Hütten

Quelle: Hütten, Publikation 1987 von Peter Ziegler

Lage, Landschaft

Hütten mit 14,3 Kilometer langer Gemeindegrenze liegt im südlichsten Teil des Kantons Zürich, auf den Höhen des Richterswiler Berges sowie am Nordhang der Hohen Rohne. Das 729 Hektaren grosse Gemeindegebiet grenzt im Osten und Südosten an den Kanton Schwyz, im Süden und Südwesten an den Kanton Zug. Der tiefste Punkt, der Spiegel des Hüttnersees, befindet sich auf 658 Metern über Meer. Der höchste, der Höhboden auf der Hohen Rohne, liegt 1209 Meter über dem Meeresspiegel. Das Dorf Hütten und die Siedlungen auf dem Moränenzug längs des rechten Sihlufers haben Höhen zwischen 700 und 750 Metern.
Hütten liegt in einer typischen Moränenlandschaft, die wegen ihrer Einmaligkeit ins schweizerische Inventar der Schützenswerten Landschaften aufgenommen worden ist. Sumpfige Mulden wechseln hier mit fruchtbaren Hängen, tiefeingeschnittene, waldbegleitete Bachrinnen mit sonnigen Moränenhügeln. Hügel und Moore dieser voralpinen Zone sind Zeugen einstiger Vergletscherung. Die Hügelreihen markieren Rückzugsstadien des Linthgletschers. Zwischen Zürichsee und Hoher Rohne liegen zwölf Moränenwälle, von denen fünf das Gemeindegebiet von Hütten durchziehen:

1. Kreuz (Schindellegi) – Hinterrossberg – Mistlibüel
2. Oeribüel – Schönau – Finstersee
3. Applishöhe – Bergli – Langmoos – Spitzenbüel
4. Segelweid – Arnen – Aesch – Spitzen
5. Laubegg – Wolfbüel – Humbel.
2 Moränenlandschaft mit Blick auf Segel, Hängerten, Böschen und Laubegg.

Die Wallmoränen sind mancherorts aufgeschlossen, zum Beispiel in Kiesgruben und an Abrutschstellen steiler Tobelwände.
Zwischen den Moränenzügen kleiden Grundmoränen der letzten Eiszeit flache Mulden aus. Nach dem Abschmelzen des Eises vor rund 14 000 Jahren hätte man hier Dutzende von kleinen Seen zählen können. Die meisten, wie etwa der Langmoossee, verlandeten rasch. Es entstanden Moore und Sumpfwiesen; manche davon wurden im Zuge der Anbauschlacht während des Zweiten Weltkrieges (1939−1945) melioriert. Erinnerung an die Urlandschaft ist der Hüttnersee. Aber auch er ist durch den Verlandungsprozess wesentlich kleiner geworden.
Hütten zählt – topographisch gedingt – zu den typischen Streusiedlungsgebieten der Schweiz. Um 1910 wies diese Gegend das schweizerische Maximum an Einzelhofsiedlungen auf.

Zeittafel

1270
Erste urkundliche Erwähnung der Alpställe «ze dien Huitten» im Herrschaftsgebiet der Freiherren von Wädenswil.

1287
Stiftung der Sankt-Jakobs-Kapelle zu Hütten, eingeweiht 1496, in welcher der Pfarrer der Mutterkirche St. Martin in Richterswil wöchentlich eine Messe liest.

1520
Früheste bekannte Erwähnung des Bibetsees, des Hüttnersees.

1549
Die Johanniterkommende Wädenswil, umfasst das Areal der heutigen Gemeinden Wädenswil, Richterswil, Hütten, Schönenberg, Uetikon und einen Teil von Hirzel −, geht durch Kauf an die Stadt Zürich über und wird als Landvogtei Wädenswil dem Zürcher Stadtstaat angegliedert.
 
