Altes Büelenhaus

Quelle: Kleine Schriften zur Zürcher Denkmalpflege, Heft 2 von Peter Ziegler

Nordostfassade nach der Restaurierung von 1984/85.

Lage

Das von Garten umgebene alte Büelenhaus liegt im Nordwesten Wädenswils, im südlichen Winkel der schmalen Strassenkreuzung Büelenweg/Büelenstrasse/Stoffelweg und ist der Büelenstrasse giebelständig zugeordnet. Es bildete einst das Zentrum des schon im 16. Jahrhundert erwähnten Büelenhofs.
Situationsplan. Massstab 1 : 2 500.
1 Vers.-Nr. alt 503 e Scheune, erbaut vor 1813, abgebrochen 1876.
2 Vers.-Nr. 753 Stall/Remise, erbaut 1920.
3 Vers.-Nrn. 800/801 Wohnhaus. Südwestliche Hälfte Vers.-Nr. 800: Erweiterung von 1549. Nordöstliche Hälfte Vers.-Nr. 801: Kernbau von 1518.
4 Vers.-Nr. 802 Schopf. Bestehend 1813, abgebrochen 1922.
5 Vers.-Nr. 803 Sog. «Büelenscheune». Bestehend 1813, umgebaut 1989 zu Kindergarten und Wohnungen.
6 Vers.-Nr. 804 Wohnhaus, erbaut 1820.
7 Vers.-Nr. 805 Waschhaus, erbaut 1827, abgebrochen 1921.
8 Vers.-Nr. 806 Wohnhaus, erbaut 1824 als Schopf- und Schweinestall, ab 1827 Wohnhaus und Schopf.
9 Vers.-Nr. 807 Wohnhaus, erbaut 1765.
10 Vers.-Nr. 808 Wohnhaus, erbaut 1824.
11 Vers.-Nr. 809 Ökonomiegebäude, erbaut 1811.
12 Vers.-Nr. 810 Wohnhaus, abgetragen 1913.
13 Vers.-Nr. 812 Scheune, erbaut vor 1813, abgebrochen 1913.

Ziel der Renovation

1984/85 wurde das ehemalige Bauernhaus in enger Zusammenarbeit mit der kantonalen Denkmalpflege einer sorgfältigen Restaurierung unterzogen. Anliegen des Eigentümers war es, den Bau in seiner Formen- und Materialvielfalt uneingeschränkt zu erhalten und das bestehende Raumgefüge bei Erneuerungsarbeiten im Innern (Küche und Bad) zu respektieren. Zudem waren Aufschlusse über die Geschichte und Baugeschichte des ehemaligen Bauernhauses erwünscht.
Aufriss der Südostfassade, mit Eintrag der zwei wichtigsten Bauetappen.

Geschichte

Eine Buolwies, die sich wohl am Ort der später als Büelen benannten Flur erstreckte, wird bereits 1481 urkundlich erwähnt. Die sicher fassbare Geschichte des Hofes beginnt mit dem Jahre 1568, als die Stadt Zürich nach dem Erwerb der Johanniterkomturei Wädenswil (1549) deren Einkünfte in einem Urbar aufzeichnen liess. Dem angeführten Landbesitz nach zu urteilen, lebten die Bauern auf Büelen von Weinbau und Viehwirtschaft. Zwischen 1596 und 1614 kam das Anwesen in den Besitz der Familie Hottinger, die mehrere Gemeindeseckelmeister stellte, und blieb es bis 1780. Dann ging der Hof durch Heirat an Hauptmann Heinrich Hauser-Hottinger über. Nach der Familie Hauser war das alte Büelenhaus von 1918 bis 1925 im Besitz der Gemeinde Wädenswil; seither ist es erneut in privater Hand.
Querschnitt durch den Dachstuhl, Innenansicht.

