «Vereins vom Roten Kreuz, Sektion Wädensweil». Der Vereinszweck wird darin wie folgt umschrieben: «Im Kriegsfall Organisierung der freiwilligen Hilfstätigkeit für den Sanitätsdienst, in Friedenszeiten Veranstaltung von Samariterkursen zur Ausbildung von Sanitätspersonal; Anlegung eines Krankenutensilien- und Verbandmaterialdepots; weitere Aufgaben zur Förderung der Sache des Roten Kreuzes.» Die Gründungsmitglieder wählen Pfarrer Pfister zum ersten Präsidenten und Robert Haab, den nachmaligen Bundesrat, zum Aktuar. Kassier Arnold Hauser-Streuli kann von 133 Mitgliedern die ersten Beiträge einziehen.
 
1914
Der Rotkreuzverein Wädenswil ist manchen Mitgliedern zu wenig aktiv. Nach einem Vortrag über Zweck und Ziel der Samaritertätigkeit beschliessen daher einige Unzufriedene am 8. Januar im Gasthaus Sonne die Gründung eines Samaritervereins Wädenswil. In dessen Vorstand werden am 8. Februar gewählt: Hans Häberling, Präsident; August Furrer-Rusterholz, Vizepräsident; Frl. Eugster, Aktuarin; Frl. Emilie Brupbacher, Quästorin; Albert Stocker, Materialverwalter. Als Vereinsarzt kann Dr. Bürgi gewonnen werden, als Übungsleiter A. Kunz in Horgen.
 
1915
Rotkreuzverein Wädenswil und Samariterverein Wädenswil schliessen sich zusammen. Der neue Verein heisst nun «Rotkreuz-Zweigverein des Bezirks Horgen, Sektion Wädenswil». Die Wädenswiler Samariter besuchen erstmals eine Feldübung, organisiert vom Samariterverein Rüschlikon.
 
1917
Der Verein wählt mit Hans Häberling, der die Gefreitenschule in Basel besucht hat, erstmals einen Übungsleiter aus eigenen Reihen. Ihm steht Frl. B. Rusterholz als Hilfslehrerin zur Seite. Am 6. Juli werden schwerverletzte Österreicher auf ihrer Durchreise verpflegt. Die Sektion erhält den Auftrag, bis zum 15. Januar 1918 40 Soldatenhemden anzufertigen und abzuliefern.

1918
Mit dem Aufbau einer ersten Alarmorganisation werden die Vereinsmitglieder für Hilfeleistungen verschiedenen Kreisen zugeteilt. Bei allfälligen Eisenbahnunglücken hätten die Wädenswiler die Stationen Au, Wädenswil und Burghalden mit Samaritern zu bedienen. – Während der Grippe-Epidemie führt der Verein vom Oktober 1918 bis März 1919 ein Notspital im alten Eidmattschulhaus. Insgesamt werden hier 378 Patienten betreut. Der höchste Tagesbestand wird mit 76 Erkrankten erreicht; es sind auch 9 Todesfälle zu verzeichnen.
 
1919
Abschluss einer Unfallversicherung.
 
1921
37 Teilnehmer besuchen einen Samariterkurs unter der Leitung von Dr. Hess.
März 1919: Die Grippe-Epidemie ist abgeflaut, das Notspital im Alten Eidmattschulhaus kann geräumt werden.

Ärzte und Pflegepersonal − zum Teil Mitglieder des Samaritervereins Wädenswil − vor dem Notspital im Alten Eidmattschulhaus, März 1919.


1922
Es wird beschlossen, ein Krankenmobilien-Magazin zu schaffen.
 
1923
Der Verein zählt 53 Aktiv- und 420 Passivmitglieder. Frau Pfister wird Verwalterin des neuen Krankenmobilien-Magazins.
 
1927
Der Verein abonniert die Samariterzeitung.
 
1930
Beim Sandhof soll «wegen der Gefährlichkeit der Strassenverhältnisse» ein Sanitätsposten errichtet werden. − Der Wert des Übungsmaterials beziffert sich auf 1113.45 Franken. − Hans Häberling führt anlässlich einer Übung den «Draegers-Pulmotor» vor; der Apparat würde im Notfall von den SBB zur Verfügung gestellt.
 
1932
Der Vorstand lehnt den Beitritt zum Schweizerischen Samariterbund ab.
 
1934
Die Sektion beteiligt sich an einer Ernährungs-Ausstellung in der Konzerthalle Wädenswil.
 
1935
Für den Postendienst wird ein Zelt angeschafft. Der Verein zählt 44 Aktiv- und 199 Passivmitglieder sowie ein Ehrenmitglied.
 
