Älteste Hof- und Flurnamen in Hütten

Quelle: Gewerbezeitung Dienstag, 12. März und 11. Juni 2019 von Peter Ziegler

Seit 1. Januar 2019 ist Hütten ein Ortsteil von Wädenswil. Mit der Ausweitung des Gebiets sind auch neue Hof- und Flurnamen dazugekommen, deren Geschichte und Deutung hier festgehalten wird. Nebst eigenen Forschungen wurde auch die 1939 von Karl Kuprecht im «Allgemeinen Anzeiger vom Zürichsee» publizierte Artikelserie «Siedungsverhältnisse und Ortsnamen der Gemeinde Hütten» beigezogen.
Die aktuelle Karte von Hütten zeigt mit den Ziffern 1 bis 21 die Lage jener Höfe und Geländebezeichnungen, deren Namen unten gedeutet werden.

1 Auf der Au
Die erst im 19. Jahrhundert entstandene Siedlung Auf der Auf verdankt ihren Namen der Wiesenfläche nördlich der Kirche, die vom Wäschbächlein durchflossen wird. Au bedeutet Land am oder mit Wasser.
 
2 Bergli
Der Jahrzeitrodel von Hütten von 1496 nennt als Wohnsitz von Hans Hiestand das Gut «genannt zu den Berghüseren». Auf Gygers Militärkarte von 1659 heisst das hoch gelegene Grenzgebiet «uf dem Berg», auf der Zürcher Karte von 1667 «uff dem Berglj». Im Zweiten Villmergerkrieg von 1712 überrannten Schwyzer Truppen den hier eingerichteten Wachtposten, töteten acht Personen und plünderten die Häuser.
 
3 Bibetsee/Hüttner See
Bibetsee lautet die ursprüngliche Bezeichnung für den Hüttner See, nachweisbar ab 1520, und in Gebrauch bis Mitte des 17. Jahrhunderts. Da der Name Hütten während dieser Zeit einen Hof und noch keine Gemeinde benannte, wurde der See nicht als Hüttner See bezeichnet, sondern trug einen Eigennamen. Bibetsee bedeutet See, in dem Biber leben. Auf einem Plan aus den frühen 1660er Jahren steht noch «Bibet See», auf der Zürcher Kantonskarte von Hans Conrad Gyger von 1667 heisst das Gewässer «Hütter See». Der Name Bibetseeli wurde noch 1808 gebraucht, dann setzte sich die neue Nennung endgültig durch.
 
4 Blattwaag
Der Name Blatt bezeichnet eine grössere Felsplatte, Waag das bewegte Wasser, den Strudel der Sihl, analog zu Waggital oder Babenwaag bei Sihlbrugg. Das Grundprotokoll Richterswil erwähnt 1667 «uf der Blattwag».
 
5 Blegi
Blegi benennt einen verschliessbaren Durchgang durch einen Zaun: waagrecht verschiebbare Stangen zwischen zwei Pfosten. Der Name erscheint 1510 als «Blegi» und auf Gygers Militärkarte von 1659 heisst es «by der Belgi». Das Grundprotokoll Richterswil nennt 1689 «an der Blegi».
 
6 Böschen
Das zwischen dem Laubeggwald und dem Ried des Hüttner Sees gelegene, 1503 erwähnte «an Büschen», 1667 «Böschen», hat seinen Namen von Gebüsch, Gestrüpp.
 
7 Brand
Brand ist ein Rodungsname. Er erinnert daran, dass hier einst Wald durch Feuer gerodet wurde.
 
8 Chneus
Vom Hof Chneus ist erstmals im Jahre 1400 die Rede. Er hiess damals «Knöbis» und wurde der Propstei Grossmünster in Zürich verkauft. 1519 wohnte auf dem Hof Rudi Strickler, der als Butterlieferant des Spitals Zürich bezeichnet wird. Hans Conrad Gyger beschriftete den Hof auf seiner Militärkarte von 1659 mit «inn Kneüwis», 1690 heisst es im Grundprotokoll «Knöüwiss». Der Name bezeichnet eine knieförmig gebogene Wiese.
 
9 Cholfass
Cholfass heisst ein Teil des Brandbachtobels. Schon im 19. Jahrhundert entdeckte man in dieser Gegend Kohlenadern. Der Name weist entweder auf eine Bodenvertiefung hin, wo Kohle abgebaut wurde, oder auf das Brennen von Holzkohle.
 
