Aus der Bildlegende in der «Illustrierten Zeitung Leipzig» von 1878 war der Name des Bildhauers bekannt: Carl Ludwig Crauer. Und tatsächlich findet sich am Sockel der Kassanda-Figur auf der Halbinsel Au die Inschrift «C. Cauer Creuznach 1873».
Damit ist der Bildhauer identifiziert. Es handelt sich um den Angehörigen einer bekannten deutschen Bildhauer-Dynastie, welche im 19. und 20. Jahrhundert während vier Generationen in Bad Kreuznach tätig war.
Carl Ludwig Cauer wurde am 14. Februar 1828 in Bonn geboren, als Sohn des Bildhauers Emil Cauer (1800–1867), des Stammvaters der weitverzweigten Bildhauerfamilie, der seit 1832 in Bad Kreuznach ein eigenes Ateliers betrieb. Carl Cauer, so nannte er sich meist, studierte in Berlin und 1850 in Rom. 1851 und 1854 hielt er sich in London auf, wo er sich mit den Partenon-Skulpturen auseinandersetzte. Begeistert von der Antike, schuf er nach diesen Vorbildern später eigene Werke, so «Theseus» (1852), einen verwundeten «Achill» (1854) oder einen den Göttern dankenden «Olympischen Sieger» in Bronze (1856). Als bedeutendste Arbeit gilt «Hektors Abschied von Andromache», eine 1883 für den Schlosspark Moers im Westen des Ruhrgebiets geschaffene Figurengruppe aus weissem Carrara-Marmor.
Carl Crauer modellierte auch Porträtbüsten, zum Beispiel des Fürsten Metternich, von König Friedrich Wilhelm IV. (1853) sowie des Kaisers Franz Josef von Österreich (1857). Von Cauer erwarb Heinrich Moser nicht nur die Kassandra, sondern auch eine Bismark-Statue. Ob sie noch vorhanden ist und wo sie sich jetzt befindet, ist nicht bekannt. Auf der Halbinsel Au jedenfalls steht sie nicht. Zum Umfeld der Kassandra-Statue zählen weitere Werke von Carl Cauer, so «Psyche», «Merkur» (1875), «Trauernde Muse» (1879) und «Brunhilde» (1877).
1859 verheiratete sich Carl Cauer mit Augusta Magdalene Andres. Vier Söhne aus dieser Ehe betätigten sich ebenfalls als Bildhauer: Robert der Jüngere (1863–1947), Hugo (1864–1918), Ludwig (1866–1947) und Emil der Jüngere (1867–1946). Hans Cauer, der jüngste Sohn, wurde Maler.
Längere Zeit lebte Carl Cauer in Rom, daneben besass er in Bad Kreuznach ein gemeinsames Atelier mit seinem jüngeren Bruder Robert (1831–1893). 1881 liess sich Cauer dauernd in Bad Kreuznach nieder. Hier starb er am 17. April 1885.