BEZIRKSFEIER 1991 «700 JAHRE EIDGENOSSENSCHAFT» AUF DER HALBINSEL AU

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 1992 von Walter Höhn / Rita Stampli

Wir freuen uns, dass die Bezirksfeier «700 Jahre Eidgenossenschaft» vom 3. August bis 8. September 1991 auf der Halbinsel Au mit einem Artikel im Jahrbuch gewürdigt wird und so als einmalige gemeinsame Feier aller zwölf Gemeinden vom linken Zürichseeufer und dem Sihltal in Erinnerung bleiben wird.
Es fällt schwer, dieses Fest, an dem während neun Tagen Aktivitäten aus allen Bereichen des Lebens von unzähligen Vereinen und Organisationen aus allen zwölf Gemeinden dargeboten wurden, schriftlich und in Bildern festzuhalten. Obwohl sich das Organisationskomitee die Mühe genommen hat, auch die Details zu pflegen, werden wir uns auf das Wesentliche beschränken.

VORGESCHICHTE

Es ist wichtig − vor allem für spätere Generationen − auch kurz darauf hinzuweisen, wie schwer man sich in der Schweiz tat, Feierlichkeiten zum Jubiläum unserer Heimat zu organisieren. Die Innerschweiz, Urzelle unseres Landes, lehnte permanente grosse Ausstellungen und Anlässe in einer Volksabstimmung ab. Künstlervereinigungen kreierten sogar den Slogan «700 Jahre sind genug!» und distanzierten sich demonstrativ von den Vorbereitungen der Festlichkeiten. Traditionelles, wie Festspiele oder das Singen der Landeshymne, wurde in Frage gestellt, so dass an den offizielle Eröffnungsfeierlichkeiten des Kantons Zürich nicht der Schweizerpsalm gesungen wurde, sondern die vertonte Friedhofverordnung der Stadt Winterthur.
Obwohl grosse Feiern verpönt waren, gelangte die kantonale Regierung mit dem Wunsch an die Bezirke, 700-Jahr-Feiern zu organisieren. Unter dem Patronat der Gemeindepräsidentenkonferenz des Bezirks Horgen bereitete ein selbständiges Organisationskomitee die Bezirksfeier auf der Halbinsel Au vor, insbesondere auf dem vom Kanton Zürich neu erworbenen Schlossgut Hintere Au. Doch diese Idee stiess nicht bei jedermann auf Gegenliebe. Vor allem in Wädenswil machte sich die Opposition stark: Befürchtet wurde ein «Bier- und Bratwurstfest» ohne tieferen Inhalt; eine starke Beeinträchtigung oder gar Zerstörung der Landschaft und Natur auf der Halbinsel Au wurde prophezeit. Dank der guten Vorbereitung durch das Organisationskomitee und dem tadellosen Verhalten der ungefähr 85‘000 Besucherinnen und Besucher entstanden aber am Juwel am Zürichsee keine bleibenden Schäden!

680 JUGENDLICHE AM «ZWÄNZGI-FÄSCHT»

Vor der offiziellen Eröffnung der Feier steigt am Freitag, 30. August 1991, das grosse «Zwänzgi-Fäscht». Eingeladen sind alle Zwanzigjährigen aus dem Bezirk. Unter den 680 Gästen befinden sich 135 Jugendliche aus Wädenswil. Nebst Rock-Konzert und Disco-Sound − beides Lautstärken für jugendliche Ohren, von Anwohnern der Au aber als Nachtruhestörung empfunden − entwickelt sich die Mitternachtsüberraschung, eine Hypnoseshow von Harry Shermann, zur Attraktion des Abends. Nach dem offiziellen Programm besteht die Möglichkeit, auf der Badewiese Naglikon im mitgebrachten Zelt zu übernachten, um am Samstagmorgen das «Zwänzgi-Fäscht» mit einem grosszügigen Frühstück abzuschliessen.
Aus Blumen gebildetes Gemeindewappen von Thalwil.
 

