Verkehr, Post, Energie

Quelle: Schönenberg, 1985 von Peter Ziegler

Strassenbau

Seit dem Mittelalter führte durch das heutige Gemeindegebiet von Schönenberg – über Gisenrüti – Mittelberg – Tanne – Egg – Zopf – ein Pilgerweg nach Einsiedeln. Ein alter Saumweg vom Zugerland an den Zürichsee verlief über Menzingen – Sihlsteg – Suener – Sagen – Säubad (Neubad) – Balmisacher nach Wädenswil. Mehrere Kirchwege verbanden die Höfe im Berg mit der Seegemeinde Wädenswil. Einer zog sich über Wolfbüel – Rotenblatt – Egg – Erni zur Beichlen hin, vereinigte sich da mit dem Strässchen Geissferen – Geristeg – Mülistalden – Tanne – Beichlen und erreichte über Gerenholz – Rutenen – Leigass die Kirche Wädenswil. Ei anderer Kirchweg führte aus dem hinteren Teil des Berges am alten Schulhaus Mittelberg vorbei zur Langrüti und über den Herrlisberg-Rain Richtung Dorf.
Im 19. Jahrhundert wurden alte Strassenzüge ausgebaut, und es entstanden neue, breitere Strassen:

1841 Ausbau der Strasse nach der Finsterseebrücke
1843 Bau einer neuen Strasse nach Wädenswil (Wädenswiler- oder Schönenbergstrasse).
1847 Bau einer neuen Strasse nach Spitzen.
1885 Strasse vom Zweierhof Richtung Samstagern.

Mit zunehmender Überbauung wurde das Strassen- und Wegnetz Schönenbergs laufend ausgebaut und besonders in den 1970er und 1980er Jahren saniert. Im Jahre 1981 gab es auf Gemeindegebiet etwa 19 Kilometer Regional- und Sammelstrassen sowie rund 36 Kilometer Fusswege. 1963 schuf Schönenberg die erste und bisher einzige vollamtliche Strassenwärterstelle. Vorher waren für den Unterhalt der gemeindeeigenen Naturstrassen sechs Wegmeister im Nebenamt tätig gewesen. 1966 schaffte die Gemeinde gemeinsam mit Hütten eine Strassenwalze an. 1969 ein kommunales Fahrzeug und ein Occasions-Salzstreuer, 1973 die erste Wischmaschine (Occasion), 1979 einen grösseren Salzstreuer und 1980 – wiederum mit Hütten zusammen – eine leistungsfähigere Wischmaschine.
Als Gerätemagazin diente anfänglich das Feuerwehrlokal «Sonne», und das Salzmagazin befand sich in der ehemaligen Metzgerei Freihof, dann in der alten Telefonzentrale bei der «Sonne». Seit 1984 stehen im Mehrzweckgebäude «Dorfhuus» geeignete Räume zur Verfügung.

Von der Rösslipost zum Postauto

Am 1. Juni 1871 verkehrte erstmals ein Postkutschenkurs zwischen Wädenswil und Schönenberg, der 1872 bis Hütten ausgedehnt wurde. 1901 schaffte man für diese Route eine neue Kutsche an, die in der Werkstatt des Schmiedemeisters Hiltbrunner in Zürich entstandene Berline Nummer 1363 (heute im Postmuseum in Bern), ausgerüstet mit Schiebefenstern, hinterer Gepäckkiste und grosser Gepäckablage auf dem Dach. Bis Ende November 1922 fuhr die von zwei Pferden gezogene Berline täglich zweimal in die Berggemeinden und zurück. Als Postillion amtete seit der Jahrhundertwende der gewandte Kutscher Konrad Pfau von Hütten.
74 Die Rösslipost vor dem Postgebäude in Schönenberg, 1913.

Am 1. Dezember 1922 wurde auf der erweiterten Linie Horgen – Hirzel – Schönenberg – Hütten – Wädenswil das Postauto eingeführt. Im Jahre 1985 verkehrten an Werktagen auf der Strecke Schönenberg – Wädenswil in jeder Richtung gegen 30 Kurse. Von der Frequenz her gehört die Postauto-Verbindung Wädenswil-Schönenberg – zum Teil wegen des Transportes der Oberstufenschüler – zu den best ausgelasteten Strecken der Schweiz.

