Vereine

Quelle: Hütten, Publikation 1987 von Peter Ziegler

Auch in Hütten sind die Vereine zu einem guten Teil Träger des dörflichen Lebens. Der Feldschützenverein Hütten ist der älteste Dorfverein. Der geht zurück auf eine Schützengesellschaft, die 1773 – ein Jahr nach der Errichtung des Schiessstandes – entstand und besonders von Ehrengaben lebte, die anlässlich von Haus- und Landverkäufen oder von Hochzeiten gestiftet wurden. Neben der Schützengesellschaft mit vor allem älteren Mitgliedern bildete sich um die Mitte des 19. Jahrhunderts ein Feldschützenverein, welchem die jüngere militärpflichtige Mannschaft angehörte. 1872 fusionierten die beiden Vereine zur Feldschützengesellschaft Hütten. Deren Statuten von 1873 hielten im Zweckparagraphen fest, man wolle sich im Zielschiessen mit Ordonnanzgewehren üben und jährlich fünf Übungen und ein Feldschiessen durchführen. Die 1875 angeschaffte seidene Fahne mit dem Gemeindewappen – ein Werk des Kunstmalers Benz in Zürich – wurde 1903 durch eine neue abgelöst. Immer wieder erzielten die Hüttner Schützen gute Resultate: 1922 zum Beispiel belegte man in Alpthal den ersten Rang von 19 Gruppen und 1930 in Pfäffikon den ersten Rang von 43 Gruppen. Nach einer Krise um 1960 – der Stand Hütten war aus Sicherheitsgründen aberkannt worden – ging es wieder aufwärts. Höhepunkte bedeuteten das Jubiläumsschiessen zum zweihundertjährigen Bestehen (1974) und die Fahnenweihe von 1981.

Die Lesegesellschaft Hütten mit Statuten von 6. August 1848 war bestrebt, «Bildung, Kenntnisse und Aufklärung unter dem Volk der Gemeinde» zu verbreiten. Zu diesem Zweck führte man auch eine Bibliothek mit unterhaltenden und belehrenden Büchern und Zeitschriften. Das Gemeindearchiv Hütten verwahrt die Protokolle der Lesegesellschaft über den Zeitraum zwischen dem 2. Januar 1862 und dem 18. Februar 1912. 1862 tagte man im Gasthof «Kreuz». Präsident war Konrad Gattiker, Bibliothekar Lehrer Heinrich Bär. Man beschloss, den Bauernkalender 1862 anzuschaffen und setzte den Jahresbeitrag auf Fr. 1.50 fest. Der Bücherkatalog von 1876 führte zweihundert Titel auf, unter den Zeitschriften auch die beliebte «Gartenlaube». Die Lesegesellschaft veranstaltete Vorträge und Ausflüge. Von den Vortragsthemen seien erwähnt «Bockenkrieg» (1880), J. C. Lavater (1885), «Aufzucht und Behandlung des Jungviehs in besonderer Rücksicht auf seine Krankheiten» (1888), «Verstaatlichung der Eisenbahn» (1898). 1892 begaben sich die Mitglieder auf eine Rigireise. Mit dem Jahre 1912 brechen die Protokolle ab. Wann sich die Lesegesellschaft auflöste, ist nicht genau bekannt.
Mit dem Ziel, Einheimischen und Fremden die Naturschönheiten Hüttens zu erschliessen, wurde 1897 aus Kreisen der Lesegesellschaft der Verschönerungsverein Hütten gegründet. Erster Präsident war Heinrich Tanner; die Statuten tragen das Datum vom 16. April 1899. Der Verschönerungsverein erschloss verschiedene Aussichtspunkte und liess auf Gemeindegebiet Ruhebänke aufstellen. 1929 hielt der Aktuar im Protokoll resigniert fest, der Verein zähle nur noch elf Mitglieder, und viele Ruhebänke seien zerstört. Nach sechsjährigem Unterbruch trat der Vorstand 1935 wieder zu einer Sitzung zusammen, um über Ruhebänke zu diskutieren. Dann brechen die im Gemeindearchiv aufbewahrten Protokolle ab; der Verein wurde aufgelöst.

Schon im 19. Jahrhundert pflegten die Hüttner vereinsmässig auch Gesang und Musik. Lehrer Heinrich Bär gründetet 1848 einen Kirchengesangverein «zur Einübung und Vervollkommnung der Kirchengesänge und Hymnen auf einzelne Festtage». In seinem 1864 herausgegebenen «Gemeindebuch der beiden Zürichseeufer» vermerkte J. Frick, Hütten habe zwei Vereine, nämlich eine Lesegesellschaft und einen Männerchor. Wann dieser aufgelöst wurde, ist nicht bekannt. Jedenfalls kam es 1907 zu einer Neugründung. Eine 1923 eingeweihte Fahne wurde 1982 anlässlich des mit Volksfest gefeierten zweitägigen Jubiläums «75 Jahre Männerchor Hütten» durch eine neue ersetzt. Diese zeigt auf blau-weissem Grund das Hüttner Wappen, einen Notenschlüssel und Ähren.
61 Männerchor Hütten unter der Leitung von F. Sonderegger. Zeichnung von Karl Iten, Hütten, 1986.