HALBINSEL AU – EIN ORT DER BEGEGNUNG

Für neun Tage ist die Halbinsel Au der Mittelpunkt des Bezirks. Tausende vor Besuchern strömen auf das weitläufige autofreie Festgelände, welches von den Landfrauen des Bezirks Horgen jeden Tag mit frischen Blumen wunderschön geschmückt wird. Bei strahlendem Wetter werden viele Kilometer unter die Füsse genommen, man möchte ja möglichst alles sehen, was gezeigt und angeboten wird. Wer müde ist, setzt sich in eines der 14 gemütlichen Festbeizchen oder wartet auf das Festbähnchen, welches auf einem Rundkurs durch das ganze Gelände fährt. Natürlich will sich auch niemand die prächtige Aussicht vom Riesenrad auf dem Auhügel entgehen lassen. Der Zürichsee, Pfannenstil, die Albiskette und vieles mehr sind vor allem am Abend eine Rundfahrt auf dem Riesenrad wert. Der imposante Holzturm der Forstwirtschaft steht ebenfalls auf dem Auhügel und wird zum Wahrzeichen der Feier. Beeindruckend ragt er in die Höhe und zieht den Blick von weither auf sich. Ein originelles Fortbewegungsmittel ist die Rutschbahn. Man besteigt sie beim grossen Festzeit, und − schwupps − ist man am idyllischen Ausee, ganz in der Nähe des wunderschönen Schlosses. Der zentral gelegene Ort der Feier ermöglicht es allen Besuchern, den öffentlichen Verkehr zu benützen; Schnellzugshalte in der Au und Extrabusse bis tief in die Nacht hinein sorgen jeden Abend für eine gute Heimfahrt.
Aussicht vom Riesenrad.
 

ABWECHSLUNGSREICHE UNTERHALTUNG

Ob jung oder alt − am Au-Fäscht kommt jeder auf die Rechnung! Die Attraktionen im grossen Festzeit folgen sich Schlag auf Schlag. An der Eröffnungsfeier mit vielen prominenten Gästen aus dem Kanton, dem Bezirk und den Nachbargemeinden hält Frau Vreni Spoerry, Nationalrätin, Horgen, die Festansprache. Das eindrückliche gemeinsame Singen der Landeshymne rundet die Eröffnungsfeierlichkeiten ab. Viele Besucher bleiben im Zelt und lauschen gespannt dem «Musikteppich des Kantons Zürich», der von verschiedenen Vereinen aus dem Bezirk aufgeführt wird. Am Abend folgt ein UnterhaItungsprogramm, das von den benachbarten drei Zürcher Stadtkreisen bestritten wird. Beim Festgottesdienst am Sonntagmorgen ist der Ansturm so gross, dass sich viele Besucher mit einem Sitz- oder gar Stehplatz vor dem Zelt begnügen müssen. Nella Martinetti und «Die Paldauer» werden am Nachmittag leider Opfer des schönen Wetters und singen mehr oder weniger für sich allein. John Brack und Jeff Turner bringen Superstimmung ins Zelt − auf Tischen und Bänken wird geklatscht und getanzt. Der Wädenswiler Mario Santi versteht es ausgezeichnet, am Galaabend des Sports allen Gästen die verschiedensten Sportarten und einige prominente Sportgrossen aus dem Bezirk bekannt zu machen. Ruhig und besinnlich ist es im übervollen Zelt während dem Festspiel «Das Friedensmahl», welches das Wachsen und Werden unseres Heimatlandes zeigt. Viele Gäste bezeichnen diese eindrückliche Aufführung als den kulturellen Höhepunkt der Bezirksfeier. Rassig und urchig geht es anderntags am «Unterhaltungsabend der Bezirksvereine» zu und her. Alphornbläser werden von Jazztänzerinnen abgelöst, und nach dem Jodelclub springen Kunstturnerinnen über die Bühne. Egon Egemann und sein Show-Orchester sorgen bis tief in die Nacht für ausgelassene Stimmung. Ebenfalls rassig und vor allem sehr laut ist das Rock-Konzert. Einige Bands reissen mit rockigen Melodien die Jugendlichen mit und bringen sie zum Ausflippen. Mit dem Frühschoppenkonzert und einem Frühstücksbuffet der Harmonie «Helvetia» Horgen neigt das fröhliche Treiben im grossen Festzeit sich am zweiten Sonntag dem Ende zu.
Frohe Fahrt durch das weitläufige Festgelände auf dem Auhügel.
 

