Schule und Schulwesen

Quelle: Schönenberg, 1985 von Peter Ziegler

Die Schule Mittelberg

Ein Schulmeister Hans Eschmann hielt vom Jahre 1646 an im Haus seines verstorbenen Vaters in der Mülistalden für die rund 70 bis 80 Kinder im vorderen Teil der oberen Region des Wädenswiler Berges Winterschule. Aus der Schule in Mülistalden ging die Schule Mittelberg hervor, die ursprünglich auch von Schülern aus der Langrüti und aus dem Herrlisberg besucht wurde. Seit 1765 gab Schulmeister Heinrich Hofmann im Sommer und im Winter im Schulhaus Mittelberg Unterricht. Wegen seines schlechten Lebenswandels erregte der Lehre aber häufig Anstoss.
Seit der Teilung von 1812 war die Schule Mittelberg zu einem Viertel Eigentum der Gemeinde Schönenberg und zu drei Vierteln Besitz von Wädenswil. Sie stand daher auch unter doppelter Verwaltung, was den Schulbetrieb erschwerte. Nachdem 1832 ein neues Schulgesetz in Kraft getreten war, strebten die Wädenswiler die Trennung des Schulkreises Mittelberg und den Bau eines Schulhauses in der Langrüti an. Zum Wädenswiler Teil von Mittelberg gehörten immerhin 64 Häuser mit 110 Haushaltungen und 109 schulpflichtigen Kindern. Die meisten wohnten im Raume Herrlisberg und damit vom Schulhaus Mittelberg recht weit entfernt.
Am 15. März 1834 beschloss der Zürcher Erziehungsrat die Teilung der Schulgenossenschaft Mittelberg nach den Grenzen der Kirchgemeinden Wädenswil und Schönenberg. Die in der Sektion Mittelberg-Schönenberg wohnhaften Bürger waren aus ökonomischen Gründen gegen eine Teilung, und es kam zu unerfreulichen Auseinandersetzungen zwischen Wädenswil und Schönenberg. Der Regierungsrat bestätigte aber am 31. März 1835 den Beschluss des Erziehungsrates; Schönenberg wurde ausgekauft. Die Sektion Langrüti bildete nun – bis 1925 – eine eigene Schulgemeinde innerhalb der politischen Gemeinde Wädenswil und baute ein Schulhaus, das 1836 eingeweiht wurde.
Am 4. November 1840 konnte auch im Mittelberg ein neues Schulhaus bezogen werden. Es verfügte über eine Lehrerwohnung, in der bis 1850 der Lehrer Johann Ulrich Baumann wohnte.
78 Schulhaus Mittelberg, Ölgemälde von Ferdinand Hofmann.
Dieser war 1843 an die Schule Mittelberg gewählt und vom Schulpräsidenten in sein Amt eingeführt worden mit den Worten: «Nicht alles Neue ist gut!» Baumann hatte das Seminar des Liberalen Ignaz Thomas Scherr in Küsnacht besucht und galt daher als Strauss-Anhänger und Feind der Religion. Mit Pfarrer Pfenninger verstand sich der Lehrer aber ausgezeichnet, und der Pfarrer hätte ihm sogar das Verlesen von Mitteilungen auf der Kanzel übertragen, hätte der Schulmeister keinen Schnauz gehabt, was sich damals auf der Kanzel nicht geschickt hätte. An der Schule Mittelberg wirkten folgende Lehrkräfte:

1865−1887 Johannes Huber
1887−1897 August Ammann
1897−1906 Eduard Hausheer
1906−1913 Ludwig Beilstein
1913−1915 Ernst Leemann
1915−1919 Elisabeth Kunz
1919−1928 Lucie Kunz
1928−1975 Ferdinand Hofmann.

Der Lehrer an der Schule Mittelberg unterrichtete ursprünglich im gleichen Raum acht, seit 1928 noch sechs Klassen. Seit der Einweihung des neuen Schulhauses auf dem Humbel im Herbst 1950 gab es im Schulhaus Mittelberg nur noch eine Unterstufe für den unteren Gemeindeteil. 1975 wurde auch diese aufgehoben. Das Schulhaus dient heute als Kindergarten.

Die Primarschule Schönenberg

In Kirch-Schönenberg gab es seit 1703 ebenfalls eine Schule. Als Schullokal diente anfänglich ein Raum im Pfarrhaus. Schon 1708 wird aber auch ein Schulhäuschen hinter der Kirche bezeugt. Es wurde auf Kosten der Landvogtei Wädenswil unterhalten. 1718 wird Schulmeister Jakob Schärer erwähnt. 1758 besuchten in Schönenberg 112 Kinder den Unterricht, den man – im Gegensatz zur Schule Mittelberg – im 18. Jahrhundert stets rühmte.
Noch 1813 verfügte Schönenberg über kein eigentliches Schulhaus. Die Gemeinde besass lediglich einen halben Hausteil (heute Haus Ass.-Nr. 5); die andere Haushälfte diente Conrad Rusterholz als Wohnung.
1823/24 baute die Gemeinde Schönenberg ein neues dreistöckiges Schulhaus gegenüber dem «Rössli», mit einem Turn- und Pausenplatz (heute Parkplatz vor der Kirche). Das Haus enthielt eine geräumige Schulstube, eine Wohnung im 1. Stock sowie ein Sitzungszimmer. 1836 wandelte man die Wohnung in ein zweites Schulzimmer um, dafür entstanden 1839 im 3. Stock zwei Lehrerwohnungen.
79 Schönenberger Schüler vor dem Schulhaus bei der Kirche, 1914.

