50 Jahre Schulrebberg Halbinsel Au

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 2002 von Hans Faust
 
Am 1. Mai 2002 jährte sich das Pachtverhältnis des Schulrebberges für praktischen Obst- und Rebbau der Fachhochschule Wädenswil im heutigen Ausmass zum fünfzigsten Mal.
1950, acht Jahre nach der Gründung der «Schweizerischen Fachschule für Obstverwertung», konnte noch eine Weinfachabteilung eingerichtet werden. Deshalb hiess die Schule ab 1950 «Schweizerische Obst- und Weinfachschule Wädenswil». An dieser konnte bis dahin nur theoretisch Unterricht erteilt werden.
Aber schon 1951, im ersten Schuljahr für Weinbau, zeichnete sich in nächster Nähe, an bester Lage, eine Möglichkeit ab, um einen kleinen Schulrebberg einzurichten. Und schon ein Jahr später ergab es sich, dass ab 1. Mai 1952 das angrenzende Bollergut in der Vorderen Au dazugepachtet werden konnte. In den folgen Jahren konnte der Schulrebberg in mehreren Etappen bis 1976 auf 4,4 Hektaren vergrössert werden.
Im Hinblick auf den gewünschten Schulrebberg wurden – in Erinnerung an gute Weinjahre am Auhügel im 19. Jahrhundert – mit dem Au-Konsortium diesbezügliche Gespräche geführt. Es resultierte 1950, mit beidseitiger Begeisterung, ein günstiger, langjähriger Pachtvertrag für 127 Aren Hanglage beidseits der langen Treppe. Nachdem das kantonale Meliorationsamt Planie- und Strassenbauarbeiten durchgeführt hatte, konnten 1951 vier Rebparzellen eingerichtet werden. Unter der Leitung von Dr. Walter Eggenberger, dem Fachlehrer für Weinbau und Kelterung, setzten angeheuerte junge Bauern aus der Au die ersten Reben.
Das Pachtverhältnis des erwähnten Landwirtschaftsbetriebes von Dr. Hans Boller-Baer in der Vorderen Au, mit Scheune und einer Wohnung im benachbarten Mehrfamilienhaus, wurde auf den 30. April 1952 aufgelöst. Der Pächter Franz Landolt wechselte mit Vieh und Fahrhabe auf einen anderen Pachtbetrieb in die Nachbargemeinde Horgen. Ab 1. Mai 1952 verpachtete Dr. H. Boller-Baer seinen Betrieb an die Obst- und Weinfachschule. Dies sollte einerseits die Vergrösserung des Schulrebberges und die spätere Neuanlage von Obstanlagen ermöglichen und andererseits die Nutzung der Wiesen und Weiden mit Vieh, bis zur Einrichtung von weiteren Reb- und Obstanlagen.
Weinlese 1953. Oben: Österreichischer (links) und deutscher Praktikant, Frau Treichle. Unten: Frau Bachmann, Praktikantin aus Finnland und Frau Lüthi.

Bodenbearbeitung mit der elektrischen Seilwinde. Auf eine Seilwinde mit Benzinmotor wurde verzichtet und ein teureres Netz mit Stromleitungen und Steckdosen in den Boden verlegt.

So beauftragte die Fachschule anfangs 1952 einen Viehhändler, den Viehstall nochmals aufzufallen. Es war übrigens der schönste und hygienischste Viehstall weit und breit: Er war ringsum mit schneeweissen Fliesen versehen! Geplant war in der Folge, parallel zum Aufbau des modernen Obst- und Rebbaus, den Viehstand langsam abzubauen.
Nun galt es das nötige Personal einzustellen. Auf die Ausschreibung der neuen Werkmeisterstelle gingen dreissig Bewerbungen ein. Gesucht wurde ein junges Landwirt-Ehepaar mit guten Kenntnissen in Obst- und Rebbau. Die Wahl fiel damals auf den Schreibenden mit seiner jungen Bäuerin aus dem Waadtland. Ausserdem wurden noch zwei Praktikanten eingestellt, die auch zum Haushalt gehörten. Es war je ein Bauernsohn aus Deutschland und aus Österreich. In dieser personellen Besetzung begann der schuleigene Lehrbetrieb, mit dem Viehstand Wiesen und Weiden zu nutzen und den weiteren Ausbau des Schulrebberges voranzutreiben.

Vorbereitung der ersten Oechsle-Messung mit dem kantonalen Weinlesekontrolleur.

Gespannt wartet man auf das Resultat der Oechsle-Messung.




Hans Faust