WALSER, ROBERT (1878−1956)


* 15. April 1878 in Biel, † 25. Dezember 1956 nahe Herisau, bekannter Schweizer Schriftsteller.
Romane: «Geschwister Tanner» (1907), «Der Gehülfe» (1908), «Jakob von Gunten» (1909), «Theodor» (1921, verschollenes Werk). Walsers Talent als Schriftsteller wird in literarischen Kreisen gelobt, beim Publikum hat er zu Lebzeiten keinen Erfolg.
Vater gelernter Buchbinder, Mutter «gemütskrank», sieben Geschwister. Kindheit und Jugend in Biel. Aus finanziellen Gründen vorzeitiger Abbruch des Progymnasiums. Lehre bei der Berner Kantonalbank in Biel. 1895 Umzug nach Stuttgart, Anstellung als Schreiber in der Union Deutsche Verlagsgesellschaft. Grosse Begeisterung für Theater, vergeblicher Versuch, Schauspieler zu werden. 1896 Rückkehr in die Schweiz. Wechselnde Anstellungen als Büroangestellter und Schreibkraft, häufige Wohnortswechsel. 1898 erste Veröffentlichung von sechs Gedichten. 1903 Rekrutenschule, ab Sommer Anstellung als Büroangestellter (Gehülfe) beim Ingenieur und Erfinder Carl Dubler in der Villa Abendstern in Wädenswil. Prägende Zeit für den jungen Walser, Stoff für den autobiografischen Roman «Der Gehülfe», der in Wädenswil spielt.
1905 Umzug nach Berlin, Ausbildung als Diener. Verschiedene Anstellungen, u.a. Sekretär der Künstlervereinigung «Berliner Secession». Kontakte zu Literaten-, Verleger- und Theaterkreisen. In Berlin verfasst er Romane und Prosastücke. 1913 Rückkehr nach Biel. Freier Schriftsteller, der kaum seinen Lebensunterhalt bestreiten kann. Militärdienst im Ersten Weltkrieg, zunehmende Isolation und psychische Probleme. 1929-1933 erster Aufenthalt in psychiatrischer Klinik Waldau bei Bern, verfasst weiterhin Gedichte und Prosatexte. Ab 1933 Unterbringung in Heil- und Pflegeanstalt Herisau. Liebt lange, einsame Spaziergänge, stirbt am Weihnachtstag 1956 an einem Herzschlag bei einer Wanderung durch ein Schneefeld. (dbi)