Baugeschichte

Quelle: Manuskript 2022 von Andreas Hauser (Ausschnitt «Geschichte Treu, II Baugeschichte»)

Der alte Sonnenhof hatte sich – wie auch der Rosengarten und der 1838 erbaute Florhof – der Treu in Grösse und Form untergeordnet; sie blieb die Königin, die hinter den Zugerstrassen-Häusern mächtig aufragte. Der neue Sonnenhof dagegen verwies die Treu energisch in den zweiten Rang. Mit seinen fünf Geschossen und den straffen Formen tat er kund, dass sie und auch die anderen benachbarten Altbauten ausgedient hatten. Dem Garten der Treu und der Villa Flora wandte er den Rücken zu: war die Strassenseite als Schaufassade gestaltet, so die Nordfassade als schmucklose Hinterhofwand mit Küchenbalkonen.
Der Bauherr des Sonnenhofs war Elior Bonato (1914–1976). Der ausgebildete Zahntechniker war in der Nachkriegszeit ins Immobiliengeschäft eingestiegen und hatte, bevor er den Sonnenhof-Neubau in Angriff nahm, schon Renditebauten in Bäch und an der Schlossbergstrasse in Wädenswil realisiert. Der mitten im Dorf situierte Sonnenhof aber war ein Prestigevorhaben, er sollte ein Fanal für ein modernes Wädenswil sein. Für die Entwurfsarbeit gewann Bonato einen Architekten ersten Ranges, den Bau wollte er mit Marmorplatten verschalen. Das misslang, was zu Verzögerungen führte. Erst am 10. Juli 1959 konnte die Zürcher Kantonalbank, für welche das bergseitige Erdgeschoss und ein rückwärtiger Annex bestimmt waren, ihre Büros eröffnen. Bonato selber zog um 1960 mit seiner Familie in die seeseitige Dachwohnung, seine Frau Therese geborene Lüdi (1924–2017) führte später das im Erdgeschoss situierte, qualitätvoll ausgestattete Tea Room Sonnenhof.
Etwa zur selben Zeit (1961) erwarb Bonato auch die an den Sonnenhof angrenzende Liegenschaft Treu. Sein Sohn Peter (* 1945) vermutet, dass er dies in der Absicht tat, das alte Haus und das Nebengebäude abzubrechen und einen weiteren Neubau à la Sonnenhof zu realisieren.
Dazu kam es aber nicht mehr. Bonato geriet in persönliche und geschäftliche Schwierigkeiten und zog nach Deutschland. 1968 verhängten die Behörden über ihn den Konkurs und versteigerten seine Liegenschaften, so auch die Treu.