Verkehr

Quelle: Hütten, Publikation 1987 von Peter Ziegler

Strassenbau

Auf der Karte des Wädenswiler Quartiers, welche der Zürcher Kartograph Hans Conrad Gyger im Jahre 1659 gezeichnet hat, ist ein Strassenzug zu erkennen, der vom Hirzel her über Aesch und Schwarzenbach in die Segelweid führte und sich dort verzweigte. Zum einen ging es hier weiter über Chneus – Finsterseesteg – Bostadel nach Menzingen, zum andern über den Weiler «Bim Hof» nach Hütten. Vom Weiler «Bim Hof» aus konnte man über Langmoos die Siedlung Chneus erreichen. Von Hütten aus zog sich eine weitere Strasse zum Hüttnersteg hinunter: Zufahrt zu den Höfen im Waldgebiet links der Sihl. Die übrigen Höfe im heutigen Gemeindegebiet waren durch Pfade und Karrwege miteinander verbunden, die aber in der groben Karte nicht erscheinen.
Im 19. Jahrhundert wurde Hüttens Strassennetz stark ausgebaut. Anstelle eines steilen Bergweges legte man 1839 – zum Teil auf Kosten der Wirte – zwischen Seerain und Dorf eine Fahrstrasse an. 1845 reduzierte man die Steigung der zur Sihlbrücke hinunterführenden Haldenstrasse; 1856 war die Strasse von der neuen Kirche Hütten bis zur Gemeindegrenze mit Schönenberg vollendet und 1866 die neue Einsiedlerstrasse.
In neuster Zeit bewilligte die Gemeindeversammlung Kredite für folgende Strassenbauten:
 
1964 Ausbau der Böschenstrasse
1970 Stichstrasse zur Erschliessung der Wohnquartiere Seeblick und Seelihalde
1974 Dorfstrasse (Ausbau und neue Strassenbeleuchtung)
1980 Heitenstrasse (Sanierung des Abschnittes Halden bis Hüttnerbrücke)
1983 Walderschliessungsstrasse im Chilchberg.
53 Hütten. Aquarellierte Bleistiftzeichnung von Heinrich Keller, 1856.

Sihlbrücken

Der über die Sihl ins Gemeinholz der Richterswiler führende Hüttnersteg wird schon 1558 in den Rechenrödeln von Richterswil erwähnt. Man brachte damals Nägel an, damit man Feuerkübel aufhängen konnte. Hin und wieder erhielten die Gemeindgenossen Holz aus den Wäldern der Landvogtei, um den Sihlübergang wiederherzustellen. 1650 wurde eine gedeckte Brücke erstellt. An die Baukosten leistete der Zürcher Rat einen Beitrag. Während des Sonderbundskrieges von 1847 steckten Schwyzer Truppen die Holzbrücke in der Nacht auf den 14. November in Brand. Nachdem zuerst ein Notsteg erstellt worden war, erhielt Zimmermeister Ulrich Schmid in Thalwil den Auftrag, eine 104 Fuss lange gesprengte Brücke zu zimmern. Sie wurde 1876 durch eine eiserne Fachwerkbrücke ersetzt und 1935 verstärkt.
54 Die 1876 erstellte eiserne Hüttner Brücke, Postkarte um 1900.

Spätestens seit 1614 bestand unterhalb der Finsterseehalde ein befahrbarer, gedeckter Sihlübergang: die Finsterseebrücke. Sie wurde 1734 erneuert und 1846 vom Hochwasser weggerissen, worauf Baumeister Julius Rauscher 1859 eine Gitterfachwerkbrücke in Holz erstellte. Die heutige Betonbrücke stammt aus dem Jahre 1957.