80 Schulhaus und Gasthof Rössli, 1914.

Bis 1930 unterrichteten im Schulhaus bei der Kirche immer zwei Lehrer und von da an bis 1950 je drei. Manche blieben recht lange an ihrer Stelle, so Jakob Bay von 1837−1881 Heinrich Baumann von 1865−1899 Anna Rüegg von 1886−1921 und die Unterstufenlehrerin Erika Britt von 1934−1960.
81 Unterstufenklasse von Erika Britt.

Am 24. September 1950 konnte die Gemeinde Schönenberg die gut in die Landschaft eingepasste neue Schulanlage auf dem Humbel einweihen. Sie wurde vom Architekten Konrad Jucker in Küsnacht geplant und umfasst in z-förmiger Anordnung ein Schulhaus, ein Abwartshaus und eine Turnhalle.
Im Schuljahr 1985/86 waren im Schulhaus auf dem Humbel ein Kindergarten, drei Unterstufenklassen und der Mittelstufenklassen untergebracht. Das alte Schulhaus bei der Kirche dient seit 1950 nur noch als Wohnhaus.

82 Schulanlage auf dem Humbel, eingeweiht 1950.

Sekundarschule und Oberstufe

Im Jahre 1832 wurde in Wädenswil eine Private Gemeindesekundarschule eröffnet, die 1836 in die öffentliche Sekundarschule Wädenswil-Schönenberg überging und als Kreis 11 einen der 50 Sekundarschulkreise des Kantons bildete. Von 1839 bis 1878 gehörte auch Spitzen zu diesem Schulkreis, dann kam es zu Hirzel. Erster Präsident der Sekundarschulpflege war der Pfarrer von Schönenberg, Hans Caspar Pfenninger. Nachdem die Schule in verschiedenen Wädenswiler Privathäusern eingemietet war konnte 1868 das Sekundarschulhaus bei der Kirche bezogen werden. Es wurde 1954 durch das Schulhaus fuhr abgelöst.
Seit der Gründung der Sekundarschule besuchten immer häufiger auch Schüler von Schönenberg die «höhere Schule» im Dorf Wädenswil. Sie nahmen einen weiten Schulweg in Kauf. Walter Rusterholz aus der Buechen, der von 1910 bis 1912 die Sekundarschule besuchte, weiss zu berichten: Eine gute Stunde Wegzeit wurde gerechnet. Man musste beizeiten aufstehen, damit um sieben Uhr das Ziel erreicht war. Die Mittagszeit wurde gezwungenermassen im Dorf verbracht. Häufig sassen die Schüler vom Berg bei einer befreundeten Familie am Tisch. Der Heimweg gestaltete sich in der Regel recht schwierig. Versehen mit Proviant aus Wädenswiler Bäckereien gings nach der Besammlung beim Volkshaus began. Man nahm sich Zeit für allerhand Neckereien und Streiche, Plünderung der Obstgärten war ein häufiges Delikt, labte sich an deiner Limonade in der Wirtschaft zur Gerenau und erreichte das Elternhaus erst nach der doppelten Zeit. Die Mutigsten versuchten, der Rösslipost hinten aufzusitzen. Sie mussten ihren Sitzplatz aber spätestens dann wieder aufgeben, wenn der Kutscher seine lange Peitschenschnur nach hinten sausen liess. Auch als 1922 die ersten Postautokurse eingeführt wurden, waren die Schüler noch nicht vom langen Weg befreit. Es gab nur drei Kurse, so dass man nur selten ein Postauto benützen konnte. Dafür suchte man wenn möglich Platz in einem der noch seltenen Privatautos zu ergattern. Sehr beliebt war das Auto von Dr. med. E. Ochsner, der auf seinen Visiten in den Berg nie jemanden am Strassenrand stehen liess.
Mit der Oberstufenreorganisation von 1963 wurde die Sekundarschulgemeinde Wädenswil-Schönenberg zur Oberstufenschulgemeinde Wädenswil-Schönenberg-Hütten erweitert. Bessere Verkehrsverbindungen bewirkten, dass Hütten sich von Richterswil trennte und den Anschluss an Wädenswil suchte. Die 7. und 8. Klasse in Schönenberg löste man auf; an ihre Stelle trat die Realschule in Wädenswil, welche auch von Knaben und Mädchen aus Schönenberg und Hütten besucht wird.
Die Oberstufenschulgemeinde Wädenswil-Schönenberg-Hütten ist eine selbständige Gemeinde mit Urnenabstimmung, Gemeindeversammlung und einer Schulpflege mit 13 Mitgliedern, von denen laut Gemeindeordnung zwei aus Schönenberg stammen.




Peter Ziegler