1640
Erste Erwähnung eines Schulmeisters zu Hütten.

3 Kapelle St. Jakob. Ausschnitt aus einem Ölgemälde von Heinrich Murer, 1813.



1650
Bau einer gedeckten Sihlbrücke anstelle des Hüttnersteges.
 
1656
Schwyzer Truppen dringen während des Ersten Villmergerkrieges plündernd und brandschatzend in die Landvogtei Wädenswil ein und zerstören in Hütten die Kapelle Sankt Jakob sowie 15 Häuser.
 
1668
Der Zürcher Rat beschliesst den Wiederaufbau der Kapelle am gleichen Standort.

1703
Die Höfe des Richterswiler Berges werden kirchlich von Richterswil abgetrennt und der neu gebildeten Kirchgemeinde Schönenberg zugeteilt.

1712
Während des Zweiten Villmergerkrieges finden im Raume Hütten Kämpfe statt zwischen katholischen Schwyzer und reformierten Zürcher Truppen.

1752
Die Höfe des Richterswiler Berges werden wieder von der Kirchgemeinde Schönenberg abgetrennt und deren Bewohner bis 1824 der seelsorgerlichen Betreuung eines in der Stadt Zürich wohnenden Vikars unterstellt, der auf jedes Wochenende hin nach Hütten reist, um dort Gottesdienst und Kinderlehre zu halten. Aus dem Jahre 1752 stammt der Taufstein in der heutigen reformierten Kirche.

1772
Bau eines Schiessstandes.
 
1773
Gründung einer Schützengesellschaft, des heutigen Feldschützenvereins.
 
1775
Während seiner ersten Schweizerreise zieht Johann Wolfgang Goethe am 15. Juli von Richterswil kommend über Hütten nach Einsiedeln.
 
1797
Am 28. September besucht Goethe während seiner dritten Schweizerreise Hütten zum zweiten Mal.
 
1798
Hütten löst sich politisch von Richterswil und wird während der Helvetik (1798-1803) eine selbständige Munizipalitätsgemeinde im Distrikt Horgen.
 
1803-1813
Während der Mediationszeit gehört Hütten zum Grossbezirk Horgen. Wahl eines ersten Gemeinderates mit fünf Mitgliedern.
 
1810
Erste Kurgäste, meist aus der Stadt Zürich, finden sich zum Sommeraufenthalt in Hütten ein, das sich bald zum bekannten Molkenkurort entwickelt.
 
1824
Hütten wird – als letzte der drei Berggemeinden – zur selbständigen Kirchgemeinde erhoben.
 
1826
Der Zürcher Schriftsteller und Zeichner David Hess weilt als Kurgast in Hütten.
 
1836
Bildung des Sekundarschulkreises Richterswil-Hütten.
 
1847
Während des Sonderbundskrieges stecken Sonderbundstruppen die hölzerne Sihlbrücke in Brand.
 
1848
Lehrer Bär gründet einen Kirchengesangsverein.

1855/56
Bau der heutigen reformierten Kirche.

1876
Bau einer eisernen Sihlbrücke bei der Hüttner Säge.

1883
Gründung einer privaten Quellwasser-Versorgungsgesellschaft.

1922
Gründung der katholischen Pfarrei Schönenberg-Hütten; Bau einer Kirche in Schönenberg.

1932
Einführung des heutigen Gemeindewappens.
 
1945
Erlass einer kantonalen Schutzverordnung für den Hüttnersee.
 
1952
Bau des Postgebäudes.

1955
Bezug des neuen Gemeindehauses.
 
4 Kirche Hütten von Nordwesten, 1952.
1956
Der Schiessstand wird aus Sicherheitsgründen aberkannt. Der Gemeinderat Schönenberg gestattet den Schützen von Hütten die Mitbenützung der Schiessanlage in der Schützenmatt Schönenberg.