Post

Nachdem ein Bote von Wädenswil 1844 die Post dreimal wöchentlich nach Schönenberg hinaufgetragen hatte, wurde 1845 in der Berggemeinde eine eigene Postablage eröffnet. Geführt wurde sie bis 1866 von Johann Heinrich Schärer und dann bis 1879 vom Wirt Johannes Zürrer. Während seiner Amtszeit führte man 1870 den Telegrafen ein, und 1873 wandelte man die Ablage in ein Büro dritter Klasse um. Jakob Staub führte das Postbüro von 1879 bis 1892, seit 1887 war Johann Jakob Baumann als Briefträger angestellt. Eine zweite Briefträgerstelle wurde 1896 geschaffen. Als Posthalterin amtete von 1893 bis 1935 Berta Staub. In dieser Zeit erhielt Schönenberg den ersten Telefonanschluss  (1898), in der Tanne errichtete man eine Ablage, um das Gebiet mit den Höfen Tannenhof, Egg, Hinteregg, Strickler und Mittelberg vom Zustellkreis Schönenberg abzutrennen, und 1920 gab es täglich einmal einen Botenkurs von Schönenberg über Tanne nach Samstagern. Von 1935-1964 war Berta Bachmann Posthalterin, seither steht Gottlieb Bachmann der Poststelle Schönenberg vor, die seit vielen Jahrzehnten in einem Haus an der Hüttnerstrasse bei der Kirche untergebracht war und seit 1971 im Stockwerkeigentum über geräumige Lokale in einem Neubau an der Wädenswilerstrasse verfügt.
Die 1908 eröffnete Postablage Tanne, bis 1912 von Reinhold Bachmann und bis 1927 von Gottlieb Isler geführt, wurde 1924 in ein Postbüro dritter Klasse umgewandelt. Mit dem Rücktritt von Posthalter Hans Isler hob man 1943 die Poststelle auf. Die Zustellung in Erni, Neuhausrain, Niedersaum, Oberbeichlen, Obermosli und Sunft erfolgte künftig von Wädenswil aus; für die übrigen Örtlichkeiten des bisherigen Zustellgebietes war fortan Schönenberg zuständig. Von 1950-1967 wurde die Poststelle Tanne nochmals geführt, und zwar von Posthalter Karl Rusterholz. Seither gibt es hier nur noch eine Paketannahmestelle mit Briefmarkenverkauf.

Telefon

Der Inhaber der Handlung im Vorder-Schönenberg, Gustav Treichler, war im April 1898 der erste Telefonabonnent der Gemeinde. Er war an Richterswil angeschlossen und wurde deshalb im Telefonverzeichnis unter Richterswil aufgeführt. Am 1. Februar 1909 findet man die Schönenberger Abonnenten erstmals unter Hütten verzeichnet. Neben Gustav Treichler verfügten nun auch die Familie Bachmann-Staub zum «Rössli» und die Spezereiwarenhandlung von Reinhard Bachmann in der Tanne über Telefonanschlüsse. Anlässlich der Automatisierung des Telefonverkehrs im Kanton Zürich erhielt Schönenberg im Jahre 1936 eine eigene Telefonzentrale, die 1963 erneuert wurde. Die nachstehende Statistik gibt Aufschluss über die zunehmende Verbreitung des Telefons.

Jahr Hauptanschlüsse
1936 100
1940 110
1950 184
1960 302
1970 460
1980 648
1984 790

 

Das Sihlkraftwerk Waldhalden

Im Jahre 1895 nahm das auf Schönenberger Boden gelegene Elektrizitätswerk an der Sihl in der Waldhalden als erste derartige Anlage im Kanton Zürich den Betrieb auf. Das unterhalb der Hüttner Brücke gefasste Sihlwasser gelangte über einen mehr als zwei Kilometer langen Stollen in den künstlich ausgehobenen Tiefenbachweiher, von da durch eine Druckrohleitung mit 76 Metern Gefälle zu den drei vertikalachsigen Turbinen im Maschinenhaus Waldhalden, dann floss es zurück ins Sihlbett.
Der Bau des Elektrizitätswerks an der Sihl wurde von den Textilindustriellen Walter und Jakob Treichler in Wädenswil angeregt, vom Ingenieur und Pionier der Elektrizität Professor Walter Wyssling (1862−1945) erbaut und durch eine Aktiengesellschaft finanziert. Das Werk versorgte Schönenberg, Menzingen und die Dörfer des linken Seeufers von Richterswil bis Thalwil mit Strom.
75 Maschinenhaus Waldhalden, 1895.
76 Maschinensaal Waldhalden, 1910.

77 Tiefenbachweiher.
Als 1908 die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich gegründet wurden, übernahmen diese das Werk Waldhalden und passten es laufend den neuen technischen Entwicklungen an, so 1965 mit dem Bau einer automatisch arbeitenden Wehranlage bei Hütten und einem neuen Maschinenhaus in Waldhalden. Dieses wurde mit einer leistungsfähigen Francis-Turbine von Escher Wyss und einem Generator der S.A. des Atelier de Sécheron ausgestattet und für die Fernsteuerung vom Unterwerk Thalwil aus eingerichtet.




Peter Ziegler