DER BEZIRK HORGEN «EN MINIATURE»

Die Gemeindepräsidentenkonferenz hat sich zum Ziel gesetzt, den grossen und starken Bezirk Horgen und seine Gemeinden in der ganzen Vielfalt darzustellen das Leben und Schaffen der Bevölkerung soll gezeigt werden. So wird das Gelände in zehn Gemeindegebiete (Hirzel, Schönenberg und Hütten schliessen sich für die Feier zusammen) aufgeteilt. Gemeindefahnen und Ortsschilder zeigen den Gästen, in welcher Gemeinde sie sich zurzeit aufhalten.
Mit einer grossen Flugaufnahme stellt sich Oberrieden vor. Im Zelt der Seepolizei, die in Oberrieden beheimatet ist wird mittels Diaschau Interessantes über diesen Zweig der Polizei berichtet. Wer kennt sie nicht, die Schokoladefabrik Lindt & Sprüngli in Kilchberg? Feine Süssigkeiten und eine Ausstellung über Alt-Kilchberg vermitteln ein gutes Bild dieser Gemeinde. Mit einer grossen Informationswand und einer Lokomotive aus dem Kohlenbergwerkstollen Käpfnach stellt sich Horgen vor. Statt vieler Statistiken hat die Gemeinde Thalwil einige riesige Profile angefertigt, die sich sehr gut in die Landschaft einfügen; daraus ist auf einfache Art und Weise ersichtlich, wie viel Abfall in Thalwil an einem Tag produziert wird. Zwei Wildschweine aus dem Tierpark Langnau a. A. leben für die Dauer der Feier auf der Halbinsel Au. Mit verschiedenen Produktionen des Stadtforstamtes Zürich und einem Videofilm wird das Bild über Langnau abgerundet. Ein farbiges Blumenbouquet in der Form des Gemeindewappens und schön angelegte Info-Tafeln zeigen Richterswil. Ebenfalls von Info-Tafeln kann man alles Wichtige über die Stadt Adliswil erfahren. Schülerinnen und Schüler der Gemeinden Hirzel, Schönenberg und Hütten haben Zukunftswünsch für sich und die Gemeinde formuliert. Zusammen mit wichtigen Informationen der Verwaltung gibt dies ein gutes Bild der Berggemeinden. Mit einem Videofilm, der einen aufschlussreichen Einblick ins Gemeindeleben gibt, stellt sich die Gemeinde Rüschlikon vor. Die Geschichte und Entwicklung unserer Stadt Wädenswil ist auf der Galerie im Weinbaumuseum zu sehen; die Ausstellung mit Texten und Fotos aus früheren Zeiten stösst beim Publikum auf grosses Interesse. Oberstufenschüler haben «Wädenswil heute und morgen» in Form einer Collage dargestellt. Als besondere Attraktion der Wädenswiler werden im Weinbaumuseum verschiedene Weinreisen durchgeführt, welche von vielen Gästen spontan besucht werden. Erfahrene Fachleute führen durch die Degustation und lassen sie zu einem schönen Erlebnis werden.
Die Gemeinde Schönenberg stellt sich vor.
 

VIELFÄLTIGE ANGEBOTE UND AUSSTELLUNGEN

Jeder Gast des Au-Fäschts soll sich von einem der vielfältigen Angebote angesprochen fühlen, war der Leitsatz des Organisationskomitees. So wurden die verschiedensten Ressorts gebildet, um das gesamte Schaffen und Denken der Bevölkerung des Bezirks Horgen abzudecken.

Kultur
Das Simongut in der Vorderen Au ist das Herzstück der kulturellen Veranstaltungen. Eine Bilderausstellung von heule noch malenden Künstlern der Region sowie eine Literaturausstellung, von bekannten und auch weniger bekannten Schriftstellern unseres Bezirks, stossen auf eine sehr gute Resonanz. Acht Bildhauer verlegen ihren Werkplatz auf die Halbinsel Au. Sie arbeiten mit Stein, Holz und Eisen und werden immer von staunenden Besuchern bei der Arbeit beobachtet. Auch verschiedene Theatergruppen − darunter die «Freunde des Volkstheaters» Wädenswil − aus dem Bezirk Horgen tragen viel zur Feier bei. Jeden Tag steht mindestens eine der fünf Theateraufführungen auf dem Programm; alle werden durch interessiertes Publikum sehr gut besucht.
 