1936
Der Verein erhält dreissig Damen-Gasmasken. Für militärische Einquartierungen werden Krankenzimmer bereitgestellt.
 
1938
60 Damen und 31 Herren leisten während des Zürcher Kantonalturnfestes in Wädenswil vom 16. bis 18. Juli Samariterdienst, insgesamt 2191 Stunden. Es wurden 909 Unfallrapporte ausgefüllt.
 
1939
Jubiläumsfeier zur Erinnerung an die vor 50 Jahren erfolgte Gründung des Roten Kreuzes Wädenswil. Während der Grippe-Epidemie werden unter anderem 30 Eisenbetten mit Matratzen gekauft. Das Krankenmobilien-Magazin ist nun im «Rosenhof» untergebracht und wird neu von Frau E. Gattiker verwaltet.
 
1942
Das Armeekommando hat das Krankenhaus Wädenswil als Territorialspital bestimmt. Es hätte im Notfall 150 Patienten aufzunehmen. Der Verein sichert Mithilfe bei der Pflege und in der Hauswirtschaft zu. − Für den Patiententransport wird ein Velo mit Anhänger angeschafft.
 
1944
Wegen Fliegeralarm kann die Vorstandssitzung vom 24. Januar erst um 21 Uhr beginnen.
 
1945
Der Gemeinderat erhöht den jährlichen Beitrag an das Rote Kreuz Wädenswil von 600 Franken auf 1500 Franken. − Vom 15. November bis 22. Dezember helfen Mitglieder des Roten Kreuzes 79 Patienten im Diphterie-Notspital betreuen.
 
1946
Aktivmitglieder müssen fortan jährlich fünf Übungen besuchen.
 
1948
Während der Eisenbahnkatastrophe vom 22. Februar leisten viele Samariter Hilfe. Aus den Trümmern werden 22 Tote, 18 Schwerverletzte und zahlreiche Verwundete geborgen. − Die Rotkreuz-Sektion Wädenswil schliesst sich dem Schweizerischen Samariterbund an.
 
1949
Im Oktober werden in Wädenswil Kleider im Gesamtgewicht von 300 Kilogramm gesammelt.
 
1951
An der ersten Blutspende-Aktion, am 28. Mai, stellen sich 129 Spender zur Verfügung. − Dr. med. Kurt Ritzmann leitet seinen ersten Samariterkurs.
 
1959
In Wädenswil findet ein von Dr. med. Peter Ochsner geleiteter Hilfslehrerkurs statt.
 
1964
An der diesjährigen Generalversammlung hält Hans Eschmann am 22. Februar einen Vortrag über «75 Jahre Rotes Kreuz Wädenswil».
 
1966
Am 25. Januar beginnt der erste Nothelferkurs.
 
1970
Auf Wunsch des Gemeinderates wird über die Wochenenden ein Pikettdienst für die Ablösung der Krankenwagenchauffeure organisiert. − Aus der Kleidersammlung können 25 Tonnen Alttextilien abgeliefert werden.
 
1973
Als Nachfolger von Frau E. Gattiker übernimmt Gilbert Pause die Verwaltung des Krankenmobilien-Magazins.
 
1974
Die Blutspende-Aktion vom 1. Oktober findet erstmals in der SanitätshilfssteIle Fuhr statt.
 
1975
Dr. med. Hanspeter Wick wird − neben Dr. med. Cornel Fürst − zweiter Vereinsarzt. − Im Frühling kann das neue Vereinslokal im alten Gewerbeschulhaus bezogen werden. − Für die neuen Nothelfer- und Samariterkurse wird ein Hellraumprojektor angeschafft.
 
1976
Anschaffung eines Filmapparates.
 
1984
Dieses Jahr spenden 1066 Einwohner von Wädenswil und der Au Blut.
 
1987
Nach einer Statutenänderung heisst der Verein neu «Samariterverein Rotes Kreuz Wädenswil».
 
1989
Hundertjahrfeier mit Jubiläums-Generalversammlung und Tag der offenen Tür. Präsident Josef Bachmann verfasst eine Festschrift, welche auch als Grundlage gedient hat für diesen historischen Abriss.

Die Mitglieder des Samaritervereins Rotes Kreuz Wädenswil im Jubiläumsjahr 1989.





Peter Ziegler


Vereinspräsidenten

1889–1914 Pfarrer Jakob Pfister
1914–1919 Hans Häberling
1919–1921 August Furrer-Rusterholz
1921–1923 Eduard Kuhn sen.
1923–1931 Oskal Schudel sen.
1931–1959 Hans Häberling
1959–1974 Hans Staub
1974–1981 Gottfried Aschmann
1981–1989 Josef Bachmann