10 Chuen / Chuenweid
Hans Conrad Gygers Zürcher Karte von 1667 nennt die höchst gelegene Siedlung im Gemeindegebiet «in Khu».1744 spricht das Grundbuch von «auf dem Kuhn ob der Sihl». Abgeleitet ist der Name möglicherweise von einem Besitzer Konrad (Chueni). 1837 wurde das rund 100 Jucharten grosse Land Chuen an die Gemeinde Richterswil verkauft, die das Gebiet aufforsten und die Eggwaldung vergrössern liess.
 
11 Chrüxbrunnen
Chrüxbrunnen oder Chrüzbrunnen heisst die Stelle, wo zwei Quellen (Brunnen) des Gripbaches sich vereinigen und der Weg zum Gottschäli das Gewässer gerade vor der Vereinigung noch kreuzt.
 
12 Egg
Egg bezeichnet das vorspringende Ende eines Hügels und Berggrates. Die Hohe Rone hiess im Mittelalter Langenegg. Je nach Eigentümer unterschied man später die Waldgebiete an der Hohen Rone als Hüttner oder Richterswiler Egg aus.
 
13 Finsterseehalden
So heisst der westlichste Zipfel des ehemaligen Gemeindegebiets von Hütten. Der Abhang, die Halde, senkt sich zur Finsterseebrücke, die über die Sihl führt.
 
14 Firabigtobel
Das 1861 erwähnte Firabigtobel auf der linken Seite der Sihl gegenüber der Blattwaag soll gemäss mündlicher Überlieferung an die Waldarbeiter am Höhronen erinnern, die Abends nach getaner Arbeit durch das Tobel gegen die Sihl hinunterstiegen und Feierabend machten.
 
15 Gifang
Die älteste Erwähnung lautet 1573 «Yfang». Das Wort benennt die Umzäunung eines angepflanzten Ackers oder des besten Wieslandes zum Schutz gegen von der Weide eindringendes Vieh.
 
16 Gschwend / Gschwendboden
Der ab 1477 bezeugte Rodungsname Gschwend, verwandt mit «schwinden», weist darauf hin, dass hier gerodet wurde, indem man den Bäumen die Rinde entfernte, damit sie abstarben. Der dadurch entstandene, für den Anbau oder als Weide genutzte Boden, wurde «Gschwendboden» genannt.
 
17 Hängerten
Das 1528 erwähnte «Hengarten», 1559 «Heingarten», 1667 «Heyngarten» benennt einen Platz, Garten, wo man sich unter Bäumen zu geselligem Beisammensein trifft. Über «Hangarten» wandelte sich das Wort später zu «Hängeten», so 1690, und zum heutigen Hängerten.
 
18 Halden
Die Häusergruppe Halden zwischen Boden und Dörfli entstand dort, wo die Strasse beginnt gegen die Sihl «hinab zu halden».
 
19 Hanfländer
Eine Siedlung gegenüber der reformierten Kirche heisst Hanfländer. Der Name erinnert daran, dass sich hier ein grosses Hanfland ausbreitete, das unter verschiedene Besitzer aus Hütten aufgeteilt war. So war 1689 auch Hans Theiler Teilhaber der Hüttner Hanfländer. Das Areal Hanfländer grenzte im Osten an die Capellenmatte und war ein Vierling Saat, zirka 8 Aren gross. Hanf wurde nicht als Droge angebaut, sondern als Rohstoff für die Kleiderherstellung verwendet.
 
20 Heiten
Das 1488 erwähnte «Heiti» auf dem Schwemmkegel des Sagenbachs war ein Platz, auf dem niedriges Heidelbeergebüsch wuchs. Auf Gygers Militärkarte von 1659 heisst der Ort «in der Heyten», auf der Zürcher Karte von 1667 «in der Heiten».
 
21 Höhronen
Im Mittelalter hiess der Bergzug Langenegg und bildete die Grenze der Herrschaft Wädenswil. Noch 1523 hiess der Berg so. 1572 taucht die Zeichnung «Raanen» auf und noch vor wenigen Jahrzehnten sprachen ältere Bewohner vom «Höhraan». Raanen sind Baumstrümpfe, ronen bedeutet hinunterschleifen. Der Name weist also auf Rodungstätigkeit hin.
Die aktuelle Karte von Hütten zeigt mit den Ziffern 23 bis 38 die Lage jener Höfe und Geländebezeichnungen, deren Namen unten gedeutet werden.