Seit dem 24. November 1934 besteht ein Musikverein Hütten, den Köbi Wettstein als erster Dirigent leitete. Die Proben hielt man in einem Schulzimmer ab. In den 1950er Jahren, unter Dirigent Emil Bachmann, war der Musikverein Hütten eine reine Blechmusik. Seither hat sich das Musikkorps, das 1960 eine neue Uniform anschaffte, zur Harmonieform mit Blechbläsern, Holzbläsern und Schlagzeugern gewandelt.

Der 1907 gegründete Frauenverein Hütten unter dem Präsidium von Frau Pfarrer Lydia Näf widmete sich anfänglich neben der Armenunterstützung auch der Arbeitsschule und der Mission. Laut Protokoll von 1913 wollte man dann mit Arbeitsschule und Mission nichts mehr zu tun haben. Fortan beschränkte man sich darauf, mit gesammeltem Geld an Weihnachten die Schulkinder mit Kleidungsstücken zu beschenken. Bedürftige zu unterstützen und gratis Krankenuntensilien abzugeben. Der Vorstand organisierte für seine Mitglieder auch Vorträge, Kurse und Reisen. 1919 wurde ein Vortrag über das Frauenstimmrecht gehalten, 1920 einer über Kindererziehung, 1921 einer über Erziehung der Reinheit. 1915 konnte man einen Sterilisierkurs besuche und 1923 einen Säuglingskurs. Reisen führten zum Beispiel 1925 ins Wäggital, 1935 auf die Lenzerheide, 1941 auf die Rigi und 1950 auf den Sustenpass. 1930 gab der Frauenverein den Anstoss zur Gründung eines Kindergartens. Besonders aktiv betätigten sich die Frauen während des Zweiten Weltkrieges von 1939−1945.
Sie strickten Socken für Wehrmänner und unterhielten eine Flickdienst.
Heute organisiert der Frauenverein den Weltgebetstag, er widmet sich dem Haushilfedienst und arbeitet auf dem Gebiet der Krankenbetreuung. Er organisiert Bazare, führt an der Chilbi eine Kaffeestube, beschenkt an der Schulweihnacht die Kinder mit einem Zöpfli, veranstaltet Kurse und Reisen.
Das es im Bauerndorf Hütten schon früh zu genossenschaftlichen Zusammenschlüssen kann erstaunt nicht. Die landwirtschaftliche Konsumgenossenschaft Hütten-Schönenberg, welche 1984 in Hütten einen erneuerten Selbstbedienungsladen eröffnete, geht auf das Jahr 1892 zurück. Die Viehzuchtgenossenschaft wurde 1912 gegründet, die Viehprämierungsgenossenschaft 1919.
1933 schlossen sich sechs kleinere Sennereien zu einer Molkereigenossenschaft zusammen. Deren neue Hütte mit Schweinestall war am 1. November 1933 bezugsbereit. Otto Zürrer wurde als Milchführer angestellt. Nach und nach traten der Genossenschaft weitere Sennten bei. Im Jubiläumsjahr 1983 verarbeitete die Molkereigenossenschaft Hütten 1,5 Millionen Kilogramm Milch.

62 Flugschau an der Hüttner Chilbi.

Sitten und Gebräuche

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verschwanden in Hütten alte Bräuche, so 1854 der Kirchenruf, das Verlesen weltlicher Bekanntmachungen nach dem Gottesdienst. 1869 untersagte die Kirchenpflege das «Leidsagen der Frauen» in den Trauerhäusern, das oft zu starkem Gedränge und zu verspätetem Eintreffen des Trauerzuges in der Kirche geführt hatte.
63 Die Viehschau, ein Höhepunkt im Dorfleben.
 
64 Chlauseinzug, ein beliebter neuerer Brauch.

Manch Sitten und Bräuche haben sich erhalten oder sind gar neu geschaffen worden. Als Höhepunkt im heutigen Kalenderjahr gelten die Kinderfasnacht, die Konfirmation und das Schulexamen, die Chilbi mit der Flugschau, die Bundesfeier auf der Schanz – mit Ansprache, Höhenfeuer Spiel des Musikvereins und Darbietungen des Männerchors –, das Herbstfest im September die Viehschau, der seit 1982 stattfindende Chlauseinzug, die Schulweihnacht und der Silvester.




Peter Ziegler