Verkehr

Quelle: Die Au gestern - heute, Publikation 1984 von Peter Ziegler

Strassen und Brücken

Die 1925 vom Verkehrsverein Wädenswil herausgegebene Reliefkarte der Gemeinde Wädenswil zeigt in der erst locker überbauten Au nur wenige, dafür zum Teil recht alte Strassenzüge. Bergseits der Bahnlinie verlief die in den 1830er Jahren angelegte Seestrasse, welche damals die «alte» Landstrasse ersetzte. Diese stieg beim Meilibach zum Unterort an und zog sich dann über Mittel- und Oberort gegen die Seefahrt hin. Wichtigste Hauptverbindung vom See zum Berg war die heutige alte Steinacherstrasse, welche vom Oberort am Schützenhaus und Hof Steinacher vorbei durchs Grossholz gegen die Hintere Rüti führte. Beim Schützenhaus zweigte der Winterbergweg ab. Vom Unterort zog sich je ein Weg zum Langacher und zur Gottshalden hin. Vom Steinacher erreichte man über den Brunnenhof die Station Au. Zu den einzelnen Gehöften führten Wiesen- und Feldwege.
43 Ausschnitt aus dem Siegfried-Atlas, Blatt 228, von 1884/1932.

Mit der Bautätigkeit wurden auch in der Au neue Strassen nötig. Die 1962 eingeweihte Strassenüberführung im Mittelort überbrückte Seestrasse und Eisenbahnlinien, ersetzte einen gefährlichen SBB-Niveau-Übergang und erleichterte die Zufahrt zur Halbinsel Au und zum Mittelort.
44 Johannes-Hirt-Strasse, 1983.

47 Ortsautobus beim «Schützenhaus», 1982.

Als Zufahrt aus den Wohngebieten der Au zur Zugerstrasse und zum 1966 eröffneten Autobahnanschluss Neubüel erstellte man ab 1970 in drei Etappen die neue Steinacherstrasse. Das Zwischenstück Schützenhaus bis Langwies (Etappe II) konnte erst 1980/81 ausgeführt werden, nach der Verlegung des Schiessplatzes vom Steinacher nach Beichlen. Als neue Erschliessungsstrassen im Ort entstanden unter anderem die Johannes-Hirt-Strasse (benannt nach Johannes Hirt, 1873−1930, Lehrer im Ort von 1902 bis 1930) und die General-Werdmüller-Strasse. Der Verkehrsverbesserung dienten der Bau der Fussgänger-Unterführung beim Bahnhof Au (1972), der Personenüberführung in der Rietliau (1977) und der Ausbau der Einmündung der Alten Landstrasse in die Seestrasse (1981).
45 Brunnenhof und Mittelort Au, 1971.

«Halbinsel Au» ist eine Station der Zürichsee-Schiffahrts-Gesellschaft. Die Au verfügt seit 1875 über einen eigenen Bahnhof und ist mit Wädenswil über die Autobuslinien 1 (Seegut) und 2 (Appital) verbunden.

Der Bahnhof Au

Im Jahre 1872 hatte die Gemeinde Wädenswil das Subventionsanleihen der Nordostbahngesellschaft unterstützt und gleichzeitig den Bau einer Bahnstation Au gefordert. Diesem Wunsche wurde entsprochen: 1875 war die Station Au betriebsbereit. Der Bahnhof diente aber anfänglich nur dem Personenverkehr. Erst 1892 baute man die Anlage in der Au zur Vollstation aus. 1925, im Zusammenhang mit dem Ausbau auf Doppelspur, erstellten die Bundesbahnen den Zwischenperron mit dem schienenfreien Zugang. Im Februar 1930 wurde die fünfzig Meter lange Perronüberdachung vollendet.
Da der Zugang zum Bahnhof Au durch starken Verkehr auf der Seestrasse immer mehr behindert wurde, entschlossen sich die Behörden im Jahre 1970 zum Bau einer Personenunterführung, durch die man von der Brunnenhofstrasse unter der Seestrasse hindurch direkt auf das Bahnhofareal gelangen kann.
Schon in den 1960er Jahren planten die SBB den Bau eines betrieblich modernen und von den räumlichen Verhältnissen her zufriedenstellenden Bahnhofs in der Au. Aber immer wieder wurden wichtigere Bauvorhaben vorgezogen. Im Oktober 1978 gab man grünes Licht für den Bahnhofneubau in der Au. Im März 1980 wurde der alte Bahnhof – zum Bedauern mancher Anwohner – abgebrochen. 1981 war der am gleichen Standort erstellte Neubau bezugsbereit. Er enthält das ebenerdig gelegene Stationsbüro mit Schalterhalle und Gepäckraum und einem zweistöckigen Wohntrakt mit einer 41/2-Zimmer-Wohnung für den Stationsvorstand. Nun erinnert in der Au nur noch der Güterschuppen von 1892 an die Anfangszeiten des Eisenbahnverkehrs am linken Ufer des Zürichsees. Wie lange noch?

46 Unterführung beim Bahnhof Au, 1977.
48 Bahnhof Au, 1875-1980.
49 Abbruch des Bahnhofs Au, 1980.
50/51 Alter und neuer Bahnhof Au.

Für den Bahnhof Au nennt das Statistische Jahrbuch 1983 der SBB folgende Zahlen: Einnahmen aus dem Güterverkehr: 410 000 Franken
Verkaufte Einzelbillette: 45 674
Verkaufte Abonnemente: 5494
Einnahmen aus dem Reiseverkehr: 768 000 Franken.

Das Postbüro Au

Bis zum 1. Dezember 1886 wurden die Postsendungen für die Au von Wädenswil aus zugestellt. Dann eröffnete man im Nebengebäude des Hauses Huber zum Brunnenhof eine Postablage. Diese wurde 1909 zum Postbüro erhoben. Das Postlokal befand sich fortan an der Seestrasse 313, in jenem Haus, das später den Konsum der Landwirtschaftlichen Genossenschaft Au beherbergte und in dem die Molkereigenossenschaft Wädenswil seit 1966 eine Filiale führt. 1913 verlegte man die Post ins Haus Hottinger ob der Au, nachmals Restaurant «Ausee». Von 1915 bis 1958 war das Postbüro im Restaurant Bahnhof eingerichtet. Seit dem 24. März 1958 befindet sich die Post Au in hellen Räumen der Zentrumsüberbauung an der Riedhofstrasse, in der Nähe der SBB-Station. Seit 1964 ist Au/Zürich die Postleitzahl 8804 zugeordnet.
Zur Zeit des Zweiten Weltkrieges genügte für den Zustelldienst in der Au ein Briefträger; die Posthalterin ihrerseits trug die Post auf der Halbinsel aus. 1955, als die Au 285 Haushaltungen zählte, waren neben dem Posthalter, Paul Leimbacher, zwei Briefträger angestellt. In den 1960er Jahren gab es in der Au zwei Briefträger und einen Paketboten und im Sommer 1984 ausser dem Posthalter drei Briefträger, einen Paketboten und drei Privatbriefträger.




Peter Ziegler