1962
Errichtung eines Kindergartens.

1963
Reorganisation der Oberstufe. Hütten löst die Bindung mit Richterswil und tritt neu der Oberstufenschulgemeinde Wädenswil bei, zu der auch Schönenberg gehört. Zwei vollamtliche Dienststellen in der Gemeindeverwaltung.

1968
Einweihung des Schulhauses mit Gemeindesaal am Fuss der Schanz.

1969
Einweihung der katholischen Kirche.

1970
Erlass einer Bauordnung.

1974
Hüttens Abwässer fliessen in die Kläranlage Mülenen/Richterswil.

1980
Einweihung des Mehrzweckgebäudes. Dritte vollamtliche Verwaltungsstelle in der Gemeindeverwaltung.

1981
Erlass einer neuen Gemeindeordnung.

1982-1985
Sanierung und Ausbau der Wasserversorgung.

1984
Festsetzung der kommunalen Nutzungsplanung.

Alte Hofsiedlungen

Wichtigste Grundeigentümer in der damals noch dünn besiedelten Gegend der heutigen Gemeinde Hütten waren im ausgehenden 13. Jahrhundert die Freiherren von Wädenswil, zu deren Grundherrschaft das Gebiet bis 1287 gehörte. Sie lassen sich als Besitzer von Gütern im Segel, zu Hütten, Langmoos und Laubegg sowie von Weidegebieten, der Schweigen, beidseits der Sihl nachweisen. Es dürfte sich dabei um Senntumshöfe gehandelt haben, worauf auch der 1270 erstmals urkundlich erwähnte Name «ze dien Huitten» hindeutet. Viehweiden hatten die Herren von Wädenswil zum Teil auch vom Abt von Einsiedeln zu Lehen. Gemäss Wunsch des Gnädigen Herrn waren diese an Bauern weiterverliehen.
In finanzielle Schwierigkeiten geraten, verkaufte der ohne männliche Nachkommen gebliebene Rudolf (III.) von Wädenswil einen Teil seiner Güter in Ottensegel (heute Segel) der Fraumünsterabtei in Zürich. 1270 veräusserte er dem Kloster Wettingen seine Güter zu Hütten, Langmoos sowie die Schweigen zu beiden Seiten der Sihl.
Laubegg, Segel, Langmoos und Hütten sind die ältesten, im Hochmittelalter wohl auf Rodland entstandenen Grosshöfe der Gegend. Ihre Geschichte lässt sich lückenlos verfolgen. Die Lehenbauern, welche im Auftrag der Freiherren von Wädenswil den Hof Laubegg bewirtschaften, mussten – wie beispielsweise 1286 festgehalten wurde – der Kirche Wädenswil jährlich ein bestimmtes Quantum Nüsse (drei Mütt) abliefern. Daraus wurde Öl gepresst für die Speisung des Ewigen Lichtes. Auch die Zürcher Fraumünsterabtei besass Güter auf Laubegg. Sie wurden bis 1278 von Johannes Münch bebaut und dann von der Äbtissin an H. Nägeli von Richterswil verliehen. Elisabeth Nägeli, die Tochter des 1339 verstorbenen Rudolf Nägeli, verkaufte die geerbten Laubegg-Güter im Jahre 1342 dem Spital Zürich, zusammen mit Grundbesitz zu Wolfbüel und Geissferen in der heutigen Gemeinde Schönenberg. 1477 lässt sich die Johanniterkomturei Wädenswil als Eigentümerin eine Hofes auf Unter Laubegg nachweisen. Die Johanniter hatten diesen Besitz wohl mit dem Kauf der Herrschaft Wädenswil im Jahre 1287 von Rudolf von Wädenswil erworben. Als Lehenbauer ist für 1477 Heinrich Bachmann nachzuweisen. Er hatte das Recht, aus der Waldung Teufenbach Zimmer- und Schindelholz zu beziehen. 1490 war Hans Ochsner Inhaber des Lehenhofes. Später wohnte hier die Familie Tanner, und zwar auf dem Bauerngut, das seit 1550 Erblehen der Landvogtei Wädenswil war und zum dortigen Schloss gehörte.
5 Hof Unter Laubegg, 1983.
1729 zeichnete der in Oberrieden wohnende Geometer Johannes Schäppi vom Erblehenhof Unter Laubegg einen Güterplan. Daraus geht hervor, dass damals zu diesem arrondierten Viehzüchterhof folgende Ländereien gehörten: 8 Jucharten und 3 Vierling (2,5 ha) Matten, 10 Jucharten (3,6 ha) Ried und 17 Jucharten und 3 Vierling (5,8 ha) Ackerboden.