Landwirtschaft
Im Landwirtschaftsbetrieb unterhalb des «Guggers» wird für die Dauer der Feier ein Schau-Bauernhof eingerichtet. Kühe, ein Stier, Schafe, eine Muttersau und acht kleine Ferkel, Ziegen und Kaninchen vermitteln den Eindruck eines umfassenden Bauernbetriebes. Der Bienenzüchterverein verlegt ein Bienenvolk im eigenen Stand auf die Au und präsentiert zusätzlich auf Informationstafeln ein Bild über das Leben der Bienen und die Tätigkeit des Imkers.
Bildhauer an der Arbeit.
In der «Puurebeiz» werden ausserdem kulinarische Leckerbissen serviert, und im Tenn verkaufen einheimische Landwirte ihre Produkte aus Stall und Garten sowie Most, der frisch ab Presse konsumiert werden kann.
 
Ausstellung «Wir und die Zukunft»
Unabhängig von ihrer politischen Gesinnung haben Parteienvertreter die Ausstellung «Wir und die Zukunft» organisiert. In zwölf Bereichen wird ein heutiger Durchschnittshaushalt gezeigt und den jeweils besten, heute zur Verfügung stehenden oder in Entwicklung befindlichen Öko-Produkten gegenübergestellt. Anhand der in allen Bereichen gleichen Darstellungsmittel werden Energieverbrauch, Schadstoffmessungen oder Abfallmengen sichtbar gemacht.
 
Parcours «Hilfe, ich bin ein Flüchtling»
Einen Postenlauf mit ernstem Hintergrund haben die Dritt-Welt-Vereine und Helvetas-Gruppen aus dem Bezirk organisiert. Vor allem Schulklassen besuchen den Parcours und schlüpfen für einmal in die Haut eines Iraners, Türken oder Chilenen. Lose bestimmen das Lebens-Schicksal, und nur ganz wenige der Schülerinnen und Schüler dürfen nach dem langwierigen Verfahren legal in der Schweiz leben. Vielleicht lassen die Absolventen des Parcours in Zukunft ihre gemachten Erfahrungen mitschwingen, wenn sie sich mit der Asylantenproblematik auseinandersetzen.
 
Sport
Viele Sportarten, die im Bezirk Horgen betrieben werden, sind auch am Au-Fäscht zu sehen. Im Sportlerzelt sind die Schützenvereine und die Tischtennisclubs aktiv. Die ersteren führen den Wettbewerb «De goldig Züriträffer» durch, während nebenan jederzeit Tischtennis gespielt werden kann. Viele Knaben beteiligen sich am «Buebe-Schwinget», und auch beim Volksschwimmen kommt eine beachtliche Zahl von Teilnehmerinnen und Teilnehmern zusammen. Eine tolle Leistung zeigen die Mädchen der Voltigegruppe Schönenberg; Grazie, Eleganz und auch eine Portion Mut sind bei ihrer Vorführung sicher gefragt. Permanent ist die Ausstellung der Motorsportgruppe, fast ein wenig neidisch werden die schönen schnellen Wagen betrachtet. Ebenfalls sehr interessant sind Ausstellung und Demonstrationen des Modellschiffvereins Wädenswil. Der Höhepunkt des Ressorts Sport ist sicherlich der Galaabend des Sports «Einst und heute» im grossen Festzeit.
 
Kirche
Beim Schloss, wohl einem der schönsten Orte auf der Halbinsel Au, präsentieren sich die beiden Landeskirchen und einige Freikirchen. Eine beachtenswerte Ausstellung zum Thema «Die Bibel in der Schweiz» sowie ein Bücherstand mit christlicher Literatur befinden sich im wunderschönen Schloss. An der Podiumsdiskussion «Jesus und Politik» wird intensiv über die Trennung von Kirche und Staat diskutiert, sicher wird diese Diskussion von einigen Besuchern im «Chile-Kafi» weitergeführt, während sich andere die − speziell auf das Leitthema «Begegnung» ausgerichtete − Credorama-Multimediaschau ansehen, die jeden Tag ausgestrahlt wird. Ein besonderes Erlebnis für die Kinder sind die Blasio-Spielgeräte hinter dem Schloss. Hunderte von Mädchen und Buben tummeln sich jeden Tag auf diesen lässigen Luftkissen.
 
