Berühmte Schönenberger
Quelle: Schönenberg, 1985 von Peter Ziegler
Verschiedene Einwohner oder Bürger von Schönenberg wurden über die Grenzen ihrer Wohn- oder Heimatgemeinde hinaus bekannt. Der aus dem Hirzel gebürtige Bauer Rudolf Hägi kaufte 1766 einen Hof in Schönenberg, der in ganz verwildertem Zustand war. Durch musterhafte Bodenbearbeitung verstand es Hägi, den Ertrag mehr als das Zehnfache zu steigern, Hägi zeichnete sich «durch Rechtschaffenheit und biederen Sinn» aus und wurde von Chronisten des 19. Jahrhundert mit Kleinjogg Gujer, dem grossen Reformer der Zürcher Landwirtschaft in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, verglichen.
Folgende Schönenberger waren ausserhalb ihrer Heimatgemeinde bekannte Persönlichkeiten:
Johann Gustav Stocker (1820−1889), Professor für Mathematik an der ETH Zürich.
Arnold Rusterholz (1869−1921), Professor am Zürcher Tierspital.
Robert Frick (1902−1980), Korpskommandant, Ausbildungschef der Armee.
Hans Möckel (1923−1983), Komponist, Musiker und Dirigent.
Konrad Hauser und Johann Jakob Scherrer taten sich politisch, Heinrich Leuthold literarisch hervor:
Der 1774 geborene Konrad Hauser verlebte seine Kindheit auf dem Hof Risi und besuchte die Dorfschule Schönenberg. Als Trompeter in einer Scharschützenkompanie zog er 1798 mit helvetischen Truppen gegen die Österreicher dem Rhein zu. Im Sommer 1800 wählte ihn Schönenberg zum Gemeindeschreiber.
Als sich zu Beginn des Bockenkrieges im März 1804 im Wädenswiler Berg bewaffnete Volkshaufen zum Kampfe gegen das Zürcher Stadtregime zusammenrotteten, meldete sich Hauser als Sekretär des Kommandanten der Landtruppen, des Horgners Jakob Willi. Der Aufstand scheiterte, Hauser wurde als Rebell verhaftet und nach verschiedenen Verhören zuerst in Zürich, dann im Schloss Dischingen bei Ulm in den Kerker gesperrt. 1806 gelang ihm hier die Flucht. Als 1815 in der Schweiz für alle politischen Vergehen eine Amnestie erlassen wurde, meldete sich Hauser als Rückkehrer auf der Kanzlei Schönenberg. Er sass in Zürich noch eine halbjährige Gefängnisstrafe ab, betätigte sich dann in Schönenberg als Wollweber und Musikant.
87 Hof Risi. Zeichnung von Ferdinand Hofmann.
Später wurde er zum Kanzlisten auf dem kantonalen Versicherungsbüro im Obmannamt Zürich gewählt. Hauser starb 1856. Zum hundertsten Geburtstag setzte im die Gemeinde Schönenberg im Jahre 1874 auf dem Friedhof einen Gedenkstein.
Johann Jakob Scherrer (1825−1878)
Im Tannenhof kam am 10. November 1825 der Bauernbub
Johann Jakob Scherrer zur Welt. Nach dem Besuch des Instituts Hüni in Horgen machte er eine Handelslehre im Mailand. Nach der Rückkehr in die Heimat entschied er sich für die militärische Berufslaufbahn. 1850 trat er als Oberleutnant in den Generalstab ein, und 1865 wurde er als Oberst Oberinstruktor der Kavallerie.
Scherrer wohnte in Winterthur, wo er seit 1860 Stadtrat war. Nach der sieghaften Demokratischen Bewegung wählte man Scherrer 1869 in den Zürcher Regierungsrat und in den Nationalrat. 1872 wurde er Bundesrat und stand dem Finanz- und Zolldepartement, dann dem Militärdepartement vor. 1878 bestätige die Bundesversammlung Johann Jakob Scherrer in seinem Amt. Wenig später befiel ihn ein schweres Leiden, dem er am 23. Dezember 1878 erst 53jährig erlag.
