Industriezone Appital – Moosacher

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 1988 von Peter Ziegler

Alte Industriezonen

Die ersten grösseren Wädenswiler Industriebetriebe entstanden in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts an Wasserkraft liefernden Bächen – etwa am Reidbach – und in Ufernähe des Zürichsees − beispielsweise im Giessen −, was bequeme Transporte ermöglichte. Die Seidenweberei Gessner setzte 1882 einen Akzent im Neuwiesenquartier.
In den 1940er und 1950er Jahren wurde das Gebiet beim Bahnhof Au neue Industrie- und Gewerbezone; Ende der 1960er Jahre siedelten sich die ersten Unternehmen in der Gewerbe- und Industriezone Hintere Rüti an der Zugerstrasse an.
In den 1980er Jahren wurde südöstlich der neuen Steinacherstrasse in der Au − zwischen Appital und Langwis − die Industriezone Appital-Moosacher geschaffen. Die Eigentümer der hier niedergelassenen Betriebe wurden gebeten, diese für das Jahrbuch kurz vorzustellen. Leider gingen die Antworten nicht vollständig ein. Die zur Verfügung gestellten Angaben werden hier in chronologischer Reihenfolge veröffentlicht.

BASF (Schweiz) AG

Die BASF (Schweiz) AG wurde 1953 gegründet und bezog 1979 das neue Verwaltungsgebäude im Appital in der Au. Sie ist die offizielle Schweizer Vertretung (ohne Forschung und Produktion) der BASF Aktiengesellschaft mit Sitz in Ludwigshafen am Rhein. 1987 wurde ein Umsatz von 373 Millionen Franken erwirtschaftet. Von den 6000 BASF-Verkaufsprodukten werden die meisten von der schweizerischen Industrie zu Fertigprodukten weiterverarbeitet. Zu den am Markte erhältlichen Konsumentenartikeln zählen zum Beispiel die Ton- und Videobänder, die Computerbänder, Kassetten und Disketten. Im Neubau im Appital werden rund e 170 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Davon wohnen bereits 98 im Bezirk Horgen, 49 in Wädenswil oder in der Au.
Industriebauten im Appital-Moosacher. Verwaltungsgebäude der BASF (Schweiz) AG.

Frey, Büro für elektrische Anlagen

Ernst H. Frey gründete 1953 in Thalwil ein Elektroingenieurbüro für die Beratung von Elektrizitätswerken, Installationsprojektierung und Expertisen. Der 1968 in den väterlichen Betrieb eingetretene Herbert E. Frey, El.-Ing. HTL, baute das Spezialgebiet Netzschutz auf und führt die Einzelfirma seit 1980 als Inhaber. 1983 erfolgte die vollständige Spezialisierung auf die beiden Fachbereiche Netzschutz und Expertisen, die 1986 im Neubau an der Moosacherstrasse 12 in der Au unter einem Dach vereinigt werden konnten.
Der Netzschutz − mit ähnlicher Funktion wie die «Sicherungskasten» in Wohnung und Haus − schützt elektrische Anlagen gegen Kurzschluss und Überlast. Das Büro Herbert E. Frey macht in der Abteilung Netzschutz technische Beratungen für die Dimensionierung von Schutzapparaten in elektrischen Verteilnetzen von Grossindustrien und Elektrizitätswerken. Eine absolut produktneutrale Beratung garantiert technisch und wirtschaftlich optimal auf die Bedürfnisse abgestimmte Lösungen. Für die Prüfung neu in Betrieb gesetzter Schutzapparate sowie für periodische Kontrollen steht ein mit modernsten, weitgehend selbst entwickelten und gebauten Messgeräten eingerichteter Messwagen zur Verfügung.
Für Schadenabklärungen und Gerichtsgutachten erstellt das Büro Herbert E. Frey Expertisen mit komplizierten messtechnischen Untersuchungen. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse helfen mit, die Hochspannungs-Verteilanlagen schutztechnisch laufend noch besser zu konzipieren.
Das Einsatzgebiet umfasst die ganze Schweiz. Der Kundenkreis setzt sich zusammen aus Elektrizitätswerken, der Chemie-, Textil-, Papier- und Maschinenindustrie sowie aus Versicherungsgesellschaften und Gerichten.
Neubau des Büros für Elektrische Anlagen von Herbert E. Frey an der Moosacherstrasse.

