Auf den Spuren der Familie Gessner
Quelle: Rundgang I durch Wädenswil, Publikation 1989 von Peter Ziegler
13 Blick vom Turm der reformierten Kirche auf den Rosenmattpark und die Gegend am «Plätzli», 1983.
22 Gestaltungsplan für den Rosenmattpark, um 1906 entworfen von Evariste Mertens.
1938 starb der Sohn von Emil Gessner-Heusser, Hans Ernst Emil Gessner, als letzter männlicher Vertreter des einst bedeutenden Geschlechts. Die Erbgemeinschaft erklärte sich bereit, die Villa Rosenmatt zum Preise von 50 000 Franken an die Gemeinde Wädenswil abzutreten unter der Bedingung, dass der Park nicht überbaut werde, sondern für alle Zeiten der Öffentlichkeit erhalten bleibe. Die Gemeinde nahm die Offerte an und kam damit zu einer Grünfläche mit wertvollem Baum- und Strauchbestand mitten im Zentrum.
Der am nordöstlichen Rand des Rosenmattparks gelegene Fachwerkbau Friedbergstrasse 1 wurde 1907 als Wirtschaftgebäude zur Villa Rosenmatt erstellt. Der Bau im Heimatstil enthielt im Erdgeschoss ursprünglich Stallungen. Eine Pergola verbindet ihm mit dem 1912 entstandenen neuklassizistischen Gartenpavillon mit Säulen unter gebrochenem Zeltdach mit Urnenaufsatz.
16 Fachwerkbau Friedbergstrasse 1, erstellt 1907.
14 Büste von Bundesrat Walther Hauser.
15 Büste von Bundesrat Robert Haab.
18 Park und Villa Rosenmatt von Südosten, 1989.
Tür- und Fenstereinfassungen bestehen im Unterbau aus Granit, in den darüberliegenden Geschossen aus Sandstein. Veranden und Balkon aus Holz sowie die Terrasse auf der Südostseite, ein repräsentatives Vorzeichen auf der Nordostseite, ein risalitartig vorspringender Balkon auf der Südwestseite sind Beispiele für den Formenreichtum des Gebäudes. Sein historischer Charakter tritt in der Gestaltung der Fenster besonders deutlich hervor, stehende und liegende Fenster mit waagrechtem oder gestaffeltem Sturz, oder mit Rund-, Stich-, Korb- oder Spitzbogenabschluss. Fensterkreuze, gekehlte Gewände mit volutenartigem Zierelement, Fenstergitter, Sprossenfenster, Glasmalereien mit Jungendstilmotiven sind weitere Variationen der Fenstergestaltung. Beachtung verdienen der aus Sandstein gehauene Alder an der Ostecke und die Plastik des den Drachen tötenden Georg auf Keramikhintergrund an der Nordostfassade.
19 Villa Rosenmatt. Balkon an der Südecke.
20 Villa Rosenmatt. Kunstvolle Dachaufbauten.
21 Georg tötet den Drachen. Plastik auf Keramikhintergrund an der Nordostfassade der Villa Rosenmatt.
1979 bezeichnete der Zürcher Regierungsrat die ehemalige Villa Gessner als kunst- und kulturhistorisches Schutzobjekte von regionaler Bedeutung. Die 1988 nach neusten Grundsätzen und Erkenntnissen der Denkmalpflege mit grossem handwerklichem Können ausgeführte Aussenrestaurierung gab der Villa Rosenmatt - der Hausname findet sich zusammen mit dem Baujahr 1899 im Sturz des Eingangsportals auf der Nordwestseite – ihren ursprünglichen Glanz zurück. Mit ihrer Vermischung von Elementen des Historismus und des Jugendstils ist sie ein schönes Beispiel für feines Architekturempfinden in der Zeit um 1900. Aber auch dem einstigen Besitzer Emil Gessner-Heusser begegnet der aufmerksame Betrachter des Bauwerks noch auf Schritt und Tritt. So im Familienwappen an der Südecke, im Monogramm GH (Gessner-Heusser) im geschmiedeten Gitter der Haustüre oder in den lateinischen Sinnessprüchen, welche der Erbauer über den Schwellenbalken seiner Pforte in Holz schneiden liess: «pax intrantibus» (Friede den Eintretenden) und «salus exeuntibus» (Heil den Hinausgehenden).
Auch die im Jahre 1900 geschaffene
Brunnenanlage im Parkabschnitt südwestlich des Kirchgemeindehauses erinnert – wie der 1939 in Gessnerweg umbenannte Schulweg – an die einige Besitzerfamilie Gessner. Die Sandsteinskulptur rechts stellt den Zürcher Buchdrucker und Zunftmeister zur Saffran, Andreas Gessner, (1482−1568) dar, die Figur links den auch auf der heutigen Fünfzigernote abgebildeten Naturwissenschafter Conrad Gessner (1516−1565).
17 Villa Rosenmatt. Baudatum 1899 an der Südecke.
23 Brunnenanlage von 1900 im Rosenmattpark.
24/25 Rosenmattpark: Statuen von Andreas und Conrad Gessner.
26 Bauten am Fuss des Kirchhügels, um 1770. Links das Dorfschulhaus am Standort des heutigen «Rosenhofs».
Weil eine mechanische Seidenweberei in den bisherigen Geschäftsräumen im «Rosenhof» nicht eingerichtet werden konnte, bewegte Emil Gessner-Heusser seinen Vater im Jahre 1880, im Neuwiesenquartier einen grosszügigen Fabrikneubau zu errichten. Die vom Wädenswiler Architekten
Karl Schweizer (1843−1912) geplante
Weberei mit Kesselhaus und Hochkamin war 1882 vollendet und wurde 1889, 1895 und 1898 erweitert.
Dem fortan als Wohn- und teils als Geschäftshaus dienenden «Rosenhof» mit seinen vier achsialsymmetrisch gestalteten Fassaden und auffallend hohen Fenstern im dritten Obergeschoss baute man 1894 auf der Nordwest- und auf der Südostseite zweigeschossige Zinnenbauten an. Der auf der Südwestseite weit aus der Fassadenflucht vorspringende Treppenturm scheint ebenfalls nachträglich errichtet worden zu sein. Sollten sich die Stimmberechtigten für die Erstellung des geplanten Gemeindesaales entscheiden, würde der «Rosenhof» abgebrochen.
27 Der «Rosenhof» in den 1890er Jahren. Links das Pfarrhaus, rechts das Haus zur Sonne und das Gewerbehaus Schönenbergstrasse 3.