22 Hütten
Das 1270 urkundlich bezeugte «ze dien Huitten» weist auf die Sennhöfe hin, welche die Freien von Wädenswil vom Abt des Benediktinerklosters Einsiedeln mit Weideland zu Lehen hatten. Diese Lehenrechte und einen Teil seiner Eigengüter zu Hütten verkaufte Rudolf von Wädenswil 1270 dem Kloster Wettingen. Der Rest kam 1287 mit dem Verkauf der Herrschaft Wädenswil an den Johanniterorden. Auf deren Lehenhof wirtschaftete 1436 Peter Zürcher. Noch 1564 hiess es – mit Bezug auf die Alphütten – «bei den Hütten». Dann wandelte sich der Hofname allmählich zum Ortsnamen.
 
23 Langmoos
1270 veräusserte Rudolf von Wädenswil einen Teil seines Gutes Langmoos an das Kloster Wettingen. Der andere Teil vererbte sich auf Ritter Heinrich von Stein, der es 1316 dem Johanniterhaus Wädenswil verkaufte. Bewirtschaftet wurde der Hof von Rudolf und Arnold Probst. 1475 ist von Ruedi Zürcher zum Langmoos die Rede und im gleichen Jahr wird ein Erblehenhof zum Hintern Langmoos erwähnt. Im Jahrzeitbuch Wädenswil von 1555 findet sich die Bezeichnung «Langenmass». Auf der Militärkarte des Wädenswiler Quartiers von Hans Conrad aus dem Jahre 1659 erscheint der Name «Langenmoos». Der auf einem Moränenzug gelegene Hof trägt seinen Namen nach dem nördlich davon gelegenen langgestreckten Moorgebiet.
 
24 Laubegg
1278 besass die Fraumünsterabtei Zürich Güter auf «Loubesegge». Sie wurden von Johannes Münch bebaut und dann von der Äbtissin an H. Nägeli von Richterswil verliehen. Auf dem Lehenhof «Loubegga»der Freien von Wädenswil wirtschafteten im Jahre 1286 Rudolf, genannt Meisterli, sowie Uolrich, genannt Baumler. Abzuliefern hatten sie unter anderem Nüsse, aus denen man das Öl für den Unterhalt des Ewigen Lichtes in der Kirche Wädenswil presste. 1342 ging der Hof «Lobegg» an das Spital Zürich über. Noch 1555 zinste der Hof 1 Mütt 1 Viertel Nüsse (rund 67 kg) für das ewige Licht an die Kirche Wädenswil. Der Jahrzeitrodel Hütten von 1496 nennt Hans Rogenmoser auf dem Hof Ober Laubegg. Der 1530 erwähnte Hof Unter Laubegg, heute Seeli, gehört zu Samstagern/Richterswil. Der Name bezeichnet einen mit Laubwald bestandenen Geländevorsprung.
 
25 Mistlibüel
Der Name erscheint erstmals 1454 und hiess 1508 Cläwy Zürchers Lehenhof «Mischlis Büel». 1545 wird «Mistlibuel» als Anstösser an die Vordere Schönau erwähnt, zusammen mit «Mistlisydten». In einer Urkunde von 1562 wird der «Mistliboden» genannt, die Militärkarte von Gyger aus dem Jahr 1659 und die Zürcher Karte von 1667 nennen «Mistelbuel». Der Name ist zu deuten als Hügel, auf dem Bäume mit Misteln wachsen.
 
26 Moos
Moos und das 1496 bezeugte Moosmatten sind Namen, die auf feuchtes sumpfiges Land hinwiesen, auf dem nur kurzes Streugras wuchs.
 
27 Oerischwand
Der älteste Beleg im Jahrzeitrodel Hütten von 1496 lautet «Mereschwand». 1568 erscheint die Bezeichnung «Mörischwand». Gygers Militärkarte aus dem Jahre 1659 nennt «Örischwand». Die Erstnennung erlaubt die Deutung, dass hier die Rodungsfläche durch Schwenden (siehe Gschwend) vermehrt wurde. 160 Jahre später verstand man den Namen nicht mehr verstanden und wandelte ihn in Oerischwand ab.
 
28 Rebgarten
Die Siedlung Rebgarten am sonnigen Osthang gegen den Hüttner See hin liefert den Beweis, dass man hier wohl schon im 17. Jahrhundert Rebbau betrieb. 1678 wird im Grundprotokoll Richterswil Conrad Theilers «Reggartenweid» erwähnt. 1830 hiess die Örtlichkeit «Rebgarten, 1867 dann wieder «Reggarten».
 