Von der Rösslipost zum Postauto

Seit den 1860er Jahren bemühte sich Hütten um Verkehrsverbindungen zu den Nachbargemeinden. Am 1. Juli 1870 fuhr erstmals ein Postkutschenkurs Hirzel – Schönenberg – Hütten – Biberbrugg. Wegen ungenügender Frequenz wurde dieser aber schon nach kurzer Zeit wieder aufgehoben. Dafür dehnte man 1872 den zwei Jahre zuvor eingeführten Pferdepostkurs Wädenswil – Schönenberg bis Hütten aus. Täglich verkehrten in jeder Richtung zwei Kutschen, 1873 beispielsweise nach folgendem Fahrplan:
 
Hütten ab 06.30 16.30
Wädenswil an 07.25 17.25
Wädenswil ab 10.00 20.15
Hütten an 11.40 21.55

 

1877 fuhr erstmals der Sommerpostkurs Menzingen – Hütten – Schindellegi, der 1890 bis Zug und Feusisberg verlängert, 1916 aufgehoben und 1933 als konzessionierter Autokurs wieder eingeführt wurde.
Bis Ende November 1922 rasselte die von zwei Pferden gezogene Postkutsche täglich zweimal von Wädenswil nach Hütten und zurück. Als Postillion amtete seit der Jahrhundertwende der gewandte Kutscher Konrad Pfau von Hütten. Am 1. Dezember 1922 wurde auf der erweiterten Linie Horgen – Hirzel – Schönenberg – Hütten – Wädenswil der Regie-Autokurs eingeführt. 1935 verkehrte zwischen Wädenswil und Hütten ein 25plätziges Postauto.
55 Postautogarage, erbaut 1949.
56 Post Hütten, erbaut 1950.

1947 wurden auf der Strecke Wädenswil-Hütten erstmals vier Postautos eingesetzt. Diese waren in der «Kronen»-Scheune und in der Scheune von Johannes Bodmer eingestellt, bevor 1949 in Hütten eine Postgarage bezogen werden konnte, die 1954 ins Eigentum der PTT überging und 1982 um eine Waschbox erweitert wurde. 1984 waren im Postauto-Stützpunkt Hütten sieben Postcars stationiert.

Post

Auf den 1. Januar 1845 erhielt Hütten eine eigene Postablage. Geführt wurde sie bis 1855 von Kaspar Eschmann, dann bis 1881 von Heinrich Theiler. Ein Bote holte die Postsachen fünfmal wöchentlich in Richterswil ab. 1881 war Albert Hiestand für die Postablage verantwortlich, die 1890 in ein Postbüro dritter Klasse umgewandelt und 1899 um ein Telegrafenbüro erweitert wurde. Seit 1881 war die Post in Hütten im «Bären» untergebracht. Hier blieb sie auch unter Posthalten Alfons Hiestand, der seine Stelle 1908 antrat und 1933 pensioniert wurde, sowie unter dessen Nachfolger, Konrad Schärer.
Am 7. April 1936 konnte in Hütten ein neues Postlokal bezogen werden. Anstelle der früheren Kegelbahn hatte man im Gasthaus «Krone» durch Um- und Anbau ein neues Postbüro geschaffen. Neuer Posthalter wurde Ferdinand Furter. Auch er erlebte einen Wechsel des Postbüros. Am 9. Januar 1950 konnten neue Räume in einem gemeindeeigenen Haus gegenüber der reformierten Kirche bezogen werden, einem Neubau, der auf den 1. Oktober 1954 durch Kauf an die PTT überging.
Seit 1902 wurden die Postsachen täglich dreimal ausgetragen. 1915 reduzierte man auf zwei Zustellungen an Werktagen: den Verträgerdienst an Sonntagen hob man auf. 1957 setzte man den Schalterschluss der Post Hütten an Samstagen auf 17 Uhr fest, 1958 auf 12 Uhr, 1968 auf elf Uhr.
1962 trat Posthalter Furter in den Ruhestand. Nachfolger wurde von 1963 bis 1967 Max Roider; seit 1968 ist Wilhelm Noser Posthalter von Hütten. Zusammen mit seiner Frau besorgte er das Postbüro und – mit Privatauto – den Zustelldienst. 1981 erhielt die Post Hütten eine Postfachanlage mit 33 Schliessfächern.




Peter Ziegler