Im Jahre 1268 verkaufte Rudolf von Wädenswil der Äbtissin Mechthild zuhanden der Fraumünsterabtei Zürich Güter in Ottensegel. So hiess die Gegend des heutigen Weilers Segel. Der Name ist abgeleitet von «Sedel», was einem Otto gehörende Siedlung bedeutet, und hat nichts zu tun mit einem Segelschiff. Mit der Handänderung von 1268 ging nicht aller Besitz des Freiherrn an die Abtei über. Als sich Rudolfs Tochter Katharina nämlich mit Peter von Hünenberg verheiratete, konnte ihr der Vater als Heiratsgut unter anderem Grundbesitz zu Ottensegel schenken. Nach dem frühen Tode des Gatten trat Katharina von Hünenberg-Wädenswil im Jahre 1281 als Nonne ins Kloster Frauenthal ein. Dadurch kam ihr Teil des Hofes Ottensegel an Frauenthal. Ein anderes Stück, das Freiherr Rudolf von Wädenswil zurückbehalten hatte, befand sich seit 1300 im Besitz eines Erben, des Ritters Heinrich von Stein. Es wurde vom Lehenbauern «Swentmann» bewirtschaftet.
Der Johanniterorden, der 1287 durch Kauf die Rechtsnachfolge der Herren von Wädenswil angetreten hatte, betrieb zielstrebige Landpolitik. Die Komture bemühten sich, möglichst viele Höfe zurückzukaufen, die noch auswärtigen Eigentümern gehörten. Auch der Grosshof Ottensegel, den der letzte Freiherr von Wädenswil geteilt und stückweise veräussert hatte, sollte wieder arrondiert werden. 1302 verkauften Frauenthal und 1316 der Ritter von Stein die für sie abgelegenen Güter zu Ottensegel an die Johanniter. Die Fraumünsterabtei dagegen hielt an ihrem Besitz zu Ottensegel fest.
Der den Johannitern gehörende Hof Ottensegel, 1477 an Heini Ryff und seine Brüder verliehen, grenzte damals an die Bauerngüter Langmoos, Gschwend, Laubegg und Tor. Wie die Bewohner von Unter Laubegg und Hinter Langmoos hatten auch die Lehenleute auf Ottensegel das verbriefte Recht, im Teufenbachwald Zimmer- und Schindelholz hauen zu dürfen. Dieses allen drei Höfen gemeinsame Privileg deutet auf früheren einheitlichen Besitz hin: auf die Zeit der Freiherren von Wädenswil und das 13. Jahrhundert. 1533 wohnte Hans Linsi auf dem Hof Ottensegel, 1618 die Familie Teiler, 1718 ist Jakob Isler als Eigentümer nachzuweisen. Er hatte die eine Hofhälfte im Jahre 1703 von seinen Vorfahren übernommen und die andere 1711 von Urech Strickler erworben. Das Bauerngut, nun Erblehen der Landvogtei Wädenswil, der Rechtsnachfolger des Johanniterordens, umfasste im Jahre 1728 ein Wohnhaus, zwei Scheunen, einen Schweinestall und eine Senntenhütte. Im Jahre 1718 wurde neben der Bezeichnung «Hof Ottensägel» erstmals auch die Kurzform «Segel» verwendet. Sie setzte in der Folge durch und vermochte den ursprünglichen Flurnamen verdrängen.