Infarex Holding AG

Im September 1987 hat die Unternehmergruppe INFAREX AG mit den zugehörigen Firmen EXCOM AG, XECOS AG, RECOS AG, ADWORK AG und SEREBA IMMOBILIEN AG ihren Firmensitz im Neubau an der Moosacherstrasse 6 in Au-Wädenswil bezogen. Die junge Unternehmergruppe verzeichnete in den ersten fünf Jahren ein stürmisches Wachstum. Für das Geschäftsjahr 1988 wird ein Gruppenumsatz von 60 Millionen Franken erwartet. Zurzeit werden rund 60 Mitarbeiter beschäftigt.
Die umsatzstärkste Gruppenunternehmung ist die 1982 gegründete EXCOM AG. Als Schweizer Generalvertretung für EPSON Printer und Computer, EIZO Monitore, SICOS Computerzubehör, FUJI FILM Disketten und ATD Zusatzkarten gehört die EXCOM AG zu den wichtigsten Lieferanten für die junge Personal-Computer-Branche. Für das laufende Geschäftsjahr sagt die Geschäftsleitung einen Verkaufserlös von rund 50 Millionen Franken voraus.
Die XECOS AG wurde 1984 gegründet. Der internationale Vertrieb ihres SICOS-Computerzubehör-Sortiments soll es den nationalen Wiederverkäufern erlauben, weltweit bekanntes und nach einheitlichen Kriterien konzipiertes Computerzubehör anzubieten.
Die RECOS AG ist im computerunterstützten Kommunikationsbereich tätig. Ihre Produkte ermöglichen es, dank neuester Technologie − mit Telex, Teletex und Telefax − Informationen vom und zum Arbeitsplatz zu speichern, zu übertragen und zu verarbeiten, und zwar so bequem und einfach wie das Telefonieren.
Die ADWORK AG, die hausinterne Werbeagentur der INFAREX-Gruppe, besteht aus einem kleinen Team von qualifizierten und weitsichtigen Praktikern. Inserat-Kampagnen, Prospekte, Plakate, die Organisation von Ausstellungen und die Publikation von verschiedenen Kunden- und Hauszeitschriften für die Gruppen-Firmen gehören unter anderem zu ihren Aufgaben.
Die wohl bedeutendste Investition hat die INFAREX-Gruppe 1987 mit dem Bau des Verwaltungsgebäudes in Au-Wädenswil getätigt. Betreut wurde dieses Vorhaben von der zur Gruppe gehörenden SEREBA IMMOBILIEN AG. Dieses Projekt kann einerseits als Markstein in der jungen Firmengeschichte der INFAREX AG angesehen werden und andererseits aber auch als Grundstein für eine erfolgversprechende Zukunft.
EXCOM AG.

Brupbacher AG

Henri Brupbacher jun., ein Sohn des 1909 verstorbenen letzten Graveurs Johann Heinrich Brupbacher beim «Engel» in Wädenswil, erlernte in der Telegrafenwerkstätte von F. Eckfelder in Zürich den Beruf des Feinmechanikers und spezialisierte sich, nach Wanderjahren im Ausland, in Wädenswil auf die Installation von Schwachstromanlagen. Unter anderem erstellte er 1894 die Signalanlage im neuen Schützenhaus Steinacher.
1908 starb Henri Brupbacher-Bösiger – ein Jahr vor seinem Vater – an den Folgen einer Blutvergiftung. Nun besorgte die Witwe das Ladengeschäft, bis es 1918 von Heiri III. übernommen werden konnte, der sich hierfür ebenfalls in der Zürcher Firma Eckfelder, dann in Norwegen und Deutschland die nötige Ausbildung und praktische Erfahrung angeeignet hatte.
Als bekannter und geschätzter Berufsmann entwickelte Heinrich Brupbacher sein Geschäft zu einem führenden Unternehmen auf dem Gebiet der Elektro-Installationen im Einzugsgebiet von Wädenswil. Da keine Nachkommen vorhanden waren, die das Geschäft hätten weiterführen können, wurde die Firma 1960 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Seither wird sie als erste selbständige Tochterfirma der Unternehmensgruppe Baumann, Kölliker AG weitergeführt. Bei der Übernahme beschäftigte die Firma Brupbacher 13 Mitarbeiter.
Ende 1987 verlegte das Elektrounternehmen seine Betriebs- und Büroräume von der Bahnhofstrasse in Wädenswil in den eigenen, grosszügig konzipierten Neubau an der Moosacherstrasse 4. Leistungsfähigkeit, Anpassung an neue Technologien und Marktverhältnisse sowie eigener gut ausgebildeter Berufsnachwuchs haben der Brupbacher AG – die heute insgesamt 48 Mitarbeiter beschäftigt – einen festen Platz im Markt geschaffen.
Brupbacher AG.
 

Informatik-Center Wädenswil

Im Mai 1988 erfolgte an der Steinacherstrasse durch Aldi Ghisletti die Grundsteinlegung für ein weiteres Unternehmen: für das G & P Informatik-Center Wädenswil. Bis im Herbst 1989 soll hier ein moderner, nicht alltäglicher High-Tech-Neubau für Forschung, Entwicklung, Lehre und Anwendung komplexer Grosscomputer-Software-Lösung im Bereich von «RISK-Management und Financial-Services» entstehen, also ein Grossrechen-Zentrum mit Infrastruktur.
Die Bautätigkeit in der Industriezone Appital-Moosacher dauert an.
 