Behinderte unter uns
Die Behinderten-Institutionen aus dem ganzen Bezirk haben sich für die Feier zusammengeschlossen und präsentieren in einem Festzelt ein umfassendes Bild über ihre wichtigen und interessanten Tätigkeiten und Aufgaben. Besonders beliebt ist bei vielen Besuchern das Tastfeld. Verschiedene Materialien können mit Händen und Füssen abgetastet werden. Am Stand der Werkstatt Humanitas, Horgen, werden selbstgemachte Kostbarkeiten feilgehalten, und wer alle Info-Tafeln der verschiedenen Institutionen gelesen hat, trinkt einen Kaffee in der Cafeteria.
 
Industrie
Auf drei Ledischiffen präsentiert sich die Industrie mit einem vorzüglichen Fisch-Beizli, «Mitmach-Aktionen» der Firmen Alcatel STR, Wädenswil, und Lindt & Sprüngli AG, Kilchberg, sowie mit verschiedenen Filmvorführungen. Jugendliche hatten Gelegenheit, eigens für das Au-Fäscht Filme zu drehen, die prämiert und auf einer Grossleinwand gezeigt werden. Einige Firmen aus dem Bezirk haben die leuchtenden, tönenden und wasserspritzenden Musikskulpturen für den kantonalen Festumzug in Zürich gesponsert. Während der Bezirksfeier sind sie vor dem Schloss nochmals zu sehen.
 
Festwirtschaften
Viel zu bieten haben die zahlreichen Vereine, die während der ganzen Feier oder lageweise eine Festbeiz führen. Spaghetti, Lammspiessli, kaltes Siedfleisch, Beinschinken, Glace, Fisch ... alles, was das Herz begehrt, wird je nach Verein offeriert. Zu jedem halben Liter Wein gibt es ein Weissweinglas zum Mitnehmen. Auch nach der Feier haben diese Gläsli mit dem Au-Fäscht-Sujet einen reissenden Absatz und erinnern viele Besucher an die tollen Tage auf der Au.
 

BEGEGNUNGSTAG AM HEIMATORT

Auf Initiative des Bundes Schweizerischer Frauenorganisationen arbeitete die Gruppe «Aktion Begegnung 91» die Idee des Heimwehbürgertages aus. Auch Wädenswil macht an diesem «nationalen Anlass» mit. 150 Wädenswilerinnen und Wädenswiler von nah und fern (USA, Schweden, Belgien und aus der ganzen Schweiz) werden im Rosenmattpark an rot/gelb-gedeckten Wädenswiler-Tischen zu Kaffee und Gipfeli begrüsst. Nach der Ansprache des Stadtpräsidenten führen die Mitglieder des Stadtrates die fröhlichen Gäste in Gruppen durch den schönen Ortskern und berichten interessanter über unsere Stadt als dies mancher Reiseleiter könnte. In der reformierten Kirche hält Peter Ziegler ein kurzes Referat über den Bau und die Bedeutung der barocken Kirche, welche vor über 200 Jahren von Hans Ulrich Grubenmann erbaut wurde. Mit doppelstöckigen London-Bussen geht die Führung weiter durch ganz Wädenswil. Die Alterssiedlung, der Reidbachweiher, Schulhäuser, die Forschungsanstalt, das Panorama vom Alpenweg aus, die Industriezone Hintere Rüti usw. werden gezeigt und erläutert.
Auf der Halbinsel Au treffen sich alle Heimwehbürger und -bürgerinnen der Bezirksgemeinden zu einem vorzüglichen Mittagessen im grossen Festzeit, welches von der Harmonie Kilchberg musikalisch umrahmt wird. Am Nachmittag mischen sich die Gäste aus der ganzen Welt unter die Au-Fäscht-Besucher und vergnügen sich an den vielfältigen Attraktionen und Angeboten, bevor sich dann die Wädenswiler Gäste gegen Abend im Schlosskeller bei einem Trunk verabschieden.
Für die Wädenswiler Heimwehbürgerinnen und Heimwehbürger wie auch für die Organisatoren der Stadtverwaltung ist dieser Tag einmalig und unvergesslich. Dies zeigen auch die vielen Dankesbrief an den Stadtrat:
− «Wir sind stolz auf unsere Heimalgemeinde!»
− «Und dann gibt es nur eins: Ich möchte Sie umarmen! Ganz besonders für einen Satz: Heimat ist da, wo die Wurzeln sind. Diese Worte haben mich tief gerührt ... »
− «Es ist uns ein Bedürfnis zu danken für all das, was wir erleben durften, für all das uns Dargebotene in unserer Heimatgemeinde − es war, wie man so schön sagt, einfach super!»
− «Uf widerluege Wättischwyl!»

