Öffentliche Dienste
Quelle: Die Au gestern - heute, Publikation 1984 von Peter Ziegler
Wasserversorgung
Seit den 1920er Jahren beklagten sich die Bewohner der Au, deren Häuser und Wohnungen an die private Wasserversorgung von Gottlieb Haab im Steinacher angeschlossen waren, bei der Gesundheitskommission über die Qualität des gelieferten Quellwassers. Die Behörden waren bestrebt, Abhilfe zu schaffen. Durch Beschluss der Gemeindeversammlung vom 3. April 1927 erwarb die Politische Gemeinde Wädenswil das private Leitungsnetz samt dem Reservoir Langwies, und gleichzeitig liess sie sich einen Kredit sprechen für den Bau eines Pumpwerks am Südfuss des Auhügels, welches für die Wasserversorgung Au 300 Minutenliter Grundwasser liefern konnte. Das sich unter dem Schottergebiet der Au ein Grundwasserbecken erstreckte, hatte man auf Anraten des Zürcher Geologen Jakob Hug schon im Sommer 1927 durch Sondierbohrungen festgestellt. Seit 1929 verfügt auch die Au über einwandfreies Trinkwasser. Noch waren nicht alle Höfe an die öffentliche Wasserversorgung angeschlossen. Der Weiler Unterort wird erst seit 1950 aus dem Gemeindenetz versorgt.
52 Tafel am – heute verschwundenen – Wasserreservoir Langwies.
53 Pumpwerk am Südfuss des Auhügels.
54 Rohwasserpumpwerk Au-Haabe, 1977.
Bei einem Betriebsdruck von 12 bis 13 atü werden nun pro Tag maximal 40 000 Kubikmeter Seewasser zum Appital hinaufgepumpt. Durch Mehrfachfiltration und intensive Oxidation mit Ozon wird das Seewasser hier zu bestem Trinkwasser aufbereitet.
55 Kläranlage Rietliau, vor dem Bau der beiden Faultürme, 1983.
Nachdem die Anlage während einiger Jahre in Betrieb war, beklagten sich die Anwohner über durch die Schlammbelüftung verursachte Lärm- und Geruchsimmissionen. Im Herbst 1976 setzte man deshalb die beiden Schlammbelüftungsbecken ausser Betrieb und gab den Frischschlamm an die Landwirtschaft ab. 1982 bewilligten das Parlament und die Stimmberechtigten einen Kredit von 7 700 000 Franken für die Sanierung der Abwasserreinigungsanlage Rietliau. In zwei 15 Meter hohen Faultürmen, die sich im Sommer 1984 im Bau befanden, lässt man den pasteurisierten Frischschlamm künftig ausfaulen. Das im Faulprozess anfallende Biogas wird für die Wärme- und Stromproduktion wiederverwendet. Die Kläranlage ist heute mit zirka 70 bis 80 Prozent ausgelastet. Ob künftig auch eine vierte Reinigungsstufe eingebaut wird – eine Abwasserfiltration – ist noch nicht entschieden. Standortmässig wäre dies möglich, allerdings müsste ein Teil des Parkplatzes Rietliau beansprucht werden.
Kehrichtdeponie Winterbergholz
Kurz nach 1900 wurde die Kehrichtdeponie der Gemeinde Wädenswil auf dem Seeplatz eingestellt. Im Jahre 1907 schloss die Gemeinde mit G. Scheller am Mittelort einen Vertrag ab, wonach der Dorfkehricht auf seinem Grundstück am See geführt werden durfte. 1913 war die Gemeinde wieder auf der Suche nach einem Ablagerungsplatz. Während vieler Jahre wurde der Kehricht aus Wädenswil an einer Halde am Südostrand des Winterbergholzes deponiert. Mit der Ausdehnung des Siedlungsgebietes in der Au wurde der Güselhaufen immer störender. Immer häufiger beklagten sich die Anwohner über Rauch- und Geruchsbelästigungen. Wegen Überfüllung und kantonaler Auflagen musste die Kehrichtdeponie 1962 aufgegeben werden.
Schiessstand Steinacher
Von 1859 bis 1894 schossen die Wädenswiler Schützen auf dem
Schiessplatz Rotweg am Dorfrand von Wädenswil. Der Stand in Siedlungsnähe befriedigte aber nicht mehr; die Behörde suchte darum einen neuen Standort. Am 3. Mai 1894 wurde der
Schiessstand Steinacher dem Betrieb übergeben. Obwohl er im Jahre 1907 auf 400 Meter erweitert worden war, genügte er den Anforderungen bald nicht mehr und musste 1915 für das neue Gewehr Modell 1911 gesperrt werden. Nun sahen sich die Wädenswiler gezwungen, ihre Übungen in die Schiessanlagen der umliegenden Gemeinden zu verlegen. Der Brand der Scheibenständer auf 300 Meter und auf 400 Meter in der Nacht vom 29. auf den 30. März 1919 zwang die Gemeinde, die Schiessplatzfrage rascher zu lösen. Eine erste Vorlage wurde an der Gemeindeversammlung vom 30. November 1919 zurückgewiesen, mit dem Auftrag eine billigere Lösung zu suchen. Schliesslich bewilligte die Gemeindeversammlung vom 11. April 1920 eine auf 16 Scheiben reduzierte Schiessanlage, die 1922 eingeweiht wurde.
Zunehmende Bautätigkeiten in der Au machte schon zu Beginn der 1960er Jahre die Verlegung des Schiessstandes Steinacher wünschbar. Da sich auch die Erneuerung des Schiessstandes Richterswil aufdrängte, arbeiteten die beiden Gemeindebehörden ein Projekt für eine gemeinsame Schiessanlage auf Beichlen Wädenswil aus.
57/58 Schiessstand Steinacher, 1894-1969/81.
In der Urnenabstimmung vom 1. Juni 1969 wurde aber diese Vorlage abgelehnt. Nachdem der eidgenössische Schiessoffizier im August 1969 die Schliessung des Standes Steinacher verfügt hatte, mussten die Schützen ihre ausserdienstliche Schiesspflicht wieder in den Nachbargemeinden erfüllen, den die Gemeindeversammlung vom 17. Dezember 1969 verweigerte auch einen Kredit für die Erstellung von Schiessblenden und neuen Kugelfängen im Steinacher. Es dauerte nahezu zehn Jahre, bis ein reduziertes Projekt für einen Schiessstand Beichlen im dritten Anlauf in der Urnenabstimmung vom 27. Februar 1978 angenommen wurde. Nach einer Bauzeit von rund anderthalb Jahren konnte die Anlage am 13. August 1980 für den Schiessbetrieb freigegeben werden. Scheibenstand und Schützenstand Steinacher wurden 1981 abgebrochen.