Roger’s Flohmarkt in der Au

600 Quadratmeter Ladenfläche auf vier Stockwerken − eine offene, übersichtliche Halle mit Antiquitäten, Trödel, Bauernmöbeln, Geschirr, Spielsachen, Nippes, Schmuck, Büchern, einer grossen Werkstatt für Möbelrestaurationen im untersten Geschoss sowie ein riesiges Verkaufslager von unrestaurierten Bauernmöbeln wurde am Sonntag, dem 14. Juni 1987, mit einem stimmungsvollen Eröffnungsfest mit Chilbi-Karussell, Leierkastenmann, Festwirtschaft und einem Grossaufmarsch von Besuchern eingeweiht. Roger's Flohmarkt an der Moosacherstrasse 3 in der Au − ob der BASF − ist bereit zum Stöbern, Schmökern und Entdecken.
Vor gut zwei Jahren waren Roger und Susanna Schneider mit ihren beiden Kindern von der Buchenegg in ein Provisorium in der Au gezügelt. Damals teilten sie Freunden und Kollegen mit: «In einem Jahr, so schaut es aus, wird Werkstatt, Wohnung, Laden, Haus, der ganze Neubau fertig sein, worauf sich sicher alle freuen!»
Sie haben richtig prophezeit: Nach einem ereignis- und arbeitsreichen Jahr mit einigen Nachtschichten und der Hilfe von guten Freunden, wie zum Beispiel den Architekten K. Hauenstein und. C. Wehrli aus Zürich, und Werner Bosshard, dem Vater von Susanne, haben sie es geschafft.
Die ausgediente Fabrikhalle aus dem Bernbiet ist als «Roger's Flohmarkt» in der Au zu neuem Leben erwacht; unter einem Dach wird nun gewohnt, gearbeitet und «gmärtet». So beschreibt Roger's Familie mit eigenen Worten ihre Welt, denn hinter «Roger's Flohmarkt» steht eine ganze Familie.
Da ist Roger selbst, gelernter Elektriker, passionierter Bastler und Tüftler und vor allem unermüdlicher «Chrampfer». Seit neun Jahren ist er vollamtlicher und «angefressenem Flohmärktler mit allen Tätigkeiten, die damit verbunden sind, wie zum Beispiel Einkäufe und Möbelrestaurationen.
Ehefrau Susannas künstlerische Tätigkeit − sie macht textilen Wandschmuck, Wollbilder − hat zurzeit Zwangspause, denn Kinder, Laden, Neubau und Flohmarkt verlangen ihren ganzen Einsatz und ihr organisatorisches Talent. Bei Susanna laufen die Fäden zusammen, wenn Roger zu Wohnungsräumungen, Winden- und Kellerentrümpelungen sowie auf Einkaufstouren von Antiquitäten unterwegs ist.
Roger's Flohmarkt in der Au.
 
Dominique ist sechs Jahre alt und wird «GoIda» genannt. Sie hat in der Flohmarkthalle ihre eigene Verkaufsecke mit Spielsachen: «Goldas Lädeli».
Cédric heisst auch noch «Puce», weil er im August 1985 während dem «Aarberger Puce» − einem zweitägigen Markt − geboren wurde. Kaum zwölf Stunden auf der Welt, durfte er schon Antiquitäten- und Brocante-Luft atmen. Wenn das kein Omen für die Zukunft ist!
Die Umgebung von «Roger's Flohmarkthalle» soll noch familienfreundlich und vor allem kindergerecht gestaltet werden: Ein Ort, wo sich die Kleinen gerne aufhalten, damit die Grossen in Ruhe «Iädele» können.
Traditionell werden im Juni und Ende Oktober jeweils die inzwischen schon sehr beliebten «Flohmifeste» mit immer wieder neuen Attraktionen stattfinden.
Sinn und Zweck von Roger's Flohmarkthalle: Das Unternehmen ist eine wertvolle Recycling-Station. Sie bringt bereits benutzte Gegenstände aufgefrischt und geflickt wieder zur Verwendung.
Roger räumt alles. Vom Keller bis zum Estrich; Haushaltungen und ganze Nachlässe werden von ihm sauber und sorgfältig geräumt. Auch Restposten vom Zügeln holt er mit seinem Auto ab. «Was dem einen im Wege ist, bereitet dem anderen noch grosse Freude», sagt Roger.
Und mit seinem Fachwissen, das er sich täglich erwirbt, kauft er auch Antiquitäten ein, um die Kundenwünsche zu erfüllen. Besondere Aufmerksamkeit bekommen die alten, handwerklich noch gut gearbeiteten Sachen, um die es wirklich schade wäre, wenn sie im Abfall landen würden und nicht mehr «weiterleben» könnten, so zum Beispiel alte Möbel, Weihnachtsschmuck, Spielsachen, Ansichtskarten, Geschirr, Gläser, Bücher, Bilder, Spiegel und alte Textilien. Leider zu oft sind solche Dinge schon im Abfall, wenn Roger kommt. Und deshalb sagt er schon am Telefon: «Nichts fortwerfen! Ich hole es bei Ihnen ab!» Telefonieren Sie mir unter (01) 780 70 80.
Rogers Flohmarkthalle ist ein «Raritäten-Warenhaus» an der Moosacherstrasse 3 in der Au. Familie Schneider freut sich auf Ihren Besuch.




Peter Ziegler