Von den Landfrauen liebevoll präsentierter Blumenschmuck im Ausstellungssektor der Gemeinde Wädenswil.

ORGANISATORISCHES UND FINANZIELLES

Die Gesamtverantwortung der zehn Tage dauernden Feier lag in den Händen der Bezirks-Gemeindepräsidentenkonferenz. Die zwölf Stadt- und Gemeindepräsidenten vertraten überzeugt die Ansicht, der Besuch der Jubiläumsfeier solle gratis sein. Der Verkauf von Plaketten, für einzelne Gross-Anlässe obligatorisch, werde einen gewissen Ertrag abwerfen. Da dieser aber, zusammen mit dem Gewinn aus den Festwirtschaften zur Deckung aller Unkosten nicht ausreichen konnte, wurden in allen Gemeinden Beiträge von Fr. 7.- pro Einwohner (inklusive Defizitgarantie: Fr. 2.- pro Einwohner) bewilligt. Heute wissen wir, dass die Defizitgarantie von total 200‘000 Franken nicht voll ausgeschöpft und zu einem Drittel an die Bezirksgemeinden zurückerstattet wurde.
Der Gemeinderat Wädenswil beschloss zwei zusätzliche Kredite von 20‘000 und 5000 Franken. Aus dem ersten − er wurde mit einem persönlichen Legat aufgestockt − kaufte und versetzte das Organisationskomitee dem Zweck des Beitrages entsprechend eine Skulptur des Bildhauers Piero Tedoldi, Adliswil, der diese während des Bildhauersymposiums auf der Au geschaffen hatte. Diese Skulptur, sie steht am Seeuferweg in der Nähe des Schlosses, soll die Spaziergänger an die wunderschönen Tage der Begegnung auf der Halbinsel Au erinnern.
Aus dem zweiten Beitrag, der nur zum Teil verwendet werden musste, verteilten die Obstbauern am Eröffnungstag an Ort und Stelle frisch gepressten Süssmost; Voraussetzung aber war, dass ein persönliches Trinkgefäss mitgebracht wurde.

RÜCKBLICK AUF DAS FEST DER BEGEGNUNG

Die Feier «700 Jahre Eidgenossenschaft» der Gemeinden des Bezirks Horgen bringt die Halbinsel Au erst negativ, dann positiv in die Schlagzeilen.

Mit vereinten Kräften aus allen Gemeinden wurde eine einmalige, unvergessliche Bezirksfeier 1991 «700 Jahre Eidgenossenschaft» auf der Halbinsel Au organisiert. Bereits im Organisationskomitee begegneten sich verschiedene initiative Männer und Frauen aus dem ganzen Bezirk. Dem Leitgedanken «Begegnung» wurde somit schon in der Vorbereitung Rechnung getragen.
Die stets gute Stimmung breitete sich schnell weiter aus auf die vielen mitwirkenden Vereine und schliesslich auf die zirka 85‘000 Gäste. Fröhliche Mädchen, Buben, Erwachsene und Senioren begegneten sich während neun Tagen in ausgelassener Stimmung auf dem wunderschönen Festgelände.
Der direkte Draht zu Petrus, welcher uns während der ganzen Feier nur mit Sonnenschein beglückte, hat ebenfalls sehr viel zu diesem Fest der Superlative beigetragen.
Es bleibt zu hoffen, dass alle Besucherinnen und Besucher die Freude und Wärme dieses Festes im Herzen behalten und die fröhlichen Begegnungen mit unseren Mitmenschen weiterhin unbeschwert pflegen.
Erfreulicherweise waren während der ganzen Feier keine schwerwiegenden Unfälle zu verzeichnen, und die vielen Besucherinnen und Besucher beachteten die Anweisungen des Organisationskomitees, so dass an der idyllischen Halbinsel Au keinerlei Schaden entstand. Die Stadt- und Gemeindepräsidenten sowie die Organisatoren freuen sich − trotz der anfänglichen Schwierigkeiten −, den 700. Geburtstag unserer Heimat, unserer Eidgenossenschaft, auf diese Art und Weise und an diesem Standort gefeiert zu haben.

Das Riesenrad beim Landgasthof auf der Halbinsel Au − Anziehungspunkt für gross und klein.
 



Walter Höhn, OK-Präsident





Rita Stampfli, Sekretariat