Ausserdem hatte der Gemeinderat auf die öffentliche Meinung zu achten. Dass bei einem zu modernistischen Projekt mit Widerstand zu rechnen war, zeigt ein Brief, den der Obmann der Zürcherischen Vereinigung für Heimatschutz, Hans Giesker (1879–1936), am 6. März 1931 an SBB-Generaldirektor Anton Schrafl, schickte:
«Unsere Vereinigung ist kürzlich darauf aufmerksam gemacht worden, dass im Laufe dieses Jahres in Wädenswil ein neues Stationsgebäude gebaut wird, und dass im Anschluss daran von privater Seite am zukünftigen Bahnhofplatz Wädenswil ein grosser Gebäudeblock erstellt werden soll. Ueber den architektonischen Stil dieser Bauten sind nun Gerüchte im Umlauf, die sich zwar hoffentlich nicht bewahrheiten werden, die unserer Vereinigung aber doch Anlass geben, Sie anzufragen, ob wir von allenfalls schon vorliegenden Plänen und Skizzen Einsicht nehmen dürften, um uns zu orientieren» (Standort: A).
Sowohl Bräm als auch der Gemeinderat standen also bei der Bahnhofgestaltung vor der Aufgabe, möglichen Gegnern wie dem Heimatschutz und seinen Wädenswiler Informanten den Wind aus den Segeln zu nehmen. Aus solcher Anpassungs-Anstrengung geboren, vermochte das Projekt Bräm am Ende ebenso wenig zu überzeugen wie das von Fehr, und die gemeinderätlichen Wünsche wirkten teils widersprüchlich, teils überzogen, wie im Fall des wohl von Wiedikon inspirierten Wunsches nach einer durch zwei Geschosse durchlaufenden Schalterhalle.
Die Kreisdirektion III, die sich oft über die Wädenswiler Behörden geärgert hatte (manchmal zu Recht, manchmal zu Unrecht), benutzte Bräms Kritik am SBB-Projekt als Vorwand für ein Sparprogramm: Das Turmmotiv wurde ersatzlos gestrichen und mit ihm – zum Entsetzen der Wädenswiler – auch gleich die Bahnhofuhr. Dafür durfte der SBB-Architekt Schlaginhaufen beim kleinen Bahnhof Wipkingen einen Uhrturm von genau der Art realisieren, wie Bräm ihn für Wädenswil vorgeschlagen hatte.
Abgeschmettert wurde des Weiteren der Wunsch nach einer hohen Schalterhalle, und die Verkleidung des Erdgeschosses mit rustikalem Steinwerk wurde auch gleich weggespart. Noch so gerne kam man dagegen in Zürich dem Wunsch des Gemeinderats entgegen, die malerische Staffelung des Baukörpers auf der Seite zum Merkur zugunsten eines geschlossenen Blocks aufzuheben: mit wenig Mehrkosten bekam man im Obergeschoss einige vermietbare Büros, ohne dass die Wädenswiler wegen einer Verringerung des Sichtfeldes hätten reklamieren können.
Der Wunsch des Gemeinderats nach einem Flachdach wurde abgelehnt, dafür aber beim geplanten Walmdach die Neigung verringert. Das war ohnehin die Absicht des SBB-Architekten Fehr gewesen; gegenüber der Generaldirektion in Bern konnte man diese Massnahme als Kompromiss mit den Wädenswilern verkaufen.