Ein dritter hochmittelalterlichen Viehzüchterhof im Gebiet der heutigen Gemeinde Hütten war jener zu Langmoos. Er gehörte ursprünglich dem Freiherrn Rudolf (III.) von Wädenswil. Dieser verkaufte im Jahre 1270 einen Teil davon an das Kloster Wettingen. Der Rest vererbte sich auf den Ritter Heinrich von Stein, der das gut durch Rudolf und Arnold die Propste bewirtschaften liess. Im Jahre 1316 verkaufte er sein Eigengut Langmoos dem Johanniterhaus Wädenswil. Spätestens in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts muss der Lehenhof geteilt worden sein. 1475 ist nämlich die Rede von Rudi Zürcher zum Langmoos, und im gleichen Jahr wird ein Erblehenhof zum Hinteren Langmoos erwähnt. Auch er wurde ursprünglich von der Familie Zürcher bewirtschaftet. Diese musste sich im Lehenbrief gegenüber dem Johanniterorden verpflichten, den Hof nicht weiter zu teilen. Dessen ungeachtet hatten die Lehenbauern Zürcher von ihrem Hof Landstücke verkauft, so dass im Jahre 1521 der Zürcher Rat im Namen des Ordens als Schiedsrichter eingreifen musste. Er verfügte, dass die Bestimmungen des Lehenbriefes weiterhin gültig seien, der Hof also nicht zerstückelt werden dürfe.

Der vierte mittelalterliche Grosshof war der 1270 erwähnte Hof zu Hütten. Er gehörte ebenfalls dem Freiherrn Rudolf (III.) von Wädenswil. Mit der Herrschaft kam er 1287 an die Johanniter. Als Lehenbauer des Ordens lässt sich im Jahre 1436 Peter Zürcher nachweisen. Als Zins hatte er Korn, Haber, Butter und Geld zu entrichten. Von diesem Grosshof wurde möglicherweise schon im 15. Jahrhundert ein Teil abgespalten. 1472 jedenfalls kam der Hof des Ueli Klein zu Hütten auf die Gant. Ein Nachkomme des 1436 erwähnten Lehensmannes Zürcher hinterliess den Hof Hütten mit hoher Schuldlast. Von den Nachkommen war niemand imstande, den gesamten Komplex zu erwerben. Auf Bitten der Verwandten des Verstorbenen erlaubte der Johanniterkomtur Heggenzi im Jahre 1510 die Hofteilung. Die einzelnen Teile kamen in der Folge an Rudi Hiestand, Hans Besmer, Hans Theiler und Lienhard Ryff. Noch 1564 trifft man in einer Urkunde die Bezeichnung «Kleinhans Theiler, am Richterswilerberg, bei den Hütten sesshaft». «Hütten war damals noch ein Hofname wie Laubegg, Langmoos oder Ottensegel. «Bei den Hütten» wies zudem noch deutlich auf den ursprünglichen Sinn des Namens hin: auf Alphütten.