Im Jahre 1670 bestand der Hof Büelen aus zwei Wohnhäusern und sechs Wirtschaftsbauten einschliesslich eines Waschhauses. 1679 wurde das Heimwesen geteilt. Einer Umfrage der Ökonomischen Gesellschaft von 1787 ist zu entnehmen, dass der Weiler Büelen damals aus drei Wohngebäuden bestand. Eine zur Liegenschaft gehörende Trotte wurde 1873 abgetragen. Ein nordwestlich des alten Büelenhauses und des Büelenwegs gelegenes, firstparallel angeordnetes Bohlenständerwohnhaus wurde 1913 wegen Baufälligkeit ersatzlos abgebrochen.

Kunstgeschichtliche Würdigung

Das alte Büelenhaus gehört zu den ältesten erhaltenen Wohnbauten von Wädenswil. Es besteht aus zwei Teilen: einem nordöstlichen Blockbau und einem südwestlichen Steinbau. Mittels dendrochronologischer Untersuchungen konnte der Blockbau ins Jahr 1518 datiert werden. Aus dem selben Jahr stammt der Stuhl des sehr flach geneigten Satteldachs. Die ursprüngliche Neigung ist im Hausinnern noch klar ablesbar. 1549 wurde das Gebäude bergseits um einen Steinbau erweitert. Die Stube dieses Hausteils weist eine Fenstersäule mit der Jahreszahl 1549 auf. Altbau und Hauserweiterung erhielten vermutlich im selben Bauvorgang ein gemeinsames geknicktes Satteldach mit stehendem Stuhl. In einer weiteren Etappe gliederte man im 18. Jahrhundert der nordwestlichen Trauffassade einen Schleppdachbau an, der 1813 als Trotthaus mit Birnenmühle und nach 1873 als Schopf genutzt wurde.
Im Zuge der Aussenrenovation von 1926 im Geist des Heimatstils erhielten die Südwest- und die Nordfassade des alten Büelenhauses einen neuen Verputz mit dekorativer Sernifitsplitterung, wie sie auf dem Gemeindegebiet von Wädenswil vornehmlich für Bauten des 18. Jahrhunderts üblich war. Gleichzeitig ersetzte man teilweise die Fenstergewände, errichtete neue Kaminhüte und brachte an der Südostfassade des gemauerten Wohnteils eine Eckquadermalerei an.
Am auffälligsten verändert hat sich durch die Aussenrestaurierung von 1984/85 die Nordostfassade, wo auf Anraten der kantonalen Denkmalpflege der wohl im 19. Jahrhundert angebrachte Verputz abgeschlagen wurde, um die Blockfassade zu restaurieren und wieder sichtbar zu machen. Das Giebelfeld erhielt eine neue Verschalung. Zahlreiche Fenster samt Läden galt es zu reparieren oder zu ersetzen. Um im Innern mehr Tageslicht zu erhalten, wurden einige Fenster der Südwestfassade bis auf die ursprüngliche Brüstung vergrössert. Ansonsten besserte man Schaden am Sandstein, im Sockelbereich des Gebäudes und an der traufseitigen Vorlaube aus. Im Innern gestalteten sich die Erneuerungsarbeiten sehr bescheiden und respektierten das überlieferte Raumgefüge.

Rückseitiger Anbau mit Heimatstilverputz von 1926, nach der Renovation von 1984/85.

Schutz

Das alte Büelenhaus verkörpert am oberen Zürichsee einen Bautyp, der sich in grösserer Zahl nur noch im voralpinen Raum erhalten hat. Wegen seines Alters und seiner konstruktiven Merkmale ist das Gebäude als Schutzobjekt von regionaler Bedeutung ins überkommunale Inventar aufgenommen worden.
Das Alte Büelenhaus vor der Restaurierung von 1984/85.

Literatur

Zürcher Denkmalpflege, 11. Bericht 1983–1986, Zürich 1995, S. 321–323. – Peter Ziegler, Zur Geschichte des Hofes Büelen und der Büelenscheune, in: Allgemeiner Anzeiger vom Zürichsee, 4. September 1990.




Peter Ziegler