29 Sageli
Am Fusse der Mistlibüelstrasse, bei der Brücke über die Sihl, heisst es «im Sageli». Hier befand sich eine Sägerei mit Wirtshaus. Eine Postkarte von 1908 zeigt die Situation: das Restaurant Heusser, dahinter den Sägeschopf und dabei viele zum Sägen gelagerte Baumstämme. Eine farbige Ansichtskarte von 1914 warb für die «Restauration zur Säge an der Sihl».
 
30 Schafrain
Der gegen den Hüttner See abfallende Rain für Schafweide heisst in einer Urkunde von 1622 und 1659 bei Gyger «Schaaffrei», auf der Zürcher Karte von 1667 «Schaffrein».
 
31 Schanz
Nachdem Hütten während des Ersten Villmergerkrieges von 1656 von schwyzerischen Truppen geplündert worden war, liess die Zürcher Obrigkeit oberhalb der Siedlung eine Schanze errichten, welche während des Zweiten Villmergerkrieges von 1712 die Feuerprobe bestand. Im 19. Jahrhundert war die Schanz ein beliebtes Ausflugsziel der Gäste, die Hütten für Molkenkuren aufsuchten.
 
32 Schmitten
Der jenseits der Sihl gelegene Hof Schmitten gehörte 1616 dem Schmied Rudolf Bachmann. Wie die Schönau war die abgelegenen Schmitte ein «Täufernest». Der Schmied wurde von der Zürcher Obrigkeit verhaftet und starb 1653 als kranker Gefangener. Der Sohn Rudolf, seit 1640 als Schmied auf dem Hof, war kein Täufer mehr. Im Bauerndorf Hütten gab es allerhand zu schmieden. Ob sich Bachmann auch als Hufschmied betätigte, ist nicht bekannt.
 
33 Schönau
Laut Urbar von 1453 nahm Heini Klein vom Spital in Zürich Kapital auf «uff das gut genannt Schönow». Spätestens 1530 war der Hof in eine Vordere und eine Hintere Schönau aufgeteilt. 1615 wurde der hier sesshafte Täufer Heini Hofmann des Landes verwiesen. Die Militärkarte von Hans Conrad Gyger aus dem Jahre 1659 enthält den Namen «Schönauw». Der Name der zwischen Gripbach und Brandbach gelegenen Siedlung ist zu deuten als schön gelegenes Gut in wasserreichem Gebiet.
 
34 Segel
Rudolf von Wädenswil, ohne männliche Nachkommen, verkaufte 1268 einen Teil seiner Güter in «Othensegel» (heute Segel) an die Fraumünsterabtei Zürich. Den Rest des Grosshofs teilte er. Ein Teil kam als Heiratsgut an Rudolfs Tochter Katharina von Wädenswil-Hünenberg. Nach dem Tod ihres Gatten trat sie als Nonne ins Kloster Frauenthal ein, wodurch ihr Hofteil 1286 an Frauental fiel. 1302 verkaufte das Kloster den Hof Segel der Johanniterkommende. Wädenswil. Ein anderer Hofteil vererbte sich auf Ritter Rudolf von Stein, der die abgelegenen Güter 1316 ebenfalls an die Johanniter veräusserte. Gygers Militärkarte von 1659 nennt «Segel», die Kantonskarte von 1667 «uff Sägel». 1718 erscheinen «Hof Ottensegel» und die Kurzform Segel gleichzeitig. Der Name hat nichts mit einem Segel zu tun, sondern ist abgeleitet von «Sedel», war einem Otto gehörender Sitz bedeutet.
 
35 Sihl / Sihlau
Im Gebiet Hütten bildet die Sihl die Grenze gegen das Zuger Gebiet. Der in einem Einsiedler Urbar 1018 erwähnte «fluvius silaha» könnte keltischen Ursprungs sein und «die Starke» bedeuten. 1263 heisst das Gewässer «sile». Sihlau bezeichnet die Aue, das Land an der Sihl.
 
36 Tannenhof
Der Name Tannenhof bezeichnet einen meist noch von Tannen umgebenen Hof, der auf gerodetem Waldboden entstanden ist.
 
37 Twärhalden
Mit Twärhalden wird die schief, schräg verlaufende Halde unterhalb Bergli bezeichnet.
 
38 Ziegelhüsli
1813 ist lediglich von einem Haus bei der Finsterseebrücke die Rede. 1840 taucht dann der Name Ziegelhüsli auf. Lagerte man hier Ziegel für den Unterhalt der Brücke?




Peter Ziegler