Restauration des Hauses «am Platz»

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 1978 von Peter Ziegler
 

Im Herbst 1978 wurde die Restauration des Hauses „am Platz“ Ecke Schönenbergstrasse/Lindenstrasse beendet.

Mit der im Herbst 1978 vollendeten Restauration des Hauses von Jürg Hochstrasser an der Ecke Schönenbergstrasse/Lindenstrasse (Architekt Heinrich Th. Uster) ist Wädenswil um eine Sehenswürdigkeit reicher geworden. Das stattliche Riegelhaus gegenüber der reformieren Kirche ist eine Zierde des Dorfkerns und zugleich ein Beweis dafür, dass mit Sachkenntnis, Verständnis und finanziellem Aufwand auch bisher unansehliche Bauten in Schmuckstücke umgestaltet werden können, die besser in die Umgebung passen als ein Neubau.
Wie alt ist das nunmehr restaurierte Haus? Wer waren seine Besitzer? Eine Zeichnung aus dem Jahre 1769 zeigt nordwestlich der reformierten Kirche das aus dem 16. Jahrhundert stammende, 1821 abgebrochene Gemeindehaus, das alte Blattmannhaus am Standort des 1868 eingeweihten Sekundarschulhauses, dazwischen den Gemeindeplatz, bergseits davon das 1963 abgebrochene Haus an der Ecke Schönenbergstrasse/Blumenstrasse und die seeseitige Häuserreihe an der oberen Türgasse.

Plan der Kirchenumgebung, 1759. Das Haus Bim Platz steht noch nicht.

Da wo heute das Haus Hochstrasser steht, dehnte sich 1769 noch ein Garten aus. 1772 wird dann im Grundprotokoll erstmals ein Gebäude fassbar. Es ist die Rede von einem Haus samt einer Färberei und Farbkessel und Mange, „allernächst bi der Kirche im Dorf Wädensweil, da dem sogenannten „Platz“ liegend. Das Haus muss also zwischen 1769 und 1772 gebaut worden sein, und zwar auf einem Landstück, das vorher dem Kirchenpfleger Jakob Höhn gehört hatte. Erbauer der neuen Färberei, welche das Wasser des Töbelibaches nutzte, war der Färber Hans Heinrich Eschmann. Er verkaufte die beim Gemeindehaus gelegene, an die Strasse, die beiden Feldwege und an den Gemeindeplatz grenzende Liegenschaft im Jahre 1784 dem Kilchmeier Hans Caspar Blattmann auf dem Leihof. Nach dessen Tod teilten die Brüder Heinrich und Johannes Blattmann am 7. April 1788 die väterlichen Güter. Während Heinrich den Leihof erhielt, bekam Johannes Blattmann folgenden Besitz bei der Kirche: ein neuerbautes Haus samt Farb- und Mangehaus, das alte Blattmannhaus samt Scheune und angefügtem Schweinestall, ferner eine neue Trotte sowie Garten, Reb- und Mattland. Zur Liegenschaft bei der Kirche gehörten ferner Reben im Musli, Holz und Boden im Gulmen und Riedboden auf Külpen.

Barocker Garten vor dem Haus Bim Platz. Zeichnung von J. J. Hofmann, 1771.

Ein Plan der Kirchenumgebung aus dem Jahre 1838 zeigt einen Teil der Blattmannschen Liegenschaft „auf dem Platz“. Das Haus war damals noch ohne Anbauten; das Färberei- und Mangebäude stand südöstlich des Hauses, am Ufer des Töbelibaches.

Plan der Kirchenumgebung, gezeichnet von Rudolf Diezinger, 1838.


Nach dem Tod von Johannes Blattmann kam der Besitz im Jahre 1840 an den Tierarzt Jakob Hofmann. Die ehemalige Mange diente damals als Wasch- und Brennhaus; im übrigen wurde die Liegenschaft gleich umschrieben wie rund 50 Jahre vorher, 1844 wurde der Küfer Caspar Schneider neuer Eigentümer des Hauses „auf dem Platz“. Schneider fügte dem dreistöckigen Wohnhaus mit gewölbtem Keller auf der Seite gegen die damals neuerstellte Schönenbergstrasse einen niedrigen Werkstattvorbau an. Schon 1848 wechselte die Liegenschaft erneut den Besitzer. Auf Mai dieses Jahres übernahm Heinrich Hochstrasser das für 5000 Franken assekurierte Wohnhaus mit Küferwerkstatt und gründete hier seine Hutfabrik. Diese ging im Januar 1869 an den Sohn Heinrich Hochstrasser über, welcher den Betrieb ausbaute. Anstelle der ehemaligen Werkstatt entstand ein für 11 150 Franken brandversichertes eingeschossiges Fabrikgebäude „mit eisernen Röhren zur Dampfheizung“. Und bis 1894 erweiterte man die Fabrikliegenschaft bergseits des Altbaus um ein Wasch- und Färbereigebäude sowie um ein Hutfabrik- und Dampfkesselgebäude mit Hochkamin und zwei Dampfkesseln. Diese Bauten wurden 1967 – zwei Jahre nach der Schliessung der Hutfabrik Hochstrasser – abgebrochen, damit an ihrer Stelle der Neubau Blumenstrasse 12 errichtet werden konnte.




Peter Ziegler