Im Jahre 1400 ist erstmals vom Hof Chneus die Rede. Er hiess damals «Knöbis» und wurde in diesem Jahr von den bisherigen Inhabern – Hans, Heini und Aberhans Kabus – an die Probstei zum Grossmünster in Zürich verkauft. Diese wiederum veräusserte den «Hof Knöbis bei Langenmoos» im Jahre 1405 an Johann Ochsner und dessen Sohn Rudolf. 1452 befand sich die Liegenschaft immer noch im Eigentum der Familie Ochsner.
Die ersten Grosshöfe im Raume Hütten entstanden wohl im Verlaufe des 13. Jahrhunderts auf gerodetem Boden. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts dürften die grössten Rodungen im Umkreis der sich entwickelnden Siedlungen mehr oder weniger abgeschlossen gewesen sein. Übrig geblieben waren vor allem entfernte Restwaldungen, die sich schon von der Geländeformation her für die Landwirtschaft wenig eigneten. Nach dem Alten Zürichkrieg kam es im südlichen Teil der Johanniterkomturei Wädenswil zu einer neuen Besiedlungswelle. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts tauchen erstmals Namen von Höfen an der Hohen Rohne auf: 1543 wird ein neues Gut zu Schönau erwähnt, 1454 Mistlisyten (vermutlich das heutige Mistlibüel), 1482 Chilchberg. Ebenfalls genannt werden 1488 Heiti (Heiten) und 1496 Moosmatten. Als weitere Namen erscheinen in den Urbaren des 16. Jahrhunderts neu Büschen (1503), Hengarten (1528), Gschwend (1551), Mörischwand (1568) und Seehalden (1568). Mit der neuen Kolonisationswelle verdichtete sich das Siedlungsnetz. Das Gesicht der Einzelhoflandschaft veränderte sich aber dadurch nicht wesentlich. Zur Dorfbildung kam es in diesem Gebiet nicht.
6 Ausschnitt aus der Karte des Wädenswiler Quartiers, gezeichnet 1659 von Hans Conrad Gyger, mit dem «Hütter See» und den Höfen «Im Kneuwis, Langenmose, Segel, Bimhof, Heingarten, Hütten, Böschen, Uff der Laubegg, Schaaffrain, Uf dem Bergli, Mistelbüel, Örischwand, In der Heytten».

7 Im Riegelhaus «Bergli», das er im Sommer 1986 in dieser Federzeichnung festgehalten hat, wohnt der hier aufgewachsene Schriftsteller, Kunstmaler und Eisenplastiker Karl Iten. In vielen seiner Ölgemälde und Zeichnungen hat er Motive aus der engeren Heimat festgehalten.

Die Neuhöfe des 15. Jahrhunderts waren noch immer ausgeprägte Viehzüchterhöfe. Dies geht einerseits aus den Bodenzinsen hervor, die von diesen Gütern zu leisten waren. Sie bestanden – wie dies etwa 1488 für Heiti erwähnt wird – in Abgaben von Butter, Ziger und Geld. Nach dem 16. Jahrhundert wurden viele Höfe geteilt. Namen wie Vorder Langmoos/Hinter Langmoos, Vordere Schönau/Hintere Schönau (1545) belegen diese Entwicklung. Dennoch wiesen die Höfe einen beachtlichen Umfang auf. Als Mass des Ertrages wurde meist angegeben, wieviel Kühe im Sommer geweidet und wieviele im Winter mit eigenem Heu gefüttert werden konnten. Im 16. Jahrhundert hatten die Haupthöfe im Gebiet von Hütten einen Umfang von über zehn Haupt Vieh. Auch am Ende des 17. Jahrhunderts gab es – trotz Hofteilungen – noch zahlreiche Weidebetriebe dieser Grössenordnung. In den 1680er Jahren hatte der Hof Oerischwand der Gebrüder Scherrer immer noch 22 Haupt Umfang. Die reichen Inhaber besassen für kurze Zeit zudem einen Hof auf Laubegg mit 13 Haupt und das Gehöft Heiten mit drei Haupt Vieh. Der Hof Langmoos gab im Jahre 1693 Futter für 12 Stück Vieh. Der Hof des Heini Fyrabend in der Hinteren Schönau mass im Jahre 1557 «17 Kühe Sömmerig und 8 Kühe Winterig». Es war also nicht möglich, während der Winterzeit gleich viele Tiere zu halten wie im Sommer. Manch Bauern verkauften im Herbst einen Teil ihrer Viehhabe. Abnehmer waren häufig italienische Viehhändler, welche die Tiere noch vor Wintereinbruch über den Gotthard trieben. Aber auch die Metzger in Zürich und in der Herrschaft Wädenswil waren Kunden.




Peter Ziegler