Der befestigte Kirchhof

Quelle: Quelle: Schönenberg, 1985 von Peter Ziegler

Während des Ersten Villmergerkrieges von 1656, eines Religionskrieges unter den Eidgenossen, fielen katholische Truppen aus der Innerschweiz in die reformierte zürcherische Herrschaft Wädenswil ein, zerstörten unter anderem die Kapelle in Hütten und steckten im Richterswiler und Wädenswiler Berg verschiedene Häuser in Brand. Zürich plante deshalb um 1700 ein Schanzensystem längs der Grenze gegen Schwyz und baute - kurz vor Ausbruch des Zweiten Villmergerkrieges im Jahre 1712 – die Sternenschanze in der Richterswiler Allmend, die Eichschanze bei der heutigen Station Samstagern, die Bellenschanze beim Hüttnersee und die Hüttnerschanze ob dem Dorfe Hütten.Hinter dieser Verteidigungslinie wurde eine zweite geschaffen, mit dem Landvogteischloss Wädenswil und dem Kirchhof Schönenberg als wichtigsten Stützpunkten. Der Bau der Kirche Schönenberg in den Jahren 1701/1702 gab Zürich die Gelegenheit, gleichzeitig einen Teil seines Befestigungskonzeptes zu verwirklichen. Der Friedhof wurde auf allen vier Seiten von rund drei Meter hohen, dicken Mauern umgeben. Und die Kirche und das Pfarrhaus kamen innerhalb dieses Berings zu stehen. So konnte sich die Bevölkerung von Schönenberg in Zeiten der Gefahr in den Kirchhof, die Kirche und das Pfarrhaus zurückziehen.
Schönenberg: Kirche, Pfarrhaus, befestigter Kirchhof und barocker Pfarrgarten. Zeichnung von Heinrich Meister (1700-1781) von Bülach.

1712 wurde der Kirchhof tatsächlich in Verteidigungszustand gesetzt und zusätzlich mit Palisaden verschanzt. Auf den Kirchhof postierte man zwei Geschütze; in Schönenberg war eine Kompanie Infantierie einquartiert. Kampfzone zwischen Reformierten und Katholiken war im Sommer 1712 aber wiederum das Gebiet Bellenschanze – Laubegg – Hütten, so dass Schönenberg vor Zerstörung bewahrt blieb.
Die Umfassungsmauern sind zum Teil heute noch in ihrem ursprünglichen Zustand erhalten. Nur die Mauer gegen Vorder Schönenberg wurde 1839 geschleift, damit man den Friedhof erweitern konnte. Damit die angestossene alte Mauer zur neu aufgeführten Friedhofmauer passte, wurde sie um einen Meter abgebrochen.




Peter Ziegler