88 Johann Jakob Scherrer (1825−1878).
89 Heinrich Leuthold (1827−1879).
Heinrich Leuthold (1827−1879)
Heinrich Leuthold, Bürger von Schönenberg, kam 1827 in Wetzikon zur Welt und wuchs in der Obhut der Grossmutter mütterlicherseits auf. Sein Vater hatte 1820 den Bauernhof in der Stollen verkauft und war ins Zürcher Oberland gezogen; die zerrüttete Ehe wurde bald geschieden.
In den 1840er Jahren studierte Leuthold Jurisprudenz an der Universität Bern, Freiburg, Basel und Zürich. Er schloss die Studien aber nicht ab, da er sich immer mehr zur Dichtkunst hingezogen fühlte. Auf Reisen lernte er das Welschland, Italien und die Provence kennen. Hier entstanden viele seiner schönsten Gedichte. 1857 kehrte er als Armer zur Schwermut Neigender in die Heimat zurück. Freunde wie Gottfried Keller rieten ihm, nach München zu gehen, Hier kam er unter anderem in Kontakt mit den Malern Böcklin und J. G. Steffan von Wädenswil. Sein Auskommen fand Leuthold von 1859 bis 1864 als Redaktor an der «Süddeutschen Zeitung», von 1864-1866 als Redaktor an der «Schwäbischen Zeitung» in Stuttgart. Nebenbei schrieb er Epen und Gedichte, übersetzte aber auch Gedichte aus dem Französischen.
Anzeichen von Schwermut und geistiger Zerrüttung machten 1877 die Einweisung in die Zürcher Irrenanstalt Burghölzli nötig. Hier starb er am 1. Juli 1879 und wurde auf dem Friedhof Realp am Zürichberg beigesetzt. Wenige Monate vor dem Tod war Heinrich Leutholds erster Gedichtband im Druck erschienen; der Lyriker hatte es aber nicht mehr realisiert.
90 Grabtafeln an der Aussenwand der reformierten Kirche.
An der nördlichen Aussenwand der reformierten Kirche erinnern fünf Grabtafeln und auf dem Friedhof zwei Grabsteine an weitere einst bekannte Schönenberger:
1. Grabplatte von Pfarrer Salomon Benz
«Herrn Salomon Benz von Zürich – Erster Pfarrer dieser Erenden Gemeinde Schönenberg – erwählt 1703. Gestorben 1745. Ruhe wohl von deiner Arbeit.»
2. Grabplatte von Pfarrer Jakob Waser
«Herr Jac. Waser Zürich. Zweiter Pfarrer hiessiger Gemde – erwählt 1745. Gestorben 1790. Seines Alters 89 Jr – Friede seiner Seele.»
3. Grabplatte von Pfarrer Hans Caspar Pfenninger
«Dem treuen Seelsorger, Nr. Hs. Casp. Pfenninger von Zürich, geb. 10. Nov. 1782 ✝ 26. Dez. 1862 und seiner Gattin Frau A. M. Pfenninger geb. Ulrich von Zürich, geb. 7. März 1785, ✝ 1. Oct. 1862, widmet dieses Denkmal die dankbare Gemeinde. Das Gedächtniss der Gerechten bleibet im Segen. Spr. 10.7.»
4. Grabplatte von Pfarrer Konrad Menzel
«Hier ruht in Gott Konrad Menzel Pfarrer, geb. 1834, gest. 1890. Selig sind die Friedfertigen. Gewidmet von der dankbaren Gemeinde.»
5. Grabplatte von Pfarrer Eugen Haffter
«Eugen Haffter Pfarrer 1866-1899. Gewidmet von der dankbaren Gemeinde. Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat. 1. Joh. 5.4.»
6. Grabstein des Soldaten Stefan Landis
«Hier ruht Stefan Landis geb. 15. Juni 1824 – gefallen im Gefecht bei Meierskappel 23. Nov. 1847. Gew: von seinen Mitbürgern. Er starb fürs Vaterland. Freiheit und Recht.» (Sonderbundskrieg).
7. Gedenkstein für Konrad Hauser
«Dem Patrioten Konrad Hauser ab der Risi * 28. Jan. 1774 ✝ 16. Aug. 1858
Auf den 100. Geburtstag gewidmet durch seine Mitbürger.»
91 Gedenkstein für Konrad Hauser.
92 Grabstein des Soldaten Stefan Landis.